Allerlei.
Die lutherische Emigrant«,»uiissioll i» Castle Garden. (Schluß.)
Der Nutzen, den so die Emigranlenmisflon gestiftet hat, ist in der Thal nicht gering anzuschlage». Die Betrügereien, denen in New-Aork Jeder ausgesetzt ist, der nur halbwegs „grün" aussteht, sind maßlos. In Castle Garden wurden früher dem Auswanderer, der sich eine Fahrkarte löste oder Geld wechseln ließ, immer 10—12, später 7—9 pCl. zu viel adgenvmmcn. Bei den Buben, in welchen Brod, Milch u. dgl. zu haben ist, mußte er nicht blos für ei» Stück Brod mehrere Cents über den gewöhnlichen Preis zahlen, sondern bekam auch noch beim Geld» wechseln, wenigstens 20 pCt. zu wenig heraus, sondern wurde gar noch mit falschem Geld beschwindelt. Diese Betrügereien wurden ganz systematisch betrieben und bis vor die Oominissionors ok LmiAratloir mußte Nenmann gehe» und allen gesetzlichen Einfluß geltend machen, nm dem Unwesen einigermaßen zu steuern. Jetzt sind endlich durch jene Behörde» besondere und zwar zuverlässigere Geldwechsler in Castle Garden aufgestellt. „Gegen 30,000 Doll, sind dadurch in diesem Monat den deutschen Auswanderern erspart," äußerte Jemand vor einigen Woche», der in jenes Wechsel, geschäst tief eingeweiht ist. Daß die Mission durch derartige Schritte sich das Mißfalle» vieler mächtig Jnteressirten zuzieht, liegt auf ber Hand. Um so größere Anerkennung aber verdient unsererseits ihre Unerschrockenheit und Uneigeunützigkeil. Vor seiner Ankunft beruhigte sich der Auswanderer gerne mit dem Gedanke», in New-Uork seien deutsche Landsleute genug zu finden, die ihm zurcchthelfeu könnte» und würden. Dabei wußte er aber nicht, daß unter diesen Landsleuten sehr Viele sind, und zwar meistens gerade diejenigen, mit denen er zusammenkrifft, die eben auf seine Unkenntniß des Englischen und der Lokalität spekulirc», sich ihm deßhalb in den Weg stellen und ihre Dienste anbieten; Alles blos in der Absicht, ihn so lange zu mißbrauchen, bis er sein Geld hcrgegeben hat. Dann mag er sehen, wie er auskömml — kolp z-oursolk. Bis nach Bremen und Hamburg werfen diese Spekulanten ihre Netze aus, und größte Vorsicht ist den Auswanderern auf dem Schiffe gegen jeden Reisegefährten anzuem- pfehlen, der sich ibm als „Einen, der schon einmal drüben gewesen", anszndrängeu und ibm dieses oder jenes Quartier oder Auswandererbnreau auznempfehle» sucht. Auch das Arbeitfinden in New-Iork ist nicht so leicht, als man fich's in Deutschland gewöhnlich denkt. Abgesehen von jenen Betrügereien, die sich dem Suchenden in den Weg stellen, ist die Stadl durch den fortwäb- rend zufließenden Auswandererstrom von Arbeiter» überfüllt. Erst in den vorigen Wochen hielten die Schncidergesellen ein Meeting, um sich über Abhilssmaßregeln gegen ihre steigende Noth zu bc- »athen.
Es ist unter solchen Umständen erfreulich zu vernehme», daß nun auch der Süden daran denkt, der Einwanderung mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als früher. Die lutherische Synode von Nordkarolina hat bereits ein Emigrationskomite ernannt, und ernste Maßregeln ergriffen, um dieses Gebiet den schnöden Spekulanten streitig zu machen, die bereits Schmach und Schande ans südliche Einwanderung gebracht haben. Auch in Südkarolina sind die angesehensten Männer, namentlich Prediger, zu einer Einwanderungsgesellschaft zusammengelretcn. Großartig will man das Unternehmen betreiben, mit eigenen kirchlichen Agenten in Deutschland, eigenen Dampfschiffen für den Charlestoner Hasen und eigenen Ansiedlungen in den gesundeste» Gegenden des Lan- des und das Alles auf soliden Prinzipien beruhend.
Das Gesagte möge genügen, um Unternehmungen, die die Unterstützung und nicht die Plünderung des deutschen Auswanderers bezwecken, der öffentliche» Aufmerksamkeit zu empfehlen. Wir brauchen kaum noch ausdrücklich hinzuzufügen, daß es sich bei der Emigrantenmission in Castle Garden keineswegs »m eine Falle zum Prosclytenfangen, sondern um ein wirklich gemeinnütziges und wohlthätiges Unternehmen handelt, das uns aller Empfehlung und Unterstützung würdig erscheint.
Einige Worte über die Erziehung der Weißtanne und Forche (vergleiche den Aufsatz über dieses Thema in Nro. 42 des heurigen Gesellschafters).
Bekanntlich hat die Forche die Eigenschaft, sich mit zuneh
mendem Alter lichter zu stellen, mit andern Worten, eine auffallend räumlichere Stellung anzunebme». Gleichwohl werden durch ihre» starken Nadelabfall die Bodenverhältnisse mittelst Anhäufung des natürlichen Düngers sehr begünstiget, vorausgesetzt, daß sie durch die so schädliche Streunutznng nicht um dieses zur Förderung ihres Wachsthums und ihrer Blüthen- und Samen-Erzeugung so unentbehrlichen Mittels beraubt wird.
Die Weißkanne, auch Edeltanne genannt, hat wegen ihres hohe» und vvllholzigen Stammes und ihrer Spannkraft einen hohen Werth für den Waldcigenthümcr, überhaupt für die menschliche Gesellschaft durch ihren Werth für gewerbliche Unternehmungen. Zu Schiff, und Brückenballholz ist sie besonders geeignet und fast unersetzbar.
Gegen Spätfröste im Frühling ist die Weißkanne in der Jugend sehr empfindlich, kan» aber den Schalten lange ertragen, und wird deßhalb unter die sog. Schattenpflanzeu gezählt.
Der Femmelwaldbetrieb, wo Licht und Schatte» i» mäßigen Räumen wechseln, ist ihr besonders zuträglich. Der praktische, ansmerksame und fleißige Forstmann findet hier ei» lohnendes Feld zu ihrer Erziehung.
Da wo der Wcißtanne a»S Maug-l an Miltcrpflanzen die Mittel fehlen, sich ans natürlichem Weg zu verjüngen, bietet ihr die so genügsame Forche mir ihren bescheidenen Ansprüchen au Boden und Lageverhältniffcu durch den Anbau aus der Hand eine sichere Gelegenheit zu ihrer Erziehung.
Unter dem Schirm der angehend haubaren Forche, auch unter den Fülligen eines vorhandenen und paffenden Vorwuchses, kann die Weißlanne aus künstlichem Weg angebaut und mit dem Eintritt ihrer Erstarkung »nd ber natürlichen oder kaufmännischen Haubarkeit des Schutzbestandes nach und nach femmelwirthschaft- lich ins Freie gestellt werden.
Es gibt Waldparthieen, wo Forchenbestände, ohne Rücksicht wegen ihrer Verjüngung, herunter gehauen, der Boden den atmosphärischen Einwirkungen, der Verwilderung durch Anstedlnng von Forstnnkräutern, an Bergseiten durch mechanisches Abschwcm« men des Bodens bei Regengüssen, Schneeabgang Preisgegeben und dadurch blos gelegt, nachgebend — angeblich zu Erziehung eines Schutzbcstandes, die Forche durch Saat oder Pflanzung angezogen und später, nach Erstarknug der Kultur, Wcißlannen« Samen oder Setzlinge eingedracht werden, um an die Stelle des Forchenwaldes einen Weißtannenbestand zu erziehen.
Eine solche Waldkulkuc — Frucht der modernen Waldwirth- schaft — erfordert doppelte Kosten; einmal durch den Aufwand ans die Ansaat oder Pflauzeneinbringung der Forche, später — nach Erstarkung des junge» Schntzbestanbcs — durch die Anschaffung der Mittel zur Weißtanuenkultur, ohne gesichert zu sein, den Zweck zu erreichen, indem der Scitenschatten, de» die junge Forche der Weißtannensaat oder Pflanzung z» geben vermag, den Gipselschirm des Forchenoberbaums, der Licht und Schalten nach Erfordern wechseln läßt, nicht immer zu ersetzen vermag.
Mau hat Beispiele, baß Weißtannenpflanzen, die in jungen 6—10 Fuß hohe» Oberholzlesebeständen zur Vervollkommnung oder zur Veredlung derselben eingedracht worden waren, den Spät- frösten im Frühling erlegen sind.
Da wo der Schlitzbestand mangelt, und Boden- »nd Lage- Verhältnisse ber Erziehung der Weißtannen und andern edleren Hölzer» entgegen stehen, gleichwohl aber der Boden für die Wald- knltur nutzbar gemacht werden will, wähle man 1—2jährige in Forstgärten aus gut reellem Boden erzogene Forchen, welche meistens starke Wurzeln haben und sich deßhalb besser als Pflanzen aus Schlägen mit geringen Wurzeln zum Anbau sandiger und magerer Böden eignen und länger der Vertrocknung widerstehen.
— Der alte Freiherr vom Stein, Preußens Reformator, schrieb einmal an einen Freund: „Durch einseitige Ausbildung des Verstandes und Uebersüllnng des Gedächtnisses durch den Gymnasial- und Akademischen Unterricht wird Einbildungskraft, Gemüth und praktischer Sinn unterdrückt »nd Geistes-Trockenheit und Uubeholfcnheit hervorgebracht und vermehrt."
Auflösung des Räthsels in Nro. 126: Mißernte.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.