SN den sie abermals ihre Geschicke ketten selten. Es muß be­wiesen werden, daß in diesem Lande daS VerfassungSleben eine Wahrheit ist. Darum die Herstellung verfassungsmäßiger Zustande.

Wien, 27. Nov. Der niederöstrcichische Landtag ist der einzige von allen cisleithanische», der einige Energie entwickelt. ES wurde von demselben Einführung von Schwurgerichten, He- düng der Volksschule und Revision des Konkordats verlangt. Bezüglich der Adresse, in welcher die Einberufung des Ncichs- raths verlangt wurde, erklärte der Vertreter der Regierung, letz­teres Verlangen sei ganz unstatthaft, indem diese Einberufung jetzt gleichbedeutend dem Abbruch der Verhandlungen mit Ungarn sein würde.

Prag, 28. Novbr. Bei den heutigen Ergänzungswahle» zum Gemeinderatb wurden sämmtliche czechische Kandidaten, mit AnSnabme eines Einzigen, gewählt.

Die Cholera mußte vor dem Donner der Kanonen ver­stumme», sie bat aber in Oestreich furchtbar gehaust. 350,000 Menschen waren an ihr erkrankt, 150,000 sind an ihr (vom Mai bis Oktober) gestorben.

Florenz, 29. Nov. Das italienische Parlament ist auf den 15. Dezember einberufen. (S. M.)

Paris, 28. Nov. In Betreff der Mission des Generals Fleury wird versichert, daß derselbe nebst seiner offiziellen auch eine vertrauliche Aufgabe habe, nämlich: Victor Emanuel anzn- rathen, nicht zu desarmiren. Man will in Florenz wissen, daß deßhalb eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem König und Nicasoli herrscht; faktisch aber ist, daß einstweilen die Entwaff­nung und die Verabschiedung der Soldaten eingestellt ist.

Paris, 29. Nov, Die Palric schreibt bezüglich der Ar- liieercorganisation: Man versichert, die Streikkräftc werden in drei Kategorien zerfallen: die aktive Armee, die Reserve und die mobile Nationalgarde. Tie neue Organisation werde eine blei­bende Armee von -400,000 und eine eventuelle von 800,000 Mann schaffen. (S. M.)

Paris, 29. Nov. Tie FregatteGomcr" ist gestern mit Depeschen nach Civitavecchia abgegangen und soll das 59. Linien- regiment von dort zurücksührcn. Man versichert, cS sei nicht wahr, daß Kaiser Maximilian nach Mexiko zurückgereist sei.

Die Reise der Kaiserin Engenie nach Rom findet, wenn sie überhaupt erfolgt, erst in einigen Monaten statt.

Die Königin von Spanien halte eine zu frühe Niederkunft.

Die Rache des Akrobaten. (Schluß.)

Kein Boot zeigte sich, die Fluth war bereits um einen Fuß gewachsen, und man sah jetzt den Knaben im Wasser »iederknieen, gen Himmel blicken und, wie es schien, beten. Nur Duval konnte ihn und seine Schwester retten, nur Dnval. Er al­lein von allen Denen, die dort standen, war im Stande, sich schwimmend durch die Fluth des Wassers bis zu dem Felsen zu arbeiten, das kleine Mädchen an das Ufer zu bringen, und dann noch einmal den gefährlichen Weg zu machen und auch den grö­ßeren Knaben zu holen. Weßhalb sagte er dem Baronet nicht, daß er eS thnn könne, aber nicht wolle? Ist die Rache nicht süß?

Und noch immer stieg die Alnth. Lady Windus war einen Augenblick zum Bewußtsein gekommen, aber sogleich wieder in Ohnmacht versunken, als sie die entsetzliche Lage ihrer Kinder gesehen hatte.

,,Sir William," sagte Dnval,ich sehe, Sie erinnern sich meiner! Ich habe nach Rache gedürstet! Zwei lange Jahre hindurch habe ich den Himmel um eine Gelegenheit angefleht, mich an Ihnen rächen zu können. Jetzt hat er meine Bitte erhört!" Ein leuchtendes Feuer brannte bei diesen Worten in seinen Augen, und dann schrill er langsam an das Ufer, warf seine Oberklcidcr ab, stürzte sich in die Fluth und schwamm dem Felsen zu.

Tie Freude ist nicht zu schildern, mit der die Eltern, nach­dem sie in Todesangst die furchtbaren Anstrengungen des Akro­baten beobachtet Hallen, ihre Kinder wohlbehalten auö seinen Armen empfinge». Aber während sie die Kinder liebkoste» und sich der Wonne über ihre Errettung Hingaben, hatte Duval sich schnell angekleidet und war unbemerkt verschwunden. Er erreichte die Landstraße und wanderte mit leichterem Schrille und leichte­rem Herzen weiter, denn er hatte sich gerächt.

Allein noch nicht vollständig. Sobald Sir William ihn vcr- > mißte, war er ihm nachgeeilt, und holte ihn endlich ein.Hier!" j

rief er, ihm eine schwere Börse in die Hand drückend.Ihr habt meine Kinder gerettet und eine Belohnung verdient, wohl verdient!"

Duval zog seine Hand zurück.Sic ist mir schon gewor­den!" rief er, einen Blick der tiefsten Verachtung aus den Ba- ronek werfend, und wandte sich dann von ihm ab und setzte seine Wanderung fort. Der stolze Baronet aber blieb stehen und blickte ihm gedemnlhigt »ach.

Allerlei.

(DasDampfschi ff.) Es war zu Anfang des Augusts im Jahre 1807, als eine unübersehbare Menschenmenge zu New- Aork an den Ufern des Hudson stand, ungefähr in derjenigen Gegend, welche heutzutage fiultonstreet heißt. Diese Menge be­trachtete ei» Schiff seltsamer Gestalt, ohne Masten und Segel, mit einem Schlot und zwei Rädern rechts und links an der aus­wendigem Seite von Back- und Steuerbord. Ein pcnnsylvanischer Bürger, NamcnS Robert Fulton, war nach mehreren mißglückten Versuchen in Europa nach Amerika zurückgckehrt, um eine, wie er sich anSdrückte, die Welt revolntionirende Erfindung in Scene zu setzen. Dieselbe plätscherte eben vor de» Augen der Newyorker Bürgerschaft auf dem Spiegel des Hudson; sie spie Dampf und Wasser aus und sollte einzig mit diesen Hilfsmitteln die Fahrt nach Albany von Newyork wagen. Vernünftige und Unvernünftige schütteln de» Kopf: Welch ein Schwindel! Dieser Kerl hat auch noch die Frechheit, 10 Doll. Fahrgeld zu verlangen! Ganz Schwindel ist es eigentlich nicht, sondern so ein Mittelding zwischen Traum und Wirklichkeit. Keine Katze wird mitfahren!

Was macht er denn jetzt, der tolle Kerl? Weiß Gott, er stößt von der Brücke ad, welche Schiff und festes Land verbindet.

Es ist ein Narr! Ein Narr, ein Narr! In solchen und ähnlichen Tonarten erging sich die znschauende Menge, und segnete sich und ihren gesunden Menschenverstand. Ein einziger Reisen- der war aus's Schiff gekommen; die Geschichte nennt leider seinen Namen nicht.Herr Fulton, ich fahre mit nach Albany; hier meine 10 Dollars." Was! Sie setzen Vertrauen in mein Un­ternehmen?"Vollkommen!"Dank, tausend Dank!" Fulton drückte leidenschaftlich die Hand dcS Unbekannten und sagte mit einen! süßsanre» Lächeln:DaS ist das erste Geld, welches ich für eine zehnjährige Arbeit einnehme." Inzwischen wurde die Menge ungeduldig. Nach der Gewohnheit aller Mengen wollte sie ihr Kommen mindestens durch ein Schauspiel belohnt sehen, sie murrte, grunzte und pfiff, und machte Miene, Erfinder und Erfindung mit Steinen zu bewerfe». Da stieg ans dem Kamin des Schiffes eine mächtige Rauchsäule, stolz beschrieb es einen weiten Kreis, die Räder auf beiden Seiten regten sich und peitsch, ten zürnend die Wasserfläche, und gleich einem Pfeil flog die höl­zerne Masse hin, stromaufwärts, trotz Wind und Wellen. Der Clermont so hieß das Schiff legte den Weg von Newyork nach Albany in 36, die Heimfahrt in 30 Stunden zurück. Beim Hin- und Herweg, welche einschließlich dcS Aufenthalts keine drei Tage währten, hatten Tausende von Uferbewohnern der seltsamen Maschine mit Schrecken entgegen- und nachgeseben; die Segelschiffe hielten still beim Anblicke der langen Rauchsäule und beim Ver­nehmen des Rädergeklappers; alte Matrose» flohen in'S Zwischen­deck, und die Beherzteren, welche oben bliebe», murmelten ein Gebet vor dem dämonischen Ungethüm. Vierzehn Tage später verrichtete der Clermont de» regelmäßigen Postdienst zwischen New­port und Albany, und dieselbe Menge betrachtete gleichgiltig als etwas Alltägliches denfrüheren Schwindel" und »achherigen Gottseibeiuns". Heutigen Tages durchlaufen von den Nuß­schalen kleiner Flüsse an bis zum MecrcSkoloß Great Eeastern

18000 Dampfer die Gewässer unseres Planeten und neben

ihnen lagern ungezählte Meilen Eisenbahnen, ihre jüngeren Ge­schwister. Man kann wohl noch da und dort Schienen ausbrechen und Schiffe in den Grund bohren, allein daswelkumwälzendc" Werk Fuiton's lebt fort, wie die ihm zu Grund liegende Idee:, der vorwärS strebende Menschcngeist, welcher belächelt, verspottet und verfolgt und manches Mal schier lahm gelegt, doch immer wieder seine Bahn sich bricht, und »ach verhältnißmäßig kurzer Frist Begriffe und Forme» als etwas ganz Natürliches und ganz. Selbstverständliches erscheinen läßt, was früher niederer und hoher Menge Thorhcit und Frevel schien. _

Redaltion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.