T u y t s - U e u i g li e t t e n.

Der Generalfuperiulettdenl von Hcilbronn, v. Sigel, ist am 29/30. Nov.. 6l Jahre alt, gestorben.

Karlsruhe, 30. Nov. Bei der beute stattgcbabten Sc» rienziehuug der badische» 35 fl.-Loose sind folgende 20 Serie» gezogen worden: 509. 1953. 2444. 2619. 2722. 3218. 4350. 4365. 4589. 4705. 5048. 5304. 6086. 6092. 6376. 6626. 6905. 7042. 7399. 7544.

Mainz, 27. Nov. Heute wurden fünf Manu 32cr Land­wehr , welche (von der bekannten Widersetzung in Frankfurt ber), als am meisten gravirl, bis jetzt noch auf der hiesigen Citadelle in Arrest sich befunden hatten, umer militärischer Bedeckung nach einer preußischen Festung nbgeführt. Das Unheil wird den Leu­ten erst am Orte ihrer Bestimmung verkündigt werden.

Dresden, 28. Novbr. Die zweite Kammer genehmigte einstimmig das Wahlgesetz des norddeutschen Bundes. Die Diä« tenfrage wurde der Ausführungsverordnung anheim gegeben; auch beschloß man: dieses Wahlgesetz präjudicire nicht das dauernde Wahlgesetz. 30. Nov. Tie Regierungs-Vorlage des neuen Militärgesetzes führt die allgemeine Wehrpflicht ein; Stellvertre­tung ist unzulässig; bei Ueberschnß des Bedarfes findet Auslas­sung statt. Die Dienstzeit der Infanterie ist dreijähriger Aktiv­dienst, vierjährige Reserve, fünfjährige Landwehr. Reiterei und Artillerie haben vierjährige aktive Dienstzeit, dreijährige Reserve und vierjährige Landwehr. Einjährig Freiwillige sind zulässig. Die gegenwärtig dienende Maniischafk vollendet eine sechsjährige Dienstzeit, dafür wird der Reservedienst verkürzt.

Frankfurt, 27. Nov. Der Kurfürst von Hessen hat von seinem im Stettiner Vertrag stipulirten Borbehaltsrecht, nach wie vor die kurhessischen Orden verleihen zu können, in Paris den ersten Gebrauch gemacht, indem er einem Comptoiristen des dor­tigen Hanfes Rothschild, der ihm eine Summe Geldes zu über­bringen den Auftrag halte, den Wilhelmsorden vierter Klasse verliehen hat.

Frankfurt, 29- Nov. Mehr als 200 Militärpflichtige der Stadt haben sich bereits angemcldck, um zu einjährigem frei­willigem Dienste in das preußische Heer ciuzutretcn. Es ist dieß fast der dritte Theil der Dienstpflichtige» Frankfurts.

Berlin, 28. Nov. Mit 156 gegen 137 Stimmen wur­den heute die Gehaltserhöhungen der Minister, Ministerialdirek­toren , Ober- und UnterrcgierungSpräsideuten gestrichen und die betreffende Summe im Betrag von 50,300 Thaler dem Fonds zur Verbesserung der Unterbcamteu zugcsetzk. Ob nun die Mi­nister in Folge dieser verweigerten Lohnerhöhung die Arbeit ein­stellen werden, dürfte, selbst abgesehen davon, daß das Koali­tionsverbot noch nicht aufgehoben ist, sehr zu bezweifeln sei». Die Majorität war heute um 18 Stimme» stärker als gestern, weil inzwischen wieder einige liberale Abgeordnete angckommen sind und außerdem etwa sechs Conservalive mit den Liberalen stimmten, in der Meinung, daß es unangemessen sei, die Ge­halte der höchsten Beamten zu verbessern, bevor nicht der drin­gendsten Noth der unteren Beamtcnklaffen vollständig abgeholfen sei. Sehr anfgesallcn ist cs, daß die beiden Minister, welche zugleich Abgeordnete sind, bei der Frage ihrer Gehaltserhöhung nicht der Abstimmung sich enthielten. Ter cavaliere Ton, in welchem der Minister des Innern auch heute für seine Gehalts­erhöhung zu sprechen liebte, hat selbst bei seinen politischen Freun­den nicht überall einen besonders angenehmen Eindruck hervor- gerufen. Wie die ,,St. Petersburger Ztg." mittheilt, ist dem Kronprinzen bei seiner neulichen Anwesenheit in ber Hauptstadt des russischen Czarenreichs eine Adresse ber dort lebenden Deut­schen (worunter auch Württcmberger!) überreicht worden, worin diese ihre Sympathiecn für Preußen kundgebcn.

I» Berlin ist Baron v. Kr.... gestorben. In seinem Testamente vermachte der brave Kavalier jedem seiner 142 Kinder 1000 Thaler, seinen 2 Lieblingen jedem 20,000 Thaler.

Hannover, 30. Nov. Die Anordnung betreffs des Ver­fahrens gegen hannoversche Offiziere stößt auf sehr bedenkliche Schwierigkeiten; Civilkornmissär Hardenberg ist deßhalh nach Ber­lin abgereist. (S. M.)

(Mecklenburger Zustände.) Herr v. V. auf T. erfreute sich eines jungen, braven Hauslehrers, den er aber entließ, weil derselbe sich in seine Tochter verliebt hatte. Die Trennung war

bitter, denn das Fräulein liebte den jungen Mantt von ganze« Herzen. Er war bereits Doktor der Philosophie nutz beschloß, seine Studien »och weiter auf der Universität in Leipzig fortzu- setzen. Inzwischen fand unter den Liebenden ein Briefwechsel statt, und um der Sehnsucht Genüge zu leisten, wird unweit Ve§ Gutes ein Rendezvous bestimmt. Der junge Doktor reist ab' und findet sich am bestimmte» Orte ein, wo er zwar nicht das geliebte Mädchen, wohl aber dessen Vater findet, der ihm hoch zu Roß und mit der Hetzpeitsche in der Hand nebst einigen mit- gebrachlen Leute» eutgegenkommt. Der Doktor wird auf Befehl des Gutsbesitzers gebunden und nach Parchim vor Gericht ge­bracht, damit ihn solches für einen Vagabunden erkläre und dann nach Güstrow a» das LandcsacbcitShaus abliefere. Das Gericht vollzieht, was der gnädige Herr befohlen, darf aber den Doktor nicht direkt an das Landesarbeitshaus ablicfern, eS muß dies an das nächste Domänialamt geschehen. Der Doktor wird »ach Lülz gebracht, wo man ihn in Freiheit setzt und dies mit Recht. Er ist kein Vagabund, denn er ist im Besitz einer vom Universitäts- Gericht zu Leipzig ausgestellten Legitimations-Karte; er ist kein Bettler, denn er hat außer einer guten silbernen Cylinderuhr noch sechs Thaler Reisegeld, was zur Rückkehr nach Leipzig ausreicht. Voller Zorn erscheint der gnädige Gutsbesitzer bei den Beamten in Lülz und führt Klage, daß man nicht erst die Gegenpartei gehört habe, worunter er sich verstanden wissen will. Die Sache wurde nach vielen Streitworten geschlichtet, gibt aber Beweis, wie weit noch die Willkür der Besitzenden in jenem Lande geht.

Wien, 27. Nov. Aus der bereits erwähnten Rede Ku- randa's im Landtage von Niedcröstreich bei der Adreßverhand- lung theilen wir folgende Stellen mit: ,,Als vor einigen Jahren ein bekannter Bolksredner bei einem Volksfeste in Frankfurt (Metz bei dem Schützenfeste in Frankfurt) die frivolen Worte aussprach: f,Dic Oestreicher sind die Schmerzenskinder Deutschlands", ist ein Schrei der Entrüstung durch alle deutsche Gauen gegangen. Wir waren damals noch in den Flitterwochen konstitutionellen Le­bens und konstitutioneller Freiheit, und das Bewußtsein lag in unseren Gedanken, baß wir würdige Mitglieder des deutschen Vaterlandes sind. Nun, meine Herren, heute sind wenige Jahre vergangen, und das frivole Wort ist zur Wahrheit geworden. (Beifall.) Oestreich ist bas Schmerzenskind Deutschlands. Ja, Oestrcich, welches seit Jahrhunderten das Bollwerk Deutschlands war, an welchem sich die Angriffe der östlichen Barbaren zer­schlugen; Oestreich, welches im Laufe des Jahrhunderts zweimal sich verblutet hat, um die Herrschaft Fremder von Deutschland abzuwenden (lebhafter Beifall), dieses Oestreich ist heute durch den mächtige» Spruch eines übermüthigen Siegers aus Deutsch­land ausgewiesen, wie ein Fremder, der kein Heimathsrechl in demselben hat." . . .Ich behaupte nun, daß die Ausschließung Deutsch-Oestrcichs aus Deutschland unmöglich eine bleibende Sache sein kann (Bcisall), unmöglich vom Standpunkte der deutschen Bevölkerung, welche diese Demüthigung und diese Beeinträchti­gung ihres Rechtes nicht auf lange ertragen kann. Unmöglich kann sie ertragen, daß die Bildungsarbeit, welche sie gemeinsam mit der deutschen Nation und, angeregt durch diese, so lange verfolgt hat, Plötzlich ein Ende nehme. Meine Herren, ich will dem Gedanke» nicht Worte geben, welche Gefahr für die treue­sten Anhänger Oestreichs, welche Gefahr im Schooße jener Be­völkerung sich birgt, deren Namen identisch mit der Treue zu Oestreich war. (Sehr richtig!) Ich mahne Sie, meine Herren, alle diese Gefahren zu beschwören, indem sie die Adresse unter­stützen. Auch vom Standpunkte der Regierung ist es unmöglich, daß Deutsch-Oestreich von Deutschland ausgeschlossen bleibe. Was soll aus Oestreich werden, wenn wir» auf den Jsolirschemel ge­stellt, umgeben von anderen verwandten, doch nicht befreundeten ! Völkern, ganz allein für unsere Sache einstehen sollen? Wo ist da die Macht Oestreichs, wo seine Zukunft? Zum Glück theilen unsere süddeutschen Nachbarn unser Geschick. Sie befinden sich auch wie wir auf einer schwimmenden Insel im großen Meere. Nun, wenn unsere Interessen gleiche find; nun, wenn die Siel- lung eine ähnliche ist, ist es nicht die Aufgabe Oestreichs, so rasch als möglich Brücken zu schlage» und die Enterhaken auS- zuwerfcn, welche uns mit unfern süddeutschen Nachbarn vereini­gen sollen? Die erste Bedingung hiezu aber ist, daß wir jenen Völkern die Versicherung geben und durch Thatsachen beweisen, daß es nicht ein reaktionäres Land, ein reaktionärer Staat ist