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Stuttgart, 16. Dez. Unter andern schönen Zügen, wel­che für das'edle Herz des Königs sprechen, verdient auch Fo!- gcndes bekannt zn werden. Durch einen Erlaß bat der König dem Theaterpcrsonal mitthellen last,n, das; iiu Falle pan Krank­heitsfälle» ernsterer Art, welche in de» Familien der Mitglieder des Hvftheaters eiittreten sollten, dieselben ihre? Dienstes ent dnnden, vhne dadurch in ihrer Besoldung verkürzt zn werden. Nach dem kalte» Gesetz batten bisher solche Fälle keine Berück­sichtigung gefunden n»d ob ein iin Sterbe» liegendes Kind, oder eine gefährlich erkrankte Frau zn Hanse war der Schau­spieler oder'Sänger mußte eben, wenn auch mit blutendem Her­zen, seinen Dienst lbnn und das Publikum durch Spiel und Ge­sang unterhalten. Dieser Tage wurde eine arme, alte Frau, welcher ihre Ortsgemeinde (wie cs leider so oft der Fall ist) eine» Bettelbrief nach Stuttgart ausgestellt batte, arrekiil und aur die Polizei geführt. Ter Schrecken hierüber erfaßte das arme Weib so heftig, daß sie ans dem Marktplatz vom Schlag gerührt als Leiche zu Boden sank. (T. Ehr.)

Karlsruhe, 19. Dez. Nach den zwischen Preußen und den süddeutsche» Staaten im jüngsten Sommer geschloffenen Frie- densvcrträgen endigt bekanntlich am 3k. Dezember d. I. die Er­hebung der Rheinzölle. Eine Folge davon ist die Anfhednng der Zölle ans dem Main und Neckar, die demnächst bevorstebk. Die grvßherzvgliche Regierung bat nun, wie man erfährt, Verhand­lungen mit Württemberg und den berechtigten Genossenschaften und Privaten eingeleitet, um eine Aushebung der Abgaben und Belastungen, die ans der Flößerei aus den Nebenflüssen des Main und Nekar ruhen, zn erreiche», und zwar ans der Enz, Wurm, Nagold, Murg und Kinzig. Der Ausfall, den die Staatskasse durch die Aufhebung der Flößereiabgabcn erleiden dürfte, wird auf jährlich 60- bis 70,000 fl. geschätzt. Dieser Ausfall dürste übrigens bei einer regen Entwicklung der Flößerei und des Holz­handels durch die Erhöhung verschiedener Einnahmeposten sehr bald ersetzt werde». (K. Z.)

München, 18. Dez. lieber die MinistcrkrisiS wird dem Franks. I. geschrieben: Wie verlautet, hat Minister v. d. Pford- ten, der seit mehreren Tagen schon keinen Gesandten mehr em­pfing, seine Entlassung erhalten; sein Nachfolger ist jedoch noch nicht ernannt. lieber die MinistcrkrisiS sagt der Nürn. Kur.: Die Ernennung des Hru. NeichSraihes Fürsten von Hobenlobe zum StaatSminisier teS Arabern soll, nach Dem. was ich beute vernehme, nickt mehr zweifelhaft, dagegen durften die Geruckte von weiteren Ministerveränderungen kaum begründe! sein.

Frankfurt, >8. Dez. Frbr. Anselm Salomen v. Roth­schild in Wien hat mittelst Senalsdckrets von, Gesinge» die mit seinen drei Söhnen und einer Lockter naehgesuchte Entlassung ans dem preußischen Staatsonband und a»S dem hiesigen Bür­gerverband erhalten.

Berlin, 17. Tezbr. ' Zn den Ministerkoufercnzen des ,,Norddeutschen Bundes" sind die Bevollmächtigten am Samstag Abend, 8'/r bis 10 Uhr, zn einer ersten Sitzung znsammenge- treten. Für Preußen waren anwesend Grat Bismark und Hr. v. Säviguy.' Außerdem »ahmen Theil die Bevollmächtigte» vom Königreich Sachsen; der Großherzogkhümer: Hessen (für seine iiördlick vom Main gelegenen Provinzen), beide Mecklenburg, Sachsen-Weimar, Oldenburg, die Herzogthümer: Brannschweig, Sachseu-Mciningen, Sachscn-Altcnburg, Sachsen-Koburg-Gotha, Anhalt, die Fürstenlhümcr: beide Sckwarzbnrg, Waldcck und Pyrmont, beide Renß, beide Lipve, die freie» Städte: Lübeck, Bremen, Hamburg. (St.-A.)

Berlin. Bei dem Tiner, das den Bevollmächtigten im kgl. Schlosse gegeben wurde, trat der König, wie erzählt wird, in die Mitte derselben, hieß sie willkommen und hob in einer kurzen Ansprache hervor, wie sich die Dinge gegen den Willen Preußens, das den Frieden gewünscht, entwickelt hätten. Die eingetretene Neugestaltung Deutschlands s:i ein oberstes Pflicht­gebot geworden, und es bleibe uunmchr übrig, den schon beste­henden Norddeutsche» Bund verfassungsmäßig zu regeln. Nach dem Bcrfassniigsenlwurf für den Norddeutschen Bund bestcbt das definitive Parlament in einem Unterhause nach allgemeinem direktem Wahlrecht. Die Mitglieder sollen keine Diäten erhalten. Staats­beamte sollen ausgeschlossen sein. Der zu gründende Bund soll

als ein einiger und unauflöslicher bezeichnet sein. Der Berfas, snngscntwnrf soll aus dem Wege eines bindenden Vertrags zwi- schen den Regierungen vereinbart werden. Die Bevollmächtigten zur Mlnisterkonserenz solle» größtentheils für die einheitlichen Be­dingungen des Norddeutschen Bundes günstig gestimmt sein. Der dein Bnndeskricgsherrn oder Bundesseldheirii zn leistende Fab- iicneid wird voraussichtlich mit dem Eide der Treue gegen den LandeSheltii koinbinirt werden. Tie offiziöse Provinz.-Korresp. hat zu melden, baß die Bundesverfassung des norddeutschen Bun­des dem Entwürfe »ach das gcsammte Handels- und Verkehrs­wesen umfassen soll. Bnndesralh und Natioiialvcrtretung üben die Legislative allS. Preußen erhält die Leitung des Bunde«. Tie BundeSgewalt vollzieht die Kriegserklärung, die Schließung der Verträge, die Ernennung der Gesandten. Ter König von Preußen ist der Oberbefehlshaber der Land- und Seemacht, und ordnet die Kriegsbereilschaft an. Kiel und Jahdebusen werden BundeskriegSbäsen.

Berlin, 18. Dez. I» der heutigen Sitzung des Abgeord­netenhauses wurde bas Etatgesetz gemäß den Beschlüssen der Vvr- beralhuug desiniiiv angenommen. Der Ministerpräsident hatte erklärt: Wiewohl das beschlossene Budget wesentliche Forderungen der Regierung znrückweise, werde dieselbe jedoch versuche», damit durchzukommen, um die Achtung des Budgerrcchtes des Hauses zu belhätigen. (Fr.J.i

Berti», 19. Dez. Die Verhandlungen der Norddeutschen Ministerkonserenz dürfte» sich nach kurzer Unterbrechung um Weib­nachten in de» Januar hineinziehen. Für Versassnngsänberungen, organische Bestimmungen :c. ist in dem neuen Bundestage eine Majorität von zwei Dritteln erforderlich. Preußen erhält vor­aussichtlich 17 Stimmen, Sachsen 4, Mecklenburg, Oldenburg und Bcaunschweig je 2 und die übrigen Staaten je 1. Preu­ße» ist also gegen Majorisining in dem letzter» Falle gesichert. Ter neue Bundestag entspricht aber, von dem Stimmenverhälk- niß abgesehen, darin wesentlich dem früheren engeren Rath, daß er die Bn»d>sa>lgelegenheiken Behufs der Vorlagen im Reichs­tage größtentheils nur vorbereitet. Das künftige Plenum ist da« Parlament. Die beiden Sachsen sind heule Vormittag um 11 Uhr abgereiSt. Vorher Hallen sie »och eine Unterredung mir dem Könige im königl. Schlosse. Die Konferenz-Bevoltmäck tiglen sind beute bei dem Kronprinzen zur Tafel, morgen bei dem Grafen Bismarck.

Berlin. Die Krupp'sche Gußstahlfabrik in Esse n beschäf­tigte im Jahr 1865 ca. 8187 Arbeiter, gegen 6600 im voiher- geyenden Jahre, welche 100 Millionen Pfund Gnßstahl prodn- zirte»: 1864 betrug die Produktion 54 Mil., 1863 25 Mil!., 160 Dampfmaschinen, 39 Damvshämmer, 400 Schmelz-, Glüh- und Cemcntöfei! waren in Betrieb.

Die Zahl der während des letzten Kriegs von der preu­ßischen Armee erbeuteten Throphäen stellt sich, nach ten nun­mehr zu Ende geführten Ermittlungen, ans 486 Geschütze aller Kaliber, sowie 31 Fahnen und Standarten heraus. Außerdem sind nahezu 60,000 Gewehre. Büchsen, Karabiner rc., 10,000 Stück verschiedene blanke Waffen, 5000 Centner Pulver, mehr ats zwei Millionen Patrone», sowie Kriegsmaterial, Beklcidungs- nnd Ansrüstnngsgegenstände aller Art in einem Werthbetrag von 15 Millionen Thatern erbeutet worden. In den neuerworbe- nen Länder» tritt auch die kirchliche Frage i» den Vordergrund. Wir hegen sagt die Zeidl. Korr. das Vertrauen, daß die Regierung ans diesem Gebiete nicht nurdie berechtigten Eigen- thümlichkeiten schonen", sondern auch gerade diese Dinge mit be­sonderer Zartheit und Schonung behandeln wird.

Hannover, 13. Dez. In Hameln ist cs vorgestern be: Gelegenheit des Marktes zwischen preußischem Militär und jungen Landlenten zu Tdätlichkeiten gekommen. In Folge dessen sollen mehrere Bauerssöhne »ach Minden abgesübrt sein. Im». Marstali hat gestern die Pserdeaukiion ihre» Anfang genommen. Der M. Z. zufolge waren auswärtige Käufer j» großer Anzahl erschienen und für die meiste» Pferde wurden hohe Presse bezahlt.

Wien, 16- Dez. Der König von Hannover wird samiuk seinem Hofstaat Ende dieses Monats daS sogen. Kaiserstöckel in Schönbrnim beziehen und daselbst seinen bleibende» Aufenthalt ncdmen.

Wien, 17. Dez. Oestreieb wird dem Vernehmen nach bei den handelspolitischen Verhandlungen mit Preußen eine Ermaßt- gung der Weinzöllc beantrage».