den milder». Heilung ist nicht mehr möglich. (?) Das ganze Vertrauen des Kaisers und der Kaiserin ruht aus dem General Fleury, der im Fall einer Katastrophe an die Spitze der Ar­mee trete» soll. (Fr. I.)

St. Petersburg, 1. Nov. Ein Manifest des Kaisers befiehlt Komplctirung der Armee und Flotte, und Rckrnteiiaus- Hebung im ganzen Reiche, 4 Mann von 1000, letztere hat am 15. Jan. k. I. zu beginnen und soll am 15. Februar beendigt sein.

Madrid, 28. Okt. Wie weit noch heutzutage die Toll­heit eines tyrannischen Ministers gehen kann, beweist ein jüngster Erlaß Narvaez'. Derselbe erklärt den spanischen Gast- und Kaf- feewirthcn, daß sie zwar ausländische Journale zn halten berech­tigt seien, sie würden aber für jede Majestätsbeleidigung, für jedes Vergehen gegen die spanische Regierung, das sich die fran­zösischen Blätter zu Schulden kommen lassen, die Verantwortung vor den spanischen Gerichten zn übernehme» habe»!

K o n st a n ti n ope l, 1. Nov. In der letzten Schlacht auf Candia kämpften 10,000 Griechen, welche 700 Mann verloren; die Türken hatten starke Verluste. Ans allen Theilen der Insel erfolgte Unterwerfung durch Deputationen. 3000 in die Grotte Melidoni geflüchtete Insurgenten sind durch Ueberschwemmung ertrunken. Gegen drei vereinigte starke Räuberbande» in Thessa­lien erfolgte ein Aufgebot von Truppen. Jussuf Karam ist nach Frankreich abgegangen. (S. M.)

Die Exekution.

Scenen aus der Fremdenlegion in Afrika. (Aus Daheim.)

Meine Tressen als Sergeant, welche zu erlangen mir so viele Mühe gekostet batten, sollten kaum einen Monat nach meiner Er­nennung zu diesem bedeutenden Grade eine eigcnthümlich schmerz­liche und mir unvergeßliche Weihe erhalten.

Es war am 28- Februar des Jahres 1848, als ich beim Abendappell den Befehl erhielt, zwölf Mann zu commaiidircn. die am nächste» Morgen um 4 Uhr unter meiner Leitung einen außerordentlichen Dienst thun sollten. Ich zerbrach mir den gan­zen Abend den Kops, welche neue Plackerei die Platzcommandan- kur für die Fremdenlegion ihr bevorzugtes Kind in jeder Sache, die de» französischen Regimentern unangenehm war wobl wie- derum ersonnen hätte, und war eben im Begriff, meine Hänge­matte anfzusuchen, als der Sergeant Walter zu mir kam und mich einlnd, eine Flasche Wein mit ihm zn trinken; da jedoch die Can- linen schon geschlossen waren, so hatte er die Flasche selbst mit- gebracht, und bald saßen wir er aus meinem Tournister, ich auf einer »mgestülpten blechernen Wasserkruke, denn Stühle gab es nicht in de» Barracken des Forts St. Philipp, wo die Frem­denlegion casernirt lag und stießen gemüthlich ans das Wohl unserer Lieben im fernen Vaterlande an.

Unsere Unterhaltung flog eine Zeit lang von diesem zu je­nem Thema, und da Waller ein böchst geistreicher Mensch war, so vergaß ich bald, daß es spät und immer später wurde und ich am nächsten Morgen doch wenigstens um 3 Uhr aufstehen müßte, um mich und meine Leute zur bestimmten Stuiide^lin Be­reitschaft zu halten. Auch halte ich gar bald bemerkt, daß mein Kamerad in seinen Worten wie die Katze um den heißen Brei bernmschlick mit anderen Worte», daß er mir etwas zn sa­gen habe und sich nicht getraue, mit der Sprache herauSzukommen.

Haben Sie Bekanntschaften in der Compagnie llors runx?" fragte er mich mit einem Male. Die Capagnie kors ranZ besteht nur aus den Regimenlsschneidern, Schuhmachern, Waffenschmie­den und steht unter dem Befehle des Oapitainv tresorior (Zahl­meister).

Ich verneinte.

Niemanden?'" fuhr er fort,auch nicht den Korporal Krüger?"

Nein," sagte ich,doch halt, habe ich nicht irgendwo ge­hört, daß dieser Korporal Krüger schon vor einigen Monaten versucht haben soll, sich zu erschießen?"

Ganz richtig, er hat sich den Gcwehrlauf in den Mund gesteckt und mit der bloßen großen Zehe abgcdrückt, jedoch die Waffe dermaßen ungeschickt gestellt, daß er sich nur den Gaumen und die Nase zerschmettert hat. Jetzt ist er von seinen Wunden geheilt, hat aber ein entsetzlich entstelltes Gesicht." .

Hatte er einen speciellen Grund, sich zu ködtcn?" fragte ich.

O, er hatte einen gültigen Grund; eS war nicht die Feig­heit so vieler unserer armen Kameraden und Landsleute, welche die Last des Lebens in der Fremdenlegion muthlos von sich wer­fen; er hakte einen gültigen Grund. Sie und ich, wir hätten beide ein Gleiches gethan."

Ich wahrhaftig nicht," erwiderte ich,für mich gibt es keine Entschuldigung des Selbstmordes."

,,O bitte, machen Sie keine Phrasen!" unterbrach er mich, wenn ich ruhig hier beim Glase Wein sitze, ja dann kann ich ebenso wie Sie dem Menschen das Recht nicht zugestehen, sich eine Kugel durch Len Kopf zu jagen, jedoch wenn das Leben mit seinen oft phantastischen Verwicklungen die Existenz eines Mensche» ergreift, dann hören alle Theorien auf, und einige Loth Blei sind ein Universalmittel, zn dem der Kranke seine Zuflucht nimmt, besonders wenn er daran eine vollständige Hei­lung seines Uebels zn finden glaubt."

Glaubt?" sagte ich.Würde er glauben, so würde er diese paar Loth Blei als Universalmiltel unwillig von sich stoßen und . . ."

Worte! Worte!" ries Walter,hören Sie Krügers Ge­schichte, versetzen Sie sich in seine Lage und ,ch wette, daß Ihre erste Handbewegung die sein wird, Ihre Patroutasche zn suchen."

Erzählen Sie nur, es wird Ihnen freilich niemals ge­lingen, mich zu überzeugen."

Hören Sie also! Sie wissen, daß Krüger ein Schnei­der ist. Als Geselle hat er auf seiner Wanderschaft durch Deutsch­land in Prag bei einem Schneidermeister Namens Gogol in Ar­beit gestanden und ist dort Jahre lang wie ein Kind des Hanfes behandelt worden. Ich kann Ihnen nicht sagen, warum er Prag verlassen, noch nach welchen Irrfahrten er in der Fremdenlegion strandete doch das thut auch nichts zur Sache. Kurz, er en- gagirte sich, kam in die Compagnie Irors ranA, und da er ein geschickter Arbeiter und nebenbei ein äußerst ordentlicher und so­lider Mensch ist, wurde ihm nach einigen Jahre» die sehr einträg­liche Stellung als Corpora! und Werkfnhrer eines Ateliers zu Theil. Da führte der Zufall den Sohn jenes Schneiders Gogol, bei dem er in Prag gearbeitet, auch zur Fremdenlegion, und weil dieser das Handwerk seines ValerS erlernt hatte, so kam er gleich­falls in dieselbe Compagnie und war bald der intime Freund des Korporals Krüger. Vor einigen Monaten befanden sich beide eines Abends i» dem deutsche» Kaffeehause der Vorstadt und ich weiß nicht wie hatten beide vielleicht ciwas zu viel getrunken?

kurz, bald entspann sich ein Streit zwischen ihnen, der damit endete, daß Gogol dem Corpora! Krüger ein Glas nach dem Gesichie warf, ^welches diesen jedoch nicht traf. Bald darauf Sie wissen, wie leicht die Betrunkenen ihre Stimmung wechseln,

gingen beide, gemüthlich untergefaßk, der Caserne zu. Sie kennen die Anordnung der Obrigkeit, daß alle Schenkwirthe je nach vierundzwanzig Stunden einen Rapport über das in ihren Lokalen Vorgefaüene cinzureichen haben und wer war erstaun­ter als Krüger und Gogol, als letzterer am folgenden Tage ar- rctirt ward und bald darauf erfuhr, daß er vor das Kriegsge­richt unter der Anklage der lhatlichen Insubordination gegen einen Vorgesetzte» gestellt sei. Krüger hat sich bei der ganzen Geschichte musterhaft benommen; er schob in seinen Aussage» sich die ganze Schuld zu und behauptete, durch seine Beleidigungen den An­geklagten dermaßen gereizt zu haben, daß er selbst eine Strafe verdient hätte. Unglücklicherweise war der Wirlh ein Elsäßcr und verstand ganz g»t deutsch. Er sagte gerade das Gegentheil aus, rühmte die Ruhe des Korporals und mit einem merkwürdigen Gedächtnisse cilirte er Wort für Wort die Schmähungen Gogols. Kurz, es gelang dem armen Krüger durchaus nicht, den Sohn seines ehemaligen Meisters zu retten ... er wurde verurtheilt."

Zu wie viel Jahren?... Das ist in der That schrecklich!" rief ichder arme Mensch! Und deßhalb wollte Krüger sich erschießen? Der Unglückliche!... Gott behüte Jeden vor solcher Versuchung!"

Gogol wurde zum Tode verurtheilt," unterbrach mich Wal­ter,Paragraph drei unserer Capitnlalionen ein Franzose wäre mit ein paar Jahren Zwangsarbeit davongekommen, doch wir Fremde! es geschieht uns wahrhaftig ganz recht."

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.