T lt g e s - U e n i g lr e i t e n.

Dcr Schwarzwälder Bote veröffentlicht zwei Briefe des be­kannte» HofgerichtSadvvkalen und Anführers der badischen Bewe­gung Friedrich Hecker. Cr war Oberst im amerikanischen Krieg und zeichnete sich dort durch Tapferkeit aus, jetzt ist er wieder Farmer i» Illinois. ES ist schön zu hören, wie dieser Mann, welcher gewiss für den großdentschen Gedanken nicht nur Zeitungs­artikel geschrieben, sondern daS Leben eingesetzt hat, wie dieser Mann unsere deutschen Verhältnisse benrtheilt. Er hat im Jahre 1848 seine Erfahrungen gemacht, und erklärt nun bestimmt, daß er i» Deutschland eine Revolution nicht erwarte, daher auch von dieser keine Freiheit, noch weniger Einigung Deutschlands zu erwarten sei. Das einzige, waS zu thnn sei, sei, sich an den norddeutsche» Bund auznscbließen, und so wenigstens einen staat­lichen Körper zu bilden. Der staatliche Geist werde dann auch kommen. Er sagt hier: ..Düstere Aussichten für ein treues re­publikanisches Herz! sage» Sie. Nein! Nein! Rom ist, um eine banale Phrase zu gebrauchen, nicht mit cinemmale gebaut worden. Eins bat die Nation bereits heute gewonnen. Sie fühlt und sagt cs. daß sie am Punkte steht, eine Machtstellung einzunehmc» in den Grenzen Europas; der PartiknlariSmns ver­sinkt, die getrennten Glieder des Körpers formirc» sich zum ge­waltigen Leibe. Die Verachtung der Deutschen im Auslände hört ans, er wird stark gefürchtet. Der Nationalstolz, das Selbstge­fühl erwacht! Die Intelligenz ist Gemeingut geworben, sie ist kein Patrimonium mehr einzelner Stände. Handel, Industrie, Künste und Wissenschaften. sie machen jeden Absolutismus beson­ders ans die Dauer unmöglich. Tie Koste» der Erhaltung der Staatsinaschine, die Staatsschulden, sie sind es, welche den Ab­solutismus zwingen, der freien Entwicklung zu weichen, jedes Attentat auf sie durch ihn ist ein Zerwühlen der inneren Einge­weide, ein Selbstmord, vergebens wird der Absolutismus dem freien Menschengeiste sich entgegenstemmen, die Räder der geisti­gen Vorwärtsbewegung werden ihn erreichen, erfassen, zermalmen, zernichten." (Schw.Kr.-Z.)

Ulm, 8. Nov. Wie wir hören, hat der hiesige Gcnicindc- rath heute eine von Hrn. Oberbürgermeister Heim verfaßte Pe­tition an Se. Majestät de» König, betreffend die Beseitigung der Festung Ulm, einstimmig aiigenomme». (U. T.)

München, 9. Nov. In wohlunterrichteten Kreisen ver­lautet, daß eine allgemeine und ausnahmslose Amnestie bevor­stehe.

Ans R c g e » s b n r g erfährt man, daß 41 Jesuiten die preu- sische Armee als Feldpakres begleitet haben.

Sachsen, lieber die schamlos betriebenen Betrügereien dcr egyptischcn Kaufleute sind seit Jahren wiederholt Klage» geführt worden, und besonders waren eS die sächsffchen Exporteure, welche durch die Machtlosigkeit der Vertreter Sachsens im Anslande darunter schwer zu leiden hatten. Auf der letzten Messe zu Leipzig haben sich nun eine Anzahl von ihnen vereinigt und sich an die preußische Regierung »m Schutz für die so sehr ge­fährdeten zollvereinsländischen Handels-Interessen gewandt. Sie haben jetzt eine Antwort erhalten, in der eS heißt, daß der preuß. General-Consul in Alexandria angewiesen ist, sei es in Gemein­schaft mit dem Consnlar-Corps, sei es eiutrelcnden Falls allein, zum Schutz speziell zollvereinsländischer Interessen mit Entschie­denheit den geschilderten Mißbräuchen entgegenzulreten und, soweit es die ihm zu Gebote stehenden Mittel erlauben, ans Abhilfe zu dringen. Gleichzeitig ist die köuigl. Gesandtschaft in Konstantinopcl mit entsprechender Weisung versehen worden.

Dresden, 7. Nov. Die hiesigen sächsischen Bataillone sind heute bis aus 200 Mann beurlaubt worden. von den ^ hier garnisonirendcn preußischen Truppen sind 1100 Mann in die Heimat entlassen.

(Ein merkwürdiges Zusammentreffen.) Es mag manchem Leser dieses Blattes von Interesse sein, zu erfahren, daß genau an dem Tage, wo die Stadt Frankfurt a. M. mit dem Königreich Preußen offiziell vereinigt wurde, also am 8. Okt. i 1866, dreiundfünfzig Jahre verflossen waren, daß Oestrcich an ! Bayer» dieselbe Stadt Frankfurt verhandelte, nämlich im Vertrag von Ried, vom 8. Okt. 1813. Daß und warum dich damals nicht in Erfüllung ging, dies zu erörtern, gehört nicht hieher, 4S ändert auch nichts an dem Factum, daß Frankfurt wirklich eine

Zeirlang von Oestreich an Bayern verschrieben war.

Berlins. 7. Nov. Die neuerdings in den badischen Kam­mern und in einem großen Tbeit der süddeutschen Presse laut gewordenen Stimmen, welche einer innigen Verbindung zwischen dem deutschen Süden und dem deutschen Norde» das Wort re­den, finden beachtenswerthen Anzeichen nach auch in den hiesigen maßgebende» Kreisen einen lebhaften Anklang. Mit Unrecht sind Artikel eines hiesigen Blattes, welche diesen Einigungswünschen abweisend enkgegenlrake», als offiziöse Auslassungen angesehen worden. Nach dcr Formation der drei neuen Armeekorps und der Besetzung der Kommandostellen in denselben ist nunmehr auch die Organisation der Intendanturen für diese Heercskörpcr erfolgt. Zn Anfang des nächsten Jahres findet in Preußen die in> die­sem Herbst unterlassene allgemeine Mililärausbebung statt. Zu derselben werden auch die dienstpflichtigen jungen Leute aus den neuerworbenen Landestheilen herangezogen. Sobald die Rekruten bei den Regimenter» eingekrcteu sind, sollen umfangreiche Ent­lassungen der älteren Mannschaften erfolgen.

Berlin, 7. Nov. DieProvinzial-Kocrespondenz" schreibt: Den etwaigen Besorgnissen wegen der künftigen Stellung Oest- reichs Preußen gegenüber sei durchaus kein Gewicht beizulegcss. Der weitere Gang der preußischen Politik könne durch die Stim­mungen und Bestrebungen des neue» östreichischen Ministers we­der gehemmt noch beeinträchtigt werden. Gefahren konnte» an­der Ernennung des Grasen v. Neust nur Denjenigen erwachsen, welche sich verleiten lassen sollte», endgültig abgethane Bestrebun­gen in de» deutschen Angelegenheiten wieder anfzunehmen. Je­der derartige versuch würde das Verhängniß für sie beschleunigen, für Preußen dagegen ein Antrieb sein, daS begonnene nationale Werk desto rascher und entschiedener zu vollenden.

Berlin, 8. Nov. Es bat sich heiite ei» Zentralwahlkomite für das Parlament des norddeutschen Bundes konstituier. Das Programm ist folgendes: l) Uebertragung der Regierungsgewalt au die Krone Preußens für die Armee, Diplomatie, für Zoll-, Handels- und Verkehrsintercsseu; 2) entscheidende Befugniß des Parlaments für das Budget und für die Gesetzgebung; 3) allge­meines deutsches Bürgerrecht, Selbstverwaltung der Einzelstaaten.

In Greifswald sind 60 Personen an den Trichinen er­krankt.

Wien, 5. Nov. Die Untersuchung in Prag hat, wie mit großer Sicherheit verlautet, nenestens eine Wendung genommen, die es fast zweifellos macht, daß wir trotz Alledem es mit einem wirklichen Attentat zu thnn haben.

Wien, 10. Nov. Nach der N. Fr. Pr. hat ein englischer Kurier ein Handschreiben der Königin Viktoria an den Kaiser überbracht, worin die Königin den Kaiser zur Vereitlung des Attentats beglückwünscht. (S. M.)

Aus Wien erfährt man, daß Benedek vor dem Kriegsge­richt die Erklärung abgegeben habe, die Nichtbesetzung der mi- litärischcn Stellungen in Sachsen habe das Schicksal des Feld­zuges entschieden. Dazu seien Fehler des Generalstabcs in der technischen Ausführung des Kriegsplanes und die ungenügende Bewaffnung dcr Infanterie gekommen.

Venedig, 7. Nov. Viktor Emanuel ist heute um 11 Uhr in Venedig eingezogen. Die ganze Stadt ist beflaggt; der große Kanal ist buchstäblich von Gondeln bedeckt. Der König Victor Emanuel, stehend auf dem Verdeck des köuigl. Schiffes und um­ringt von den Prinzen, dem Podesta und den Stabtbehörden, geht soeben ans Land unter dem Ruf: Es lebe der König! Es lebe die Dynastie Savoyen! Venedig gewährt in diesem Augen­blick ein Schauspiel, wie man es sonst nicht in der Welt sieht. Die Begeisterung ist unbeschreiblich, die Beifallsrufe schallen ohne Unterlaß. Der König wurde in der St. Marknskirche von dem Patriarchen empfangen; er wohnte einem Tedeum bei. Der Vor­beimarsch der Truppen wurde durch die außerordentliche Zusam­menhäufung der Volksmassen unmöglich gemacht.

Mailand, 7. Nov. Die Perseveranza meldet, daß die Trientiner Wahlen zum Tyroler Landtag sämmtlich der italieni­schen Nationalpartei günstig ausgefallen seien und die Abgeord­neten beschlossen hatten, den deutschen Landtag nicht zu beziehen.

Rom, 9. Nov. Italien umstellt die Grenze des Kirchen­staats mit 60,000 Mann, um ein Unternehmen dcr AktionSpartei zu verhindern. Clarendon ist eingetroffen.

Paris, 9. Nov. Die Blätter melden: Am Mittwoch wur-