Der Konflikt zwischen dem Präsidenten und dem Kongreß wird immer ernster und es ist schwer vorauszusagen, welche Folgen dies haben wird. Der Senat hat das Gesetzesprojekt angenommen, welches die Ernennungsrechte des Präsidenten weiterer Einschränkung unterwirft. Bei dieser Veranlassung hat Senator Summer in einer Rede Johnson einen Usurpator und ein Ungeheuer der Unordnung genannt. Hierauf erwiderte das Journal von Washington, das für ein Organ des Prädsienten gilt: „Wenn die Radikalen im Kongreß fortfahren, eine Sprache zu sichren, die geradezu Perrath ist, so wird die Negierung ihre Anhänger bewaffnen. Der Präsident wird den Schwur nicht vergessen, den er geleistet, die Verfassung zu vertheidigen und Armee und Marine werden seinem Ausruf Folge leisten." Nach diesem Blatte wird also Johnson nicht nachgebcn, und ist fest zu Anwendung der Waffengewalt entschlossen, wenn die immer weiter greifenden Ansprüche seiner Gegner ihn dazu zwingen.
In Australien, 200 Meilen von Sidney bei den Weddingebirgen, war ein neues Goldlagcr entdeckt worden, das, nach amtlichen Berichten, für 3—4 Jahre zahlreichen Goldgräbern Ausbeute geben wird. Schon haben sich gegen 8000 Menschen dort eingesunden. Die Goldlager Australiens waren in diesem Jahre nicht so ergiebig, wie in den vorhergehenden: 1865 zeigt 230,934 Unzen, während 1866 die Summe von 194,937 ausweist.
Die kleinen Leiden und Freuden des Ehestandes.
(Fortsetzung.)
So ermüdet Martha anfangs von der Reise gewesen, so komm sie doch lange nicht die gewohnte Ruhe auf ihrem Lager finden. Der Zufall hatte ihr einen recht ärgerlichen Streich gespielt. Sie hatte sich vorgenommen, beim Morgenkaffee ihrer Julie mit allen Ausschmückungen, die ihr so drollig standen, ihr kleines Reiseabenteuer zu erzählen, und mit welcher Schlauheit er ihr seinen Namen bemerkbar gemacht hatte. Doch wer stand ihr dafür, daß sie bei Nennung seines Namens nicht wieder roth geworden wäre; vielleicht hätte gar Georg etwas davon gemerkt. Das hätte zu Neckereien geführt, die ihr ans die Dauer sehr unangenehm geworden wären. Daher kam sie schließlich zu dem Entschluß, so wenig wie möglich von ihrer Eisenbahnsahrt zu sprechen, die eroberte Karte aus ihrem Briestaschchen zu nehmen und sie auf dem Boden ihres Reisekoffers unterzubringen.
Es mochte acht Uhr sein, als Martha erwachte. „Noch etivas früh," sagte sie, sich die Augen reibend. — Im Spangen- berg'schen Hause war es Sitte, sehr spät auszustehen. Aber Martha mochte nicht länger schlafen, kleidete sich an und begab sich in das Wohnzimmer. Sie fand es leer — sie gieng in die Küche; die Amme stand am Heerde und kochte Kaffee.
„Wo ist die Köchin?" fragte Martha.
„Die ist schon um sieben Uhr abgezogen."
„Und meine Schwester?"
„Die gnädige Frau stehen erst um neun Uhr aus. Sie haben besohlen, ihr den Kaffee halb neun Uhr vor's Bett zu bringen."
„Papa hat Recht, sie lebt wie eine vornehme Frau," dachte Martha, und sagte dann, wieder zu der Kaffee kochenden Amme gewandt:
„Ich sehe auch meinen Schwager, den Herrn Lieutenant nicht, schläft er auch noch?"
„Der gnädige Herr sind schon seit sechs Uhr zum Exerciren gegangen," lachte die Angeredete.
„Wer besorgt denn seinen Kaffee?"
„Da die faule Berliner Frauensperson," erwiderte die Amme voller Ingrimm, „niemals znr rechten Zeit aus den Federn zu bringen war, so hat der gnädige Herr, um der gnädigen Frau ! Aerger zu ersparen, seinen Morgenkaffee ganz abbesrellt und I trinkt ihn jetzt beim Konditor." '
„Armer Georg," dachte Martha; „so würde ich meinen ! Mann nicht behandeln." !
Sie ging daraus in das Schlafzimmer ihrer -Schwester; ! Julie rieb sich bei ihrem Eintreten schlaftrunken die Augen. ! „Das ist ja herrlich!" ries sie, Martha erkennend, ihr entgegen, ^ „nun trinken wir gemeinschaftlich den Kaffee an meinem Bette." >
„Heute mag's drum sein," entgegnete Martha, „doch wenn ! Du Dir einbildesi . daß ich mich hier in der Stube einsperren l soll, bist Du in großem Jrrthum. Wozu nützt Dir Dein hüb- l
> sches Gärtchen am Hause, wenn Du die Morgenstunden nicht im Freien genießen willst? Der arme Georg muß seinen Kaffee beim Konditor trinken; er würde Dir die Hände dafür küssen, wenn er neben Dir in der Laube sitzen könnte."
„Das würden meine "Nerven nicht lange ertragen. Viel Schlaf sei Lebensbalsam für sie, sagt unser Doetor."
„Dein Doetor ist ein Narr, Schulden machen ruinirt die Nerven, aber nicht Frühaufstehen, und Schulden muß man machen, wenn der Herr Gemahl beim Konditor, Frau Gemahlin im Bette frühstückt und die Köchin den besten Kaffee für sich behält und der Herrschaft den Nachguß gibt."
„Martha!" rief Julie, sich hoch im Bette aufrichtend.
„Ach was," sagte diese ärgerlich, ich bin ein eben so verwöhntes Mädchen wie Du es warst, aber solche schlechte Wirth- schaft muß selbst Dein kleiner Willst bemerken, und ich sollte nur Dein Mann sein!"
„Es ist Georgs ausdrücklicher Wunsch, daß ich so fort lebe, wie ich es von Hause aus gewohnt bin."
„Dein Georg versteht so wenig seine Verhältnisse zu durchschauen , wie Dein Doetor den Zustand Deiner Nerven beurtheilen kann. Du mußt von Grund aus curirt werden, wenn Dir geholfen werden soll."
Julie traten die Thränen in die Augen.
Martha schien eben so wenig wie ihr Schwager einen solchen Anblick ertragen zu können, denn jetzt saß sie auf dem Rande des Bettes, in welchem die Schwester ruhte, legte beide Arme um ihren "Nacken und sagte bittend:
„Ich meine es ja so gut mit Dir. Gib mir zur Versöhnung einen Kuß, und nun will ich klingeln, damit man uns das Frühstück bringe."
„Nein, Martha," entgegnete Julie. „Laß den Kaffee in den Garten tragen, ich folge Dir in fünf Minuten. Ach! könntest Du doch immer bei mir bleiben!"
Vom Exerciren zurückkehrend, war Georg, daran gewöhnt, seine Frau noch im Bette zu finden, nicht wenig erstaunt, sie schon im Freien zu sehen.
Martha lheilte jetzt unter heiterem Lachen ihrem Schwager mit, daß die Berliner Köchin sortgeschickt sei und sie die Absicht habe, deren Stelle zu ersetzen. Er möchte nur des Sprüchwortes: „Kein Meister fällt vom Himmel" eingedenk bleiben und die Werke ihrer Kochkunst mit nachsichtigen Augen betrachten. Es wurde noch viel über die elegante Köchin gescherzt, und man trennte sich schließlich in der heitersten Laune, ein jedes seinen Beschäftigungen nachgehend.
Martha holte nun alle im Hause befindlichen Kochbücher herbei, eine förmliche kleine Biblotek. Wenn sie auch sämmtlich noch so neu waren, als wenn sie eben aus dem Buchladen geholt worden, so bewies ihre große Anzahl dennoch, daß Julie die Absicht gehabt hatte, eine gute Wirthin werden zu wollen. Martha besaß ein angeborenes praktisches Talent, und obgleich sie von der edeln Kochkunst nicht mehr wie ein neugebornes Kind verstand, so fand ihr weiblicher Scharfblick doch sehr bald ein paar Gerichte heraus, die sie auch ohne Vorkenntnisse hoffte zu Stande zu bringen.
Die jungen Hühner, die sie hatte in der Küche hängen sehen, dürfen nicht umkommen, war ihr erster Gedanke gewesen, und — Hühnerbraten, wie es im Kochbuch stand, war ja kinderleicht.
Geschmückt mit einer Küchenschürze. aus Julie's Ausstattung trat Martha ihr neues Amt an. Tags zuvor war Markttag gewesen, und Julie hatte zur Ankunft der Schwester tüchtig eintaufen lassen; das kam Martha außerordentlich zu statten — das Suppenfleisch und Alles, um die daraus bereitete Suppe schmackhaft zu machen, war vorhanden, Martha brauchte nur das Kochbuch zur Hand zu nehmen.
„Nachdem die Hühner gerupft und gesengt sind, nimmt man sie aus," las Martha.
„Heiliger Gott!" ries sie, „gesengt! wie macht man das? steckt man sie in die Kohlen? fährt man mit einem heißen Plätteisen darüber? das leichteste Gericht im ganzen Kochbuche, und , ich stehe da, wie eine Gans, wenn's donnert!"
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.