Ihnen cin offen,s Geständniß machen. Ich hake ihm in den ! Kamillenihee ein Giftwcrgcl gethan. Ich habe es ihm gegeben j und gedacht, da hast's. Wenn D» stirbst, ist's reckt, wen» D» nickt stirbst, laß ich wich scheiden. Das Gift, das vom Ver­tilgen der Natten herrübre, habe sie ihm Vormittags gegeben. Eine halbe Viertelstunde darauf erbrach sich der Müller. Mehr ^ habe sie ihm nickt gegeben, das sei gewiß wahr, ihr wäre es ja j ganz gleich. Ar? der Mergel sei er nicht gestorben, denn er habe j noch etwa acht Tage gelebt. Jetzt werden ihre Angaben höchst i konfus, und sie will durchblicken lassen, ihr Mann habe ohne ! ihr Znlhnn, vielleicht durch seinen Freund, den Stcinhaner Meiz, j etwas anderes erhalten. Ihr Mann sei nn» todt, die Zeugen ! wogen sagen, was sic wollen. Die Sektion (die bekanntlich er­folglos war) habe sie ohne Anstand zugegeben, die von ihrem Sckwager und Merz gewachte Drohung sei nicht nokkig gewesen. H. habe sie nickt ansgesordert, ihre» Mann nmznbringen. Wenn sie so in der Voruntersuchung anSgesag! habe, so sei das in der Aufregung geschehen. Sie habe eben gedacht, du gibst ihm 'waS lwimwernd) S'nt am Ende eins, wenn er stirbt, und stirbt er nicht, so laßt dn's gehen. Ach Gott! wen» er gewesen wäre, wie cin anderer Mann, so wäre so etwas nickt vorgekommen. Der Müller scheint eine Ahnung davon gehabt zu haben, daß ihm seine Frau nach dem Leben trackte, indem er einige Tage vor seinem Tode den Steinhauer Merz bat, falls er sterbe, für seine Kinder zn sorgen und seinen Körper nntersncken zu lasten. Bei Gelegenheit eine-Z nächtlichen Besuchs i» Schnaitheim habe H. das übrige Gift mitgenommen. Dieß ist der Besuch, den der Sohn Wilhelm der Witlwe dem Schultheißen von Schnait­heim anzeigte, in Folge der Anzeige H. verhaftet und bis zum Morgen im Ortsgefängniß behalten wurde. Es folgte nun ans de» Rath H. die Uebersiedclnng der Slierlcn'sche» Familie nach ^ Stuttgart. Voraus ging die Theilnng des Vermögens und der ' Verkauf deS Anwesens. Tie Wiktwe bekam ihren Erbiheil durch Verweisung auf den Käufer des Mühlgnks. Diese Forderung wurde so schnell als möglich verkauft und wanderte im Betrage . von etwa 13,000 fl. in die Hände H., der um diese Zeit Gant­mann wurde, wobei in de» Händen zweier Israeliten, welche die ' Forderung ankausten, ein furchtbarer Rabatt zmückblieb, so daß l H. nicht viel über 9000 fl. erhielt. Trotzdem e>kannte die St. j in einer Urkunde ausdrücklich an, daß sie ihr Guthaben erhalten ! und nichts mehr an H. zn fordebn habe, und zwar als Schaden- ! ersatz dafür, daß er durch' sei» Vcrhäliniß mit ihr in seinem Ge- i schäfte Noth gelitten. Später erkannte H. an, daß diese dir- ! künde nur fingirt sei. Wenn H. von Jungingen nach Stuttgart l kam, so logirtc er bei der Wiltwe Sk. und schlief imSalon". j In diese Zeit fiel der Versuch, die Frau des H. nmznbringrn. ' Zn diesem Behuf und auf vorangegangene Verabredung begab ! sich die St. zweimal im Winter bei Nacht und Nebel von Stutt­gart nach Jungingen, schlich sich in das H.'sche Haus und war- ^ tele auf das verabredete Zeichen, ans welches man über die Fra» H. herfallcn und sie erdrosseln wollte. Das eine Mal wartete die St. im Stalle, das andere Mal drang sic bis ins Schlaf­zimmer der H. vor. Warum die Erdrosselung nicht statifand, darüber gebe» die Angabe» auseinander. H. sagt, die St. habe ihn zum Morde seiner Frau gedrängt, während umgekehrt die St. angibt, der Antrieb znm Mord sei von H. ansgegangen. ES sei wahr, gibt die St. zu, daß sie gesagt habe: ick würde sic nmbringen, dann könnten wir znsammcnkommcn. Als sic im Schlafzimmer gewesen sei und eine Zeit lang gewartet habe, fei sie an das Bett des H. hingegangen und habe ihn gestupst, um ihm zn sagen, daß sie jetzt gehe. H. dagegen behauptet, die St. habe ihn gestupst, um ihn zu bewegen, das Zeichen zn ge­ben. So viel sie wisse, sagt die St., habe H. versucht, seine Frau zn vergiften, und zwar mit dem in Schnaitheim übrig ge­bliebenen Gift. Sie habe ihm dieses überlasten, da H. eS habe benutzen können, sie aber nicht mehr. I» der Bornntersncknng gab H. an, es sei lang und breit gcsvrochen worden, was er mit dem Gift thun soll, nämlich seine Frau nmbringen. Tie l St. sagt, bas sei nicht wahr, sie habe ibm ja freigestellk, damit ! zu thun, was er wolle, die Angaben des H. feie» unwahr. H. ! bemerkt, bei dieser Gelegenheit habe er auch bemerkt, wi cs ! mit dem Tod des Müllers gegangen sei. Denn sie habe gesagt, ' daß sie Erfahrung mit dem Gift besitze, man merke nichts. Das , Gift habe der Frau H. jedoch nichts gethan, und H. Hab. r- j

zählt, seine Frau habe sich nur erbrochen, es müsse eine alte verlegene Geschichte gewesen sein. So sei ihr nach der Vorun­tersuchung von -H. berichtet worden. Heule will sie nichts davon wissen. N,,ch werden in dieser Sitzung die Vermögensverhält- niffe der St. erörtert, wie wir sie schon mehrmals berührt haben. Damit war der erste Tag der Berbandlung geschlossen. Der

zweite begann mit weiterer Vernehmung der Angeklagten.

Bei der Vernehmung am zweiten Tag fährt die Ang. fort: Ihr Sohn Wilhelm sei sehr bös gewesen und habe sie schwer be­leidigt. Die Schule habe er hockst ungern besucht und oft ge­schwänzt, so daß Klagen von seinen Lehrern cingelansen seien.

Professor Seeger habe ihr gesagt, der Knabe habe ihm noch nie

gefallen. Dem gegenüber licSl der Präsiden! ein Schreibe» des

geii. Lehrers vor, in welchem Wilhelm als still, ruhig, gut- mnibig, als derbe kräftige Natur geschildert wird, so daß unter der Leitung eines brave» Lehrers ans dem Lande, der ihn auch außerhalb der Schulzeit bcanssichligen könne, gewiß etwas Or-> deniliches ans ibm werde. Seeger habe der Mutter auch eine» solchen Lehrer vorgcschlagcn, aber von der Wikrwe die Erwide­rung bekommen, dcc Pfleger Willis, würde dies der Kosten we­gen Nicki ziigeben, dieser Pfleger sei eben ein iingehildeter Bauer. Tie Witkwe Lt. sähltnn fort, über ihren Sohn Ungünstiges ansznsageii, behauptet aber, sie habe ihm die Denunziation in Schnaitheim nicht nackgetragen. Dann äußerte sie weiter: Gegen H. sei Will), bei dessen Besuchen ordentlich gewesen und habe ihn leide,i können. Am 28. sei H. gekommen unter der Angabe, er müsse Obst kaufen. Dieses Obst sei auch gekauft werden, für etwa 50 st., vielleicht auch für 100 fl., sie wisse das nickt mehr genau. Sie sei auch beim Obstkanf gewesen. (Forti. f.)

Am Bo de ii fee wird die allgemeine Weinlese am 16 . d. M. beginnen, und zwar sowohl am würktemo. wie am badischen Seenser. AnS Mecrsburg wird geschrieben, daß der Seewein dieses Jahr besser werde, als man dachte.

Ter in einem badischen Gefängnisse lebende Russe Oskar Becker, welcher vor Jahren in Baden-Baden einen Mordanfall ans de» König von Preußen machte, soll in der Amnestie nicht einbegriffen sein.

M n n ck cu , 12. Okt. Die Eabinetskrise ist beendigt, v. Pfi­stermeister tritt ans, und v. Nnimever (Liberaler) tritt am 1. De­zember in das Cabinek ein. Gerüchte, daß ancl> eine Minister- krists bestanden, sind nnbearüiidek. Nenmeyer wird Staatsrath im ordentlichen Dienst und als solcher Chef deS kgl. CabinelS. Frhr. v. Lcrchenfeld ist in Folge eines Bergsturzes zn Berichtes- gaben gestorben.

Frankfurt, 10. Okt. Wie man vernimmt, wi>b vom kommenden Sonntag an der König und die ganze königliche Fa­milie in das Kirckengebet anfgenommcii werden.

Berlin, 12. Okt. Tie Bank- und Handelszeilnng brachte Gerückte über bniiruhlgeiide Militäranvrdnnngen. Die Nocdd. Allg. Ztg. dementirt dieselben, indem sie sagt, Laß in den poli­tischen Verhältnissen durchaus keine Veranlassung zn solchen An­ordnungen liege. (St.A.)

Paris, 7. Okt. Tic griechische Bewegung ist vorläufig znrückgebämmt, wen» nicht beendigt. In Syra und Kleinasieii wurde sie durch eine sehr verständige Verwendung der türkischen Flotte, die sich überhaupt erstaunlich wirksam zeigte, in sich er» drückt.

Paris, 14. Okt. Mit der Heeresresorm hak es hier gute Wege; in einem französisch-deutschen Kriege werden schwerlich je­mals französische Landwehrmänner anftrelen. In den letzten Ta­gen stellte das Siecle gar die Betrachtung an: daß der Hecres« reform eine Schulreform vorangehen müsse; jeder Instruktor werde sage», daß er mit einem halbwegs gebildeten Rekruten zehnmal so rasch und so leicht fertig werde, als mit einem un­wissende» , und wenn Frankreich ans 44 Departements Jahr für Jahr 2555 Prozent Rekruten zieht, die aller Schulbildung ent­behrten, so sei das nicht blos eine Schande, sondern auch ein großer Schaden. Möge also Frankreich entschlossen anfaiigen, seine Schullehrer; besser zu bezahlen, seine schulpflichtige Jugend dessen anzuhalk,ii, und mit der Ausbildung des eigentlichen Vol­kes wahrhaft Ernst zn macken. Bis diese gebildete Jugend ein­mal hecaiigewachftn ist, dürste Deutschland längst einig sein.

Redattluir, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.