und Bedeutung, als es der Fall sein kann in Kleinstaaten, die für die Welt gleichgültig sind, und die nicht auf eigenen Füßen stehen, sondern mächtigen Nachbarn gehorchen müssen und von ihnen über den Haufen gerannt werden können."

Berlin,. März. In der Debatte des Reichstags über das Bundesgebiet wies Gras Bismarck die von den Polen und den Nordschleswigern eingebrachten Proteste zurück und erklärte bezüglich Nordschleswigs, nur Oesterreich habe ein Recht, ver­tragsmäßig die Abstimmung in Nordschleswig zu verlangen. Die Grenzlinie werde nur nach dem Interesse Preußens gezogen werden und der abzutretende Theil werde jedenfalls kleiner sein, als man in Kopenhagen denke. Betreffs Luxemburgs bemerkte Graf Bismarck: Preußen verlange nicht den Eintritt Luxemburgs in den norddeutschen Bund, alle Mittheilungen der Zeitungen hierüber seien bodenlose Erfindungen. Auf eine Bemerkung des Hrn. v. Carlowitz über eine eventuelle Verbindung Süddeutschlands mit Frankreich erklärte Graf Bismarck: Die Beziehungen zwischen Nord- und Süddeutschland seien vertragsmäßig verbürgt.

Frankfurt, 16. März. In der endgültigen Antwort des Königs an die Bürger-Repräsentation heißt es: Die Kontribution sei kriegsrechtlich begründet, es liege aber gleichwohl nicht indes Königs Intentionen, den Wohlstand einer jetzt preußischen Stadt zu gefährden. Die Trennung des städtischen vom Staatsvermö­gen solle möglichst beschleunigt werden. Sollte sich dabei Heraus­stellen, daß die Kontribution der Stadt anheimfalle, so werde Se. Mas. darauf bedacht sein, daß die Belastung nicht über das Maß steige. Die Entwicklung der Stadt liege bei einer geschicht­lich wie volkswirthschastlich so hervorragenden Stadt dem Könige besonders am Herzen.

Die schrecklichsten Todesfälle in Folge von Hunde bissen mehren sich gewaltig; wir haben in der letzten Woche solcher Fälle und zwar aus den verschiedensten Gegenden gegen 20 ge­lesen. Zwei neue lesen wir soeben aus Erfurt und München. In Erfurt starb dieser Tage ein Hanptmann, der kurz vor dem Ausmarsch in den Krieg von einem Hunde gebissen worden war, an der Wasserscheu, die also erst nach einem halben Jahre aus­brach. In München starb ein Milchmann rasch nach seiner Frau an Wasserscheu; sie waren 2 Monate vorher beide von ihrem Hündchen leicht verletzt worden. (Drfztg.)

Durch Oberpräsidialbekanntmachung im Kieler Wochen­blatt wird der StuttgarterBeobachter" wegen preußenseindlicher Haltung in Schleswig und Holstein verboten.

Tondern, 15. März. Heute fand hier in dänischer Sprache die Vereidigung der Lehrer der Probsteien Tondern und Mögel- tondern statt. Es waren 63 Lehrer vorgeladen, von denen 47 den Eid leisteten, 10 verweigerten denselben und 6 Lehrer hatten sich krank gemeldet. (H-N.)

W ien, 14. März. An der bosnisch-serbischen Grenze fin­den östreichische Truppenzusammenziehungen statt, und es könn­ten, wenn unvorhergesehene Ereignisse es gebieterisch erheischen, weitere Schritte erfolgen, nicht um etwa der Pforte Beistand zu leisten, sondern nur Eventualitäten vorzubeugen, die für Oest- reich verhängnißvoll werden könnten, worunter namentlich An­sätze zur Bildung eines großserbischen Reichs gehören. Jeden­falls aber, so versichert man in maßgebenden Kreisen, sei die Regierung bedacht, jede Friedensstörung möglichst zu verhüten.

Der russische Gesandte in Wien soll nach Havas Erklä­rungen über die östreichischen Rüstungen verlangt haben. Die östreichischen Rüstungen dürften sich auf Aufstellung eines Grenz- cordons gegen Bosnien reduziren. Doch wird eine Erkaltung der russisch-östreichischen Beziehungen zugegeben, vielleicht die Folge davon, daß Hr. v. Beust gegenwärtig weniger geneigt scheint, mit Rußland in der orientalischen Frage zu gehen, als zur Zeit, da er das famose Cirkulär erließ.

Wien, 15. März. Ein polnisches Blatt, der krakaner Czas, spricht von der bevorstehenden Krönungsfeier in Pesth und bemerkt, sein politischer Gedanke sei es stets gewesen, daß der Krönung in Pesth die Krönung in Prag und endlich auch die Krönung in Warschau folgen werde.

Wien, 15. März. Die Stadt Niemes hat Hrn. v. Beust das Ehrenbürgerrecht verliehen, um ihn wahlfähig in Böhmen zu machen, um ihn zum böhmischen Landtagsabgeordneten zu wählen, damit er von da in den Reichstag kommt.

Wien, 16. März. Frankreich, Oestreich und Rußland sind

übcreingekommen, gemeinsam der Pfone die Abtretung Kaudia's anzurathen.

Wien, 19. März. Die Neue freie Presse von heute mel­det, Oestreich habe Preußen den östreichisch-deutschen Münzver­trag gekündigt.

In Ehrudim (Böhmen) wurden ans dem letzten Pserde- jahrmarkt an zwei Tagen nahezu 8000 Pferde rasch von Aus­ländern , zumeist von preußischen Offizieren angekauft. Die That- sache hat die Furcht erzeugt, daß prenßischerseits Rüstungen bevorstehen.

Der Kaiser von Oestreich soll den Ungarn eine General-Am­nestie mitbringen.

Paris, 14. März. England, das jeden Eonflikt vermei­den möchte, soll eine Eonferenz zur Schlichtung der orientalischen Frage in Vorschlag gebracht haben. Der 'Tcmps" erwähnt verschiedener Gerüchte, wonach wegen der orientalischen Angele­genheiten umfassende Kriegsrüstungen in der Türkei, in Rußland und in Italien gemacht werden. (St.-A.)

Paris, 16. März. Der heutige Geburtstag des Kron­prinzen hat die erwartete Preßamnestie nicht gebracht.

Paris, 16. März. Im gesetzgebenden Körper hielt heute der Minister Rouher zur Beantwortung Thiers eine Rede, in welcher er erklärte: die Regierung habe keine Fehler gemacht; Frankreich stehe mit allen Mächten im besten Einvernehmen, lebe mit allen in Freundschaft und sei einzig damit beschäftigt gewesen, die Prosperität und den Reichthum des Landes zu entwickeln.

Brüssel, 17. März. Heute hat sich hier unter dem Na­menluKue «tu psuplv" (VolEsverein) ein großer Verein, wel­cher die Einführung des allgemeinen Stimmrechts und die Re­vision der Verfassung auf seine Fahne schreibt, gebildet.

London, 16. März. (Oberhaus.) Derby theilt mit, daß die Türkei die Festung Belgrad räumt; diese erhält eine serbische Garnison. Serbien erkennt die Souveränetät der Türkei an. Letztere führt unverzüglich christliche Reformen ein. Das Staats- Konseil erhielt 3 christliche Mitglieder, einer davon wird Finanz­minister, der andere Bankdireklor.

London, 16. März. Nicht sehr ehrenvoll für das eng­lische Unterhaus ist es, daß gestern eine Erklärung gegen die Peitschenstrase in der Armee nur mit einer Stimme Majorität angenommen wurde. Wirklich empörend ist es, wenn man liest, daß im Jahr 1865 441 Soldaten mit 22,275 Hieben bestraft wurden. Kein Wunder, daß der Soldatenstand in England als ein unehrenhafter verachtet wird.

Die französische Regierung hat Nachrichten aus Mexiko, deren zufolge Maximilian am 29. Januar in seiner Hauptstadt eingetroffen, wo er den feierlichen Entschluß aussprach, Alles für die Ausrechthaltung des Kaiserthnms einzusetzen.

Dem Zufall verdankt man ein neues Mittel gegen die Kornwürmer. Ohne bestimmte Absicht wurden jüngst auf die Fruchtvorräthe eines Gutsbesitzers eine Anzahl Schaffelle gelegt, welche noch Wolle hatten, andern Tags fand man die Schaffelle ganz mit Kornwürmern bedeckt. Der Versuch wurde mit Erfolg wiederholt und beim Umschaufeln der Frucht fand man keinen Wurm mehr darin. Es wäre wohl der Mühe werth, Proben anzustellen.

(Eine fast unglaubliche Lebensrettung.) Man schreibt uns aus Ruhrort: An einem mittelalterlichen Schlosse hatten sich die Gründungen eines der Thürme so gesenkt, daß derselbe dem pisanischen nachzustreben schien. Da er mit der Mauer des Schlosses verankert mar, hatte sich Niemand eines Unglücks versehen. Plötzlich aber in der Morgenfrühe, fand man den Thurm im Schloßgraben liegen, dessen oberstes, in Zimmerwerk gefügtes Geschoß lag sogar über dem Graben aus dem Trockenen. Die Köchin des Schlosses schlief aber gerade in diesem obern Thurmgeschosse. Man dachte, sie zerschmettert zu finden, allein als man zu dem Thurmbruchstück eilte und einen Eingang in dessen Inneres erzwang, war das Mädchen in seinem Bette unversehrt geblieben. Es hatte von diesem salto mortale keine Schramme davon getragen, lag aber so wohl in seinem Bette ver­packt, daß es erst nach Wegräumung einiges Brastes sich erheben und ankleid en konnte.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung-