fürchtungen zerstreut, als werde sich Oestreich im Fall eines deutschen Kriegs aus die Seite Frankreichs stellen. Nicht überflüssig erscheint mir die Bemerkung: daß diese Annäherung an Preußen älteren Datums ist als die Publikation des prcußisch- baierisch-badischen Schutz- und Trutzbündnisses, daß daher die Annahme eine ungerechtfertigte wäre: es sei unser Kabinet erst durch diese zu entgegenkommenden Schritten bewogen worden. Preußen behält in Deutschland freie Hand, und vielleicht schon die nächste Zukunft wird uns lehren, daß es seinerseits auch un- serm Kabinet, falls dieses in die Lage kommen sollte, aus den orientalischen Wirren Nutzen zu ziehen, keine Hindernisse in den Weg legen wird.
Die Aussöhnung des Kaisers mit Ungarn ist den feudalen Herren und Bischöfen in Böhmen ein verhaßtes Ding. Ihre einflußreichen Häupter, die Erzbischöfe von Prag und Olmütz, eilten Persönlich nach Wien, um den Kaiser von seiner Reise nach Ungarn zurückzuhalten und Herrn v. Beust ein Bein zu stellen. Der Kaiser ließ sie aber nicht vor und reiste andern Tags ab.
Turin, 23. März. Kossuth erklärt eine Verständigung mit Oestreich für einen Selbstmord Ungarns als Staat und Nation.
Paris, 21. März. Die ofsiz. Journ. haben strengen Befehl, über die eben veröffentlichten Verträge zwischen Preußen und Süddeutschland gar kein Erstaunen zu zeigen und dieselben als im Einverständnis) mit Frankreich erfolgt hinzustellen. Dagegen ist auffallend, daß die Leierkastenmänner, die ganz in den Händen der Polizei sind, wie vor dem Krimmkrieg gegen Rußland, 1859 gegen Oestreich, so jetzt gegen Preußen und Deutschland ihre Orgeln stimmen. „Hunde und Räuber" heißen wir Deutsche iu den Gassenhauern dieser Leute, deren Weisen die Arbeiter der Vorstädte aufreizen. Lassen wir dieses bedeutsame Zeichen nicht außer Acht.
Paris, 24. März. Die France dementirt heute wieder alle auf den Verkauf Luxemburgs bezüglichen Gerüchte in sehr bestimmter Weise. Diese Gerüchte sind die Lieblingsbeschäftigung des Temps, sein Trost im Unglück; denn über die preußischen Alliauzverträge ist er übelsten Humors, und heute erfüllt es ihn mit ganz besonderer Bekümmerniß, daß Württemberg, welches bisher den Ruhm unvergleichlicher Preußenfeindlichkeit vor Allen hatte, nicht der letzte, sondern vielmehr der erste der Südstaaten gewesen sei, der den Sprung ins preußische Lager that.
Paris, 24. März. Das bereits im Werk befindliche fran- zösisch-östreichische Bündniß ist in Folge der neuesten Ereignisse in Deutschland vertagt worden.
Ein englischer Arzt, Dr. Johnson, warnt jedes Mädchen, sich vor dem 21. Jahre zu verheirathen. Für jedes Jahr, sagt er, das sie früher in der Ehe verlebe, verliere sie im Durchschnitt drei Jahre ihres Lebens, oder altere um so viel Zeit früher.
Die kleinen Leiden und Freuden des Ehestandes.
(Fortsetzung.)
Martha gab ihm als Antwort einen leichten Backenstreich und fügte hinzu:
„Sie sollen mir später noch die Hände dafür küssen, wenn ich Ihnen werde eine neue Julie verschafft haben. Aber jetzt seien Sie vernünftig und beobachten Sie wohl, was ich Ihnen vorschlagen werde." Martha zog bei diesen Worten den Schwager an ihre Seite nieder. „Wenn Sie in eine halbjährige Trennung von Ihrer Frau willigen wollen, so verspreche ich Ihnen ein Wiedersehen, für welches Sie mir Zeit Ihres Lebens dankbar bleiben sollen?"
„Ich mich von Julie trennen?"
Martha ließ ihn nicht ausreden und fuhr fort: „L>cicn Sie gescheidt und nehmen Sie meinen Vorschlag an. Während sie in der neuen interimistischen Garnison ein kurzes Garponleben führen, geben Sie Ihre Wohnung in Waldau auf und Julie kommt mit Ihrem Kinde zu mir. Eine kleine Wohnung neben der unsrigen ist leer geworden, sie besteht zwar nur aus zwei nach dem Hose gelegenen Zimmern, aber Julie bedarf nur Schlaf- und Kinderstube, meine Zimmer sind zugleich die ihrigen. Der Garnisonwechsel wird kein Glück in ihr Haus bringen, bevor Julie nicht auscurirt ist."
„Meine Frau ist Gott sei Dank gesund," bemerkte Georg.
„Sie leidet an einer Krankheit, die heut zu Tage die meisten Ehen zu Grunde richtet. Die Weltdame in ihr hat die Hausfrau todt gemacht, von mir soll sie lernen, daß beide ganz friedlich Hand in Hand durch's Leben gehen können. Der Herr Lieutenant von Wurm kann keine Küchenmagd als Frau brauchen, und die Lieutenantseinnahme kann keine Modedame bezahlen."
Georg blickte seine Schwägerin mit weit aufgerisscnen Augen an.
„Wundern Sic sich, lieber Georg, so viel Sie wollen, aber jetzt sagen Sie ja oder nein."
„Die Mama hat mir schon erzählt, daß Sie bei aller Eleganz eine vortreffliche Wirthin geworden wären."
„Was weiß die Mama davon, wenn sic aufsteht, ist meine Wirthschaft schon besorgt."
„Und, Martha, Sie wollten wirklich?"
„Durchsetzen, daß Julie Morgens mit ihnen frühstückt, wie es in jeder vernünftigen Ehe Sitte und Brauch sein sollte," siel Martha ihm in's Wort.
Georg seufzte tief, es trat ihm sogar eine Thräne in's Auge.
„Abgemacht?" sie reichte ihm die Hand hin.
Er zog sie an seine Lippen, drückte sie an sein Herz und sagte nur:
„Darüber hat Julie zu bestimmen."
Vierzehn Tage später lagen sich die Schwestern in den Armen.
Die Frau Geheimeräthin Spangeuberg war entsetzt über Juliens kleinstädtische Toilette.
Julie beklagte sich bei der Schwester deßhalb.
„Martha," sagte sie, „erkläre mir in aller Welt, wie Du es anfängst, alle die vielen Toilettenzierdcn, welche, die Mama hat ganz Recht, eine Toilette immer frisch erscheinen lassen, bei Deinen geringen Geldmitteln Dir anschassen kannst? Immer zierliche Morgenhänbchen, mit denen Du Deinen Mann von Tag zu Tag neu eroberst, immer frische Aermel, Kragen, Manschetten. Du könntest nach meiner Meinung diesen Luxus kaum bestreiten, wenn Du einen galanten Ladendiener zum Liebhaber hättest."
„Hier hast Du die Auslösung des Räthsels," cutgegnete Martha lachend und hielt ihr die Victoriazeitung unter die Augen.
Mitleidig zuckte Julie die Achsel und setzte hinzu: „Die Blätter scheu sich recht hübsch an, ich blättere auch gern darin, aber —"
„Aber man kann auch etwas daraus lernen," fiel Martha ein: „Gelernt will es sein, wie Alles, selbst das Geringfügigste im Leben, aber ist nur die Fertigkeit erst da, so findet sich die Lust an den Beschäftigungen und man gelangt sehr bald zur Ueberzeugung der damit erzielten Ersparnisse, die oftmals in's Lächerliche gehen. Was Mama, die auch nicht begreift, wozn diese Frauenzeitungen eigentlich in der Welt sind, so lange es Schneiderinnen und Putzmacherinnen gibt; was sie mit ihrem schweren Gelde sich erkauft, kostet mich oftmals gar nichts. Ein und dieselbe Sache bringe ich mit Hilfe der Vorlagen,' die mir meine „Victoria" liefert, in fünf, sechs verschiedene Formen, es gehört dazu nur Zeit und Geduld. Die Zeit kostet kein Geld, höchstens etwas Schlaf, und darin liegt ein neuer Gewinn; der lauge Schlaf verdickt das Blut und macht den Teint grau, und da mein Max nichts mehr liebt, als eine Frau mit einem weißen klaren Teint, müßte ich doch die größte Närrin auf Gottes Erdboden sein, wenn ich — ja was wollte ich doch sagen — wenn ich mir nicht die Victoriazeitung hielte."
„Ist das eine Logik!" lachte Julie.
Martha, ein Wunder von Thätigkeit, machte es auch noch möglich, ihre Julie mit neuen Untcrärmeln und Häubchen zu versorgen, denn sie fand die feine Wäsche der Schwester in einem bejammcrnswerihen Zustande.
Das Schwcsterpaar hatte einen glückseligen Sommer verlebt, und schon war der erste Schnee gefallen, als Georg erwartet wurde, um die neuen Befehle des Kriegsministers in Empfang zu nehmen.
In einer wahren Bräutigamslaune schloß Georg seine junge Frau in die Arme und schwur hoch und lheuer, lieber mit ihr ungebrannte Suppe essen, als in eine neue Trennung von ihr willigen zu wollen. (Schluß folgt.)
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