reichische» Blättern deSavouirtcn Bewegungen russischer und öst- reichischer Truppe» scheine» nach Lvkalberichteu i» gewisser Weise doch zu bestehen.
In Preuße» erreiche» die Pensioniruugeii von Ossizieren eine erstaunlich große Zahl. Bei einer früheren Bcrhandlung in, Abgeordnetenhaus ist schon sehr treffend ans de» „scharfen Zugwind an der MajorSccke" hingcwiese» worden, durch welchen so viele Militärs dienstunfähig werden. I» dem Etat für 1867 sind 1220 Majors als pensionirt bezeichnet, pensionirte Oberst- lieutenantS 470, Oberste 236, Generalmajors 140, Generallie». tenantS 110, Generale der Infanterie und Cavalleric 24. Die 1220 MajorS deziebcn im Ganze» 816,334 Thaler Pension.
Wie», 10. Dez. Das Bedürsniß, daß endlich auch die Deutschen i» Ocstreich anfangen. einig zu sein in den Fragen ihrer »ationale» Existenz, scheint immer weitern Kreisen fühlbar zu werden. Aus Prag berichtet man uns, daß Einleitungen ge. troffen werden, um die Sammlverbiiidlichkeit in den politischen Bestrebungen der Dcutsch-Oestreicher zum Ausdruck zu bringen. Nach Schluß der Landtagstagnng soll, wie eS heißt, in Salzburg eine Zusammenkunft der deutschen Landtags-Abgeordneten und anderer geachteter Männer Deutsch.OcstreichS stattfinden, i» welcher über die Schritte berathen werden soll, welche zu dem nunmehr allseitig als nothwendig anerkannte» Ziele führen könnten.
Wien, 13. Dez. Die „Wiener Abendpvst" meldet, daß auf die Anregung von Seiten der östreichische» Regierung in der Handels- und Zollangelegenheit aus Berlin eine Antwort eilige- troffen ist, welche die baldigste Inangriffnahme der Verhandlungen in Aussicht stellt. Als Berathungsort wird preußischerseits Wien vorgeschlagen, und es darf dem Eintreffen des preußischen Bevollmächtigten in kürzester Zeit entgegengesehen werden.
Bern, 13. Dez. Der Bundesrath hat die Regierung von Wallis aufgcfordert, den dortigen Jesuiten jede öffentliche und vrivate Lehr- und Erziehungslhätigkeit in Schule und Kirche zu untersagen. iA.Z.)
Pckris, 12. Dez. Wie man aus guter Quelle erfährt, hat die Ansprache des Papstes an die französischen Offiziere de» schlimmsten Eindruck in.Comviegne gemacht. Der Kaiser ist sehr aufgebracht und will nun nicht mehr gestatten, daß sich die Kai- 'eriii nach Nom begibt. Was ihn besonders erregt haben soll, der Umstand, daß der Papst von seinem schlechten Gesnnd- dciiszustande und seinen Gewissensbissen zu sprechen gewagt. — Das Projekt Betreffs der neuen Organisation der französischen Armee hat hier eine schlechte Stimmung erregt. Man findet, daß man das Land zu sehr in Anspruch nimmt.
Paris, 13. Dez. Die Kaiserin, deren Ankunft Graf Sartiges in Rom ankündigt, wird zur friedlichen Lösung der römischen Frage insofern beitragen, als ihr Besuch den Papst nöthigt, in Rom zu bleiben. Die italienische Regierung hat bas National- komite ersuchen lassen, der hohen Frau eine recht begeisterte Aufnahme zu bereiten. Die römische Bevölkerung wird cs daher au einer solchen nicht fehlen lasse». Tie Kaiserin will ihre Reise zwischen dem 18. und 20. vornehmen; der kaiserliche Prinz, der sie begleitet, wird bei dieser Gelegenheit vom Papste die Firmung ei halten. Die Ansprache deS PavsteS an die scheidenden franzö- si'chen Offiziere soll noch schärfer geweien sein, als die Version des „Journal des Debaks". — Die Ministerkrise wird als bloS aufgeschoden bezeichnet, und man glaubt »och immer, Hr. Böbic oder Hr. Fromv werde bald an der Stelle des Hrn. Fonld im Ministerrath sitzen. Eine Anleihe von 300 Millionen scheint unvermeidlich; die Beschaffung der Zündnadelgewehre kostet allein 200 Millionen.
Das neue französische Heer soll 800,000 Mann stark werde»; 400,000 Mann bilden die aktive Armee, 400,000 die Reserve, die Nationalgarde wird aus 300,000 Mann gebracht. Die Dienstzeit beträgt für die aktive Armee wie für Reserve 6 Jahre. An den neuen Gewebre» wird in Frankreich, Belgien und England eifrig gearbeitet; auch in Suhl geschahen Anfra. gen, ob man nach dem vorgelegten Muster monatlich mindestens 3000 Stück fertigen könne. (Der Antrag soll abgelehnt worden sein.) (Dsztg.)
London, 13. Dez. Nach einer Depesche der Times aus Paris scheint die Reise der Kaiserin Eugcnie nach Rom beschlossen zu sein. — Durch eine Explosion in einer Kohlengrube bei Barulei kamen über 300 Bergleute ums Leben.
Temperamente der Forstmänner.
,Schluß.)
Der sanguinische Forstmann sieht Alles in rosensarbciiem Lichte; er ist der Repräsentant des Selbstvertrauens, der Gegenfüßler des Melancholikus. Witterung übt auf seine sich stet« gleichbleibende Stimmung keinen Einfluß; er singt und pfeift an dem trübste» Novemberkage.
Das Pfeifen ist ei» sichere- Zeichen eines sorglosen, heiteren. mit Gott und der Welt zufriedenen, in dem Stapel seiner Stimmung völlig ausgeglichenen Menschen. Verbissene, zerfahrene, in ihrem Gemülhs- und Seelenleben bankerotte, von dem Samum der Schicksale gepeitschte Menschen hört man nie pfeifen. Der sanguinische Forstmann hegt die beste Hoffnung für das Ge- deihen seiner drei Fuß hoben Nadelholzpflanzung, wen» auch neunzig Procent der Pflanzen nicht ein Loth Muttererde an sich habe». Wen» er selbst acht Triebe hindurch nicht zum Schuß kommt, im neunten rechnet er sicher daraus, nicht leer auSzugehen. Ein Orkan tobt i» dem Aegninoclium, der den halben Wald »mznreißen droht, und in seinen Fichteiibcstände» liegt Alles kreuz und quer. Trotzdem trägt er oder täuscht er sich mit der Hoffnung, daß der Ueberhieb nicht so bedeutend und daß selbst bejahenden Falles die Rüge von oben her nicht sehr ernst ausfallen werde. Der Sanguiniker ist vergeßlich. Berichten an die Vorgesetzte Be- Hörde fehlt oft das Dalum oder die Unterschrift und cS heißt dann i» dem Bescheide: auf Ihren Bericht ohne Datum, auf Ihre Eingabe ohne Unterschrift erwidern wir Euer Woblgcboren re. Unser Held hat einen leichte» Sinn, oft mit einem starke» Beigeschmack von Leichtsinn; ewig heiter und aufgeräumt ist sein Motto in Wort und Handlung torijours ückel st srms souci. Geht heute in Wald und Feld, Haus und Hof Manches verkehrt und schlecht, morgen, denkt er, wird's besser sein; wir wollen uns deshalb noch keine grauen Haare wachse» lassen, die er sich auch bis i»'s höhere Alter nicht anschafft. Er ist blond, dünn, leichtfüßig und kein Graben ist ihm zu breit. Stürzt er aber hinein, so lacht er und auch härtere Stürze von dem Gipfel seiner Hoffnungen herab könne» nie länger als vieruubzwanzig Stunden seine Laune verderben.
Hat er drohende Manichäer, so weiß er sie geschickt auf die nächste Gehaltszahlung zu vertrösten; er denkt: kommt Zeit, kommt Rath. Hat ec doch vier Wochen Frist gewonnen und nie verliert er den Kopf oder die Haltung, wen» er auch schon mir Haus und Hof, Weid und Kind vis-n-vis dem Nichts steht. Wer sich selbst aufgibt, de» gibt auch die Welt ans. Dem Mu- thigen gehört die Welt. Rur nicht die Büchse gleich in'S Korn geschmissen. Stille gehalten. Er tröstet sich, wenn sein Lebcns- schiff auch schon fest auf die Sandbank gerathe» ist, mit der Hoffnung besserer Zeiten und dem Flottwerden bei eiutrekcnder Fl.nth und rafft sich durch elastische Redensarten, wie der Ertrinkende an einem Sirobhalm, a»S dem Jammer des Daseins auf. Er ist Optimist im weitesten Sinne des Wortes und verläugnet in Gesinnung und Handlung nie seine Natur. Der sanguinische Waldpfleger ist ein Gummiball; je härter er getroffen wird, desto höher springt er auf; eine Quelle mu vielen Zuflüssen, die auch in der größten Lcbensdürre nicht versiegt; ei» Fahrzeug, das fast zerschellt, nie den Kompaß verliert.
Das glücklj ch ste Temperament hat der Mann davongetra- ge», kesse» Gemüth gleich 100 gesetzt, je 25 ProcenI der 4 Temperamente in gleichmäßiger Mischung in sich tragt. Er weiß zu rechter Zeit zu jubeln und zu lachen, wenn eS gilt, geduldig zu harren, ansznkochen und zu sprudeln und üder den Jammer »nd bas Elend des Lebens zu traucui. Solche glückliche, im Gleichgewichte befindliche Nalnre» sind aber selten und zu beneiden. Gewöhnlich ist in jedem Menschen ein Temperament ausgeprägt und die anderen TemperamentSäußeniugeii sind Folge von Gewöhnung, Selbstbeherrschung, nicht selten MaSke.
tTo weit die Jagdzeitnng. — Wir glauben, daß diese Phlegmatiker und alle übrigen „iker" iu allen Ständen zu sinbeii sind; jedenfalls aber erträgt der Forstmann sei» Temperament am leichtesten. weil er das Glück hat im schönen, grünen Wald einen großen Theil seines Lebens zuziibrtngmi. Lieber etwas cholerisch im Wald, als sanguinisch l n Bureau.)
Redakttoir. Truck und Verleg der E. W. Zsiser'schcn Buchhandlung.