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Kinder verkauften Blume« «ud spielte« Theater fürs Deutsch« Rote Kreuz
Bei der letzten Sammlung für das KrtegshilfS- werk de» Deutschen Roten Kreuzes haben Nagolder Kinder aus eigenem Antrieb Blumen verkauft und eine nette Summe dafür eingenommen. Weiter veranstalteten Kinder in Nagold Kasperles- Theater, zu dem sie Kinder und Erwachsene ein- luden. Auch dabei kam eine hübsche Summe her- aus. Sm ganzen konnten die Kinder etwa 8t) RM. dem Ortsgruppenleiter für das Kriegshilfswerk des Deutschen Roten Kreuzes zuleiten.
Es ist rührend, wie den Kleinen schon der Klaube an Deutschland innewohnt. Nur der Glaube kann die Nation stärken und empor- führrn. Als Deutschland am tiefsten gedemütigt war, haben beherzte Männer die Fahne des Glauben« an ihr Volk hochgezogen, eine Fahne,
die Verpflichtung bedeutet. Sie haben nte gefragt, was man ihnen sonst bieten würde, sie glaubten an Deutschland, und sie sind ihm treu geblieben in jeder Stunde, in jeder Not, in jeder Gesahr, in allem Jammer und in allem Elend. So sagte einst der Führer, dessen Worte heute für jeden von uns zum Gelöbnis werden müssen.
Daß unser Glaube an Deutschland unsere stärkste Waffe ist, das beweist die Haltung des deutschen Mannes an der Front und in der Heimat. Ein Beweis dafür, wenn auch nur ein „finanzieller", sind auch die Ergebnisse der Sammlungen. Das nächste, sicher wieder hervorragende Beispiel wird die Haussammlung des Kriegshilfswerks für das Deutsche Rote Kreuz sein, die heute und morgen stattfindet.
Unsere Opferbereitschaft bahnt uns den Weg für die deutsche Zukunft. Trotz Terror und überall hart entbrannten Schlachten schreiten wir dem Sieg entgegen.
sen. Hör Stoeckel, Drehbuchautor, Spielleiter und Hauptdarsteller in einer Person, gibt hier einen echt bajuvarischen Bierkutscher, der sich des Kindes einer entfernten Nichte annimmt und in seinem Junggesellendasein Peterle bald so lieb gewinnt, daß der Verlust des Jungen ihn aus allen Bahnen wirft. Doch daß dieser nicht von Dauer ist — dafür sorgt schon eine resolute Witwe.
„D«S Lied d«r Nachtigall" im Tousilmtheater Nagold
In Nagold läuft über das Wochenende der heitere Unterhaltungsfilm „Das Lieb der Nachtigall". Dieser schwungvolle und musikalisch wertvolle Film wurde seinerzeit in Geiselgasteig nach dem Lustspiel „Die gelbe Nachtigall" von Hermann Bahr gedreht. Spielleiter ist Theo Lingen; die Hauptrollen sind in den Händen von Elfte Maherhofer, Johannes Riemann, Margot Hiel- scher, Paul Kemp, Theo Lingen, Annie Rosar. Elfte Mayerhofer hat seinerzeit als hervorragend« Sängerin im Film „Meine Frau Theresa" alle Filmfreunde entzückt. In diesem Film zeigt sie den ganzen Umfang ihre- musikalischen Könnens und singt uns im Rahmen einer amüsanten Handlung als „Nachtigall" Lieder bekannter Komponisten.
Das Saststüttengewerbe hat heute besondere Aufgaben
Ein Mißstand, der in unserem Kreis« einreißt
An das Gaststätteilgewerbe werden heute große Ansorderungen gestellt, denen die Besitzer und ihre Gefolgschaft gerecht zu werden sich bemühen. In der Tat ist man überall in unserem Kreise in den Gaststätten gut aufgehoben. In den bedeutenderen Städten, und da insbesondere in den Kurorten, ist es gewiß keine Kleinigkeit, die große Zahl all derer in de» Gaststätten zu versorgen, die auf die Verpflegung im Gasthof angewiesen sind. Darum soll und muß jede unnötige Belastung der Gaststätten unterbleiben.
In der letzten Zeit hat sich aber in unserem Kreise ein beklagenswerter Mißstand eingeschltchen, der beseitigt werden muß: Ganze Familien, vielfach solche mit mehreren Kindern, essen an Sonntagen in Gaststätten. Das mag früher angängig gewesen sein. Wenn aber heute die Hausfrau der Bequemlichkeit hawer sich das Kochen spart und not der ganzen Familien einfach in den Gasthof geht — das Pflichijahrmädchen wird der Kosten wegen nach Hause geschickt — dann ist das ein Unfug. Denen, die im Gasthof essen müssen, wird Platz und Essen wcggenommen, und sie haben das Nachsehen. Der Gasthofbesitzer kann verständlicherweise gegen einen derartigen Mißstand nicht so eirschreiie», wie er gerne möchte. Darum muß ein solcher nial öffentlich gerügt werden.
In einer Versammlung der Gaststätteninhaber in Nagold mir Bürgermeister und Ortsgruppenleiter kamen in diesen Lagen diese Dinge zur Sprache und wurden scharf getadelt. Der Ortsgruppenleiter in Nagold erhielt weiter ein Schreiben an die bekannte Feldpostnummer 08000, worin in schärfster Weise gegen den genannten Mißstand Front gemacht wird.
Heute haben wir alle mehr denn je aufeinander Rücksicht zu nehmen, und wer sich nicht fügt, den wird man fester packen, als es ihm lieb ist.
Während der Erntezeit mehr Vorsicht als sonst!
Im Straßenverkehr — Unfall in Ebhausen
Ueber die Erntezeit waren früher jedes Jahr größere Unglncksfälle im Straßeniverkehr zu verzeichnen. Glücklicherweise ist das Heuer bis jetzt nicht der Fall gewesen. Indessen kam es in dieser Woche doch zu einem Unfall, bei dem ein Verschulden dritter Personen aber nicht in Frage kommt. In Ebhausen fuhr ein 9 Jahre altes Mädchen aus Rotfelden den abschüssigen Rotfelder Weg abwärts. Als ein Fuhrwerk ihm entgegenkam, wurde es anscheinend verwirrt, verlor die Herrschaft über sein Fahrrad und fuhr auf einen Garbenwagen auf. Es erlitt einen Schädelbruch und mußte ins Kreiskrankenhaus Nagold eingeliefert werden. Lebensgefahr besteht nicht. Dieser Unglücksfall ist wieder eine Mahnung, es gerade während der Erntezeit nicht an der nötigen Vorsicht fehlen zu lassen und das Tempo zu verlangsamen.
Kein Zucker-Vorausbezug mehr
Die Verbraucher haben den ihnen für die 65. und 66. Zuteilungsperiode znstehenden Zucker bereits im voraus im 63. und 64. ZuteilungSzeit- raum erhalten. Sie haben deshalb bis zum 17. September 1944 keinen Anspruch auf Zucker. Zur Erleichterung der Uebergangszeit ist an alle Verbraucher eine einmalige Zuteilung von 500- Gramm Einmachzucker ausgegebcn worden.
Der Vorausbezug von Zucker für eine spätere Zeit, auf den mancher Verbraucher, der seinen Zucker bereits verbraucht hat, vielleicht hoffte,
wird zunächst nicht mehr durchgeführt. Der Zucker für die 67. und 68. Zutei- lungsperiode kann vielmehr nur in der Zeit ein- gekauft werden, für die er bestimmt ist. Bis zum 18. September 1944 besteht daher für die Verbraucher keine Möglichkeit, Zucker zu beziehen, wenn sie- nicht noch Anspruch auf Zucker an Stelle von Marmelade auf die Marmeladekarte für die 63. bis 66. Zuteilungsperiode haben. Dieser sogenannte Marmeladezucker konnte nach Aus- Wahl des Verbrauchers in der ganzen Laufzeit der Karte vom 29. Mai bis zum 17. September «944 bezogen werden.
Der Abschnitt N 29 der Nährmittelkarte 64, auf den die 600 Gramm Einmachzucker abgegeben worden sind, hat noch bis zum Ende des 65. Zuteiluugszeitranms (20. August 1944) Gültigkeit. Wer den Einmachzucker noch nicht abgeholt hat, inuß das jetzt tun, damit der Anspruch nicht ver-
Ein neuer Schülerwettbewerb
Im Rahmen der „Hilf-mit"-Wettb:werbe der deutschen Schulen wird eine neue Aktion „Nahrung" ist Waffe" durchgeführt, die mit dem Erntedankfest in allen deutschen Schulen beginnen soll. Sie hat die Aufgabe, den Schulkindern die Wichtigkeit der landwirtschaftlichen Erzeugung unter besonderer Berücksichtigung der Kriegsmaßnahmen aufzuzeigen. Gleichzeitig soll die Notwendigkeit der landwirtschaftlichen Berufe herausgestcllt und damit eine Berufsaufklärung und Nachwuchswerbung verbunden werden. Der Abschlußtermi - des neuen Wettbewerbs ist der 1. Februar 1945. ^ ^
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Es empfiehlt sich, wichtige Gebrauchs- gegenstände, die nicht täglich benutzt weroen, aber auch beispielsweise die Wintermäntel, die jetzt nicht gebraucht werden, im Fall eines Verlustes aber nur schwer wieder zu bekommen sind, soweit irgend möglich, in 5k ellerräumen unterzubringen. Bei entsprechender Verpackung sind sie selbst in primitiven Kellern immer noch besser aufgehoben als in höher gelegenen, gefährdeten Wohngeschossen.
Bewerber mit dem Abschlußzeugnis der Klaffe 6 einer höheren Lehranstalt können bis auf weiteres zum Vorbereitungsdienst für den gehobenen Dienst zugelassen werden, wenn die Versetzung nach Klaffe 7 durch ihre Einberufung zum Kriegswehrdienst verbindet worden ist.
Wir sehen im Film:
„Peterle" im Volkstheater Calw
Der Bavaria-Film „Peterle" ist einer jener volkstümlichen Streifen, die ohne besonderen Ehrgeiz in der literarischen Vorlage und der psychologischen Motivierung schlicht und herzlich unterhalten wollen. „Peterle" tut das auf so natürliche Weise, daß man -gern darauf verzichtet, nur mit dem Maßstab der Wahrscheinlichkeit zu mes-
Haiterbach. Obergefr. Jakob Wahl, Schreiner, wurde an der Ostfront mit dem E. K. 2. Kl. auszeichnet. — Friedrich Fuchs, Schuhmacher, bei der „Traube", vollendet am 20. August seinen
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70. Geburtstag. Bei guter körperlicher und geistiger Frische verrichtet er noch seine vielfältige Arbeit.
Wildbad. Dem hier weilenden Tondichter G. Mahle aus Stuttgart wurde anläßlich seines 83. Geburtstages am 13. August eine besondere Ehrung bereitet. Die Kurkapelle spielte seinen Marsch „Schwabenland mein Heimatland". Mahle diente 15 Jahre beim Olgaregiment und kam im Jahre 1893 als Kurkapellmeister nach Urach, wo seine uniformierte Kapelle sich rasch einen Namen erwarb und in ganz Württemberg bei vaterländischen Festen beansprucht wurde. Nach seiner Zuruhesetzung zog er nach Stuttgart Und war bei vielen Musikfesten als Wertungsrichter zugegen. Heute noch steht der rüstige Komponist als Musikberater dem Musikbezirk I Stuttgart eherenamtlich vor. Noch vor drei Jahren schrieb Altmeister Mahle seine 60. Komposition „Großdeutschlands Kameraden", einen Marsch, den er unserem Gauleiter widmete.
1VV Jahre Bartholomäus-Markt in Nagold
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Erstmals durfte die Stadt Nagold am 24. August 1844 den Bartholomäus-Markt abhaltcn. Das war damals ein Ereignis, und der Landwirtschaftliche Verein für das Oöeramt Nagold sah sich veranlaßt, aus diesem Grunde das Landwirtschaftliche Bezirksfest an diesem Tage in Nagold ab- zühalten.
Landstädte wie Nagold setzten alles daran, ihr Marktwesen auszubauen, brachte doch jeder Markt einen gewaltigen Verkehr in die Stadt, der der ganzen Bevölkerung, namentlich den Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten, zugute kam. Um die Zahl der Käufer und Verkäufer zu mehren, erklärte vor 100 Jahren der Stadtrat in Nagold unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Fuchst a t t, daß „unter Aufhebung jeder städtischen Abgabe so viele Geldmittel teils von der Stadt, und größeren Teils von Gewerbetreibenden in Nagold verwilligt seien, daß an Käufer und Verkäufer von Vieh ansehnliche Prämien zur Verteilung kämen, auch daß dieser Markt von badischen Käufern besucht werden könne, sie seien besonders eingeladen, und daß es sehr zu wünschen wäre, daß namentlich auch die Landwirte der nachbarlichen Gänorte ihr stärkeres fettes Vieh zahlreich nach Nagold zu Markt bringen würden."
Der 24. August 1844 wurde denn auch ein bedeutsamer Tag für Nagold. Das Landwirtschaftliche Bezirksfest führte sehr zahlreiche Besucher in die Stadt, zumal eine Biehprämiierung und eine allerdings weniger gut beschickte Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse mit demselben verbunden war. Zu Markt gebracht wurden 43 Paar Ochsen, 300 Stiere, Kühe u. Schmalvieh, ferner 32 Pferde und Fohlen. Die Verkaufssumme bezifferte sich auf 7200 Gulden, eine für die damalige Zeit gewaltige Summe. Allgemein wurden die Fortschritte in der Rindviehzucht anerkannt, dagegen blieb in der Schweinezucht manches zu wünschen übrig. Beklagt wurde vor allem, daß die Eber- Haltung nicht der Zeit entspreche.
Das Marktrccht gehörte früher zur Stadtgerechtigkeit. Gerade das Marktrecht veranlaßte Gewerbetreibende, sich in der Stadt anzusiedeln, und je mehr das Marktwesen sich entwickelte, um so weiter waren dem Gewerbe die Tore geöffnet. Häufig wurden in die Städte Leute herbeigezogen, die keinen oder nur geringen Feldbesitz be- saßen; in der Stadt konnten sie es durch Fleiß zu etwas bringen. Sie blieben mit dem Lande aufs
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engste verbunden und an den Markttage» kamen die Landwirte in die Städte, um bei ihnen ihre Einkäufe zu tätigeil. So entstand ein ganz neuer Stand, der Handwerkerstand, der der großen Mehrheit, die nach wie vor Ackerbau trieb und Vieh züchtete, gegenüberstand. Die Interessen des neuen Standes konnten nur dadurch gewahrt werden, daß die Handwerker einmütig zusammenstanden. So kam es zur Bildung der straff organisierten Zünfte, auf denen Ansehen und Gedeihen einer Stadt beruhten.
Wenn der Bauer am Markttag, an dem er sein Vieh zum Verkauf in die Stadt brachte oder selbst Vieh einkaufte, auch all das erwarb, was er im Laufe des Jahres brauchte, so wurde er doch nicht übervorteilt. Die Preise der Waren durften nicht von einzelnen Handwerksmeistern und Gewerbetreibenden willkürlich bestimmt werden, sie wurden vielmehr von der Zunft und der Stadtobrigkeit festgesetzt. Man wußte genau, was für ein Paar Schuhe oder für einen Anzug gefordert werden konnte.
Um sich bezüglich der Preise, aber auch der Güte der Waren auf dem laufenden zu halten, wn»de>! die Märkte der kleineren und Pie Messen der größeren Städte besucht. Zünfte, die so stark vertreten waren und einen solch guten Ruf hatten wie die Tuchmacherznnft in Nagold, stellten regelmäßig auf den Messen der größeren Städte aus und verkauften dort ihre Waren; an Orten, wo man regelmäßig verkehrte, wie z. B. in Zurzach bei Schaffhausen, hatten die Nagolder ihr bestimmtes Vorratshaus.
Aber auch auf die Nagolder Märkte kamen gern und oft fremde Geschäftsleute. Sie kamen mitunter aus weiter Ferne.
Die Märkte, insbesondere die Krammärkte, haben heute viel von ihrer früheren Bedeutung eingebüßt. Aber die Tradition hat sich erhalten. Es geht auch heute manchmal lebhaft her auf den Märkten. Tie Städte sind an den Markttagen von buntem Leben erfüllt. Freilich kann jetzt im Krieg die Stadt die Wünsche'des Landes nicht mehr so erfüllen wie in Friedenszeiten. Aber auch heute stehen, wie vor Jahrhunderten schon, Stadt und .Land in einer großen Schicksalsgemeinschaft. In treuer Verbundenheit sind sie gewillt, das Große groß, das Kleine klein zu sehen, für einander ein- zutreten in täglicher Arbeit und in tätigem Opfer, bis der deutsche Sieg erkämpft ist.
Meist es
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„Nein, Ich glaube, ich zog nur heftig die Luft durch den Mund ein, dann legte ich den Hörer wieder auf. Das ist alles."
„Nein, Sie vergessen etwas. Während Sie noch an dem Schreibtisch standen, klopfte e» an da» französische Fenster. Stimmt das?"
,Za — und Ich möchte diesen Augenblick nicht noch einmal erleben. Ich will Ihnen jetzt keine Szene mehr machen — ich will auch kein Theater mehr spielen, niemals... In dem Augenblick, als es an die Scheibe klopfte, erlebte ich eine Minute ungeheuerlicher Angst, daß die Minute Jahr« von Gefängnisstrafe aufwiegt. Was ich dann tat, weiß ich nicht mehr. Ich glaube, ich ließ die Figur hinfallen und raste aus der Bibliothek in mein Schlafzimmer. Ich warf mich auf mein Bett, dann gelang es mir nach einer übermenschlichen Kraftanstrengung, wieder aufzustehen und nach unten zu gehen. Dort habe ich wirklich Theater gespielt, ein grauenvolles, dämonisches Theater. Ich mußte die liebenswürdige Hausfrau sein, niemals ist m!-' -twas schwerer gefallen."
„So — uno dann wurden Sie, nachdem Sie ein paar Partien Bridge mit Ihren Gästen gespielt hatten, um V.28 durch Leopold an das Telefon gerufen. Sagen Sie uns bitte, was Sie dort hörten?"
Gollatz schwieg und drehte einen Bleistift zwischen den Fingern. Die Baronin holte tief Atem.
,Jch sagte meinen Namen — wie konnte ich wissen, wer am Apparat war — und dann hörte ich nur einen einzigen Satz: Wendelin weiß es! Ein Knacken im Hörer verriet mir, daß der andere Teilnehmer eingehängt. Vergeblich bemühte ich mich, wieder eine Verbindung mit ihm zu bekommen, aber alles war umsonst. Meine auf» äußerste gespannten Nerven drohten endgültig zu versagen, mußte ich doch aus dem kurzen Satz entnehmen, daß der uneheliche Sohn meines Mannes auf diese teuflische Weise versuchen würde, mir die Schuld an dem Mord in die Schuhe zu schieben. Denn es war mir ja klar, daß er mich in dem erleuchteten Zimmer gesehen haben mutzte/
„Und dann", fuhr Gollatz fort, „fanden Sie nicht mehr den Mut, offen bekannt zu geben, welch« furchtbare Entdeckung Sie in der Bibliothek aemackt batten?"
Die Baronin schüttelte den Kopf. „Können Sie das nicht verstehen? Ich sehe heute ein, daß ich einen Fehler begangen habe, denn hätte ich Ihnen gleich mitgeteilt, daß dieser Wendelin mich erpreßte, so hätten Sie ihn schon längst als Mörder festsetzen können. Aber es sprach andererseits auch so viel gegen mich. Ich verstehe zwar nichts von Fingerabdrücken, aber meine Lage war doch fast unhaltbar. Umso mehr freue ich mich nun, Herr Kriminalrat, daß Sie Wendelin als Täter entlarvt haben, — ich freue mich deshalb, well er mich so schamlos erpreßt hat. Fünfzigtausend Mark wollte er für sein Schweigen haben! Mir ist es ja ganz klar, daß er —"
„Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, wenn sie auch reichlich spät kommt. Was Herrn Wendelin betrifft, so will ich zugeben, daß er als uneheliches Kind die ganze Bitternis zu spüren bekommen haben mag, die damals von der Umwelt auf solche armen Wesen aus Unwissenheit und Vonirteil ausgeiellt zu werden pflegte. Das mag seine Einstellung zu den Menschen beeinflußt haben, zumal sein rechter Vater sich nie um ihn gekümmert hat. Ich bin mir auch darüber klar, daß er zunächst in gutem Glauben gehandelt hat. Von hier zum Verbrechen war allerdings nur ein einziger Schritt — und diesen Schritt zu tun, hat Wendelin keinen Augenblick gezögert. . .1"
Wendelin sah mit seinen graugrünen Augen auf den Kriminalrat, der langsam fortfuhr:
„Wendelin hat also, als seine Briese an seinen Vater ohne Antwort blieben, den Entschluß gefaßt, den vermeintlichen Verderber seines Lebens zu beseitigen, möglichst auch noch durch diese Tat weitere Mittel in die Hand zu bekommen — hier machte Gollatz eine wirkungsvolle Pause — dl» Tat einem anderen zur Last zu legen. Dies wäre ihm beinahe gelungen."
WendeUn erhob sich halb von seinem Sitz. Blässe bedeckte seine frühalten Züge, ein Beamter muhte ihn mit sanfter Gewalt aus seinen Sitz zurückdrücken.
„Herr Wendelin ist am Abend der Tat, nach- m er die Baronin brieflich auf eine bestimmte iit in das Zimmer ihres Mannes bestellt hatte, ie ganze Zett, ich vermute, vielleicht eine Bierstunde, früher hier eingetroffen, hat das Zim- ,-r durch die angelehnte Tür betreten — oder ch, sein Vater hat ihm auf das Klopfen geöff- t. Er mag ihn, immer mit der Absicht, ihn im »fall zu erschlagen, zur Rede gestellt haben, und t, als er seine Wünsche nicht erfüllt sah, dies» sticht auch in die Tat umgesetzt."
Aller Blicke richteten sich auf Wendelin, der tenblaß und mit zitternden Lippen dasaß und kurzen Abständen trocken schluckte.
„Er hat", fuhr Gollatz fort, mit einer Kalt- ütigkelt die Spuren auf einen anderen gelenkt, e seinem nüchternen, zur Gewalttätigkeit nei- nden Charakter entspricht. Als er die Folgen h, hat er die Verwüstungen in der Bibliothek igerichtet, nicht aus Rachsucht, sondern um vle atdeckung zu erschweren. Mit einer auf dem mden Tischchen Vorgefundenen Serviette hat die nassen Spuren auf dem Teppich ausgewischt rd diese Serviette dann an der Straße nach erlin in einen Graben geworfen, wo sie später
Zimmer betrat, hatte er sich auf der Terrasse versteckt, um zu beobachten, wie sie auf den Anblick der sich bot, reagieren würde, um dann die Komödie mit dem Telefongespräch loszulassen und die verängstigte Frau in der infamsten Weise zu erpressen/
Totenstille war im Raum. Jeder erwartete jetzt, daß Wendelin abgeführt würde — die Spannung schien ins Ungeheure gewachsen zu sein. Wendelin jedoch war, ehe es der Beamte verhindern tonnte, tn rasender Erregung aufgesprungen und schrie den Kriminalrat in höchster Wut an:
„Sie wollen mich des Mordes an meinem Vater bezichtigen — ich soll diese Schweinerei begangen haben? Ich habe meinen Vater genau so tot hier vorgefunden wie die Baronin, ich bin e» nicht gewesen, das sage ich Ihnen noch einmal!"
Gollatz unterbrach ihn ruhig: ,
(Fortsetzung lolgt.)