V. Goltz, der Ankläger, war selbst bei der Sitzung zugegen, vielleicht um die im Voraus vielbesprochene Vertheidigungsrede Dusoures anzuhöre», die übrigens den Erwartungen nicht entsprochen hat. Lachaud vertrat die preußische Gesandtschaft. Olli- vry der Gerant und Bautet der Redaktionssekretär wurden ;» je einem Monat Gefängniß und 100 Frcs. Geldstrafe verurtheilk. Den Drucker Dubuisso» traf ebeusalls die gleiche Geldstrafe, obwohl der klagende Theil hieraus nicht bestand. Die in erster Linie inkriminirte Stelle bezog sich auf einen Diebstahl, den der König von Preußen in Böhmen an den Vollblutmcrinos des Fürsten Lobkowitz begangen baben sollte.
Vom 27.-29. Nvv. herrschte in London ein so dichter Nebel, daß die Stadt in eine wahrbaske egpplische Finsterniß ge- hüllt war. Aller Verkehr mußte eingestellt werden.
Krakau, 29. Nvv. Soeben verbreitet sich hier in militärischen Kreisen die Nachricht, daß vierzehn in Schlesien, Mähren und Böhmen garnisonirendc Regimenter Marschbefehl naL dem verschanzten Lager von Krakau und Galizien überhaupt erhalten hätten. Ich gebe Ihnen selbstverständlich diese Mittheilung, wie sie mir eben zugeht, ohne dafür einstehen zu wollen; aber so viel ist gewiß, daß im Lager unserer moskvwitische» Nachbar» große Bewegung herrscht.
Auch die Wiener Presse stößt bedeutend in die Trompete; sie sagt: „Wären die Nachrichten auch verfrüht, so steht doch so viel fest, daß über dem Kaiserstaate sich ein gewaltiges Unge- wittcr zusammenballt," entwirft sodann ein Bild der russischen Macht, wo die Emancipirnng der Bauern ihre gefährlichsten Stadien hinter sich und wo eine unermeßliche Schichte latenter Kraft bald frei werde. Der Staat aber, dessen Existenzberechtigung in den Angen des civilifirten Europas darauf beruht, daß er einen festen Wall gegen das Vordringen Rußlands nach Süden und Weste» bildet, Oestreich bröckelt auseinander, weil zu dem Stoße von Außen sich das Hämmern selbstsüchtiger Nationolitäken im Innern gesellt, denen die Regierung nicht das Handwerk legt. Tie Presse laßt deswegen einen Mahnruf au das Ministerium ergehen, mit Preußen ernstliche» Frieden zu machen durch Aufgabe aller deutschen Politik, mit Frankreich und Italien durch offenen Bruck mit den Ulkramoutanen und Klerikalen, und alle Kraft gegen Rußlands Angriff zu kehren. Goluchvwsky's Ernennung sei ein Fehler gewesen, da er die Ruthenen Galiziens Rußland in die Arme treibe und letzterem Gelegenheit zur Einmischung gebe.
I» Polen nehmen in Folge der Entwaffnung der Bevölkerung die Wolfe sehr überhand.
Newyork, 30. Nov. (Mir dem Kabel.) Maximilian bat Mexiko nicht verlassen. Die Uuionisten haben MakamoroS nicht besetzt. (S. M.)
Temperamente der Forstmänner.
Eine Humoreske.
Unter den Forstmännern sind alle Temperamente vertreten. Der melancholische, mit fablem oder erdfarbigem Gesichte, etwas gelb angelanfen von dem Besitze einer umfangreiche» Leber und einem überaus reichlichen Gallenerguß, ist in allen seine» Lebensanschauunge» Pessimist; er sieht Alles schwarz, versteht eS meisterhaft, sich Alles im heben so schwer als möglich zu machen und anstatt die kleinen Leiden desselben mit Verachtung zu strafen und ihnen einen solchen Fußtritt zu geben, daß sie für ewige Zeiten ans seinem Horizonte verschwinden, gestaltet er ihnen eine solche Herrschaft und Kraft über sich, daß sie seine schon an und für sich leicht reizbare Stimmung in eine Wochen und Monate lang anhaltende schlechte Laune versetzen. Diese ist auch äußerlich in dumpfem Schweigen, mürrischem Wesen, zusammengczvge- ne» Augenbraunen und gerunzelter Stirne wahrnehmbar. Wehe dem, der sich dann ihm naht; säße er auf einem Throne, er wäre der härteste, blutgierigste Despot, geneigt, mit kaltem Blute Todes- nrkheile zn unterschreiben, um seine Rache a» der Menschheit ab- znkühlen. In solcher Stimmung ist der Forstmann Tyrann innerhalb seines Hauses und Reviers. Seine Förster gehen ihm in solchen Zeiten ans dem Weg; der kleinste, oft nickt mehr frische Stock reizt ihn dann zu Rügen, über nachlässigen Forstschutz und veranlaßt ihn z» genauen Vergleichen des PfandbucheS mit der Zahl der Stöcke; die Klaftern sind dann alle schlecht gesetzt, die ! Nummern des Bauholzes alle schlecht und undeutlich geschrieben, manche Stämme falsch aiisgemesseii und auch an den selbst geln». !
genen Cultnren gibt es Mancherlei ausznsetzen. Wehe daun dem Förster, wo er eine gelbe Kiefernpflanze sinder, die die Ohren heraddängen läßt; da wird der Rüsselkäfer gleich in Menge beargwöhnt und die Borwürfe wegen Unachtsamkeit des Forstschutz- perionaleS sind im Anzuge. Auch wird wohl verblümt oder direct mit Anzeige an die Vorgesetzten gedroht und ihre Intervention in Aussicht gestellt.
Diese Drohungen bleiben aber nur solche; cs würde dem Oberförster schlecht anstehen und den Vorgesetzten de» Beweis liefern, daß er sich keine Autorität gegen seine Untergebenen zu verschaffen weiß, wen» er die Drohungen wirklich ausführte. Doch wirken sie immerhin als Schreckschüsse bestens. Frau und Kinder spiele» in solche» Perioden die der Verstimmung im Hause entsprechende mehr geduldete Rolle und krieche» möglichst zu Kreuze. DaS sonst g»k mundende Mittagessen wird nach allen Richtungen bin bemäkelt, das Fleisch ist hart, die Suppe versalzen, und der Kaffee bald zu beiß, bald z» kalt.
Die uuvcrheiratheten Oberförster find meist Träger melancholischen Temperamentes, weniger die in das eheliche Joch gespannten, denen die erforderliche Erziehung durch die Frau bereits zu Theil wurde. Ein Junggeselle dcS forstlichen Gewerbes warf einst im Unmuthe die Suppe und Teller durch das Fenster auf den Hof. Seine alle Wirihschafteriu nahm Messer, Gabel. Tischtuch n»d Zubehör des mittäglichen Tische« ruhig und ohne eine Miene zu verziehen und warf es. daß die Scheiden klirrte», ebenfalls auf den Hof, wo der Teller i» lausend Scherben lag. Ganz ergrimmt, de» Schaum auf den Lippe», fuhr der Jünger Dianens die alte Person an, ob sie toll sei und was sic beginne.
„Ich dachte, der Herr Oberförster wollten heute auf dem Hofe speisen," war ihre Antwort. Der Wütherich war bezähmt und für lauge Zeiten belehrt. Dem melancholische» Forstmann bangt vor jeder Gewitterwolke, daß sie seinen Culturc» Schabe» bereiten könne. Zeigen sich im Herbste nur einige Mäuse, so unterläßt er die Herbstejchelsaat und läßt lieber in der Miethe mehr Eicheln verderben, als eine Anzahl Mause gefressen bälte». Schon im Frühjahre überläust ihn eine Gänsehaut, wenn er an die Heibstbereisnng durch den Oberforstmeister denkt. Wird dann, so qnält er sich in endlosen Monologen ab, die oder jene Kultur seine Zufriedenheit erlangen? Wird nicht ein Donnerwetter mit unangenehmen Verfngnuge» hercinbrechen, daß 1500 Cubik- fuß überbauen sind und daß der Etat nickt voll erreicht wurde rc. rc.
Der cholerische Held des grünen Waldes, von meist ge- röthetem Antlitz und deutlicher Frakiurschnft seiner Lebcnsercignisse im Gesicht, ist in seinen Handliiugrii mit dem Träger des melancholischen Temperamentes oft nahe verwandt und so zu sagen dessen Geschwister Kind. Er braust leicht ans, wettert Himmel und Hölle herab, wenn nicht Alles im Walde und Hause »ach seiner Pfeife tanzt; aber er ist mehr Pollron, als geradezu böse wie elfterer, der Giflspinner, der sich und Andere» das Leben soviel wie möglich vergiftet und vergällt. Der Cholericns wird bald wieder gut und trägt nicht nach, jener aber vergißt kein ihm zugefügtes Unrecht, wohl aber Wehlthateii, die ihm das Geschick und die Menschen erwiesen haben und spinnt den galligen LebenSfaden von Anfang bis zu Ende ohne Unterlaß, wenn er nicht im mittlere» Lebensalter Mariei,bad und später die sprudelnde Quelle von Karlsbad anfsuckk, und sei» Gekröse einer Radikalwäsche unterzieht. lForts. folgt.)
Allerlei.
— Ein geschickter Setzer kann in einer Minute 40—42 Lettern zusammeusetze», das sind in einer Stunde gegen 2500, und an einem Tage, de» Tag z» 10 Arbeitsstunde» gerechnet, 25,000. Wenn man nun den Weg, welchen die Hand des Setzers zu den einzelne» Fächer» de« Setzkastens nach dem Winkelhaken, in dem er die Lettern aneinanber stellt, und dieselbe Strecke zurück, jedesmal auf einen Pavicrstreifen verzeichnen wollte, so würde der Papierstreifen am Abend eines zehnstündigen Arbeitstages eine Länge von 9 englische» Meilen besitzen. In einem Jahre, die Woche zu 6 Arbeitstagen gerechnet, würde die Hand eines fleißige» Setzers einen Weg von 300 Meilen zurücklegen.
Redaktion, Druck und Verlag der iS. W. Zaiser'schen Buchhandlung.