die letzte Fahrt z» machen, weil von heute an der Eisenbahn« dienst auf dieser Strecke beginnt. Zur Verherrlichung dieser letz­ten Fahrt wurde der Eilwage» nmgeworfen und kam deßhalb um einige Stunden verspätet hier an. Man hätte denselben ne­ben der Straße liege» lassen fallen zum Andenken an die famose Route Eyach-Horb l

N i e d c r sto tzi n g e n, 30. Nov. Der unglückliche Mann, der sich erhängt hak, ist nicht der Marter seine? Kindes, son­der» das Kind ist, wie die oberamtsgerichtlichc Sektion ergeben hak, an einem Herzschlag gestorben. Ohne Zweifel war der plötz- liche Tod des Kindes, an welchem der Vater mit rührender Liebe hing, die Ursache, daß im Schmerz seine Sinne sich verwirrten und er in solchem unzurechnmig? fähige» Zustand sich selber das Leben nahm. Der Aermste wirb vier allgemein bedauert.

Die Geschichte vom bairischen Rittmeister v. Stromer lies ihrer Zelt durch alle Blatter. Er sollte sich erschossen haben, weil ihm Prinz Ludwig befohlen habe. entweder einen von den Pren- ßen besetzten Wald mit seiner Eskadron zu stürmen ober sein Kommando niederznlegeii, wen» ihm der Muth fehle. Prinz Ludwig erklärt in der A. A. Z. diese Geschichte für Unwahrheit. Er habe dem Rittmeister niemals solchen Befehl erlheilt; der Rittmeister habe nicht unter ihm, sondern unter dem Fürsten von Taxis gestanden und habe sich am 4. Juli hinter Kaltennord­heim erschossen, während er, der Prinz, au demselben Tage weit entfernt in Langenbiber in Knrhcffen gestanden habe.

Nach dem Regensburger Morgenblatt haben die in Re­gens bnrg angckommenen Jesuiten auf Befehl der kgl. Staats­regierung ihr HanS sofort geräumt, weil in Baieru die Nieder­lassung kirchlicher Orden von der Rcgicrungsbewilligung abhän­gig ist, die für den Jesuitenorden bisher nicht crtbeili worden ist; cs sind auch zwei Baiern dabei, darunter ein Sohn dcS Staatsralhs v. Pelkhovcn.

Frankfurt, 2. Dez. Gestern Abend wurde in den öffent­lichen vokalen das Frankfurter Journal mit Beschlag belegt. Es ist dies die erste Konfiskation, die unter der preußischen Herr­schaft hier vvrgekommeu ist, und zugleich die erste, welche das Franks. Jonrn. seil seinem nunmehr 250jährigen Bestehen betrof­fen hat.

Biele dankbare Frankfurter wollen den bekannten Klassen« Kapvelmann aus Köln e!S ParlameutSkandidaten für Frank­furt in Borschlag bringen.

Berlin, 30. Nov. Im Abgeordncteuhanse griff beute LaS« ker die Amtsthärigkeit des Justizministers scharf an. Der Justiz- minister beklagt die persönlichen Angriffe, durch welche das Ver- hältniß zwischen dem Hause und der Regierung nicht gefördert werde. Die Disciplinarunlersuchuiigen seien nokhwcndig gewesen. Eine neue Civilvrozeßordnuug werde drm Reichstage vorgelegt werden. Es entspinnt sich eine lebhafte Debatte.

Berlin, 1. Dez. Die KorvetteHertha" soll, wie die Hamb. Nacbr. berichten, in Dienst gestellt werden und nach Me­xiko abgeben zum Schutz der dort befindlichen Deutschen.

Berlin, 2. Dez. Der König empfing gestern Morgen den vollständig wieder hergestellten Finanzminister v. d. Heydt und Mittags den Prinzen von Wales. Heute Bormittag ertheilte derselbe den Deputationen ans Güttingen, Stade, Hameln, Dan­nenberg und dem hannovcr'schen Unterharze Audienz und empfing sodann den Herzog von Altcnburg. Mittags hatte er Konferenz mit dem Grafen Bismarck, der gestern Abend hier eingetrof­fen ist und am Bahnhöfe durch den Herrenhaus-Präsidenten Graf Stolberg, Gcheimerath Wagener und die LegationSräthe Abeken und Kendell empfangen wurde. In der Minister-Konferenz vom 15. Dezbr. wird, wie man allgemein glaubt, der Entwurf der künftigen Bundesakte auf dem Wege des Beitrages mit den ver- ? schicdenen Regierungen vereinbart werden. Die Borlage erfolgt ! alsdann an das Parlament. Als selbstverständlich wird ange- ! sehen, daß ber künftige definitive Reichstag, abgesehen von an- i deren Angelegenheiten. auch für die Bundes-Budgets des Krieg», der Marine, des Handels und Konsularwcsens, die unbeschadet bestimmter direkter Einnahmen künftig zu konzentriren sein wer­den, eine beschließende Stimme haben wird.

Berlin, 2. Dez. In Bezug auf die Debatte über die Einverleibung Schleswig-Holsteins verlautet, daß der Schlußan­trag der Commission dahin lauten wird, die Regierung aufzu- fordern, sofort ein Gesetz über Bereinigung des HcrzogthumS

Lauenburg mit der preußischen Monarchie vorzulegen. -- 3. Dez. Der Kronprinz kvnserirte gestern im auswärtigen Amte mehrere Stunde» mit dem Graten Bismarck. Der Prinz Hermann zu Sachjen-Wrimar, von Petersburg hier cintreffend, stattete dem König und den übrigen Mitgliedern der kgl. Familie Besuche ab und erhielt Gegenbesuche.

Berlin, 3. Dez. Tie Dotationskommissiou beschloß, ,.n- ter Beistimimliig der Minister, der Dolationsvorlage die Namen Bismarcks, RoonS, MoltkeS, HrerwarthS, Stcinmetz's und Fal-

krnsteins beiznsügen. (S. M.)

Berlin, 4. Dez. Der Oberstaatsanwalt hat beim Obcr- tiidnual Nichtigkeitsbeschwerde wegen der Justizrrdc Twcstell? im Abgeordnetenhaus-, mir Antrag auf 2 Jahre Gefängniß, cin- gereichk. (S. M.)

Die Berliner Waisenkinder haben sich in diesem Jahr um 500 vermehrt.

In den sämnitliche» preußischen Lazarcthen befinden sich ge­genwärtig noch 1092 Verwundete, wovon 814 auf die preußische Armee, 1 auf die Verbündeten und 277 auf die feindlichen Truv- pe» komme».

Hannover, 28. Nov. DerNordd. Ztg." wird von hier geschrieben: Der Civilkommissäc, Geheimer Regicrnngsrakh v. Hardenberg, besuchte gestern Abend den hiesigen Arbeiterverein, bezeugte seine Anerkennung hinsichtlich des Streben? und der

Wirksamkeit desselben und versicherte ausdrücklich, baß die preu­ßische Regierung derartige nützliche Vereine nach allen Richtun­gen hin unterstützen werbe. Hr. v. Hardenberg wies auch wie­derholt auf die bald kommende völlige Veränderung der prenßi- Ichcn Gewerbeordnung hin, wobei jeder Zunftzwang völlig schwin­den und dem strebsame» Arbeiter ein größeres Feld der Thätig- keit eröffnet werden würde. Der Baukasse des Vereins, welche aus Beiträgen der Mitglieder und Bereinsfreunde gebildet wird, um demnächst ei» eigenes Haus zu erwerben, überwies der Ci- vilkommiffär einen Beitrag aus seinen eigenen Mitteln. In dem Departement des Innern ist man mit den Vorbereitungen beschäftigt, die preußische Gesetzgebung über HeimathSrecht und Wohnrechtserwcrb bei uns einzusühren.

Aus Langendurg wird entschieden in Abrede gestellt, daß Herzog Friedrich über eine Abfindung mit Preußen verhandle.

Der Großberzog von Oldenburg erhält dafür, daß er seine Ansprüche auf Schleswig-Holstein an Preußen abgetreten hat, 1 Mill. Thlr. und ein Stuck Landes.

Pesth, 1. Dez. In der heutigen Sitzung des Unterhäuser motivirtc Tioza seinen Adreß-Antrag, während Baron EökvvS für den Adreßanlrag Deak's sich aussprach. Balthasar Horvath sprach in sehr beifällig ausgenommener Rede für den Ausgleich im In- tecesse der ungarischen Nation und drückte gleichzeitig die Hoff­nung ans, daß ein Ausgleich durch die Erkenntniß gefördert und gezeigt werden würde, daß die Monarchie und Dynastie in einem mit ihr sympathistrenden Ungarn die festeste Stütze baden werde. Ter Redner wurde beim Schluß seiner Rede von Deakisten be- glückwünscht. Nächsten Montag findet die Abreßdebalte statt.

Florenz, 1. Dez. Die Italic versichert, die Klerikalen in Rom suche» Unordnungen anzustiften, um den Papst zu einen! äußersten Entschlüsse zu bestimmen. Admiral Pcrsauo wird im Palast des Senats gefangen gehalten, nachdem er heute ein Verhör vor der Senalskommisston bestanden. (§. M.

Florenz, 2. Dez. Eine Kommisston ist ernannt, welche die Fragen der Rekrutirung und Organisation der Armee studi- ren soll. General Flenry ist nach Venedig gegangen. (S. M.>

Rom, 3. Dez. Das 85. Regiment ist diesen Morgen ans- gebrochen, auf dem Weg »ach Frankreich zurück. (S. M.»

In Luzern gebar eine brave, blutarme Frau, die von ihrem Manne verlassen worden war, ein Büblein. Sie wußte nicht, wovon sie es kaufen lassen sollte, da meldete sich der SängervereinFrohsinn" als Pathc, ließ das Knäblcin taufen, sang bei der Feier seine schönsten Lieder, einer spielte die Orgel wie ein rechter Meister und alle richteten der Mutter ein frohes Mahl aus und vergaßen auch nicht ein schönes Eingebiude. Jähr­lich am Tauftag werden die fröhlichen Sänger eine Summe in die Sparkaffe legen, um ihren Pathen zu erziehe» »nd sein Fort­kommen zu bahnen.

Paris, 1. Dez. Das Zuchtpolizeigerickk hat genern sein Urtheil in der Sache des Memorial diplomatique gefallt. Gras