die Amnestie hin und zweifelt keinen Augenblick, daß in dem momentanen Konflikt mit Mecklenburg die ritterschaslliche» Privilegien dieser nordischen Kleinstaaten zuletzt werde» mit der »cnen Ordnung kapituliren müssen. In Summa: des rheinische Blatt hat die Zuversicht, daß die Einheitsbewegung der Zeit schließlich dem Liberalismus zu Gut kommen werde.
Wien, 22. Scpt. Von bctbeiljgtcr Seite geht der N. fr. Presse nachstehende Miftheilnng zu: Heute gab der König von Hannover in der Neuen Welk ei» Festdiner zu Ehren einer De- vutalion ans Hannover, welche dem Kronprinzen zu seinem gestrigen Geburtslage eine 264.000 Unterschriften zählende Lojalikäks- adreffe anS dem Lande und der Stadl Hannover überbracht halte.
Florenz, 22. Septbr. Nach einer Depesche aus Korsn vom ltz. hätten die Jnsnrgenlen von Kandia zu Selim einen bedeutenden Erfolg über die Aegypter davongctragen, wobei diese 3000 Kampfunftidige hatten. Mit den Uebrigrn habe der Pascha kapitnliren müssen. Kriegsmaterial, Fahnen und 4 Geschütze fielen in die Hände der Kandiorcu.
Florcn;, 23. Scpt. Die Naz. versichert, das Ministerium sei entschlossen, das Gesetz über die Aushebung der religiösen Körperschaften ohne Berzng in Sizilien vollständig durchzusühren.
— Tie Kommission zur Untersuchung der Marine hat erklärt, das Material der Flotte lasse nichts zu wünsche» übrig, die Ausrüstung sei vollständig gewesen, auch vor der Schlacht bei Lissa.
— Der Friedeusschluß mit Oestreich ist bevorstehend.
Seit der Nacht vom 15. ans de» 16. Sept. befindet sich Palermo, nach Neapel die größte Stadt des Königreichs, in den Hände» eines Hansens Briganten, man spricht von 2000. Ter Handstreich scheint längst vorbereitet gewesen z» sein. Ob die unsichtbaren Leuker Bonrbonisten und Klerikale oder Republikaner sind, ist noch, nickt konstatirt, sehr wahrscheinlich sind es beide Parteien im Verein, die nur deßhalb einer Stadt mit 200,000 Seelen sich bcineister» konnte, als sie eine Menge ge- heimer Freunde innerhalb der Mauern zählte. Daß dabei Plünderungen und Gcwalrthaten verfielen, ist leicht erklärlich. Ucb- rigcns sollen diese Excesse bereits ihr Ende gefunden haben lvergl. die Nachrichten aus Floren; und Messina), indem ein ans dem Gesängnifse befreiter Garibaldi'scher Major den Oberbeseh! übernommen hat, welchem die Volkömasse sich angeschlossen. Die Regierung schritt erst dann ernstlich und energisch ein, als sie merkte, daß es sich nicht blos um eine Briganteninvasion, sondern um eine Empörung handle, indem die Hausen die Republik als Losungswort ertönen ließen. 6 Tage laug war die Stadl in den Händen der Ausrührer und der noch mehr gefürchteten Räuberbande.
Messina, 20. Sept. Am Sonntag sind 10 italienische Schiffe mit Truppen vor Palermo angekommen. Der Kampf mit den Insurgenten entspann sich und dauerte heute noch fort. Die Insurgenten haben einen leitende» Ausschuß gebildet. Die Trnppeu blieben im Besitz des königliche» Palastes und der Bank, in welcher sich 16 Millionen befinden. Man glaubt an ein baldiges Ende der Bewegung.
Florenz, 24. Sept. Opinio»: Die venetiauische Schuld- sragc ist jetzt vereinfacht. Tie französisch-preußische» Vorstellungen vermochten Oestreich, von der Forderung der Zahlung eines Tbeils der allgemeinen Schuld, die noch von 1859 verrührt, ab- zustehen. — Amtliche Depeschen aus Palermo melden: Tie Insurgenten sind zerstreut, die Behörden wieder in Funktion. Tie Bewohner empfingen die Soldaten als Befreier. — DaS Journal di Roma dementirt die Reise des Kardinals Hohenlohe nach London. <St.A.)
Paris, 18. Sept. Ein eigenthnmliches Ereigniß hat sich gestern begeben. Ein Mann, in der Absicht, sich den Tod zu geben, stürzte sich von der Julisäule herab, fiel jedoch mit den Füße» zuerst auf ein zur Ausbesserung des Sockels um diesen angebrachtes Gerüst und von da ans das Pflaster, ohne sich den geringsten Schaden zu tbun. Nachdem er sich selbst und seine entfallene Mütze aufgerafft hatte, ging er ruhig davon, alle von der hcrznströmcnde» Menge ihm angebotene Hilfe ablehnend.
Paris, 20. Scpt. Dieser Tage erscheint vor Len Assisen von Niort fTcux-Sevres) ein Giftmischer, Martin Reau, der seinen Schwager, seine erste und seine zweite Frau, und die Tochter dieser Letzter» umgcbracht hat. Die erste Vergiftung fand
schon im Jahr 1853 statt. Es scheint, daß ausschließlich der Geiz und die Habgier deu Verbrecher zu diesen Mvrdthate» ge- triebe» haben, die sich, wie man leider vermulhen muß, nicht aus ! die bis jetzt gerichtlich' nachgcwicsene obige Zahl beschränke» dürften.
' ' Paris, 2l. Sept. Fürst Gortschakoff wird in drei Tagen
über Paris nach Biarritz gehe». Gras Karolyi, ehemaliger öst- reichischer Gesandter in Berlin, befindet sich bereits in Paris, um sich von dort aus ebenfalls in das Bad Biarritz zu verfüge», und Fürst Metternich wird, sowie de Mottstier in Paris äuge- langt ist, in gleicher Weise nach Biarritz unter Segel gehen.
^ Wir brauchen kaum beizusüge», daß alle 3 Diplomaten lediglich ^ in Familienangelegenheiten oder KränkljchkcitS halber jenes Bad i besuchen. Kaiser Napoleon ist auch in Biarritz. — La Presse schreibt: Gestern ist eine Convention über die FriedeuS-Prälimi- ! narien zwischen Italien und Oestreich abgeschlossen worden. Die
- Entschädigung für die allgemeine Schutd wurde auf 100 Millio- i neu festgesetzt.
! lieber deu Aufstand aus Kandia liege» aus griechischer ! und a»S türkischer Quelle die entgegengesetzten Nachrichten vor.
! Hört man die Grieche», so haben sic ein paar Schlachten ge- i Wonnen, den Pascha gefangen genommen, die Türken in die Fe- ^ sinngen verjagt u. s. w. Dagegen meldet nun eine offizielle ^ Depesche aus Konstantinopcl den 13. Sept.: „Aus Kandia wur- > den die Kaiserliche» durch die Aufständischen angegriffen-, nach i zweitägigen Kämpfe» wurden die Aufständischen geschlagen, vcr- loren 650 Todte und 1120 Verwundete. Die Aufständische» haben 7000 Gewehre und 300 Pulverfässer aus Spra erhalten."
New-Uork, 11. Sept. Präsident Johnson hat in St. Louis einen enthusiastischen Empfang gehabt. In einer Rede erklärt ec deu New-Orieaner Aufstand für das Werk der Radi- l kalen »ud belheuerie seinen Entschluß, die Radikalen unter allen Umständen zu bekämpfen. In Jndianopolis konnte er keine Reden halten, indem ihn die lärmenden Unterbrechungen der Menge zwange», sich znrnckznziehcn. In Cincinnati weigerte sich der Gemcindcrath, die Vorbereitungen zu einem Empfang zu treffen.
Neufundland, 20. Sept. Das 1865r atlantische Kabel
- ist glücklich ergänzt worben. Somit arbeite» derzeit zwei Kabel ! zwischen Neufundland und der britannischen Küste.
i — (K in d l i ch e s V er t r a n e u.) Ein Leipziger Blatt tbeilt i folgende ergreifende Geschichte aus dem letzten Feldzug mit: Aus der Schlacht bei Königgrätz erzählt eiu Arzt: Der erste Verwundete, welchen ich sah, war ein östreichischer Infanterist. Beide Unterschenkel waren ihm durch eine Voilkngel zertrümmert; sie hingen noch mit dem Körper zusammen, waren aber völlig um ihre Are gedreht, als gehörten sie dem Unglücklichen nicht au. Kameraden hatten ihm seinen Tornister als Kopfkissen untergeschoben, die Blutung war unbedeutend, ein Verband nicht angelegt. Er lag offenbar, ohne die geringste» Schmerzen zu empfinden, ruhig bei voller Besinnung. Ich sprang vom Pferde, verband ihn und reichte ihm eine Erfrischung. „Haben Sie Schmerzen?" — „Nein, gar nicht." — „Ich werde Sie verbinden. Haben Sic vielleicht an die Ihrigen etwas zu bestellen?" — „Muß ich denn sterben?" — „Das wohl nicht, aber Sie sind schwer verwundet und eS wird jedenfalls lange bauern, ehe Sie die Ihrigen sehen." — „Ich bin nur wenige Meilen von hier zu Hanse, meine Mutter wird das Donner» gehört haben, sie wird kommen und mich abhole»." — „In der Umgegend ist Alles geflüchtet." — „Meine Mutter wird schon kommen, das weiß ich gewiß! Sie hat mir immer geholfen, sie wird mich heut nicht verlassen." — Ich mochte, trotz ernstem Zwange, doch wohl eine sehr bekümmerte Miene gemacht haben, denn er fragte nochmals: „Muß ich denn sterben?" — „Tie Kugeln fliegen hier herüber, wie Sie sehen. Es könnte Sie ja eine treffen." — „Wie Gott will! Meine Mutter wirb schon kommen." Ein rührenderes Kindcrvertranen zu einer Mutter habe ich in meinem Leben noch nicht gefunden. Er war in Kurzem, spätestens in einer Stunde nicht mehr unter den Lebenden; de» rechten Arm bewegte er gen Himmel, den linken hatte er unter den Kopf auf den Tornistcr gelegt.
Auflösung der Charade in Nr. 111: Stubenmädchen.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.