Laibach, 15. De;. Die Laudesvertretung hat die Regierung, die unter alle» der Lösung harrenden Fragen keine sür so dringend zu halte» scheint, als die Regelung der Wasenmcistcr- gebühren. und ein diesbezügliches Gesetz als einzige RegiernngS- Vorlage dein Landtage verlegte, eines Besseren belehrt; sie hat ihr durch Schweigen sehr vernehmlich zngcrusen: „zur Beratbnng einer solchen Borlagc geben wir uns nichi her." Heute sollte die erste Lesung dieses „bewußten Gesetzes" stattfinden, und cs gestaltete sich die Verhandlung in folgender tragikomischer Weise: Präsident: Wünscht Jemand das Wort zu diesem „bewußten Gesetze"? Niemand meldet sich, und darod natürlich peinliche Ner- legcnheit des Vorsitzenden. Präsident (sorlfahrendj: Ich muß «ir doch erlauben, eine Bemerkung zu machen. Wen» wir bedenken, daß es ein Akt der Konveuienz, der Höflichkeit ist, die Vorlage zumindest in Berathnng zu ziehen, so möchte ich mir erlauben, den Antrag zu stellen, dieselbe dem Finaiizausschüffe juzuweisen. Wünscht Jemand hierüber das Wort? (Niemand meldet sich.) Statthalter: Aber, meine Herren, eine Regierungsvorlage muß nach tz 36 der Landesordnnng in Verhandlung ge- l zogen werden; man kann sie doch nicht tvdlschweigen! (Grabes. ! ruhe herrscht im Saale.) Präsident: Also wird mein Antrag un- > icrstützt? Ich bitte die Herren, die denselben unterstützen, sitzen zu bleibe». (Alle Mitglieder erheben sich.) Der Antrag ist nicht einmal unterstützt, kann also auch nicht zur Abstimmung gebracht »erden. Statthalter: Aber die Regierungsvorlage ist noch nicht einmal vorgelesen worden! Präsident: Ich werde mir erlauben, dieselbe vorznlesen. (Liest dieselbe.) Ich eröffne die Debatte. (Lautlose Stille.) Ich bringe also bas Gesetz zur Abstimmung, und bitte die Herren, die damit einverstanden, sitze» zu bleiben. (Alles erhebt sich.) Das Gesetz ist somit abgelehnt. (Schallendes Gelächter.) — So geschehen im Krainer Landtage.
Florenz, 18. Dez. Die Opinione erklärt, die italienische Regierung werbe von der Psorke Genuglhuniig verlangen, weil Türken am 8. i» der Nähe von Kandia den italienischen Post- dampser angegriffen haben, da sie ihn im Verdachte gehabt hatten, Lebensmittel sür Kandia an Bord zu führen.
Paris, 18. Dez. Die Regierung hak den Answand von 15,000 Fr. nicht gescheut, um in Newport anznsrage», was an den über den Kaiser Maximilian in Umlauf befindlichen Geruch, len (Gesangenschast, Geistesstörung) Wahres sei und die Antwort erhalte», daß man dort von allem dem nichts wisse. Dagegen bestätigt eS sich, daß der Gesundheitszustand der Kaiserin Charlotte jetzt der Art ist. daß man davon spricht, sic in eine renom- mirtc Heilanstalt in der Schweiz zu bringen. — Der Moniteur meldet, daß die Ratifikationen deS Handelsvertrags zwischen Frank- reich und Oestreich gestern in Wien anSgeta,lischt worden sind.
Der französische Miiitäretat sür 1867 beträgt 346,762,000 Franks für ordentliche, 4,801.000 Franks für außerordentliche Ausgaben. (Was ließe sich mit einem solche» Gelbe für Schulen, Industrie :c. ansangcn!)
Ei» junger Arzt.
Nach einer wahren Begebenheit von R. E. Hahn.
Gotthardt, ein junger Arzt, der vor wenig Tagen den Toclorhnl erhalten halte, trat an einem schöne» Herbsttage in seine neue Wohnung, voll Erwartung, was ihn, in diesen, ihm »och neuen Räumen begegnen würde. Er hatte seine Eltern schon in früher Jugend verloren, seine nächsten Verwandten seit neuerer Zeit ebenfalls, und in der großen Stabt, wo er sich niederge- lassen hatte, besaß er weder Gönner noch Bekannte, nur einen einzigen Freund ans der Heimat, den Gespielen und Schnlkame. raden seiner glücklichsten,Jahre, einen armen Buchhändlergehülseu Friedrich Berner.
In Würzburg und Wien, wo Gotthardt studirk hakte, ist kein Mangel an Aerzten, er entschloß sich deßhalb, in die Stadt zu gehen, wo sein Jugendfreund lebte, und wo er die Erlanbniß sich als praktischer Arzt niederzulasse» erhalten, nachdem er noch. malS ein Examen glücklich bestanden hatte.
Sein väterliches Erdtheil war von Gotthardt bis auf dreihundert Thaler aufgebracht, dennoch befolgte er den Rath seines praktischen Freundes und miethetc sich in eiurr belebten «trage und nicht höher als im zweite» Stockwerke bei rechtlichen Leuten ein.
Ein Zimmer nebst Schlafkadinet genügte ihm vor der Hand, «ar doch daS Gemach reinlich, anständig möblirt, und der Preis
ist billig. Gotthardts schöne reiche Bücheisammlnug, eine vortreffliche Stndirlampe. viele Blume» in Scherben und ein gesticktes Sophakissen, gaben dem Zimmer, wie Friedrich behauptete, etwas Respektables. Unter dem Kliugelznge, welcher znm zweite» Stock führte, war soeben der blanke Messingschild angeschlagen worden mit der zierlich eingraviric» Schrift: vr. Emil Gotthardt, praktischer Arzt und Wundarzt.
„Wer wird der Erste sein, welcher an der Klingel zieht?" sagte Gotthardt zu sich selbst.
„Sie sind bei Sonnenschein cingezogen, Sie werden Glück in meinem Hause haben." bemerkte Gotthardts Hausfrau. ein freundliches Mütterchen. „Um Schlag siebe» Ubr wird Ihnen das Mädchen das Frühstück bringe», und wenn unsere Theezeit ist, Abends um sieben Uhr, steht ihnen ebenfalls kochendes Thec. waffer zu Gebote. Auf Aceurateffe werde ich sehen und wen» Sic etwas wünschen, Herr Doeto,, so klingeln Sie gefälligst dem Mädchen."
„Schön, ich danke ergebenst, Madame Stadlberg," sagte Goktbardt.
Das Mütterchen machte einen Knix und verschwand. Gotthardt schaute zum Fenster hinaus, die Straße hinab, er wollte wissen, wer seine Nachbar» wären. Ihm gegenüber stand ein großes Haus, dessen Erdgeschoß von einem reichen Seidenhändler Rosenthal bewohnt wurde. Im erste» Stockwerke desselben HauseS sah er einen Herr» in Oberstcnunisorm am Fenster stehen, im zweiten saß an dem mittleren Fenster eine schöne graue Cyperkatze, im dritten Stockwerke wohnte, das hatte Madame Siahlberg er. zählt, Herr Rosenthal nebst Familie.
Der junge Arzt musterte die übrige» Häuser und freute sich, allenthalben elegante Läden zu erblicken. Er überlegte, ob er auSgehen oder zu Hause bleiben sollte, denn er hatte oft den Spruch gehört: einen guten Arzt sieht man immer auf den Straßen, er dachte aber auch, wenn ich zu einem Kranken gerufen werden sollte und würde nicht angetroffcu, was hätte ich dann von meinem Umherstreifen gehabt? Ein Landmann konnte ja von dem blanke» MessingschilS angezogc» werde», bei ihm Hülfe zu suchen, weil er die berühmten Aerzte nicht kannte, oder es konnte Jemand in der Nachbarschaft tödllich erkranken. „Geh zum näch- sten Arzt!" wurde der Dienerschaft zugerufen, man wollte ihn holen und er war nicht da. Er entschloß sich zu bleiben.
Abends kam sein Freund, der Buchhändler.
„Allerliebst, charmant! Nun, Gott gebe dir viel Glück in der neue» Wohnung," ries Friedrich dem Freunde zu. „Möge Dein guter Wunsch in Erfüllung gehen, ich kann Glück brauchen."
Hierauf schickte sich der Doktor an, den Theo zu machen, und brachte was er an Lebensmittel» besaß auf den Tisch, während Friedrich seinem Freunde einige vorzügliche Cigarren hinlegte, »nb nun fingen die Freunde an gemüihlich zu plaudern, von ihren Wünsche», Plänen »nd Aussichten zu sprechen, wie sie es schon tausendmal gethan hatten.
„Ein Arzt muß verheirather sein, sagte, meine gute Mutter, wenn wir von dir sprachen, lieber Emil, daß ist sicher, einem beweibten Arzte schenkt die Damenwelt mehr Vertrauen!
„Ich soll hciralben?" rief Emil Gotthardt und lachte herzlich, „auf mein Vermöge» von dreihundert Thalern und überreich au Hoffnungen, welche vielleicht niemals erfüllt werden? Oder soll ich um ein reiches Mädchen freien, welches ick nickt liebe?"
„Freilich eine Ehe ohne Liebe ist gewiß sehr langweilig, ich kann mich auch nicht dazu entschließen!" pflichtete der Buchhändler dem Arzte bei.
„Natürlich, sonst wäre Bcrnburgs selig Wiltwe mit ihren zwcimalhnnderltauscnd Thalern und dem schöne» Sortiment schon längst Madame Berner."
Beide junge Männer lachten, denn bisher hatten Beide, wen» auch nickt Ueberfluß. doch immer noch das Nolhwendige gehabt, also nie daran gedacht, nach Geld zu hcirathen.
(Fortsetzung folgt.
Auflösung der Charade in Nro. 147: Gerechrsame.
Redaktion, Druck und Verlag der ch- M. Zaiser'schen Buchhandlung.