T » fl c s - T! e u k g li e i t e n.
Adresse der Fünfzehner-Kommission. (Schluß.)
(IL.) Fern von jeder Feindseligkeit gegen Preußen und vchwol-l wir die Trennung des deutschen Südens und Nordens für die Dauer durchaus verwerfen, könnten wir es bei den nach jeder Richtung unfertigen Verhältnissen nur als einen Fehler der süddeutschen Staaten erkennen, wenn sie in hastiger Flucht vor der drohenden Isolirnng eine Stellung zu dem Norden jetzt schon nehmen wollten, deren Bedeutung sich unter den gegebenen Umstände!! gar nicht bestimmen läßt. (13.) Die augenblickliche Lage der südlichen Staaten, welche wir allerdings als eine haltbare nicht anzusehen vermögen, ließe sich durch ihre engere Verbindung unter einander mit gemeinsamer parlamentarischer Vertretung günstiger gestalten. Sollte dieser Bund zur Zeit ans unüberwindliche Hindernisse stoßen, so ist doch die Einigung jener Staaten über die wichtigste Angelegenheit des Schutzes nach außen und daher insbesondere über die Kriegsversassung so sehr durch die Natur der Sache geboten, daß kaum einer derselben sich dagegen zu sträuben gemeint sein dürfte. (14.) Sodann ist es der rasche Ausbau der inneren Einrichtungen, welchen die gegenwärtige Lage gebieterisch fordert. Wir glauben uns in voller llebcr- einstimmung mit Eurer .königlichen Majestät zu befinden, wenn wir davon nusgeljen, daß nur ein in seinen berechtigten Wünschen befriedigtes Volk, dessen Kräfte durch eine zweckmäßige Organisation gesammelt und nutzbar gemacht werden, den kommenden Ereignissen mit der Beruhigung, welche bei den zerrütteten Verhältnissen Deutschlands überhaupt möglich ist, entgegengeführt werden könne.. (15.) Wir erlauben uns daher wiederholt um die möglichste Beförderung der Vorlagen über die Aenderun- gen in der Organisation der Verwaltung und über die Reform der Verfassung in Unterthänigkeit zu bitten. Die Aenderung der Versasinng insbesondere erscheint in manchen Theilen als eine der dringendsten Aufgaben, in andern als die zuverlässigste Maßnahme, um Las Vertrauen zwischen Volk uuy Regierung zu befestigen. (16.) Eine nicht minder dringende Forderung des Volks geht auf die Aenderung unserer Kriegsverfassung. Es bedarf heute keiner Rechtfertigung mehr, daß unter Beseitigung des Looses und der Stellvertretung die ganze Wehrkraft des Volkes zur Entwicklung zu bringen ist. Aber es gilt nicht blos eine Nachahmung anderwärts bestehender Einrichtungen, welche das Volk mit unerträglichen Lasten bedrohen würden, vielmehr ist die allgemeineZWehr- pflicht mit den Anforderungen des bürgerlichen Lebens und der Steuerkraft des Landes in das richtige Verhältnis; zu setzen. Diese Aufgabe, so schwer sie erscheint, ist nicht unlösbar und sie muß in der nächsten Zeit ihre Lösung finden, wenn den kleineren Staaten überhaupt noch eine Bedeutung zukommen soll. Wir glauben auch in dieser Hinsicht einer baldigen Vorlage uns erfreuen zu dürfen. (17.) Möge die Vorsehung die Entschließungen Eerer Königlichen Majestät segnen, daß sie zum Wohle des engeren wie des weiteren Vaterlandes gedeihen. In tiefster Ehrfurcht verharrt Eurer Königlichen Majestät unterthäuigst treugehorjamste Kammer der Abgeordneten.
Stuttgart, 17. Oktbr. (10. Sitzung der Abgeordnetenkammer.) Am Mnttstcrtisch: Kri'egSmmlstcr v. Hardegg. Tagesordnung: Berathung der Kommissionsbcnchte über die Petitionen, bctr. die Kriegführung des 8. Bundesarmcckorps (Referent Schott) und über Erhöhung der Quar- tierciu'chädigung (Referent Zeller.) Der Präsident macht der Kammer die Mittheilung, daß die Deputation zur Ücbcrrciwung der Adresse von Sr. Mast in Fricdrichshafen gestern gnädigst empfangen wurde. Eine Interpellation ist von dem Abg. Becher an das Finanzministerium einge- kaufcn, um Revision der Steuergesetzgebung. -Ferner eine solche von den Abg. Groß und Körner an die Herren Minister des Innern und des Kriegs um Ausdehnung der vollständigen Qnarlierentschädigung ans Stadt und Gebiet Ludwigsburg wegen der "hessischen Einquartierung, wodurch dem Bezirk Kosten im Betrag von 18,000 fl. ausgewachsen sind. Hopf schließt sich an für den Bezirk Vaihingen. Ucbcrgegangen wird zmn ersten Gegenstand der Tagesordnung.
Stuttgart. Antwort des Königs an die Adreßdeputa- tion: Ich danke Ihnen für den offenen Ausdruck Ihrer Gesinnungen; es ist auch Ihnen nicht entgangen, daß unmittelbar nach dem Umsturz geschichtlicher Verhältnisse Württemberg mit der Stellung, welche es in Deutschland nehmen will, der Entwicklung der neuen Gestaltungen zu folgen hat. — Wenn nach dem blutigen Kampfe in Deutschland der Geist aufrichtiger Versöhnung zur Herrschaft gelangt, bann dürfen wir hoffen, daß zum Wohle Europas und seiner Gesittung sich unsere nationale Idee verwirkliche. — Ihre Wünsche für die inneren Einrichtungen unseres Vaterlandes werden Gegenstand meiner sorgfältigsten Prüfung sein. Wie Sie ans den Erklärungen meines Ministeriums entnommen haben, sind die erforderlichen Einlcitnngc» hiezu, namentlich zu Revision der Verfassung, bereits getroffen. Rach Beendigung der Audienz wurden die Mitglieder der Deputation zur königl. Tafel geladen, bei welcher auch Ihre Majestät die Königin erschien.
Stuttgart, 15. Okt. Dem Vernehmen nach soll man im hiesigen KriegSministecinm bereits mit der Ausarbeitung des Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung einer neue» Wehrver- fassung, beschäftigt sein. Als Grundzüge derselben bezeichnet man: Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (also selbstverständlich Aufhebung der Stellvertretung und Wegfall der Loosziehung)
und Beschränkung der Dienstzeit im Frieden auf etwa 6 Monate. Mit der baicrischen Regierung sollen Verhandlungen angeknüpft sein, um eine möglichst vollständige Uebcrcinstimmnng in der künftigen Wehrverfaffung der beiden Staaten herbeiziiführen.
Ulm, 12. Okt. (Tnchmelse.) Im Ganzen wurden der Messe zngeführt 5406 Stück Tuch, BukSkin und Trikots rc. und davon verkauft an Inländer 1l03 Stück und a» Ausländer (neben Rhcinpfälzer, Badener und Frankfurter banvtsächlich Baiern und Schweizer) 1600 Stück, zusammen 2793 Stück, mit einer Umsatzsnmme von 190,000 fl.
Die geistreicher babe» am 16. Ulm verlassen. Sie zogen beute, begleitet von einer württemb. Rcgimentsmustk, auf den Bahnhof, wo wnrtt. und baicrische Offiziere aller Grade und Unteroffiziere nud Soldaten, aber auch Bürgersleute beiderlei Geschleä-iö, in großer Menge sich eiiigefnnden hatten. Da gabs noch ein wehmüthiges Abschiednehmen und Händedrücken. Sie stiegen ein und sichren unter gegenseitigen Hochrufen von dannen. WaS min ans unserer Festung werden soll und werden wird, das mögen die Götter wissen. iU. Scbn.)
Baden. Der Voranschlag über Abänderung von 19,000 Gewehre» für Einrichtung znm Hinterladen, per Gewehr 14 fl., beträgt 266,000 fl., und die Neuanschaffung von 20,000 Zünd- m/delgewehrcn nebst Munition, per Gewehr 40 fl., 800,000 fl., zusammen 1,066,000 fl.
Mainz, 15. Okt. Die Wappen mit dem deutschen Reichsadler und der Umschrift „Deutscher Bund" sind von den Thoren der Stadt hernnlergenommen worden.
Dresden, 14. Okt. Mehrere Abordnungen aus Sachsen trugen dem König Johann die Bitte vor, derselbe möge auf Preußens Forderungen entgehen. Der Monarch antwortete, baß er bisher deßhalb noch nicht in der Lage war, dies zu thun, weil Preuße» seine Forderungen »och gar nicht gestellt habe.
Frankfurt, 16. Oktbr. Die „N. Pr. Ztg." sagt: Die Publikation des Wahlgesetzes für den norddeutsche» Reichstag erfolgt demnächst. Mit der Publikation des Gesetzes, sagt das Fr. I., ist indeß noch keineswegs gesagt, daß die Wahlen null auch unverzüglich vor sich gehen werden. Für dies Jahr ist nicht mehr daran za denken; ein Termin kann frühestens nach Abschluß der Friedeiisverhandlungen mit Sachsen anberaumt werden, da Sachsen als der nächst Preußen mächtigste Staat des norddeutschen Buntes unmöglich im Parlament nuvertreten bleiben kann.
Berlin, 17. Okt. Die Provinzlal-Korrespondeiiz sagt: Die Friedeiisverhandlungen mit Sachsen seien soweit gediehen, daß der Abschluß unvcrweiit erwartet werden kann. — Der Gesundheitszustand Napoleons hat iieuestcns in Folge irrihümlicher Zeitungsnachrichten Befürchtungen erregt. Es wurde behauptet, die preußische Negierung habe Mittheilniig gefährlicher Wendung erhalten. Dies war völlig grundlos. (St.A.)
Wien, 14. Okt. Das neueste Telegramm aus Micamar lautet: „Der Zustand der Kaiserin Charlotte darf noch nicht als boffnnngSloS bezeichnet werben, aber er hat sich entschieden verschlimmert, denn die Kranke erkennt theilweise ihre Umgebung nicht mehr."
Wien, 18. Okt. Die heutige amtliche Zeitung enthält ein kaiserliches Rescript vom 14. d. M. über Einberufung sämmt- licher Landtage, ausgenommen des ungarischen, auf den 19. Nov. Ein kaiserliches Handschreiben molivirt die vorläufige Nlchteinbe« riifung des ungarischen Landtags durch den Umfang der Chvlera- epidemie in Ungarn.
Der Mann, welcher Tegethoff als Reformator der östreichi- schc» Marine ersetzen soll, und der denselben vertrieben- hat, ist Erzherzog Leopold, derselbe, den Benedek als unfähig ans Böhmen znrücksckickte. Man kehrt also zur allen Hausmaxime zurück: Alles durch Erzherzoge machen zu lassen.
Paris, 15. Okt. Das Chaffcpotgewehr kommt, wie die Union erfährt, daS Stück aus 70 Franken zu stehen, also doppelt so viel, als das seither eingesübrte Perkufsionsgewchr und 10 Franken mehr als bas preußische Zünbnadclgewehr. Wenn in Folge der bevorstehenden Reugestaltung das französische Heer auf 800,000 Mann gebracht werden soll, so muß man, um für alle Kriegsfälle vorgesehen zu sein, wenigstens 1,600,000 Gewehre haben. Dies würde mithin eine Ausgabe von 112 Millionen Franken verursachen.
Der Paris. Globe-Correjp. versichert, baß Oestreich mit