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Stuttgart. Dem Gnadengesuche des Geometers Hör- tig und der Wiltwc Stier len ist dem Vernehmen nach von Sr. Maj. dem König nickt stattgegeben werden. und soll die Hinrichtung beider am Donnerstag oder Freitag in Eßlingen stattfinden.
Ex-König Georg von Hannover läßt in dem Stammorte der welstischen Familie in Alttorf, nun Weingarten, ein stattliches Schulhaus, das künftiges Jahr den Ausbau erhalten wird, bauen.
Tauberbischofsheim, ö. Dezbr. In dem eine halbe Stunde von hier entfernten Orte Jmpfingen hat sich gestern ein gräßliches Unglück zugetragcn. Der 20jährige Sohn des vor Kurzem verst. PolizeidiencrS Banzer batte auf dem Felde eine Granate ausgesnndcn, die er gestern öffnen und ansziehen wollte. Um die Mittagsstunde machte er sich an die Arbeit, verfuhr aber dabei so ungeschickt und unvorsichtig, daß das Geschoß unter fürchterlichem Knall sich plötzlich entlud, dem Joseph Banzer die Füße wegriß, die Eingeweide au? dem Leibe heraustricb und ihn überhaupt so entsetzlich zurichtcte, daß er alsbald' seinen Geist aufgab.
München, 10. Tee., Abends 7 Udr. Soeben bat der König unter dem Jubel der Bevölkerung durch die illuminirte» Straßen seinen Rückkebrseinzug gehalten. sS. M.)
Dresden, st. Dezbr. Wie man hört, wird die sächsische Armee den Brigadeverband demnächst anfgcbcn, um als 12. Armeekorps des Norddeutschen Bundes organisirt zu werde».
Dresden, 8. Dez. Tie erste Kammer nahm einstimmig das neue Militärgesetz au, welches die allgemeine Wehrpflicht einfübrt und in allen wesentlichen Punkten dem preußischen Gesetze sich anschließt.
Leipzig, 9. Dez. Der Ausschuß des deutschen Abgevrd- netcntages hat beschlossen, vor dem Beginn des norddeutschen Reichstages eine Zusammenkunft in Berlin zu halten. Anwesend waren in der Sitzung ans Württemberg Fetzcr und Holder.
In Mylau im Königreich Sachsen ist in diesen Tagen die Cholera ausgebrochen u»o von 16 Personen, die von der Seuche ergriffen wurden, find 13 gestorben.
Mainz, 8. Dezbr. Die demokratische Partei ließ heute Morgen einen mit ungeheuren Plakate» bedeckten Möbelwagen herumfahren, durch welche Plakate die säumigen Wähler an die Erfüllung ihrer Bürgerpflicht gemahnt wurden. Der Möbelwagen wurde aber arrelirt und ins Karmelitcrkloster gebracht.
Hanau, 29. Nov. Vor dem gestrigen Schwurgerichte kam ein Fall zur Verhandlung, welchen wir wegen seines hohen psychologischen Interesses unfern Lesern nicht vorciithalten wollen. Auf der Anklagebank saß unter der schweren Anklage, seine Ehefrau getödtet zu haben, gebeugt und gebrochen der Oekonom Wilhelm Reh» ans Hersfeld, ein den gebildeten Ständen an- gehöriger gutmüthiger. sanfter Mensch, dessen sittlichen Eigenschaften von allen Seilen die besten Zeugnisse erlbellt worden sind, der mit seiner jungen, braven und fleißigen Fran in glücklicher einträchtiger Ebe gelebt hat, der Vater von sechs unmündigen Kindern, ein Mensch von fast weibischem Character -- und dieser nämliche hat seiner von ibm innig geliebten Frau in der Nacht de» 31. Mai l. I. inmitten der schlafenden Kinder mir einem Rastrmesser den Hals abgeschnitten, so daß fast augenblicklicher Tod die Folge war. Die Verhandlung entrollte uns ein düsteres Gemälde von Verzweiflung und bitterer Seelenqual des Unglück- lichen. Reh» hatte im Jahre 1854 ein fürstlich Wächlerbach'sches Gut gepachtet in Leisenwald — und zwar zu einem mit der Ertragsfähigkeit desselben nicht im Vcrhältniß stehenden hohen Preis; 24 Jabre alt, wie er das große Gut übernahm, fehlte es ihm auch wohl an der nöthigcn Erfahrung — genug , er blieb mit Pachtgelder» in Rückstand. Die fürstliche Renlkammer stundete und erließ ihm zwar manche ansehnliche Summe, aber wiederholte Mißernten ließen ihn nicht aufkommen. Vielfach gemabnt von der Gutshcrrschaft, mußte er sich endlich eine Bestimmung gefallen lassen, wonach, wenn er mit Zahlungen im Rückstand bleiben sollte, dieser das Recht eingcräumt wurde, ihm ebne alle Entschädigung daS Gut und die Ernte zu nehmen. Der Sommer dieses Jahres berechtigte ökonomisch zu den schönsten Hoffnungen und Rehn hoffte mit seiner zu erwartenden reichen Ernte seine
Rückstände, welche bis auf 1100 st. gestiegen waren, decken zu können. Da wird er plötzlich am 30. Mai aus die Rcntkammer bestellt und ihm zu seinem furchtbaren Entsetzen mitgetheilt» daß man ihm jetzt kraft Vertrags Gur und Ernte nehme, daß man ihm übrigens gestatte, vorerst als Verwalter auf dem Hofe zu bleiben. Tief gebeugt, dem Elend entgegensetzend, kehrte er nach Hans zurück und tbeilte seiner Fran, die noch den ganzen Umfang ihrer unglücklichen Lage nickt kannte, bas Entsetzliche mit. Andern TagS kam ein Beamter zu ihm und stellte die einzelnen Punkte des Vertrags fest. In bitterem Kummer und mit vielen Thränen besprach das unglückliche Ehepaar dann seine Lage. Er vermochte es zwar noch, mit einem gerade bei ihm zu Besuch befindlichen Geistlichen über gleichgültige Dinge zu sprechen, ihn auch, scheinbar ruhig, zur Ruhe zu geleiten. Aber als er allein war und sich später mit seiner Fra» zu Bett begab, — die sechs Kinder schliefen in demselben Zimmer — da brach die Verzweiflung >:m so heftiger los, die Fra» weinte und klagte; er konnte sic nicht tröste». Endlich gegen 12 Uhr schlief sie ein und nur er warf sich ruhelos aus seinem Bett herum. Da kam cs - wie er die neben ihm ruhende, vom Mond beschienene treue Lebensgefährtin betrachtete — über ihn, wie eine finstere Macht. Sollte er sie dem Elend und dem Gespött der Leute preisgeben — nein, lieber sie tödten und sich selbst — und plötzlich im Wirbel unseliger verworrener Empfindungen seiner nicht mebr mächtig, hat er sein Rastrmesser aus dem Nachttisch gerissen, vergebens sucht er zu beten, er kniet aus — und thut mit wilder Kraft den lödtcnden Schnitt. Die Frau fährt auf, ,,Wilhelm, was hast Du gethan?!" und er schließt fie in die Armee. „Wir haben uns so treu geliebt, so wollen wir denn auch zusammen sterben", bann schneidet er sich selbst in den Hals. Die Frau verscheidet und überströmt mit ihrem Blut das in der Wiege neben jbr liegende Kind. Die Kinder werden wach und weinen. Er aber glaubt seinen Tod nahe und läßt durch den Aeltcsten den oben logirenden Geistlichen Herunterrufei!, der hastig die Kleider nbcrwirft und mm plötzlich, vor Schreck erstarrt, mit dem Licht in der Hand, das grausige Nachtbild betrachtet. Leider war die Wunde Rehn'S nicht tief genug. Sorgfältige ärztliche Pflege stellte ihn wieder her z», einem Leben voll bitterer Reue und un, endlicher Qual. Die Geschworenen haben ihn sreigesprochen, indem sic amiahuien, daß er den Entschluß znr That im Affectc gefaßt und ausgeführt habe und daß er zur Zeit der That im Hinblick aus seine Lage in einer solchen Gcmüthscrregnilg gewesen sei, daß die Einsicht in die Strafbarkeit seiner Handlungen gänzlich aufgehoben war. Gar gewichtig mag bei ihrer Bcurtheilung des Falls auch wohl der Umstand in die Waagschale gefallen sein, daß i» der Familie des Unglücklichen eilf Fälle von Wahnsinn vorgckommen sind, von denen vier mit Selbstmord geendet haben, indem cS nicht unwahrscheinlich ist. daß die entsetzliche That ein Reflex jener dunklen Macht des in der Familie erblichen Wahnsinns ist. Unter strömenden Thränen ist Rehn zur Saalthür. welche ihn zum Leben und zur Freiheit zurückführte, hinaiis- gewankt.
Darmstadt, 9. Dez. General v. Stockhausen hat stck heute früh erschossen. Es verlautet, daß derselbe auf den 10. d. vor ein Kriegsgericht geladen war. (Mg. Z.)
Schreckliche Folgen des Aberglaubens. Ein abergläubischer Mann hat in Rechnitz nach und nach 4 Kinder ermordet und ihre Herzen in rohem Zustande aufgegeffen, weil er glaubte, daß er unsichtbar werden würde, sobald er die rohen Herzen von 7 unschuldigen Kindern aufgezchrt Kälte. Der Verbrecher wurde, bevor er seinen scheußlichen Vorsatz vollständig ausführte, eut- ! deckt und befindet sich nun im Gefängniß.
Hannover, 8. Dez. Der Regimentskommandeur Graf v. KielmanSegge ist nach Minden abgeführt worden, weil er Unteroffiziere aufgesordert, nicht in preußische Dienste zu treten. Amtmann Reiche ist snspendirl.
Berlin, 8. Dez. Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt: Die Zeitungsnachricht von Eidcscntbinduug der hannoverischen Offiziere auf Vermittlung Englands sei unbestätigt. Georg von Hannover hat im Gcgenthcil einer Deputation von Unteroffizieren eint jesuitisch ausweichende Antwort gegeben.
Berlin, 9. Dezbr. Das polnische Blatt „Dziennik poz- nanski" ermahnt seine Leser wiederholt, sich zu den Parlament? wählen zu rüsten, um öffentlich und feierlich gegen die Einver-