T a g e s - A e u i g li e i t e n.

G Nagold, 15. Febr. Gestern Vormittag ereignete sich in Herrenberg ein großes Unglück. Ein armer Bürger, Va­ter von 0 Kindern, welcher schon lange am Genickkrampf gelit­ten, schlug seine Frau in der Stabe mit einem Beil dermaßen aus den Kopf, daß das Blut in Strömen über das Gesicht rollte, worauf sie hilfernfcnd auf die Straße heruntersprang. Als der Stationskommandant mit einigen Nachbarn den Thäter verhaften wollten, mußten sie die geschlossene Thüre erbrechen und fanden den Armen in einem 'Nebenzimmer mir zerschnittenem Hals und Pulsadern. Der mittlerweile bei der Frau in einem Nachbar­hause angekommeue Arzt hatte nun vollauf zu thun, um beide vor plötzlichem Tode zu reiten.

Stuttgart, 10. Febr. Wahrend die Tagesblätter der politischen Parteien alle Hebel in Bewegung fetzen, um die Re­form der Verfassung durch Petitionen aus allen Bezirken des Landes anzustrcben, während ihre Ansichten und Urtheile über das Resultat der jüngsten Eonferenz der süddeutschen Staaten stracks auseinander laufen und nur darin sich begegnen, daß sie die Zurückhaltung des offiziellen Blattes mißbilligen, herrscht in 7, er Residenz selbst eine politische Windstille. Nur die Klage tritt von Tag zu Tag stärker hervor, daß Handel und Wandel fort­während stocken, eine ungewöhnliche Geldklemme herrsche und das Geld selbst wegen Mangel an Vertrauen in die nächste Zukunft von seinen Besitzern ängstlich zurückgehalten werde! Nach den Aussagen der Kaufleute sollen ihre Reisende überall beim Jncasso ihrer Ausstände aus Hindernisse stoßen.Es muß anders werden, so kann es nicht bleiben!" ist der unbestimmte Ruf, in welchen alle Geschäftsleute einstimmen ganz ähnlich dem, wel­chen einst der große Haufen im Jahr 1848 erschallen ließ. Nur geht er dießmal von der besitzenden Klasse aus. (T.C.)

Königsbronn, 4. Febr. Hier wird über Hals und Kopf gearbeitet, um den Preußen ihre Geschosse möglichst bald nblie- sern zu können. Dieser Tage kommen einige Soldaten nebst Offizieren zur Nebernahme der Bestellungen. Von hier aus ist es nicht zu weit nach Ulm.

Jp Mannheim gibt es sonderbare L-pitzbuben. Solche stiegen Nachts in eine Druckerei ein und entführten den stehen­den Satz einer Zeitung. Die Zeitung mußte deshalb einen hal­ben Tag später erscheinen.

D arm st ad t, 8. Febr. Als weitere Spezialität zur Ge­schichte des letzten Krieges kann ich Ihnen melden, daß ein Major- gesucht wird, welcher eine ausgeschriebene Brodlieserung nicht an­genommen hat. Es war nämlich eine nicht unbedeutende Liefe­rung Drod an ein Corps abgegangeu, dort aber angeblich von einem Major zurückgewiesen und in Folge dessen verloren wor­den. Es gilt nun, den Major zu ermitteln, welcher sich diese Zurückweisung zu Schulden kommen ließ. Der Transport von vierzig Ochsen, welcher dem achten Armeekorps in Verlust gerieth, soll gleichfalls bis jetzt noch nicht ausgesunden sein. (H.N.)

Leipzig, 12. Febr. Die Tagesneuigkeit ist, daß nach der Berliner Vereinbarung vom Sonnabend Preußen gegen (jährliche) Entschädigung den Postbctrieb im Königreich Sachsen übernehmen wird. An die sächsische Post knüpfen sich alte kurfürstliche Erin­nerungen. Der König wird sich daher nur mit schwerem Herzen von diesem Institute zu trennen entschlossen haben. Im Jisteresse des Verkehrs ist der Uebergang der sächsischen Post an die nord deutsche Vormacht gewiß nicht zu beklagen. Die periodische Presse freilich kann sich auf ein Damoklesschwert über ihrem Haupte in gewissen Füllen gefaßt machen. Für sie ist der Postdebit der Lebensnerv. (F. Ich

Heute morgen 8 Uhr ging eine der bedeutendsten Buch­druckereien Leipzigs, die der FirmaBär und Hermann" in Feuer aus und leider ging bis zu ebener Erde, wo sich der Ma­schinensaal befindet, fast Alles zu Grund, indem auch zwei Ga­someter zersprangen und für einige Zeit das Feuermeer noch er­höhten. Der Schaden ist groß, sehr groß. Mehrere Zeitungen, wie das ModeblattVictoria" und derOmnibus", welche von dieser Firma gedruckt werden, dürften im Erscheinen leicht für kurze Zeit unterbrochen werden.

Von den Resultaten der Wahlen zum Norddeutschen Parla­ment heben wir folgende bekannte Namen aus: Berlin: im Itcn Wahlbezirk Laskcr, 2ten Waldeck, oten Dnnker, 6teu Schulze;

die Wahlen des 3ten und 4ten Wahlbezirks sind noch unbekannt. Stettin: Michaelis; Breslau: Bonneß und Simon; Königsberg: Vogel v. Falkenstein; Magdeburg: v. Unruhe; Görlitz: v. Car- lowitz; Rostock: Wiggers; Eckernförde und Rendsburg: Graf Baudissin; Kiel und Nenmünster: Pastor Schräder; Elberfeld- Barmen: Graf Bismarck; Leipzig : Vicebürgermeisttr Stephani; Weimar: Rechtsanwalt Fries; Frankfurt a. M.: Baron Karl M. v. Rothschild; Wiesbaden: Dr. Braun.

Für das norddeutsche Parlament werden die Räume des Herrenhauses in Berlin eingerichtet. Herr v. Savignp wird auch seine ständige Wohnung daselbst nehmen, weil er vorzugsweise bei den Verhandlungen die verbündeten Regierungen zu vertreten haben wird.

Berlins Bevölkerung beträgt jetzt 632,379 Köpfe, wobei die Thatsache bemerkenswerth erscheint, daß nicht die Hälfte der in Berlin wohnenden wirklich daselbst geboren ist.

Was soll man dazu sagen? Vor dem Krieg erhielt der Privatdocent Dr. Nitzsch in Berlin einen Ruf an die evan­gelisch-theologische Facultät in sWien. Der Berufene nahm an. Jetzt hat das östreichische Ministerium die Facrkltät aufgefordert, eine neue Vorschlagsliste einzureichen, jedoch alle Preußen da­von auszuschließen.

Florenz, 12. Febr. Der Ministerpräsident theilt der Kammer ein Dekret mit, welches das Parlament aus den 28. Febr. vertagt. Man glaubt an die Auslösung des Parlaments.

In Welschtr> rol ' und namentlich in Roveredo ist es zu bedauerlichen Excessen gekommen. Der Pöbel rottete sich zu­sammen und rief: Es lebe der König Emanuel, Garibaldi, Ita­lien; nieder mit Oestreich! (Weiter s. Rooeredo.)

Roveredo, 31. Jan. Der Boz. Ztg. wird geschrieben: Vor einigen Tagen wurde hier eine Todtenbahre aufgestellt mit der Aufschrift:Für denjenigen, der aus den Landtag nach Inns­bruck geht." Aus Trient erzählt man sich hier, daß dort einein Esel ein Cylinder aufgesetzt und mit einem weißen Papierstreifen versehen wurde, auf dem zu lesen war:Imsoiatcml anckar« a Innsbruck alla (llctcck (Laßt mich nach Innsbruck aus den Land­tag gehen!) Zur Ermunterung bestrichen sie den Armen unter dem Schweife mit Vitriol, daß er ganz wüthend durch die Gassen lief. Am 30. d. M. Abends wurde hier bei dem Postamtsge- üäude eine Petarde geworfen, wodurch alle Fensterscheiben nicht bloß klirrten, sondern auch zerbrochen wurden."

Rom. Die Zustände der ewigen Stadt schildert eine Kor­respondenz sehr düster. Die materiellen Zustände sind trostlos, das Getreide theuer, weil die Ernte schlecht ausgefallen, der Han­del stockt, es fehlt an Arbeit und die Fremden bleiben weg. Die päpstliche Regierung, anstatt zur Linderung dieser Uebelstände beizutragen, gibt Millionen für die Unterhaltung einer Armee aus, gegen welche allgemeine Antipathie herrscht; die Wunde des Brigantenthums schließt sich nicht, sondern wird immer giftiger und frißt um sich; die Polizei, welche emsig auf Entdeckung von Komplotten und politischen Verbrechern ausgeht, kommt aus den Haussuchungen und Verhaftungen gar nicht heraus. So kann man sich denken, daß die Sprache des Nationalkomite's nicht mehr so friedlich ist, wie anfangs: schon wird die römische Emigration angerufen, das Werk der Befreiung von der Priesterherrschaft in die Hand zu nehmen.

Ein sehr merkwürdiger Fund ist schon wieder in Pompeji gemacht worden. Es ward nämlich ein Backofen ausgegraben,' der 18 Brode in der schönsten Ordnung aufgestellt enthielt. In den Ofen selbst waren die vulkanischen Elemente nicht eingedrun- gen, das Brod konnte ganz unversehrt herausgezogen werden.

In der Schweiz gibts nicht nur weißen und rotheu, son dern auch schwarzen Schnee. Es soll dieses Phänomen auch aus dem massenhaften Vorkommen eines winzig kleinen Thier- chens, des Schneeflohes, beruhen. Auch im Januar 1856 hat man diese Erscheinung beobachtet.

Paris, 10. Febr. DemMoniteur" zufolge ist die Ein­fuhr und Durchfuhr von Rindvieh über die Nordgränze Frank­reich , von Dünkirchen bis an den Rhein, wegen der in Belgien herrschenden Nindviehseuche verboten.

Der alte Girardin in Paris, der seine Gunst in den Tuilerien verscherzt haben muß und in das Lager der Plonploni- sten übergegangen ist, hat den nahen Sturz des zweiten Kai­serreichs vorausgesagt. Er beruft sich daraus, daß er ein.