London, 17. Dez. In der Kohlengrube bei Bauisley ^ fand am Samstag Morgen eine, und kurz daraus 9 weitere Ex- vlosionen statt. Ter letzte» und stärksten unter denselben folgten starke Ausströmungen sebwcseliger Gase, zugleich vernahm man ein zischendes Geräusch und einen dumpfen rollenden Ton, wie bei einem Eisenbahnznge in einiger Entfernung. Aus diese Vor­kommnisse hin, die es klar feststelleii, daß Feuer uud Gase i» der Grube noch fortwährend in Kontakt kommen, ist von der Behörde der Hanptsckacht geschlossen worden. Manche rührende Geschichten werden von de» Männern erzählt, die die Leichen aussuchten. In einem Falle trafen sie 20 bis 30 Todte, die ein- ander in die Armee geschloffen hatte». AuS ihrer Haltung ersah man bei Anderen, daß sie der Tod überrascht halte, während sie einander Lebewohl sagten. Wieder bei Anderen zeigten die ge­bogenen steifen Kniee und die erhobenen kalte» Hände, daß ihre letzte Handlung ein Gebet war.

Ko » stanti n vv e l, 20. Dez. Bei der Insel Kandia wurde ein griechisches Schiff in den Grund gebohrt.

New York, 20. Dez. Kaiser Maximilian kündigte an, er werde nicht abdankc». - !

Ein junger Arzt.

(Fortsetzung.)

Ter schöne Herbst hatte einem ziemlich strengen Winter wei- chcn muffen, Wcibnachleu war vor der Thüre und die Straße, !» welcher Doeror Gotthardt wohnte, belebter als jemals, denn der harte Frost verhinderte die Damen nichi am Ausgeben, weil diese in der Regel am meiste» die Nässe schein». Dort wandel­ten zärtliche Eltern, um aus dem Spiclwaarenlade» das Ge­wünschte für ihre Lieblinge anszusuchen, hier strömten die elegan­ten Damen nach dem Modewaarenlager. Beim Seidenhändler Nosenibal war der Laden nickt leer, Offiziere schleuderten mit ihren Säbeln klirrend, die Straße ans und ab, reizenden Dame» in Sammetpelzen und rosenfarbenen Allashüten zu begegnen, reiche Bauer» gingen zum Lebkuchenhändler und auch mit in die Apo­theke, aber nicht einer von den unzähligen Vorübergehenden klingelte bei dem junge» Arzt, der bisher erst zwei Recepke zu schreiben gehabt batte, das erste für seinen Freund Berner, als er leichten Husten hatte, das zweite für Madame Stadlbergs Köchin, welche über Schmerzen in ihren erfrorenen Füßen klagte. Einmal hatte Friedrich den Freund aus dem besuchteste» Weinhause der Stadt geholt, damit er wo möglich noch eine» Sterbenden retten möge, aber aus der Straße erklärte der Buckhändler seine Geschichte für einen wohlgemeinten Puff; ein ander Mal, als die Secbach gastirle, holte Eduard, der Lehrling in der Handlnng, wo Berner Buchhalter war, ans dem Parterre zu einem Kinde, das den Grupphustcn haben sollte, allein das Kind war nicht vorhanden, und da der Arzt sich nicht wieder im Parterre erblicken lassen wollte, blieb ibm nichts übrig als nach Hanse z» gehen und der junge Puffmacher sah die Seebach als Thekla ohne eine Scene verloren zu haben, den» bas Drama Halle kaum begonnen gehabt.

Eines Sonntags Morgen stand Friebrick im Zimmer seines Freundes, welcher ziemlich ärgerlich von seiner unerwünschte» Ruhe sprach. Da gewahrte der junge Arzt, welcher, beiläufig bemerkt, Augen wie ein Falke hatte, daß sein Freund im Kreise der Buchhändlertöchler derInteressante", zuweilen auch derSchöne" genannt daß sein Freund erröthete und sehr glückselig nach dem gcgenüberstehende» Hause sah. !

Emil folgte der Richtung von Berners Blicken und sah am ! Fenster, nickt wie gewöhnlich die graue Katze, sondern ei» junges, ! reizendes Mädchen, welches jetzt Friedrich ebenfalls zu gewahren i schic» »nd ebenfalls roth wurde. Tie junge Dame zupfte mit ihren Fingern die gelben Blätter einiger Myrrhen- und Rosen- bättmchcn ab, und es schien dem Docior, als sehe sic von Zeit zu Zeit zu seinem Freunde herüber.

Jetzt ward eine ältere aber sehr blühend aussehende Dame hinter der jungen sickldar. Beide sprachen einige Worte mit einander und verschwanden dann vom Fenster.

Wack' ans deinen Träumen aus, Romeo," sagte jetzt lachend der Doctor,und verkündige mir, wenn du cs weißt, ! wer die schöne Julia da drüben ist."

Die Eigenthümeriii des Hauses, die Justizräthin Wallau, > eine Dame »ock in den beste» Jahren und von eben 'so viel ! Verehrern und Freiern umflattert als ihre Tochter." j

Ich habe aber die Dame» bisher »ock niemals gesehen!"

Natürlich, sie werben erst von ihrem Gute gekommen sei», sie wohnen von Mai dis in den Spätherbst hinein in Marienhos."

Leh' Einer den Schelm, du weißt also Genaueres vor» den Damen?"

Selbstverständlich! Frau Justizräthin Walian ist reich, ge­bildet, kaust viel Bucker bei uns, wählt selbst, also habe ich die Dame oft gesehen und gesprochen, verehre ihren Geist und kenne ihre Verhältnisse." ,

Und liebe ihre Tockler."

Halt Emil, nicht weiter! Ich bewnndcre die junge Dame, allein ick kann meinem Wese» nack nur lieben, wo ick Hoffnung ^ aus Gegenliebe habe, und da eS Wahnsinn von mir wäre, wenn ich, ein mittelloser Mann ohne Anssichle». mich um die Hand einer reichen Erbin bewerben wollte, so habe ick dem Fräulein mit keiner Silbe merken lassen, wie sehr ick sie bewundere."

Hm, aber sage mir, ist die Jnsttzräthi» geizig? Warum bewohnt sie nickt die Bel-Etage, und warum bat sic, wie ich bemelkle, die letzten zwei Zimmer sogar an einen Mann verniiethet. der aussieht wie die Schwindsucht und sie sicherlich mit seinem Husten stören muß?"

Die Justizräthin war »och vor sechs Jahren durchaus nickt reich, das Hans, welches ihr gehört, stammt von ihre» Eltern her und war mil Schulden belastet. Sie bewohnte aus Spar­samkeit den zweite» Stock, denn sie war zeitig Wittwe gcwordcn, und vermiethetc zwei Zimmer an einen Polen, der ebenfalls Grund zum Sparen batte. Der Mann hat einige Bücher über Polen geschiieben. die wir verlegt haben, daher kenne ick ihn, in letzter Zeit ist er ganz moros geworden, »nd ick bi» froh, daß ich ihn selten sehe. Geld bat er indeß jetzt genug und thäte am Besten, wen» er. um sich herzustellen, nach Italien ginge."

Ob ich wohl de» Mann wieder herstelle» könnte, Friedrich?"

Ich habe mit ihm über seine Krankheit und auch von Dir und deinen Kenntnissen gesprochen, aber er will von keinem Arzte das Geringste wissen und nannte sie alle Charlatane."

(Fortsetzung folgt.

Die Geburt Christi.

Auf Judäa» heil'gen Auen Ward in hochgeweihter Nacht Von der reinsten aller Frauen Gottes Kind zur Welt gebracht.

Dieses Kind, das alle Frommen -

Längst ersehnt in alter Zeit,

War nun endlich angekommcn,

Wegzuthun der Erde Leid!

Selig lag es in dem Schooße Der beglückten Mutter La,

Die des Himmels schönste Rose Nunmehr leiblich vor sich sah;

Zwar ein Kind wie Menschenkinder,

Aber Gott, vom Geist gezeugt,

Himmlisch, höher als die Sünder,

Dem sich auch der Seraph neigt.

Zu den Hirten auf dem Felde Trat in hoher Himmelspracht Gottes Engel und erhellte Sonnengleich die dunkle Nacht:

Christus ist euch jetzt geboren,

Der nach Gottes Gnadenrath Aller Wett zum Heit erkoren,

Herr in Davids Äönigsstadt!"

Da erschienen Millionen Sel'ger Engel in dem Thal,

Fürstcnthümcr, Mächte, Thronen,

Lobten Gott mit hohem Schall:

Ruhm sei dem aus höchstem Throne!

Friede soll aus Erden blühn

Jedem Menschen, dem im Sohne

Seine Sündenschuld verziehn! G.

Revattion, Druck unv Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.