Kräften konsolidiren, und die militärischen Organisationen selbst- ständig vornehmen,

Berlin, 31. Okt. Nachrichten der Kreuzztg ans Palbus zufolge befindet sich der Ministerpräsident Graf v. Bismark entschieden auf dem Wege der Besserung und beschäftigt sich be­reits wieder mit der Politik. Die Rückkehr des Ministers nach Berlin ist auf den 12. November angesetzt.

Berlin, 1. Nov. Es ist Befehl gegeben, die Festungen Mainz, Saarlouis, Koblenz und Köln zu deSarmire» und die Feldartillerie auf den Fricdensstand zurückznfuhren. (T.d.S.M.i

Wien, 26. Okt. DiePresse" blickt mit Bcsorgniß auf das erstarkende Rußland und fürchtet, baß Ocstrcich sich zu einem i Kampfe auf Leben und Tod mit dem großen Reiche des Ostens vorbcreiten müsse. (K. Z.s

Wien, 31. Okt. Die Neue Fr. Presse sagt: Mensdorff ist zur Militärlaufbahn zurückgekehrt. Ein Resccipl, welches den ungarischen Landtag auf 19. Nov. eiubcrust, erhielt die kaiser­liche Genehmigung. Graf Esterhazy hat die erbetene Entlas­sung erhalten.

Graf Giulay, der Feldherr des »»glücklichen Feldzugs von 1859, ist in Wien gestorben.

Prag, 30. Okt. Tie Ernennung Beust's ist Thatsache; die Vereidigung ist heute erfolgt. Welche Politik durch diesen Exminister eiugeschlagen werden wird, darüber herrschen die wi­dersprechendsten Ansichten.

In Palermo sind die Mönche aufgefordert worden, i» kürzester Frist die Kutte abzulegen.

Rom, 30. Okt. Der Papst hat im letzten Cvnsistorium an die kardinale zwei Ansprachen ertheilt. In der ersten bedauert der Papst die Verfolgungen des Königreichs Italien gegen die Kirche, die Unterdrückung der religiösen Orden, die Wegnahme der kirchlichen Güter und die Civilehe. Er verdammt alle diese Handlungen, erinnert an die Maßregeln der Kirche gegen ihre Urheber, ist aber nichts desto weniger bereit, dem Königreich Ita­lic» seinen Segen z» erthcilen. Der Papst protcstirt gegen das Eindringen in die päpstlichen Provinzen, gegen das Projekt, durch eine Revolution Rom zur Hauptstadt des neuen Königreiches zu machen, er erklärte sich bereit, sogar den Tod zu erleiden, um die geheiligten Rechte des heil. Stuhles anfrechkzucrbalten und, wenn nölhig, in einem andern Lande die für bessere Ausübung seines apostolischen Amtes nöthige Sicherheit zu suchen. Er er­mahnt, zu beten, daß Italien die Uebel, die es der Kirche ge­bracht, bereue. In der zweiten Ansprache erklärt der Papst, daß die russische Regierung das Konkordat von 1848 verletzt habe. Er erinnert, daß die Verfolgungen des Erzbischofs von Warschau und der Bischöfe, die Unterdrückung der gesetzlichen Rechtsprechung ! in den Diöcesen, und die der religiösen Orden in Polen, die ! Konfiskation der kirchlichen Güter, lauter Akte seinen, die darauf ! abzielen, den Katholizismus in Rußland zu Grunde zu richten. > Se. Heil, schließt, indem sie den Wunsch ausspricht, baß der Czaar mit seinen Verfolgungen gegen die Katholiken aufhören möge. (S. M.)

Paris, 30. Okt. DerEtendarb" meldet telegraphisch, daß in Folge der zwischen Berlin und dem Haag gepflogenen Unterhandlungen die Preußen auch fernerhin Luxemburg besetzt halten werden, lieber den Eintritt des Großherzogthums Luxem­burg in den Nordbund wird unterhandelt, der Eintritt von Lim- bürg wird von Preußen nicht verlangt.

Paris, 30. Okt. Der Moniteur enthält einen Bericht des Kriegsministers von Seite des Kaisers genehmigt, in Folge des­sen eine Armeereorganisation eingesetzt wird. Der Bericht sagt: Tie Vorgänge in Deutschland haben mehrere Mächte zur Aendc- rung ihres Militärsystems veranlaßt. Der Kaiser meint daher, Frankreich dürfe nickt indifferent bleiben und spricht die Ansicht aus, einer Commission unter dem Vorsitz des Kaisers die Auf­gabe zu stellen, zu ermitteln, wodurch die nationalen Kräfte zur Gebictsverlhcidigung und Ausrcchthaltung dcS politischen Ein­flusses zu befähigen seien.

Konstantinopel, 31. Okt. Tie Insurgenten auf Can- dia haben bei Vrissa nach blutiger Schlacht die Waffen gestreckt und kapitulirt, worunter 3 höhere, 235 Subalterne griechische Offiziere. Sie wurden als Kriegsgefangene nach den Festungen «bgeführt. Die kaiserliche Jacht Sultauie überbringt heute den offiziellen Siegcsbericht von Kritli Pascha. Fürst Karl von

Rumänien wurde von dem griechischen Patriarchen cingeseguet und erhielt vom Sultan einen Ehrensäbel mit Brillanten.

Allerlei.

Eine stehende Klage ist die über die Dienstboten. Ich wohne zwar auf dem Lande, bin aber auch in de» Städten bekannt und will auch meinen Senf dazu geben und gestehen, daß ich von den Dienstbotenbüchlein nicht viel halte. Sie nützen nicht viel; den» es steht selten die ganze Wahrheit drin oder höchstens zwischen de» Zeilen. DaS mündliche Verfahre» hat das schriftliche weil überholt; die weibliche Herrschaft übt es mit Vir­tuosität in den Kränzchen, die weibliche Dienerschaft an den Brun­nen; die Verdikte laufen hüben wie drübon auf Schuldig hinaus; denn hüben wie drüben fehle» die Angeklagten und die Verthei« diger; cs ist immer nur die eine Partei vertreten. Keine Herr­schaft bekäme mehr einen Dienstboten und kein Dienender mehr eine Herrschaft, wenn nicht die Noth und mildernde Umstände vermittelnd einträteu. Die Herrschaften müssen Diener und die Diener Herrschaften habe». Das ist die Noth, und die mil­dernden Umstände? Fragt nur die Frau L., ob sie nicht im Stillen mildernde Umstände kennt, wenn Frau I., ihre gute Freundin, über die Hanne gewaltig loszieht! Die Hanne, denkt sie, ist so übel nicht, aber freilich die Frau I. hat ihre Mucke»; da hälls keine lauge ans; bei dir wirds schon gehen.

Und sie dingt die Hanne dem Dienstbotenbüchlei» ein Schnippchen schlagend. Das Dienstboleubüchlei» ist ei» Noth- behelf; aber es bleibt ihn, nur, wer muß. Je mehr Machtbe« fngniß Ihr in die Hände der Herrschaft legt, desto mehr bessere Kräfte werden sich aus dem Dienstborcnstand zurückziehcn und ihr Heil bei den freien Fabrik-, Handwerker« und Taglohnarbeilen su­che», desto mehr werden sehnsüchtig über den großen Bach hin­über schielen. Wie der Herr so der Knecht! lautet ein alteS wahres Sprichwort. Behandelt de» Arbeiter menschlich und er wird ein Mensch. Seid gut, treu und ehrlich ihm gegenüber und selbst der Schlimmere wird besser, treuer und ehrlicher. Gebt ihm eine vollkommen genügende Kost und eßt Euch nicht, wie eS so oft geschieht, mit ihm a» einem Tische balbsakt, um dann im Geheimen nochmals z» essen und den Dienstboten hungern zu las­sen; gönnt ihm eine heimliche Wohnstätte in Eurem Haus und überladet ihn nicht mit Arbeit, als wenn er Glieder von Eisen hätte. Gönnt ihm wie Euch und Euren Thiercn die nöthige Ruhe und Erholung. Redet immer freundlich und ruhig mit ihm, selbst wenn er gefehlt, und denkt, daß der Dieustbole auch eines Ver­gnügens und einer Freude bedarf, um das Unerfreuliche seiner Stellung zu vergessen. Und endlich bezahlt ihn besser. Alle Bedürfnisse sind jetzt theuer. Auch der Dieustbole braucht Kleider, Wäsche, Schuhe :c. und zwar um so mehr, je strenger sein Dienst. Kurz, die Kunst, den Arbeiter zu behandeln, ist die beste Art, sich gute Dienstboten zu machen und z» erhalten

das beste Dicnstboteubüchlein. Einsender bat auch Arbeiter und Dienstboten, die häufig sehr unbeliebte Arbeite» machen müs­sen, allein er behält sic, bei oft ziemlichen Mängel», 68 Jahre, und seine gegenwärtigen Knechte sind schon wieder 3 4 Jahre bei ihm. Die Mägde bleiben immer wenigstens ein Jahr. Zeug­nisse verlangt er nie zu sehen, sonder» fordert nur eine 4wöchent- liche Probezeit. Geht cS nicht, nun, so sucht man etwas ande­res, bis es geht. Geht nur in die Familie», wo Dienstboten alt werden, und schauet und lernet. Dort werdet Ihr Ordnung, Geduld und Einsicht, freundlichen Sinn und Theilung der Freu­den »ub Leiden, vor allem aber Achtung vor der Menschen- w ürde selbst im ärmlichst e n Kittel antreffen. Beobachtet aber einmal die Verhältnisse in de» Familien, bei denen die Dienst­boten wie Tauben ein- und ausfliegen, und die am meisten nach Zwaugsmaßregeln schreien. Rücksichtslosigkeit und Ungeduld, Mißgunst und Geiz den armen Teufeln gegenüber das werdet Ihr finde». Auch der Beste lodert einmal von Zeit zu Zeit auf, allein

Wo dies als Regel gilt im Haus,

Da sieht cs öd und traurig aus.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.