wenn Preußen den Süden nicht auf Leite feiner Gegner stehen sehen will. kann muß.es ihn zum -Bnndesgen o s se n annehmeii, und wir denken, trotz der ungünstigen Lage sind die Vorkheile einer solchen Berhjndung auch für Preuße» überwiegend. Auch so ist zwar unsere Stellung nur eine prekäre. und cs wird die Ausbietung aller Kräfte nölhig sein, um sie zu behaupten, aber sie ist die einzige, die eine friedliche Entwicklung nicht ganz ausschließt, und unsere Lache ist es, diese herbeiführcu zn helfen, indem wir mit Entschiedenheit uns auf dem gegebenen Boden seststellen. Wir müssen also Frankreich sagen, daß nach außen auch jetzt schon der Süden mit dem Norden ein Ga»,
zcs bildet, und Oestrcich. daß es nur dadurch sich als deutsche
Macht wieder zur Anerkennung bringen kann, daß eS die neuen Verhältnisse, die nicht sowohl durch sei» Unglück als durch seine Schuld so geworden sind, anerkennt und von da aus die Gemeinsamkeit seiner Interessen zur Geltung zn bringen sucht. Dieb ge- fchieht, indem wir sofort auf den Abschluß eines militärischen Vertrages mit Preußen hinwitkcu und selbstverständlich >» unserem Heerwesen Verbesserungen von Grund auö vor- nehmen, ohne die wir in jedem Fall nicht als Verbündete, sondern als Schutzbefohlene dastehen und behandelt weide» würde». Wir haben um so mehr Grund, »ns rasch zu entschließe», als
eine süddeutsche Regierung sich bereits offen außer Stand erklärt
hat, die nolhwendigsten Psuchte», die ihr die neue Selbstständigkeit auserlegt hat, zu erfüllen . .. Ist der Süden nicht im Stande, die jetzige Wendung zum Besten zu kehre», daun bringt uns das bloße Abwarten in die Gefahr, eine Acnderung unserer Lage von einem Eingreifen des Auslandes hoffen zu müssen, und ans diesem Wege würde mit Preuße» leicht auch Deutschland zu Grunde gehe», und ans eine solche Probe mochten wir cS nicht aukommen lassen."
(Ein preußischer General über die süddeutschen Truppen.) General Vogel von Falkenstei» äußerte im Gespräch mit einem Berichterstatter des ,,Daheim" : „Ich vcr- sichere Sie, sowohl die Baiern als auch die RelchSarmee haben sich wie brave tüchtige Soldaten geschlagen, und die deutsche Tapferkeit hat aus beiden Seiten wahrhaft Bewunderungswürdiges geleistet; die Offiziere haben ihre Pflicht gelha», und die Zahl der Tobte» und Verwunderen beweist es zur Genüge; die baierischen Schützen schießen zweifelsohne besser als unsere Soldaten, prächtige Kavallerie, gute Waffen, genaue Keuntniß des Terrains, stets die Vortheile der Defensive aus einem Terrain, das der Offensive gar große Hindernisse barbieret, und doch, doch trotz alledem! ich weiß nicht, woran es liegt." „Vielleicht an der obersten Leitung!" „Die mag freilich zu wünschen übrig gelassen haben, wenn man auch nicht das geringste Gewicht aus all diese Schaudschriftcn, die jetzt im Süden erscheinen, und die man mir regelmäßig znschickr, lege» muß. ES fehlte Einheit, Energie der Führung, man sah, daß die Oberleitung der Gegner die Organisation der preußischen Armee nicht oder gar wenig kannte, von deren Leistnngssähigkeil keine Idee hatte. Die Führung war nicht unserer Zeit angemessen, alles das ist richtig und wahr, aber immer »och nicht der wahre Grund dieser beispiellosen Schwäche: der Grund liegt meiner Ansicht nach i» der ganzen Organisation! Ich werde es nicht mehr sehen, aber wenn alle deutlchcn Armeen einst »ach dem Muster der unseren organi- sirt sein werden, dann möge die Welt nur kommen! Bei Aschas- scnburg habe ich die Reichsarmee nnS gegenüber gesehen. O wenn ich die braven Jungen im Verein mit meinen Westfalen einst gegen einen auswärtigen Feind führen könnte, dann würde man Wunder sehen." Das klingt doch ganz anders, als die gegenseitigen schmählichen Beschuldigungen zwischen Baiern, Württemberg und Bade». (S- V.)
Paris, 6. Nov. Frankreich steht im Begriff, den große» Fortschritt zu machen, daß der Zwangsunterricht, wenn auch nicht im Lande, doch in der Armee cingeführl wird. Die Soldaten, j welche nicht lesen und schreiben können, solle» in Zukunft gc< z zwungen werden, die Schulen erste» Grades zu besuche», und i die Unteroffiziere, welche schreiben und lesen können müssen, ehe ^ sie zu diesem Grade avanciren, sollen angchalten werben, in den ^ Schulen zweiten Grades ungefähr von Arithmetik, Geometrie i und Geschichte das zu lernen, was man bei uns in Deutschland ! j» den Elementarschulen lehrt. Zugleich wird man ihnen auch dort noch die ersten Elemente des Fortifikations- und Artillerie- !
wesenS beibringen. Die neue» Feuerwaffen müssen intelligentere und gebildetere Leute zur Bedienung haben als die allen Gewehre.
Allerlei.
— (Die kleinen Diebe hängt man, die großen dckorirt man.) In dem Wiener „Wanderer" lesen wir: Ob zwar über die kricgsrechtlichc» Verhandlungen in Wiener-Neustadt der dichteste Schleier gezogen wird, mußte man denselben denn doch in Folge der mit Anfang September d. I. öffentlich angc- ordneteu Hinrichtung des wegen Feigheit znm Tode mit Pulver und Blei verurtheilten vstreichischen Lieutenants Johann Kübeln latsch des Infanterieregiments Reischach theilweise lüfte». Allein nur wenige Bewohner von Wsener-Neustadt gelangten rechtzeitig in die Kenntniß über die Vornahme dieser Exekution, daher dem traurige» Akt kaum hundert Eivilpersoncn beigewohnt hatten, um so mehr, da die Hinrichtung nicht in Wiener-Neustadt selbst, son- der» in der Ebene von Schwarza» bei Nennkirchen ftaltgefundeu bat. Ter Hingerichtete war kaum 22 Jahre alt, der Sohn eines sehr wohlhabenden Mühlenbcfitzers auö Böhmen, und hatte sich als Cadet-Feldwebel in der Schlacht bei Skalitz durch Umsicht und besondere Tapferkeit ausgezeichnet so zwar, baß er noch am Schlachiselde zum Lieutenant ernannt, gleichzeitig aber auch durch daS Negiinentskommando zu einer Dekoration vorgeschiagen wurde. In Folge der nnnnterbrochciten fortgesetzte» Eilmärsche kam er aber nicht in die Lage, sich eine Osfiziersunisorm und de» Säbel zu verschaffen, und rückte so am 3. Juli d. I. mit Gewehr und Patrontasche hei Kvniggrätz vor den Feind. Auch hier bewährte er sich während der Schlacht als tapferer Soldat; als jedoch das Regiment znm Rückzug gezwungen wurde, warf er bei der Flucht das Gewehr und Bajonnet hinweg, und machte sich so »ach den Kriegsgesetzen der Feigheit schuldig. Am Tage der Exekution zeigte er sich auffallend heiter und bat seinen Beichtvater inständig, die wahre Veranlassung seines Tvbesnrtheils ungesäumt seinen Eltern auzeigen zu wollen, was ihm dieser auch versprach. Am Richtplatz mittelst Wagen angclangt, wurde dem Delinquenten durch de» Auditor nochmals das kriegsrechtliche Urtheil verlesen, der gebrochener Stab zn den Füßen geworfen. Wiederholt, aber mit leiser Stimme bat Kubellatsch bei dem die Exekution kom- mandirenden Oberstlienkeuant ui» Pardon, allein vergeblich, denn inzwischen wurden demselben durch den Stabsprososen die Eisen abgenommcu, ein Tuch über die Augen gebunden, und da ihn der Profos znm Niederkiueen aufforderte, trennte er sich schmerzlich bewegt von seinem Beichtvater, fiel entschlossen ans die Kniee, j währenddessen siins Feldjäger ventralen und nach drei Zeichen des Commandanlen den Unglücklichen z» Boden streckten, der, von vier Kugeln getroffen, laulloS'aus das Gesicht fiel, nach kurzem Gebet milleist eines Fuhrwesenwageus iu die Wicner-Ncustäbter Akademie überführt und am folgenden Tage dort beerdigt wurde.
Gegen die in mehr oder weniger heftiger Form auftrelendeu Erkältungen der Respirations-Organe, wie Rauheit in, Halse, Heiserkeit, Hustenreiz u, s. w. finde» wir die verschiedensten Hausmittel als: Bonbons. Pastillen, thcnre Syrnpe und Extracte rc. empfohlen. Da das Svriiment in diesen Artikeln durch die Spekulation ein sehr vielseitiges geworden, so ist dem leidenden Publikum bei der Wahl einige Vorsicht dringend anznralbeu! Unbedingter Vorzug gebührt wohl vor Allen den Stolllverck'schen Brust-Bonbons! — „Ein mehr als 25jähriges Bestehen, ministerielle Approbationen fast sammllicher Staaten, zahllose Empfehlungen von Acrzten und Coiisumeitten, sowie die znerkannten Preis- und Ehren-Medaillen, wie kein zweites Fabrikat sie anf- znweisen hat, sind die lhatsächlichsten Beweise der Vorzüglichkeit dieses Hausmittels! Dazu ist der Preis ein so mäßiger, daß sie Jedermann zugänglich sind und wir keinen Anstand nehmen, dieselben allseitig zu empfehle».
Briefkasten. B. in A. Obwohl Ihre Epistel über die dortige Brorscha» das Material zu einem Leitartikel enthält, und die von Ihnen gerügten Uebelstände wohl auch anderwärts zu Tage treten, so können wir davon doch nicht den gewünschten Gebrauch machen, renn die Presse vermag zur Abhilfe nur dann etwas betzulragen, wenn sic beweisbare Thatdestände an die geeignete Adresse richtet, llebrigcns cntschlagc sich das drotkon- suniirende Publikum selbst der persönlichen Rücksichtnahme und mache konsequent bei jedem Bäcker von dem Recht Gebrauch, sich das Brod Vorträgen zu lassen, und es braucht sich dann über eine larc Brodschau nicht mehr zu ärgern. _
Redaktion, Druck und Vertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.