Tagts-Aeuigkeilen.

Bei der Ertheilung von Preisen und sonstigen Auszeichnungen für Schüler der K. Baugewerkeschule erhielt ein Belobungsdiplom in Klaffe 5 üeinr. Schuster von Nagold.

Stuttgart, 22. März. Die einjährig Dienenden sollen nach der neuen Wehrverfassung fortan ein volles Jahr präsent bleiben, während dessen sie im Sommer die Soldaten- theilweise die Unterofsiziersschule dnrchmachen. Während des Winters wer­den sie mit den Unteroffizieren unterrichtet und erhalten überdies noch wissenschaftlichen Unterricht. Nach Ablauf des Jahrs werden sie geprüft, ob sie sich zum Offizier oder Unteroffizier eignen; die für tüchtig Erkannten haben, wenn sie weiter dienen, An­wartschaft, nach einem weiteren Jahre zum Offizier befördert zu werden. (S. V.-Z.)

Stuttgart, 23. März. Vom Ministerium der auswär­tigen Angelegenheiten wurde heute dem ständischen^ Ausschuß ein zwischen den Kronen von Württemberg und Preußen abgeschlos­sener Staatsvertrag vorgelegt, der mit den Verträgen der zwei andern süddeutschen Staaten, Baiern und Baden, identisch ist. Der württemb. Vertrag trägt das älteste Datum, 13. Aug.

Durch den Genuß saurer Leberwürste starb dieser Tage in Oeschelbronn, OA. Hcrrenberg, ein Mädchen von 36 Jah­ren. Auch bei deren zwei Brüdern stellten sich die Erscheinungen der Wurstvergiftung ein, doch ohne Gefahr zu bringen.

Nach einer Mittheilung des Schw. Boten soll dieses Spät- sahr das Arsenal von Ludwigsburg nach Ulm verlegt werden.

Aus Heidenheim vom 20. März wird berichtet, daß am Fuße des Schloßberges zwei Erdölquellen hervorgebrochen seien.

München, 22. März. Morgen wird die Vertagung der Kammer bis auf Weiteres eintreten; die Gesetzgebungs-Ausschüsse bleiben aber versammelt, um die begonnene Thätigkeit fortzusetzen.

Die baie rische Kammer hat mit 87 gegen 44 Stimmen den Antrag des Ausschusses auf Vorlage eines Gesetzes über Ab­schaffung der Todesstrafe angenommen.

Dresden, 21. März. Auch die sächsische Ober-Postver- waltung wird am 1. Juli dieses Jahres an Preußen übergeben werden.

Graf Bismarck versteht sich auf Uebcrraschungen. Sein Bünduiß Preußens mit Bayern und Baden hat alle Welt über­rascht und mit einemmale die Brücke über den Main geschlagen und Nord- und Süddeutschland zu Schutz und Trutz verbunden. Pontifex Bismarck hat den Pontifex Manteuffel holstein'schen An­denkens zur Ehre Preußens abgelöst. Die Ueberraschung wird in Paris am größten sein; man war dort gewohnt, die Andern zu überraschen und ist nun selbst zum 2tenmal überrascht worden. Napoleons Minister Rouher hatte soeben der Kammer erklärt, Frankreich habe durch die neue Gestalt Deutschlands eher gewon­nen als verloren; denn der deutsche Bund sei gesprengt, der über 70 Millionen Köpfe verfügt habe, Deutschland sei jetzt in Z Theile getrennt, die wenig von einander wissen möchten u. s. w. Nun sind zwei Theile, der deutsche Norden und Süden mi­litärisch geeinigt. Derselbe Minister hatte hinzugesügt, Bayern habe es nur der Fürsprache Napoleons zu danken, daß es im Frieden nicht 900,000 Köpfe an Preußen habe abtreten müssen. Jetztwird Frankreich wohl klar geworden sein, daß Bayern diese Scho­nung wohl eher seinem geheimen Bündniß mit Preußen verdankt, von welchem Napoleon keine Ahnung hatte. Bei den bayrischen Staats­männern scheint der Gedanke an die Ueberraschung Napoleons sogar von bittersüßen Gefühlen begleitet zn sein; sie getrosten sich jedoch der Hoffnung, daß Napoleon vor dem geeinigten Deutsch­land Respekt zeigen werde. Ein Geheimniß scheint es noch zu sein, weßhalb der Vertrag gerade in dem Augenblick veröffent­licht worden ist, in dem er wie eine Bombe in die französischen Kammerverhandlungen fallen mußte.

Berlin, 15. März. Eigentümliche Enthüllungen über die kaiserliche Geheimpolitik hat dieVolkszeitung" einem Pri­vatbriefe aus Paris entnommen. Danach sei das nächste Ziel der politischen Thätigkeit Napoleons das schöne Spanien; um die öffentliche Aufmerksamkeit aber davon abzulenken, sehe er das Auftauchen anderer kriegerischer Gerüchte sehr gern, und begün­stige sogar das Umherflattern von solchen Schiboleths wie Luxem­burg, Südbelgien, Rheingrenze. Napoleon, heißt es weiter, verfolgt mit größtem Eifer einen Plan, nämlich die Entthronung

der Bourbonen. In Spanien ist der letzte Thron, auf welchem Bourbonen sitzen, und sie zu stürzen, erscheint ihm als die nächste Aufgabe. Daß die spanische Regierung nach^Kräften bemüht ist, ihm sein Vorhaben zu erleichtern, das beweisen die Nachrichten der letzten Monate. Seit dem unglücklichen Erhebungsvcrsuche des Generals Prim herrscht in Spanien ein Zustand, welcher allzu lebhaft an die letzten Jahre der Bourbonenherrschaft in Neapel erinnert, als daß man diesem Zustand nicht das gleiche Ende Voraussagen sollte. Wie Piemont mit Aengstlichkeit die Vorgänge in Neapel überwachte, um sich im gegebene» Moment die reife Frucht in den Schooß fallen zu lassen, so wartet Por­tugal mit Begierde auf den Moment, wo es durch Gründung eines iberischen Reiches in die Reihe der Großstaaten eintreten kann. Und wie hinter Piemont Frankreich stand, bereit die hel­fende und schützende Hand auszustrecken, so steht auch Louis Na­poleon hinter Portugal, um zu helfen und sich seine Hilfe be­zahlen zu lasten. Worin dieser Preis bestehen wird, darüber kann man augenblicklich nur Vermuthungen hegen, möglich, daß die balkarischen Inseln einen Theil derKompensation im Inte­resse des europäischen Gleichgewichtes" bilden.

Berlin, 22. März. Es wird versichert, mit den Süd­staaten Württemberg ausgenommen sei bereits eine Eini­gung über die künftige Bundesakte erzielt. Dieselbe soll gleich nach der Constituirung des Nordbunds formulirt und proklamirt werden. Benedetti's Reise nach Paris habe den Anstoß dazu gegeben.

Berlin, 22. März. Die offiziöseNorddeutsche Allgem. Zeitung" begrüßt mit Befriedigung die Auslassungen der Wiener Neuen freien Presse" über die Nothwendigkeit einer Allianz Oestreichs und Preußens, indem sie hinzufügt, Oestreich werde den treuesten Bundesgenossen finden, wenn es sich rückhaltslos an Preußen anschlösse und die nationale Entwicklung Deutschlands fördern wolle. (S. D.-Z.)

Berlin, 22. März. Wie die Morgenblätter versichern, herrscht in den hiesigen Regierungskreisen die Meinung vor, die luxemburgische Frage werde schließlich zur Volksabstimmung füh­ren, welcher Preußen nicht widersprechen würde. Die Aussichten seien nicht ungünstig; die Masse des Volkes sei keineswegs sür Frankreich, der gebildete Theil zwar mehr, aber dieser sei über­zeugt, daß Luxemburg ohne Anschluß an den Zollverein ruinirt wäre. " (S. V.-Z.)

Frankfurt, 17. März. Nach derW. Z." soll der "seit 1512 unvollendete hiesige Dom, die Wahl- und Krönungskirche deutscher Kaiser, aus Mitteln des Fonds für monumentale Bau­ten in Preußen ausgebaut werden.

Wien, 21. März. Das Schutz- und Trutzbündniß zwischen Preußen und Bayern, welches die politische und militärische Eini­gung von Deutschland bedeutet, bildet heute das Hauptthema der Betrachtungen unserer Blätter. In vorurtheilssreien Kreisen, in denen man gewohnt ist, mit den gegebenen Thatsachen zu rech­nen, betrachtet man dieses Bündniß als eine Garantie des Frie­dens, einerseits, weil nunmehr die Besorgniß verschwindet, daß Frankreich, die deutsche Uneinigkeit benützend, den Versuch machen könnte, einen neuen Rheinbund zu organisiren, und andererseits, weil nunmehr die für Oestreich letzte Aussicht verschwindet, mit Süddeutschlaud in eine engere Verbindung zu treten. Eben da­rum hat aber auch aus jene Partei, die eine Politik der Wieder­vergeltung verfolgen wollte, die Veröffentlichung des zwischen Preußen und Bayern abgeschlossenen Schutz- und Trutzbündnisses wie ein Donnerschlag gewirkt, denn sie sieht jetzt alle ihre Hoff­nungen zertrümmert. Das aber ist eben, was allenthalben be­friediget. Hier hofft man, daß unsere Diplomatie, die ja dem Ausspruche Deust's zufolge mit den Metternich'schcn Ueberliefe- rungen vollständig gebrochen hat, nunmehr ihr Augenmerk darauf richten werde, die Allianz mit Preußen zu suchen, welche den Frieden von Europa schützen würde. Jetzt muß es sich zeigen, ob Herr v. Beust wirklich der Staats«,ann ist, der, auf der Höhe seiner Zeit stehend, die Aufgabe zu erfüllen im Stande, welche er übernommen hat.

Florenz, 22. März. In der bei der heutigen Eröffnung der Kammer gehaltenen Thronrede sagte der König: Nachdem ^ jetzt die Unabhängigkeit und Freiheit des Landes gewonnen sei,

^ müsse man dahin arbeiten, daß die Organisation eine dauerhafte ! werde. Die Bedürfnisse des Landes erlauben noch nicht, die Ab-