England und Frankreich in der orientalischen Frage gehen werde, Preußen scheine sich Rußland einschiießen zu wollen.
Das heillose Regiment in Spanien setzt sich über alles weg. In einer Nacht wurden in Barcellvna 165 friedliche Bürger in ihren Betten überfallen und über's Meer nach der Gist- insel Fernando gebracht. Alle andern Kolonien sind > mit Ber- bannten überfüllt, diese Insel aber ist der sickere Tod.
Graf Balduin.
(Fortsetzung.) .
Hugo fuhr fort: „Verzeiht, daß ich Eure Herzen mit solcher Kunde zerfleischen muß. Niemand kannte seither die wahre TodeS- art des Helden, und wer das Grab des edlen Mannes suchte, kam ohne Erfolg zurück. Auch ich forschte vergeblich nach seiner Ruhestätte. Als ick sie nickt fand, ging ich Schritt für Schritt seinen Spuren »ach, bis sie mich zu der gräßilchekl Wahrheit leiteten."
„Wohl ist eS schmerzlich, was Ihr »ns verkündigt," cnt- gegnete Margaretbc unter Thränen, „aber eS ist dock besser als jene unselige Ungewißheit, die z» so beklagcnswerthen Mißverständnissen geführt hat. Seid Ihr bereit, Eure Aussagen zu bekräftigen? Gar manche unverbürgte Nachricht ist schon verbreitet worden, aber Niemand brachte bis jetzt Beweise seiner Behauptungen."
„Ich bringe solche," versetzte Hugo, „nnd führe beglaubigte Documcule bei mir, die ich mir an Ort und Stelle verschilfst."
Nun erhob sich Johanna, und sprach mit sanfter, an frühere Zeiten mahnender Stimme: „Ihr habt mir einen großen Dienst erzeigt; habt Dank dafür. Könnt ich lohnen, was Ihr in so seltener anfopseruugsfähiger Ergebenheit für mich gethan habt, gewiß, ich würde cs thnn."
Ein Strahl höchster Wonne leuchtete ans Hugo's Blicken, und batte Johanna die Augen nicht niedergeschlagen gehabt, an diesem Blick würde sie ihn erkannt haben. Er bat sie, ihm eine Frage zu gestatten, und sie forderte ihn auf, zu rede».
Mit bewegter, balblautcr Stimme sprach nun Hugo: „An ferner Stätte im heiligen gelobten Lande, lernte ick einen Mann kennen, der der Ruhe seines Herzens verlustig war, weil er Euch einst einen schweren, tiefen Schmerz bereitet, und dadurch Euren Haß aus sich geladen hatte. Wenn Tu — so sagte er zu mir — nach meinem geliebten Vaterlands kommst, und die Kunde von dem Tode ihres Vaters ber edlen Gräfin bringst, so frage sic, ob sie den Mann noch hasse, der einst das Unglück hatte, ihr einen tiefen Schmerz zu bereite»; sage ihr, daß mein ganzes Leben nur ihr geweiht war, daß jeder Tag, jede Stunde nur dann einen Werth für mich halte, wenn ich sie ihrem Dienste widmen durfte, und daß ich gern mein Blut dahingegebcn hätte, wenn ick die Erinnerung an den Anblick des Jammers verwischen konnte, den ick) einst verschuldet."
Er schwieg. Margarethe war gerührt, ohne den eigentlichen Zusammenhang zu ahnen. Johanna aber fühlte einen sausten Hauch, wie die Versöhnung zwischen ihr und dem Geschick, durch ihr Wesen zittern. Sie hätte weinen können wie ein Kind, aber nickt aus Kummer, sondern in süßer Wchmulh. Ack! es thut ihr so wohl, daß Hugo, den sie jetzt erkannt hatte, so viel Treue ihr erwies. Sie sah ihn an, und Beider Blicke begegneten sich im innigen Verständlich.
Dann aber sagte sie mild und ernst zu ihm: „Wohl den», so vernehmet meine Antwort, laßt mich Euch zuvor aber sagen, daß Eure Nachricht von dem Tode meines Vaters der erste Strahl der Versöhnung ist, ber seit jener Zeit, von der Ihr eben sprächet, in mein umdüstcrtes Leben fiel. Bei dem Gefühle deö innigsten Dankes, das mich in dieser Stunde erfüllt, versichere ich Euch, daß ick keinen Haß mehr hege, nnd Gott allein daS Nichteramt überlasse. Ihm stelle ich es anheim, mir und all' Denen barmherzig z» sein, die das Leben eines armen WeibcS, das arglos und liebcdürstig in der Welt dastand, so schrecklich vernichtet haben. Ich weiß es längst, daß jener Mann, von dem Ihr redet, aus edlem Antriebe handelte, und daß er nicht die Schuld trägt, wenn er mir einst das furchtbarste Leid zufügte. Wenn ihm die Versicherung, baß ich ihm nicht mehr grolle, die Ruhe wiedergeben kann, die er in jenen unseligen Verwicklungen ver- «ren hat, so mag er getrost den Blick hinfort in's freie Leben !
richten, denn ich habe ihm längst vergeben."
Ueberwältigk von seiner Empfindung sank Hugo vor ihr aus bch Kniee, und ergriff ihre Hand, die ec inbrünstig an die Lippe» drückte.
Johanna duldete eS anfänglich, daun aber entzog sie ihm sanft die Hand, indem sie lies beweg! sagte: „Hört weiter: Stände ick jenem Manne gegenüber, so wie ich Euch jetzt gegenüberstche, so würde ick weit.r also zu ihm sprechen: Mein Taiein, so würde ich sagen, ist abgeschlossen, und ich hoffe nichts mehr für mich von der Zukunft. Wer so Ungeheures erlebt hat, wie ich, der fühlt sich fremd in der Welk, wo Alle- ihn mahnt, daß die Unbefangenheit dcS Lebens, jene >ckö»e Blütbe menschlichen Daseins, für immer vernichtet ist. Wo aber zwei Menschen in furchtbare Geschicke feindlich verwickelt waren, da ist eS besser, daß sie geschieden bleiben, gleichviel, ob Schuld oder Verhängniß sie getrieben. Sucht deßhalb in fernen Landen Vergessenheit des Geschehenen, oder wenn dies möglich ist. so weiht Derjenigen, der Eure Treue gehört, ein stilles Gedächtniß, gleich einer Abgeschiedenen. Einst aber, wenn ick nickt inehr bi», da»» kehrt zurück in Euer Vaterland, nnd erfüllt die Pflichten, die Jbr gegen dasselbe habt, so treu nnd hingebend, wie ihr mir gedient."
Thränen erstickten ihre Stimme. Hugo, der noch immer zu ihre» Füßen kniete, preßte schmerzcrsüllt ihre Hand nochmals an seine Lippen, und erhob sich dann. Johanna sah ihn mitleidig an, deutete mit der Hand zum Himmel, nnd sagte: „Meine Hoffnung ist dort!"
Schwankend und die Angen von Thränen verschleiert, ging Hugo fort. An der Thüre wendete er sich noch einmal um, er wollte sieb ihr Bild für das ganze übrige Leben einvrägen.
Margarethe weinte mit der Schwester, ohne ganz zu begreifen, was dieselbe so heilig erschütterte. Es währie lange, bis Johanna sich so weit erholt hatte, um den Besuch bei der Königin Mathilde zu machen. (Forts, folgt.)
Eirl guter Kalender.
Reick illustrirt nnd voll langer und kurzer, ernster und heiterer Erzählungen liegt der bekannte, in etwa 300,000 Exemplaren erscheinende Kalender des Lall rer Hinkenden Boten für Schwaben, Jahrg. L8<»7, vor uns, ein Fami- iienkalcnder lm wahren Sinne des Wons. Vie! Fleiß ist in dem neuen Jahrgänge ans die Ereignisse des Jahrs 1666 venvnidrt und wir sind überzeugt, baß Niemand die vortreffliche Schilderung derselbe» ohne Befriedigung ans der Hand legen wird. An Wildern dazu finden wir: Die berühmte Umarmung in Gastcin, die Schlackt bei Cnstoza, die Schlackt bei Königgrätz, Ucbersall in Traukenau, Schlacht bei llisslngen zwischen Baiern und Preußen, Tod beL Generallicutenants v. Zoller, Einzug der Preußen in Frankfurt a. M., Kampf bei Tanberbischossheim zwi- zwischen Preußen nnd Würltembergern, Artilleriegefecbt zwischen Preußen und Badenern, Seegefecht bei Lissa, Untergang des Re L'Jtalia, Negeransstanb in Jamaika, Beschießung vo» Valparaiso, Feldlager der Rebellen in Spanien unter General Prim. Porträts: König von Preußen, Kaiser von Oestreich, Kronprinz von Preuße», Prinz Friedrich Karl von Preußen, Bismark, Ge- nerallientenant von Moltke, Erzherzog Albreckt, Marschall Be- nedek, General Vogel von Falkenstcin, Prinz Alexander von Hesse», Roggenbach, EdelSheim, Deak, Belcredi, Friedrich Rückert, König Leopold vo» Belgien, Lord Palmerston. Erzählungen und Schwänke : Der Löwe des Dorfes. — Der verfolgte Dieb. — Ein Mißverständnis). — Mau muß sich zu Heise» wissen. — Merkwürdig. — Da istS freilich die höchste Zeit. — Kinder und Bediente sprechen die Wahrheit. — Sv ist beiden Theileu geholfen. — Gräßlich. — Undank ist der Welt Loh». — Schnelles Leben. — Kuriose Vögel. — Richtige Bezeichnung. — Meinetwegen ein ganzes Dutzend. — Trumps ans! - Rätbscl.
Ja wohl, Herr Baron. — Der Hais. — Der Herr von Wnpp- lick. — Rührende Einfall. — Wenn's nur geholfen hat. — Nützliche Miktbeilnngcn für Feld- und Gartenbau. Reichhaltige Marklverzeichnisse für Württemberg, Bade» u. s. w. — Es ist einleuchtend, daß nur bei der ganz außerordentlichen, nirgends sonst erreichten Verbreitung so Vieles und so KutcS geboten werden kann. — Tie Käufer haben Antheil an einer Prämicn-Ve» theilung vo» 320 Gulden.
RevLirivn, Druck uns Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.