räthen Majcr und Bitzer, den Regierungsräthrn Daniel (Ober­amtmann in Hall- und Wolf (Stadtdirektor in Stuttgart), dem Staatsrath Psteidercr und Regierungsdirektor Leypold. Es ban­delt sich uni die Entwicklung der Selbständigkeit der Gemeinden, Organiiakion der VerwaliungSjustiz, vor Allem aber um Eiufüh- rung von gewäblten BezirkSvcrsammluugcii und BeztrkSrätben, welche die Interessen der Bezirke fördern und bei deren Verwal­tung Mitwirken sollen. (S. B.)

Stuttgart, 29. Oktbr. Prinz H. von Sachsen-Weimar Hob. und Oberlieutenant v. Roder begeben sich am Donnerstag über Berlin nach St. Petersburg, »m bei den Vermählungsfest- lichkeiten den Königlichen Hof zu vertreten.

Stuttgart, 29. Okt. In der Zeit vom 4. bis 18. Ok­tober sind ans der Eisenbahnstation Rvttenbnrg 7530 Ecntncr Hopfen abgefertigt worden. Hievon gingen 4685 Cenkner nach Bayern, 1930 Ccntner blieben im Jnlandc, der Rest ging nach Bade», Hcssendarmstadt und in die Schweiz.

Im August d. I. betrugen die Einnahmen der würllem- bergischen Eisenbahnen 644,132 fl., um 115,778 fl. weniger als im August 1865. Bon diesem Ausfall kommen 88,590 fl. auf den Gütertransport und 24,959 fl. auf den Personenverkehr.

Stuttgart. Die Zahl der Besucker der Landesausstellung der Gewerbeschulen betrug bis zum 29. Okt. 32,300 Personen. Mittwoch Abends 5 Uhr wird die Ausstellung geschlossen.

Wiese nstaig, 27: Okt. Gestern wurde ei» wohlhaben­der und sonst in jeder Hinsicht gut prädizirler Jüngling aus hie­siger Gemeinde beerdigt, der die Hand an sein eigenes Leben gelegt, indem er sich mit einer Pistole, die er mit Glas gefüllt halte, durch den Mund schoß. Letztverflofsenen Sonntag hätte er verkündet werben sollen. Seiner Braut schrieb er als Motiv des frevelhaften Entschlusses, er wolle sie nicht unglücklich ma­chen, indem er nach wenigen Jahren jedenfalls sterbe» müsse, da erinnerlich ganz kapnt sei." Mit dem Gedanken des Selbst­mordes trug sich der Unglückliche schon längere Zeit, und ver­heimlichte ihn keineswegs, wie er denn auch der Magd unmittel­bar vor der That miktheilte,jetzt müsse es geschehen", sprang dann, da jene ihn abzuhaltcn suchte, davon und erschoß sich im nahen Felde. (D. B.)

München, 20. Okt. Nachdem der Friede zwischen Preu­ßen und Sachsen endlich auch zu Stande gekommen ist, werden die Truppen der säsischen Armee ans Oestreich in ihre Heimat znrückkehren. Die Durchfahrt derselbe» durch Bayern wird 11 Tage in Anspruch nehmen und täglich 7 Wagenzüge, so daß es im Ganzen 77 Züge sein werden.

Darmstabt, 27. Okt. Die gegen den Buchdruckcreibe- sttzer Reinhold Baist in Frankfurt erkannte mehrjährige Gefäng­nisstrafe und große Geldbuße wegen Herausgabe der Broschüre Schwester Adolphe", sowie die weiteren Strafen wegen Druckes der sonstige» Schriften gegen die Jesuiten in Mainz, sind von unserem Justizministerium aufgehoben worden.

Dresden, 28- Okt. König Johann dankt nicht ab. Heute Mittag sind auf der böhmischen Bahn die ersten sächsischen Truppen angelangt, sie wurden enthusiastisch empfangen. Der Finanzminister Friesen übernimmt zugleich das auswärtige Depar­tement. (N. fr. Pr.)

Wiesbaden, 27. Okt. Wie in allen preußischen Pro­vinzen wird es fernerhin auch hier (eine Folge der Annexion) Je­dermann unbenommen sein, zu heirathen, sobald er nur den son­stigen Bedingungen genügt, ganz davon abgesehen, ob er seiner Militärpflicht genügt bat oder nickt.

Berlin, 27. Okt. DerStaatSanz." meldet:Der Kö­nig gestattete dem Grafen Bismarck die Anlegung des Hnbertns- orbens."

Der Herzog von Braunschwcig will sein Land noch bei Lebzeiten an Preußen abtrelen. Staalsminister v. Seebach hat im Namen des Herzogs von Coburg die Schmalkaldcner Waldungen übernommen. Werth gegen 2 Millionen Thaler. Bei Chur in der Schweiz hat sich der 32jährige Gymnasiallehrer Brier aus Liegnitz den Tod gegeben. Es schwebt ein Duster über der Sache.

Wien, 27. Okt. Der Borschlag des Kcicgsuiinisteriums zur Reorganisation der Armee stellt als Prinzip die allgemeine Wehrpflicht mit Herabsetzung der aktiven Dienstzeit und Verlän­gerung der Militärpflichtigkeit auf. MenSdorff tritt aus

dem Ministerium; Neust ist in Prag zum Minister des Aeußern ernannt. Belcredis Verbleiben im Amte ist ungewiß.

Wien, 29. Okt. Vorgestern Abend wurde ein, eines At- tentatsversucks auf den Kaiser dringend verdächtiges Individuum verhaftet. Dasselbe, ein Schneidergeselle, wurde von dem eng­lischen Kapitän Palmer in dem Augenblicke bemerkt, in welchem es die rechte Hand mit einer scharf geladenen Pistole erhob, wäh­rend der Kaiser, aus dem czechischen Theater in Prag heraus- tretend, de» Wagen bestieg. Der Kapitän Palmer bemächsigte sich sofort des ManneS, welcher den Gerichten überliefert wurde.

Das Kriegsministerium i» Wien hat den höher» Militär­bildungsanstalten besohle»,das gedankenlose Auswendiglernen" einzustelleu und die Zöglinge zui» Denken anzuhalten. Lehrer, die selber nickt denken könne», sollen penstonirt werden.

Prag, 26. Okt. Se. Maj. der Kaiser hat für die Armen von Prag, Carolinenthal, Smichow 20,000 fl. geschenkt.

Prag. Man kennt jetzt genau die Stärke der Preußen und Oestreicher im Kriege in Böhmen. Die Oestreicher zählten 247,750 Mann mit 656 Geschützen, dazu 29,150 Mann Sachsen mit 46 Geschützen, zusammen 276,900 Mann mit 702 Geschützen. Die Preußen ihnen gegenüber zählten 249,750 Mann mit 786 Geschützen. Bis zur Schlacht von Königgrätz stand die Armee des Kronprinzen fast immer der doppelten Stärke des Feindes gegenüber.

König Victor Emauuel wird am 7. Nov. in Venedig au- kommen.

Paris, 26. Okt. Die Berichte aus Nom lauten wenig beruhigend für den hl. Stuhl. Auf die für dessen Aufrechthal­tung gestellten Bedingungen: innere Reformen und Anerkennung der Souveränetät des Königs von Italien, wird der Papst nicht eingehcn; die Franzosen werden abziehen und die Unter­handlungen zwischen den katholischen Mächten führen zu keinem Resultat. Eine Art von Arrangement zwischen dem spanischen Gesandten und dem Papste wurde vom Marschall Narvaez nicht einmal ratifizirt. Oestreich seinerseits beobachtet große Reserve, und wird nur a»f ausdrückliches Verlangen Frankreichs oder de« Papstes aus seiner Zurückhaltung heraustreten.

Paris, 27. Okt. Wie man versichert, hat Oestreich in Folge der preußisch - sächsischen Militärkonveution eine Vermehrung der Garnisonen in den böhmischen Festungen angeordnet.

Petersburg, 23. Okt. Der Gouverneur von Lithauen, General Kaufmann, ist abgesetzt und durch Graf Baranow II. ersetzt. Als Grund wird angegeben, daß der General die Kin­der katholischer Elter» ohne Weiteres nach griechischem Ritus taufen ließ. So drang nun kürzlich auf seinen Befehl der rus­sische Pope ins Haus einer Bäuerin in Samogitien und taufte dort mit Gewalt das neugeborne Kind nach griechischem Ritus. Der hierüber in Wuth versetzte Vater, ein eifriger Katholik, er­schlug sei» eigenes Kiud und stellte sich hierauf selbst dem Ge­richte mit der Bemerkung, daß er jede Strafe der Sünde vor­ziehe, ein Kind als Ketzer zu erziehen. Kaufmann oder seine Helfershelfer waren nicht vorsichtig genug, den mörderischen Va­ter vor ein Kriegsgericht zu stellen, wo die Sacke in aller Stille nach ihrem Wunsch abgefertigt worden wäre; die Sache wurde vielmehr dem Civilgericht übergeben und kam so im Jnstanzen- zuge an den Senat nach Petersburg, wo die Gegner der Rusfi- fizirungswuth ihrer sich bemächtigten, um dem Kaiser die schreck­lichen Folgen dieses Fanatismus klar zu machen. Die Absetzung des Generals war die Folge.

Es gibt sonderbare Gewissen. Die spanische Isabel z. B. glaubt die irdische »nd himmlische Seligkeit verscherzt zu haben, weil sie das Königreich Italien in einer schwachen Stunde anerkannt hak. Daß Spanien das schlecht regierteste Land in Europa ist, daß das Land von einer Revolution in die andere fällt, daß Tausende von Bürgern ohne Urtheil und Recht in die Gefängnisse gesteckt oder übers Meer auf die Giftinsel geschleppt werden u. s. w. das läßt sie ruhig schlafen.

Alexandria, 27. Okt. Hier eingetroffene offizielle Nach, richten melden, daß die türkisch-ägyptische Armee einen glänzen­den Sieg über die Insurgenten auf Candia erfochten hat.