Tages-A euigkeiten.

Stuttgart. Die Regierung beabsichtigt, bei Einführung der neuen Militär-Organisation in jede Oberamtsstadt etwa 80 Mann mit einigen Offizieren und Unteroffizieren zu le­gen, damit die einfachen Hebungen der Soldaten und die zeit­weiligen Exercitien der Landwehr draußen vorgenommen werden können. (Lchw. B.)

Stuttgart. Die Gerichts-Organisation ist von der Ju­stizgesetzgebungskommision einstimmig gutgeheißen werden und soll der Kammer zur Annahme empfohlen werden.

Stuttgart, 25. März. Wer noch ein Vorurtheil hatte gegen die Benützung des Pferdefleisches als menschliche Nahrung, der konnte solches verlieren bei der Theilnahme an dem von dem Thierschutzverein zum Schluß seiner heutigen Generalversammlung in der Liederhalle veranstalteten Pferdefleischessen. Pferdezunge und Pferdefleisch auf verschiedene Weise zubereitet, nach Art der Beefsteuck's und des Wildbretts, mundeten den zahlreichen Theil- nehmern trefflich und in der That wäre es auch den Feinschme­ckern schwer geworden, diese Beefsteack's von den wahren zu un­terscheiden, wenn nicht der Speisezettel nachgeholfen hätte. Ich habe von dem Essen die Neberzeugung mitgenommen, daß die Abneigung gegen den Genuß des Pferdefleisches ein gutes Stück alt hergebrachten Vorurtheils ist, welches nach und nach besserer Einsicht weichen wird. (St.-A.)

Tagesordnung der Sitzungen des Schwurgerichtshofs in Tü­bingen für das erste Quartal 1867. 1) Donnerstag den 28. März: Anklagesache gegen den Ziegelknecht Johann Jakob Bökle von Neusten, O.A. Herrenberg, wegen vorsätzlicher Körperver­letzung und dadurch verschuldeter Tödtung. 2) An demselben Tage: Anklagesache gegen den flüchtigen Schuhmacher Johann Martin Bohrer von Reutlingen wegen Nothzucht. 3) Freitag den 29. März: Anklagesache gegen den Schusterlehrling Heinrich Weinmann von Reutlingen wegen Brandstiftung. 4.) Samstag den 30. März: Anklagesache gegen den Schuhmacher Johann Georg Leiz von Altenstaig, O.A. Nagold, und dessen Ehefrau wegen Erpressung.

Die Bohrungen an der Döttinger Erd öl quelle neh­men einen günstigen Verlauf. Man ist nun in einer Tiefe von 90 Fuß über den Wellenkalk hinaus in den bunten Sandstein gedrungen. Noch immer zeigt sich das Oel im Bohrloch.

Folgende schauderhafte Geschichte erzählen wir nach dem D. V.", dem wir auch die Verantwortlichkeit für die Wahr­heit desselben überlassen: Von der Crailsheim er Hardt, 22. März. Vor etwas mehr als 4 Jahren hat eine Dienstmagd aus Unterdeufstetten, OA. Crailsheim, ein uneheliches Kind ge­boren, welches sie auf die nächsten 2 Jahre im Bäurischen als Kostkind unterbrachte. "Nach Umfluß dieser Zeit brachte sie es herein ins Württembergische zu ihren Eltern nach Unterdeufstet- ten. Diese verheimlichten jedoch dasselbe und machten ihm unter das Dach ihres Wohnhauses ein engräumiges Käsig aus Bret­tern und Holzstücken, in welchem sie ein Lager von purem Stroh einrichteten, und es hier volle 2 Jahre Sommers und Winters anfütterten wie das Vieh. Daß das so mißhandelte Kind bis zu einer affen ähnlichen Mißgestalt verkümmerte, ist leicht begreiflich, wie es auch wirklich ganz nach thierischer Art sich anstellt und, obgleich schon über 4 Jahre alt, nur thierische Laute auszustoßen vermag. Vor 4 Tagen ist die Polizei hinter das Geheimniß gekommen und hat beim K. Oberamtsgericht dis nöthige Anzeige erstattet, woraus die Betheiligten gefänglich ein­gezogen worden sind und nun hinter Schloß und Riegel des Ürthcilsspruchs harren, der ihnen ohne Zweifel im Schwurge­richtssaale zu Ellwangen seiner Zeit werden wird. Das Kind selbst wurde in ärztliche Behandlung genommen und in menschen­würdige Pflege gegeben. Merkwürdig ist es zu sehen, wie es Brodstücke und andere harte eßbare Gegenstände zwischen die Kniee einpreßt und davon, ohne Gebrauch der Hände, herunter­beißt, ganz nach Art der Affen, der Nagethiere und anderer dergleichen Thiergattungen.

Eine baierische Zeitung (N. Anz.) will von einem geheim­sten Artikel des geheimen Bündnisses Preußens mit Bayern wissen. Er gehe dahin, daß Bayern ein Gebiet von 900,000 Köpfen au Preußen abtreten müsse, wenn der bayrische Landtag dem Bündniß nicht beitrete.

Ein Berichterstatter versichert von der Festung Mainz, es herrsche daselbst einebienenhafte Thätigkeit". Wohl bekomm' der Honig!

DemFranks. Journ." wird geschrieben:Bemerkenswerth ist das Beglückwünschungsschrcioen des Königs von Sachsen zum Geburtstage des Königs Wilhelm, in welchem dieser äußert, daß er oder der Kronprinz persönlich zur Gratulation hergekommen sein würde, wenn nicht die Familie sich in tiefem Leidtragen we­gen des Todes der Herzogin in Bayern befände.

Frankfurt, 22. März. Ueber die Resultate der Abrech nung der bei der Bundesliquidation betheiligten deutschen Staaten erfährt man, daß das Aktivvermögen des Bundes in Baarbe- ständen (bei Rothschild), nach Abzug der Kapitalbeträge für die Pensionirung der Bundesbeamten, sich auf über 4 Mill. Gulden beläuft; dazu kommen etwa 5 Mill. Gulden an liquiden For­derungen an verschiedene Bundesstaaten, und es gehen davon ab als Schulden, die theils an einzelne Staaten, theils an Priva­ten zu bezahlen sind, circa 3 Millionen Gulden. Es sind bei diesen summarischen Mgaben verschiedene bedeutende Forderungen, die möglicherweise ganz oder theilweise aus der Liquidation weg­fallen, außer Ansatz gelassen, so die östreichische Forderung von 8 Millionen für die holsteinische Exekution von 1850, die baye­rische für die kurhessische Exekution mit circa l'/« Million. Das Material der Bundesfestungen soll etwa fünfzehn Millionen werth sein; ob dasselbe zur Aktivmaste kommen werde, ist noch nicht festgestellt. (F.J.)

Berlin, 22. März. Nach den vom Kriegsminister von Noon dem Reichstage übersandten Erläuterungen einiger die Wehr- versassuug des norddeutschen Bundes betrestenden Artikel wird nach der letzten Volkszählung und nach den über die Vermehrung der Bevölkerung gemachten Erfahrungen, die Bevölkerung der Staaten des norddeutschen Bundes zu 30 Millionen zu veran­schlagen sein. Die nach Art. 56 zu 1 Prozent der Bevölkerung festgesetzte Friedenspräsenzstärke des Bundesheeres stellt sich so­mit excl. 13,000 Offiziere, auf circa 300,000 incl. circa 39,000 Unteroffiziere. Das Präsidium des Reichstags wird, wie das Fr. I. hört, von nächster Woche an nicht mehr täglich Plenar­sitzungen anberaumen. Die täglichen Sitzungen sind für alle Theile zu anstrengend. -- Wie die Morgenblätter mittheilen, hat der König in seiner Ansprache an die (zur Beglückwünschung erschienenen) Botschafter Englands und Frankreichs sich in osten­sibel freundlichster Weise ausgedrückt. Lv äußerte er u. A. zu Benedetti die festeste Zuversicht auf Erhaltung des Friedens.

Berlin, 22. März. DieK. Z." schreibt: Ueber die Vertheiluug der von der Landesvertretung als Nationalbelohnung bewilligten Dotationen für den Ministerpräsidenten und die fünf Generale sind bisher noch keine bestimmte Angaben in die Oef- fentlichkeit gelangt. In politischen Kreisen will man wissen, daß dem Grafen Bismarck 400,OM Thlr., dem Kriegsminister 300,000 Thlr. und den anderen vier Generalen je 200,OM Thlr. zuge­wiesen sind, mit dem Wunsche des Regenten, solche inliegenden Gütern anzulegen.

Berlin, 23. März. Wie die Berliner Börsenzeitung mel­det, ist die Königin Victoria fest entschlossen, eine morganatische Ehe einzugehen, voraussichtlich unter Verzicht auf den englischen Thron.

Berlin, 25. März. Wiederholentlich verlautet, die Re­gierung werde wahrscheinlich eine 7jährige Uebergangszeit fin­den Militär-Etat beantragen. Die konstitutionell-bundesstaat­liche Fraktion beantragt für den künftigen Reichstag ein Ober­und ein Unterhaus.

Wien, 23. März. DieA. A. Z." enthält folgende wich­tige Mittheilung: In der Stellung Oestreichs zu der europäi­schen Staatengruppirung ist neuerdings eine, wie es jedoch scheint, von langer .Hand vorbereitete Aenderung vor sich gegangen, von welcher wir uns eine dauernde, für die Machtstellung Oestreichs wohlthätige, Politik versprechen dürfen. Wir meinen die Annäherung an Preußen. Ich glaube Ihnen mit Be­stimmtheit mittheilen zu können, daß eine solche Annäherung nicht blos faktisch stattgefunden, sondern daß ihr auch bereits eine positive Basis gegeben worden, so daß auf ein festes Zusammen­halten Oestreichs und Preußens im Fall europäischer Verwick­lungen mit Zuversicht zu rechnen ist. Diese Thatsache ist in hohem Grade bedeutsam, denn es werden durch dieselbe die Be-