T l! § e s - N e u i g k c i t e ll.

Weinpreise vom 20.23. Okt. Bvnnighcim 4046 fl. Vorrath 600 Eimer. Erligheim. Früvroth Gewächs 50 fl. Ertrag 300 Eimer. Hohenstein. Aus dem Schloßberg res Frhrn. v- Schütz-Pflummern raiivr.ell behandeltes Gewächs zu 82 fl., sonst Käufe zu 70 und 75 fl- No» ziemlicher Vorrath. Käufer erwünscht. Hedelfingc». Vorrath 400 Eimer. Münster. 70 fl. Bergwein 85 ff. Eßlingen. Gcsell- schaftskclter Borraih 250 E. Eitel'schc Kelter Vorrath 250 E. Noch kein Kauf. Filial Licbcrsbronn. 5258 fl. Dettingen. Vorrath 400 E. Einige Käufe zu 50 fl. Aiperg. 6570 fl. Vorrath 70 E. Groß­bottwar. Kaufe zu 50, 52, 54 und 56 fl. Ansstich 60, 6l, 65 fl. Grunbach. 65 fl-, 66 fl. Bcutclsbach 05 fl-, 68 fl. Stuttgart Start Holoch'sche Kelter. Feil 450 E. - Heslach 70 fl. Feil 300 E. Horr­heim. 50, 52, 5l-66 fl. Vorrath noch 300 E- Korb-Steinreinach. Einige Käufe zu 66 fl.

Nachdem nun der Lärm des an uns vorüber gezogenen Krie­ges verhallt ist, werfen wir noch einen Blick zurück auf die Ereig­nisse der letzten Monate. Da bestand ein Bund unter jonverä- n e n Staaten. Der schöne Gedanke deutscher Staats-Einheit ging her neben dem Wohlgefallen an der eigenen Sonverämtät. Die Folge war, daß jener jedeSmal Halt machen mußte an der Grenze des Landes. Jeder wollte Deutscher, aber auch Lachse, Hanno­veraner, Württcmberger sein. Man kann sich politisch keinen ge- müthlicberen Widerspruch denken. Nun sind diese Schranken ge­brochen. Nur 4 Staaten sind eS noch, welche nicht in offener Abhängkcil von NorddcUkschiand stehen, obgleich auch sie der Macht sich nicht entziehen können: und wenn sie nicht einen Bund mit dem Ausland, müssen sieben mit Norddenischland ein- gehcn. Darüber sind alle (?) Parlhieen einig. Wie steht nun mit dem Gedanken des deutsche» Reiches! ES war der Traum unserer Jugend, ein großes, einiges, freies Deutschland! Statt der Fürsten, der alte» Grase» und Herzoge, die alte Macht und Herrschaft zu Lande, wie ans dem Meere, Dentschiaud das Herz der Welt! Eines ist erreicht, die Einheit. Die deutschen Einzel- staalen haben ansgehörk. Aber nun bgliint ein anderer Kamps, der »in die Freibeit. Es ist die Selbstbefreinng des Volkes, welche sich in langen Kämpfen mit sich selbst vollziehen wird. Denn täuschen wir nnS nicht, an der Unfreiheit sind nicht die Herischer, sondern die Beherrschten schuld. Ei» Boik, das nicht die Kraft hat, sich selbst zu befreie», wird auch »je die Kraft haben, fiel zu sein, es wird immer wieder Herrscher» znsalleii, sei es gekrönten oder nicht gekrönten. Die Entwicklung der staat­lichen Freiheit ist zugleich die moralische Entwicklung unseres 'Vol­kes. Dieser Kamps beginnt nun schon in Preußen. Die Rechte des«.Einzeliien sestzustcllen gegen den Staat und leine 'Verwaltung. ES ist unser Trost, daß dieser Funke im Kriegesdampf nicht er­stickt ist, er wird die Flamme werben, in welchem der alle Ge­danke des deutschen Reiches aufs Neue auflodert. fKr.-Z.)

Wie uns mikgctheilt wird, soll am 4. Nov. in Llnttgart eine größere 'Versammlung von Anhängern der verschiedenen Rich­tungen des großdenlschen Programms abgehalten werden. Einladungsschreiben an einzelne Personen, auch in Baben, sollen bereits ergangen sein. Gestützt ans die Beschlußfassung der würt- tembergischen Kammer wird vor Allem die Frage der Einrichtung des süddeutsche» Bundes ventiiirt werden. Man hofft, den jun­gen König von Baiern mit der Zelt doch noch für dieses Pro­jekt zu gewinnen, in welchem Falle dann der Ausführbarkeit des­selben nichts mehr im Wege stehen würde (?). (N.B.L.)

Rentli n gen, 20. Okt. Diesen Morgen um ss' Uhr er­tönten die Feuerglocken. Es brannte in der unmittelbaren Nähe der Webschuie. Zwei Gebäude wurden ein Raub der Flammrn; ein drittes und viertes nicht unerheblich beschädigt. Vor eini­gen Tagen stür.te ein betrunkener Fechtbruder eine Stiege herab und zerschmetterle die Hirnschaale so, daß er kurz daraus im Krankenhause starb. Er war 51 Jahre alt.

In Ebingen hielt sich kürzlich ei» nobel gekleideter Mann ans, gab sich für den Hochbaninspektoc Klein und den Neffen des Regiernngsralhs Stahl in Stuttgart aus und beging mehrere Betrügereien und Diebstähle. (Ter Bursche toll auch hier in Nagold sein Metier ansgeübl haben.) Man fahndet nach dem Betrüger.

Eßlingen. (Prozeß Stierlen. Schluß.)

Hörlig habe den Knaben gleich darauf visilirl, aber er sei tobt gewesen. Sie hätten ihm nun die Stiesel ausgezogen und ihn anfs Bett gelegt, worauf er den Salon verlassen habe und in s das Wohnzimmer gegangen sei. Hören wir nnn die Sachvec- !

! ständigen: Der Leichcnersnnd zeigte um den ganzen vorderen Thcil des Halses eine deutlich ansgeiprocheue Strangrinne. An dem Körper des W. fanden sich verschiedene Blntnnterlansnngen, die ans einen starken Widerstand schließen ließen, den der Knabe geleistet haben mußte. DaS Gesicht war aufgedunsen und batte einen bläuliche» Schein, beide Ohrenmnscheln waren dunkel, eben so die ganze Rückenflächc des Körpers, die seitlichen Theile der Brust und des Bauches, sowie der größere Theil der Glieder. An der Bindehaut des Auges fanden sich zahlreiche kleine Blnt- cxkravasake. Bei der Sektion stellte sich heraus, daß das Herz, die großen Gesäe des Halses, der Brust und des Bauches mit schwarzem, durchaus flüssigem Blute überfüllt waren. Ans den Grund dieses ErsnndeS am Leichnam gaben die GerichtSärzte ibr Gutachten dahin ab, baß der Knabe den Erstickungstod gestorben sei, dessen charakteristische Merkmale in ihrer Gelammihelt scharf ausgeprägt waren, und daß dieser Tod herbcigesührt worden fei durch Zusammciischnüreii des Halses, was zwar möglicher Weise durch Erhängen bewirkt worden sein konnte, was aber wahrschein­licher durch Erdrosselung, und zwar weder zufällig noch absicht­lich von dem 'Verstorbenen, sondern von drillen Personen bewerk­stelligt worden sei.

Was die Leiche des Müllers St. betrisst, so wurde sie nach mehr als l^s Jahren wieder ansgcgrabe», und durch den Geb. Hos-Ralh Pros. Dr. Fehling und Assistent Endenmaiin chemisch untersucht, wobei im Magen und den Gedärmen 1Gran, in Leber, Milz und Nieren ^4 Gran Arseniksanre auSgeschieden wurde». Auf Grund dieses Erfnnds sprachen die Sachverstän­digen aus, daß daS dem Sn. bcjgebrachte Gift, weil es znm Tycii in Leber, Milz und Nieren angekroffeii wurde, durch das Blut bereits im ganzen Körper verbreitet worden sei, daher auch das charakteristische Merkmal der ArstnikvergtMing, die fast mn- mienartigc, vollständige Austrocknung dargebotcn habe. Weil nur der kleinere Theil des Körpers untersucht worden sei, und weil der 'Verstorbene zu seinen Lebzeiten einen Tbeil des genossenen Giftes durch Erbrechen ansgeftoßen haben müsse, sei die in der Leiche ansgesnndene Menge Arsenik nur ein Theil des bcigcbrach- ten Giftes, aber schon das ansgesnndene Quantum reiche bin, den Tod eines Menschen zu bewirken. Daß der Tod St. wirk­lich in Folge des Giftes eingelreten sei, werde dadurch nickt widerlegt, daß bei der ersten Leichenöffnung keine positive» Merk­male einer'Vergiftung aufgefnndcn worden seien, weil solche nicht nvlhwendig Vorkommen müßten; dagegen stimmten die bei dem Vecst. beobachtete» Kraiikbcilserschcinnngcn mit denen einer lang­samen Aiscnikvergistung überein, für welche auch die Beschaffen­heit des Körpers spreche. Nachdem die Geschworenen 1'/s Sk. in ihrem Berathnngöziinmer die ihnen übergebenen Fragen be­sprochen hatte», verkündete deren Obmann, Dr. Notter von hier, lies ergriffen, baß sie beide Ang. fürschuldig" erkennen, den W. St. in Gemeinschaft und in unmittelbarem Interesse an der Thar erdrosselt und den Entschluß dazu mit Vorbedacht gefaßt zu haben, die St. aber erkannten sie außerdem für schuldig, ih­rem Ehemann in der Absicht, ihn zu tobten, Gift iieigebrachl und dadurch dessen Tod mit 'Vorbedacht herbeigeführt zu haben. Auf Grund dieses Wahrspruchs stellte der Staatsanwalt gegen beide Ang. den Antrag ans Todesstrafe. Sie hörte diesen An­trag mit Ruhe und Resignation an, ihr Mitschuldiger ward von der Wucht desselben beinahe niedergeschmettert und mußte sich an der Lehne der Bank halten, nin nicht ninznstnken. Während der Hof sich zu Fällung des Urtheils in sein Berathnngszimmec zurückgezogen hatte, warf die A»g. einen langen, durchdringenden Blick ans ihren früheren Buhlen, gleich als wollte ste ihm Alles, waö sie über ihn gebracht batte, abbitten, und sein Bild noch einmal ganz in sich ausnehmen. Ais der Präsident die beiden Ang. nach 'Verkündigung des Tobesurlheils znm letztenmale fragte, ob sie noch etwas für sich anznführen hätten, schwieg die Ang., Hörtig aber ries mit lauter Stimme: Ich habe nichts mehr an- znsühren, aber ich will es hier noch öffentlich aussprechen, (aus die Ang. weisend), hier steht die Mörderin, so wahr ich vor dem Richicrstuhl Christi erscheine» werde. Der Präsident wendete sich dann noch einmal an die Angeklagten und sprach etwa folgende Worte: Ob das gegen Euch ausgesprochene Uriheii seinen Voll­zug findet, hängt von dem Ermesse» der Gnade des Königs ab; gut wird es sein, wenn Ihr schon jetzt ablassei von Eurem bis­herigen Leben voll Sinnlichkeit, Begierde und Sünde, und wenn