31,000 Thalern. Der Minister des Inner» erkläite: das Mini- sterium sei zwar konservativ, wünsche aber dauernde Einigung mit den gemäßigten Liberalen. Das Ministerium trete für alle Hand­lungen solidarisch ein; Gerüchte von Spaltungen i» demselben seien grundlos. Ohne einen geheime» Dispositionsfonds könne keine Regierung bestehen. Regierungsfreundliche Zeitungen seien aber vollkommen unabhängig. Der Dispositionsfonds wurde nach lebhafter Debatte mit 140 gegen 123 Ltimmen bewilligt.

Berlin, 24. Nov. Spätestens am 15. Dez. müssen alle Bevollmächtigten für die norddeutsche Bundesregierung ihre In­struktionen erhalte» haben und zur Berathnng deS Entwurfs für die Bundesverfassung hier eintreffen. Das Rundschreiben a» die Bundesregierungen toll den Wunsch aussprechen, daß behufs der Beschleunigung der Arbeiten zu Bevollmächtigten für die Vera- thungen des norddeutsche» Bcrfassungöcutwurfes die Minister des Auswärtige» der verschiedenen Regierungen sowie die Syndici der Hansestädte bezeichnet würden. Die Verhandlungen werden im Einzelnen wahrscheinlich von Herrn v. Savigny geführt werden unter Oberleitung des Ministerpräsidenten, der in ungefähr 5 Tagen zurnckerwarket wird. Das Parlament wird am 1. Februar eröffnet werden, und eS würde daun die Sonimersesston des Ab­geordnetenhauses Wegfällen. Berlin wirb selbstverständlich der Sitz der Bundesbehördcn.

Berlin, 24. Noo. Das Abgeordnetenhaus erledigte heute die Etats der Ministerien des Auswärtigen und der Finanzen. Das HauS ging auf die Vermebrnug der Gesandten- und Tiplo- matengehalte ein unter Verwerfung aller entgegenstehenden An­träge. Nach de» H. N. sind die Dotationen bestimmt für den Prinzen Carl, die Generale v. Rovn, v. Moltke, Herwarth v. Bittcufeld und Steinmetz, welche» Name», wenn die Kammer es wünscht, der des Grafen Bismark linzuzufügeu wäre. In Abgeordnetcnkreisen zirkulirt ein Schreiben des Grafen Bismaik, worin derselbe bittet, ihn bei der DotationSangelegcuhcit unberück­sichtigt zu lassen.

Berlin, 24. Nov. Die Neue Prcuß. Ztg. hört, es werde beabsichtigt, das preußische Strafgesetzbuch i» Frankfurt cinzu- führen, weil die Frankfurter Strafgesetzgebung nicht den nöthi- gen Anhalt biete, gewissen Agitationen und Excesseu erfolgreich eutgegeuzukrcken.

Hannover, 24. Nov. Eine königl. KabinetSordre fordert die hannover'fchen Offiziere auf, bis zum 1. Januar ihre Pen- sions- oder Anstellungsgesuche eüizureichcu, widrigenfalls eine kgl. Beschlußnahme Vorbehalten wird. Die Zahlung der Gage auf Grund der Kapitulation dauert nicht über den Januar. Eine Bekanntmachung deS GeneralgonverneurS fügt hinzu, daß die Eidesentbindung durch König Georg von den Offizieren selbst nachzusnchen ist. Die Uebcrlreteuden haben Anssicht auf sofor­tige Anstellungen.

Hannover, 25. Nov. Gestern ist der Marstall des Kö­nigs von Hannover preußischerscits mit Beschlag belegt worden.

Hr. v. Benst müßte ein wahrer Hexenmeister sein, wen» er Oestreick in ein paar Jahren nur halbwegs gründlich hilft. Er muß ein gesundes Verhältniß Oestreichs zu Deutschland schaf­fen, das nicht auf Rache gegen Preußen gegründet ist, er muß Ungarn mit der Regierung aussöhncn und dem bunten Reiche eine Gesammtverfassnng geben, er muß einen öffentlichen Geist und Geld schaffen, ohne die Stenern zu erhöhen und endlich Oestreicks ungemein wichtige Stellung im Orient verbessern, die durch Schlaffheit und Fehlgriffe von Grund aus verschoben und verdorben ist. Eine wahre Herknlesarbeit.

Paris, 24. Nov. Hier zweifelt Niemand mehr daran, daß Kaiser Max sich bereits auf der Fahrt nach Europa befindet; die Stimmung darüber ist eine sehr gedrückte. Der Aveuir Na­tional theilt ein Telegramm mit, durch welches der Papst die Kaiserin und den Kaiserlichen Prinzen einladet, die Weihnachts- Feiertage in Rom zuzubringenl Alle Blätter beschäftigen sich mit dieser Reise. Staatsminister Rouher bekämpft dieses Projekt auf energische Weise.

Paris, 25. Nov. Der Kaiser hat seiner Umgebung niit- getheilt, die Kaiserin habe sich, trotz der entgegenstehenden Be­denken der Minister, entschlossen, nach Rom zu reisen und da­selbst 1520 Tage zu verweilen. Darauf werde sie nach Flo­renz reisen. Der Zweck ihrer Reise sei Aussöhnung des Papstes mit Italien. Die kaiserliche Dacht l'Aigle wird reisefertig gemacht.

Bern, 23. Nov. Ter Bundesrath beantragt, die Bundes« Versammlung möge ein Anleben von 10 Millionen Franken ge­nehmige» für schleunigste Einführung von Repekirstutzcn, Abän- derung alter Gewehre und Kanonen zu Hinterladern.

London, 21. Nov. Der König von Dahomey hat wieder ein großes Menschenopfer gebracht. Nach brieflichen Berichten ans Lagos vom 10. d. M. war er im Begriffe, gegen die Aschan- trs in den Krieg zu ziehen, und ließ, um sich des Wohlwollen« der Götter für seinen Feldzug zu versichern, 200 Menschen hiu- schlachkc»; die dritte Gräuelthak dieser Art in dem laufenden Jahre. Man sicht, wie wenig auf die Märchen z» geben ist, welche von den civilisatorischcn Bestrebungen des jetzige» Herr­schers von Dahomey verbreitet worden sind.

London, 24. Nov. Noch täglich fast laufen traurige Bot­schaften von verunglückten Schiffen ein, so daß nicht daran zu denken ist, jede einzeln zu rcgistriren. Man bat berechnet, daß während dieses Jahres schon über 2000 Schiffe zu Grunde ge­gangen sind; eine schreckliche Ueberzabl gegen 150 für das vorige Jahr.

Am 26. Oktober ist auf der Insel Sizilien die Räumung der Klöster vor sich gegangen. Die Mönche verließen in bel­len Haufen ihre Zellen, ließe» ihr Ordenskleib zurück und wur­den Bürger, Bauern, Weingärtner, Hirten. Kurz, sie bauen jetzt ihren Kohl selbst und verdiene» sich dazu ein Stücklcin Brod. Die meiste» thun sich nach einem schönen Weiblein um und so hängt der siziliauische Himmel voll Geigen.

Athen, 17. Nov. Alle verfügbaren griechischen Truppen werden an der türkischen Grenze znsammengezogen. Die Re­gierung hat abermals eine Note an die Schutzmächte erlassen, worin sie gegen die von de» Türken auf Kandia verübten Gräuel Verwahrung einlegt.

Madrid. Am 17. d. ist in dem königl. Schlosse die Taufe des neugeborene» Prinzen, eines Sprößlings aus der Ehe des Jnfanten Sebastian Gabriel mit der Infantin Maria Christin» von Bourbon, feierlich vollzogen worden. Der erste Name des Täuflings ist Alfonso, dann kommen 85 andere Namen und zum Schluß noch ll'oäos los 8antos (Alle Heiligen).

Du lieber Gott! Nu» gibts auch in Egypten ein Parla­ment und der Vicekönig hal's selbst eröffnet. Seine Thronrede lautete ganz ueuparlamentarisch. Eine schöne Einrichtung, sagte er, aber Ich darf nicht darunter leiden.

New-Dork, 9. Nov. Am 6. haben nnter 12 Staaten, welche Kongreßwahlen Vornahmen, nur die früheren Staaten Maryland und Delaware in einer dem Präsidenten Johnson gün­stigen Weise gewählt. In allen übrigen trugen die Republikaner, die grundsätzlichen Feinde Johnsons und seiner perfiden Politik, den Sieg davon. Charakteristisch und in gewissem Sinn epoche­machend ist es, daß in Massachusetts ein Neger und ein Mulatte zu Mitgliedern der gesetzgebenden Körperschaft des Staats ge- wählt worden sind. Der erstere ist ein im Kriege zum Krüppel geschossener tapferer und intelligenter Unteroffizier, der letztere ein höchst gebildeter Advokat in Charlestown bei Boston.

Die Rache des Akrobaten.

(Fortsetzung.)

2 .

Zwei Jahre waren seitdem verstrichen, und eine schöne Dame ruhte eines Tages auf ihrem Sopha in dem prächtig verzierte, Zimmer eines stattlichen Gebäudes, wo alles Zeugniß gab von dem großen Reichlhum seines Besitzers, welcher, einen großen Jagdhund streichelnd, am Fenster desselben Gemaches saß. Das Glück hatte diesen Man» mit allen seinen Gaben beschenkt; er war von vornehmer, alter Familie und besaß unermeßliche Schätze, ein schönes Weib und zwei hoffnungsvolle Kinder. Mit Recht war Sir William Windus stolz auf seine Güter. Plötzlich wurde die Stille des Zimmers durch lautes Geschrei im Vorsaale unter­brochen, in das sich ängstliche und schnell gesprochene Fragen mischten.Wo ist Mylady?" hörte man rufen;wo ist Sir William?" und im nächsten Augenblicke stürzte das Kammermäd­chen Emilie in das Gemach.

Sir William und Lady Windus sprangen empor. ,,Wa» gibt es?" fragte der Baronet.

Ach, Sir William, ach, Mylady," stöhnte da« Mädchen,