sie die neuere preußische Einrichtung vorschreibt, soll jedenfalls wegfallen. (S.B.)
Slultgart, 27. Okt. Se. Majestät der König und I, Maj. die Königin sind gestern Abend in erwünschtem Wohlsein von Frlcduchshafen ! ierber zi>rückgekehrt. <St.A.)
Die Arsenal-Direktion in Lndwigsbnrg fordert ziemlich gebeimthncnd Büchsenmacher, mechanische Werkstätten »nd Maschinenfabriken ans, schriftliche Erklärungen, bezüglich der in den nächsten Monaten zn vergebende» GewehriunändernngSarbeiten abzngebe». Muster und Tetailkonstrnktivn können jedoch noch nicht vorgezeigt werde». (S.Vztg.)
In Ebingen sind schnell nacheinander 5 pflichtvergeßene Familienväter bei Nacht und Nebel über den Ocean nach Ame- rika entflohen, Frau, Kinder »nd Schulden znrücklasscnd.
Dem Bauern 2. Werner auf der Bänmlersbnrg, Gemeinde Ennahofe», OA. Münsingen, wurde aus dem Pferche eine Heerde von 132 Hammellämmeen und 14 Schasböcken im Werth von 1500 fl. gestohlen. Tie Thicre sind mit Fell- und Kerszeichen versehe». Des frechen Diebstahls verdächtig ist der Schäfer Ehni von Bissingen, OA. Kirchhcim, und wird vcrmnthet, ec suche mit der Heerde über die Iller ins Baierische zu kommen.
Kandern, 26. Okt„ Hr. v. Roggenbach hat leider die Wahl nicht angenommen. So werden wir also wohl zu diesem nur sehr kurzen Landtag, der, wie man vernimmt, am 10. oder 11. November geschlossen werde» soll, keinen Abgeordneten senden können. (Fr. Z.)
Freibnrg, 15. Okt. Bei der heute staltgchabten 16. Se- rienziehnng der Freiburger 15-Frcs..Loose wurden folgende 20 Serien :r 50 Stück Loose gezogen: 109, 604, dl 3, 1138, 1146, 1960, 1986, 2401, 2677, '3839, 3958, 4280, 5207, 6029, 6207, 6491, 6645. 7303, 7455. 7493.
München, 22. Okt. Der Rücktritt des Prinzen Karl von alten seinen militärischen Aemtern soll, wie man in sonst gut unterrichteten Kreisen wissen will, mehr ein politisches Gepräge tragen und nicht ohne gewissen Zusammenhang mit dem beabsichtigten Wechsel der baierische» Politik sein, welcher in nicht ferner Zeit auch den Rücktritt bes Ministers Frhrn. v. d. Psord- ten bedingen dürfte.
Den interessanten SchwurgerichtSverhandlungen in München wider den Redakteur Zander und über den Generalstabschef v. d. Tan» können wir nicht im Einzelnen folgen. Zwei Vorwürfe waren es hauptsächlich, die :e. Tann gemacht wurden, I) daß er die Hannoveraner nicht ;» rechter Zeit ausgesucht und befreit, 2> daß er in Kissingen versäumt habe, den Finsterberg zu besetzen, der die Gegend beherrscht. Durch diesen Fehler sei das Treffen verloren worden. Bon allgemeinem Interesse waren die Aeuße- rungcn des Obersten Grafen Bothmer in seinem fast Mündigen Vortrage über das preußische Heer. Er sagte u. A.: In der Fechtart, in der Kennlniß des Terrains »nd in der Benutzung desselben durch jeden einzelnen Soldaten waren uns die Preußen weit überlegen und zwar deßhalb, weil bei ihnen alle Stände unter den gemeinen Soldaten vertreten sind. Tie Intelligenz und Bildung der Soldaten zwingt die Offiziere znm tüchtigen Studi- ren. Wir Bayern haben vor dem Kriege viel darüber »all-gedacht, ob wir besser eine kleine, aber Kern-Armee aufstellen, oder ob wir möglichst zahlreich auftretcn sollen; der letztere Gedanke gewann die Oberhand (obgleich wir doch nur 45,000 Mann zählten). Die Preuße» aber hatten eine kernige und zahlreiche Armee zugleich. Auf die Verhältnisse vor dem Kriege fällt die Hauptschuld, daß wir nicht siegreich hcimgekehrt sind. Unsere Truppen fühlten die Ueberlegenheit der Preußen nicht, aber die Führer fühlten und erkannten sie und mußten sie in Anschlag bringen, auch die Ueberlegenheit des Zündnadelgewehrs. Wir hatten sichere Berichte über die Wirkung dieses Gewehrs auf die ältesten öst- reichischen Regimenter noch vor der Schlacht bei Königgrätz. v. d. Tann persönlich hatte diese Wirkung bei Düppel und Alsen kennen gelernt.
Dresden, 26. Okt. Das „DreSd. Journ." meldet, daß das sächsische Königspaar in Dresden eingetroffen ist. — Der König hat eine Proklamation erlassen, worin er seinen Unter- thanen dankt für die in schweren Prüfungen bewahrte Treue und versichert, in alter Liebe die Wunden, die der Krieg dem Lande geschlagen, zn heilen, den Wohlstand des Landes zn fördern, Gerechtigkeit handhaben und die besonnene Entwicklung der po
litischen Interessen fördern zu wollen. Der König verspricht der neuen Verbindung dieselbe Treue zu widme», mit welchem er dem alle» Bunde angehange» und Alles anzuwendcn, nm dieselbe für Sachse» und Deutschland.möglichst segensreich werde» zn lassen.
Wiesbaden, 25. Okt. Das ehemals nassanische Militär hat gestern der preußischen Fahne den Eid geleistet, und dürfte nunmehr die Reorganisation und Einthcilnng der nassanische» Soldaten in daS preußische Heer nicht mehr lange aus sich warten lassen.
Berlin, 24. Okt. Die znm norddeutschen Bunde gehörigen Militärkontingente werden wie die preußischen Truppen gekleidet und ausgerüstet werden.
Berlin, 25. Okt. Die „Prov.-Korresp." schreibt: ,,Dcr Herzog von Nassau hat nunmehr Verhandlungen mit der preußischen Regierung wegen Regelung seiner' persönlichen Verhältnisse angeknüpft. Die Nachricht, daß dergleichen Verhandlungen auch mit dem früheren König von Hannover stattfinden, ist irrthüm- lieh. Verhandlungen mit dem Prinzen Friedrich von Angusten- burg, von denen in Zeitungen die Rede gewesen ist, finden durchaus nicht stakt; eS ist dazu in keiner Beziehung ein Anlaß vorhanden." Der Vertrag mit Oldenburg wird de» Kammern in der nächsten Session vorgelegt werden.
Hannover, 21. Okt. Es erregt allgemeine Entrüstung, daß der Exkönig Georg die Offiziere der ehemal. Han». Armee ihres Fahneneides nicht entbindet. Eine Menge junger tüchtiger Offiziere wird dadurch in die Lage versetzt, am Hungertuch nagen zn müssen,' denn es ist ihnen, wollen sie keinen doppelten Eid schwöre», d. h. einen Meineid begehen, völlig unmöglich, in der preußischen oder einer andern Armee Dienste zu nehmen.
In Oestreich herrscht eine förmliche Paniqne über die Jesuiten, die aus Italien haufenweise auSwandern, weil sie müssen, und in Oestreich einwandern. Wien hat vor de» neuen Einwanderern nicht etwa ein stilles Kreuz geschlagen, sondern im Gemeinderath in öffentlicher Sitzung lauten Protest eingelegt. Die Reden der Gemeinderäthe hallen in der Kaiserstadt und fast im ganzen Kaiserstaat wieder und dennoch wird alles in den Wind geredet sein. Warum? Das ist am besten aus der Rede des Gemeinderaths Dr. Schrank zn ersehen: ,,Darin, daß die Jesuiten Schulen besitzen, darin liegt ihre große Gefährlichkeit. Wer besucht diese Schulen? Die Söhne der höchsten und angesehensten Familie» werden dort in strengvrlboboxen Lehrsätzen unterrichtet, kommen aber mit fauler Moral heraus und das sind dann jene Männer, welche überall leitend an der Spitze der Regierung stehen, und wenn gesagt wurde, die Jesuiten, das Con- cordat habe Oestreichs Fall verschuldet, so ist das richtig, weil unsere Generale und Minister ihre Bildung größtentheils den Jesuiten verdanken." — Seit der Einführung des Concordats, sagte Dr. Kopp, ist der Ruf von Oestreich im Anslande gesunken, das Concordat war die Waffe, mit der man Oestreich seither bekämpfte, das Concordat ist der Feind, der cs bei Königgrätz geschlagen, das Concordat hat uns aus Deutschland hinausge- worse». Seit Oestreich der Concordatsstaat genannt wurde, stand es einsam und verlassen.
Prag, 23. Okt. Die Demonstrationen gegen die Jesuiten nehmen nicht nur in Prag, sondern auch auf dem flachen Lande Böhmens nachgerade große Dimensionen an, welche die Negierung wohl zwingen dürften, in dieser Angelegenheit demnächst einen entscheidenden Schritt zu thnn. Deputationen an den Statthalter und an den Cardinal haben bisher keinen Erfolg gehabt. Letzterer erklärte sich nichts vorschreiben zu lassen, crstcrer in Dinge der Kirche sich nicht cinmischen zn wollen. Auf die Bemerkung, daß sodann die Bevölkerung zn Tausenden zum Protestantismus übertreten würde, erwidcric der Cardinal: denjenigen, welche dieß thnn wollen, stehe es ohne weiteres frei, er werde niemanden halten, und um Leute, die so leichthin mit dem Gedanken der Apostasie sich befreunden können, werde die Kirche ohnehin keine Thräne zn vergießen brauchen. Mittlerweile macht die Idee des Uebertritls zum Protestantismus, oder, wie man es nennt, der Rückkehr znm „alten Glauben Böhmens", sehr bemerkens- werthc Fortschritte, namentlich in den nordöstlichen Distrikten, um Königgrätz, Gilschin, Turnau und Jnngbnnzlau, wo in den Dörfern an Tausenden von Hütten jetzt noch das Wahrzeichen des Kelches daran mahnt, daß die protestantischen Erinnerungen daselbst nicht ganz ansgestorben sind.