die Justizverwaltung anhängigen Prozesse dos frejsvrechende Er­ken» miß des SiadkgeriLts. Der Staatsanwalt hatte eine zwei- jährige Gesängnißstrafe beantragt.

Der Criminalgericktshof zn Berlin hat den Professor Mi- ckelet, der daS Herrenhaus eine Ruine des Mittelalters geheißen, frcigcsprochcn.

In Berlin ist ei» Tischler wegen Doppelehe zu 2 Jahren Zuchthaus vernrthcilt worden.

Wien, 4. Okt. Die AmtSzeitnng veröffentlicht eine Eir- knlardcpesche Lenst's an die kaiserlichen Gesandtschaften im Aus­lände. Hr. v. Bcnst sagt darin, er betrachte sich von seiner po­litischen Vergangenheit von dem Tage an getrennt, wo er nach dem Willen deS Kaisers Ocstreicher werde, »nd wolle in seine neue Stellung nur das Zengniß eines tief verehrten Fürsten hin- übernehmen, dem er mit Eifer und Treue gedient zn haben sich bewußt sei. Namentlich würde es heißen, bei dem Beginne sei­ner neuen Laufbahn ein seltsames Vergessen seiner Pflichten zu­zutrauen, wollte man ihn fähig Hallen, Vorliebe oder Groll hi», einzntragen, wovon er sich vollkommen frei fühle. Hr. v. Benst bittet den betreffenden Gesandte», diese Anschauungsweise in Un­terredungen, wozu sich Anlaß böte, hcrvorlrelen zn lassen. Die Regierung werde jederzeit der geübten Friedens- und Versöhn- lichkeitSpolitik treu bleiben. Wenn der jüngste unglückliche Kriegö- ausgaug daraus eine Nolhwendigkeit mache, so lege ihr derselbe die Pflicht auf, mehr als je sich auf ibre Würde eifersüchtig zu zeigen. Die heutigeWiener Ztg." enthält vier kaiserliche Handschreiben. FML. v. John wird dadurch zum Kriegsminister ernannt; dem Grasen Mensdorff, unter Verleihung deS Kreuzes des Stephans-Ordens, die Entlassung bewilligt; Frhr. v. Benst, unter Verleihung der Geheimeratbswürde, zum Minister des Acn- gern ernannt; Gras Esterhazy seines Ministcrpostens enthoben.

Wien, 4. Nov. Frhr. v. Be»st, der nicht zum Minister des kaiserlichen Hauses ernannt worden, hat auf eine Revision des Konkordats verzichtet.

Wien, 6. Nov. Ei» Artikel der Wiener Abendpvst über die Heercsresorm stellt in Aussicht: Allgemeine Wehrpflicht, Ein­führung von Hinterladungsgewehrc», Vereinfachung der Militär­verwaltung, Errichtung von Offiziersschulen, strenge Offiziers- Prüfungen, neues Besörderungsgesetz, Aenderungeu in der Orga- nisiruug deS Generalstabes und Verminderung deS OssizierstandcS.

Turin, 5. Nov. In der Aniwort an die venetianischc Deputation erinnert der König au die Anstrengungen, welche seil 1648 für die Einigung und Unabhängigkeit Italiens gemacht wur­den. Heute hak die Fremdherrschaft für immer ausgehört. Die Italiener werde» die nun zurückgegebeue eiserne Krone zu ver- lheidigen und groß zu machen wissen.

Fast sämmtljche Staaten Enropa's schaffe» sich neue Gewehre an und probireu eifrig, welche die besten sind. Der englische Kriegsminister schreibt eine Concnirenz für H ink e rla d n n g s- gewehre aus, jedem Bewerber soll für seine Auslage» eine Entschädigung von 300 Psd. Sterl. zugcsichert werde» nud daS angenommene System wird den Namen des Erfinders erhalten. Für die besten Patronen werden Preise von 1000, 600, 500 und 400 Psd. Sierl. ansgesetzt. Ter Erfindungsgeist wirst sich ans die Mordwerkzeuge, und da er nicht stille steht, so haben die seufzenden Völker alle paar Jahre das neue Vergnügen, neue Gewehre, Kanonen rc. anzuschaffe» und die früheren unter das alte Eisen zn werfen.

Z a r s k o e-S e l o, 5. Nov. Der Kronprinz von Preußen ist hier eingetroffe» und am Bahnbofe von dem Kaiser von Ruß­land in preußischer Generalunisorm mit einer glänzenden Suite empfangen worden. (Fr. I.)

Ans einem in One he c am Tage nach dein Brand vom Major anberanmten Meeting sind zur Unterstützung der Abge­brannten sofort 15,000 Doll, gezeichnet worden. Alle öffentlichen Gebäude wurden den Obdachlosei, zur Verfügung gestellt, und bat der Gcneralgouverneur zehntausend Zelte nach Omebek zu senden besohlen.

Die Exekution.

(Forlsetzung.)

Ich schwieg> dachte an das Work:Richtet nicht!" und hatte keinen Mttth, den unglücklichen Krüger zn verdammen. Aber das Unheil wird doch nicht vollzogen werden," rief

ich,es ist gar nicht möglich, daß der König das Urtheil be­stätigt!"

Waller sah mich wehmüthig an.

Er wird es bestätigen, daran ist kein Zweifel!" antwor­tete er.

Und wann soll es vollzogen werden?" fragte ich kleinlaut.

Morgen," erwiderte er.

Wir schwiegen beide eine ganze Zeit lang der Leser wird wohl begreifen, welche trübe Gedanken »ns beschäftigten.

Hören Sie, lieber Walter," sagte ich endlich,und halten Sie es nicht für Herzenshärte, ich habe schon lange einmal ge­wünscht. einer militärische» Exekution mit beizuwohne». Das Herz eines Soldaten muß sich ans alle Art und Weise zu stählen suchen, wer weiß, ob nicht einmal auch zwölf Flinlei,läuft sich gegen unsere Brust richte»? Ich bcdaure wirklich, daß ich morgen früh Dienst habe ich hätte es über mich gewonnen, nach dem Champ de Jnstice zn gehen und den letzten Augen­blicke» unseres armen LandSmanneS beiznivohneu."

Waller sah mir einen Augenblick lang starr in's Gesicht.

Sie werden trotz Ihres Dienstes Gelegenheit haben, die letzte Scene dieses Drama's zu sehen." sagte er düster.

Wie so das?" fragte ich,ich begreift nicht, wie Sie das wissen können; ich weiß ja selbst nicht, zu welchem Dienste ich commandirt bin."

Ich aber weiß es," erwiderte Walter mit klangloser Stimme, und beschall, bin ich zn Ihnen gekommen, um so lange mit Ihnen zn plaudern, wie Sie cs wünschen."

Weiler, weiter, Walter?" rief ich.Heraus mit der Sprache! Seit einer Stunde sehe ich es Ihnen schon an, daß Sie mir etwas zu sagen habe».... Reden Sie, was ist es?"

Wie viel Mann sind mit Ihnen commandirt?" fragte er.

Zwölf!"^

Sagten Sie nicht vorhin, daß Niemand wisse» könne, ob nicht einmal auch zwölf Flintenlänft sich gegen unsere Brust rich­ten werden?"

Ich muß >» diesem Augenblicke todkenbleich geworden sein ick fühlte all mein Blnk dem Herzen gewaltsam znströmei,. Ich hatte begriffen, worin mein Dienst am nächsten Morgen bestand, ich sollte daS Peloton commandircu, welches o es war furchtbar! welches einem Kinde meines Vaterlandes für ein Vergeben, das Nicht die geringsten Folgen gehabt, worüber sich Niemand beklagte ich sollte das verhängnißvolle Wort anssprechen, das einen zwanzigjährigen Jüngling in der Fülle der Gesundheit und der Blnthe des Lebens in eine» entseelten Leichnam zu verwandeln bestimmt war! Waller ergriff meine Hand und drückte sie herzlich.

Warum sind wir nicht in der Heimat geblieben?" murmelte er mit bewegter Stimme..allein verlassen o wie stirbt eS sich schwer aus diesem verdorrten Fleck Erde!"

ES war halb vier Uhr, als ich mit meinem Peloton die Kaserne des Forts St. Philipp verließ »nd nach der Kasbah marschirte, wo sich das Milirärgesäiignis; befand.

Es war ein schöner, lauer FrühlingSmorgen, der Himmel hatte jene ungewisse Farbe angenommen, welche dem Sonnen- ansgange vorangcht. O es war ein Morgen, an dem der Mensch sich so reMÄrast- und lebenöbewnßt fühlt, wo daS Herz in sei­ner BrnstMv zu erweitern scheint, wo das Leben durch alle Po­re» dringt und an diesem Morgen .. .

Glücklicherweise kannte Niemand von meinen Leuten, die schon alle erfahren hatte», um waS es sich handle, den armen Gogol; sie folgten mir schweigend »nd düster. Woran dachten jene Menschen, von denen gewiß die Hälfte der Hefe der bürger­lichen Gesellschaft angchölte woran dachte» sie, daß ihre vom Wind und Wetter gebräunten und vom Laster des Trunkes fast abgestumpften Züge eine» menschliche» Ausdruck bekommen halten und nun traurig in den dämmernden Morgen hinausstarrten?

(Fortsetzung folgt)

Druckfehler in dem ArtikelEinige Worte über die Erziehung der Wcißtaniie" in Nr. 128: Absatz 7 Z. 6 lies nachgehends statt nachgebcnd; Abs. 9 Z. 2 odcrholzloscn Bestand statt Obcrholzlesebestand; Abs. 10 Z. k> rcoltem statt reellem.

Nevattion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schcn Buchhandlung.