T »l g e s - A e u i g Ir e i t e n.
Stuttgart, 17. September. <A u fgepaßt!) Es zeigen sich in neuerer Zeit bei n»S französische Agenten, welche die Stimmung des süddeulsche» Volks für den Full eines Krieges zwischen Frankreich und Preußen zu Gunsten einer Neutralität zu bearbeiten j suchen. Sie singen das alte französische Lied von der Freiheit ! und Unabhänigkeit Deutschlands, welche wie früher gegen den j deutschen Kaiser, sv heute gegen Preußen geschützt werden müß- i te»; sie wenden sich hauptsächlich an Männer der Volkspartei und ^ ertheilcn die Versicherung, daß eS Napoleon intr un> Demüthignng ! des übennäLligeu Preußens, nicht nui Landgewinn zu thnu sei, ! und daß er i,n Falle des Kriegs alles vvn den französischen ! Waffe» eroberte Land wieder heransgeben werde. Z» unseren, i tiefe» Bedauern müssen wir cS anssprechen, daß sie mit diesen l Insinuationen da und dort Glauben und wohlwollendes Ent- § gegenkommen gefunden haben. Jedem, dem noch ein Rest von deutscher Gesinnung i»»e wohnt, wird jenen Rapoleonifchen Sendboten, falls sie ihre vcrrätherischen Agitationen bei ihm versuchen i wollten, in acht schwäbischer Art den Weg zu weisen wissen. (S.V.)
Stuttgart. Der Kraut- und Obstmarkt, welcher sich jedes Jahr um diese Zeit hier entwickelt, ist elfterer sehr stark, ^ letzterer fast gar nicht befahren. Für schönes Filderkrant weiden ^ 5 fl. für 100 Stück verlangt und bewilligt, für 1 Sack Aepsel werben 5 fl. bis 5 fl. 30 kr. gefordert, während gestern auf dem Güterbahnhos der Sack aus dem badischen Oberland zu 4 fl. 30 kr. bis 4 fl. 48 kr. abgegeben wurde.
Stuttgart. Am Sonntag Abend gegen halb 9 Uhr brach in dem Hanse Nr. 27 der Hospitalstraße Feuer ans, welches durch die Thätigkcil der freiwilligen Feuerwehr ans den Dachstuhl beschränkt blieb. zSchw. V.)
Neuenbürg, 15. Sept. Gestern Abend brach in der Geckle'schen Kunstmühle Feuer ans, welches in wenigen Stunden das schöne und große Gebäude mit dem größten Theil seiner reichlichen Vvcräibc zerstörte. (S. M.)
Karlsruhe, 17. Sept. Bei der heute in Lörrach stalt- gchabten Wahl für de» 9. Aemlerwahlbezick wurde Staatsrakh Lamey mit 40 gegen >3 Stimmen wieder gewählt. Auch Rog- ! genback, und KnieS sollen sich einer Neuwahl unterwerfen. !
Tie in Wien erschienene Broschüre: „Akrenmäßige interes- ! saute Enthüllungen über den badischen Verralh an den deutsche» ! Bnndestrnpvc» in dem sv eben beendigten preußisch-deutschen Kriege" hat bereits in weiteren Kreisen Aufmerksamkeit erregt. Daß wir dadurch die schuldige» Persönlichkeiten finden werden, i bezweifeln wir, denn jeder Angeschnldigte wird seine Hände in ! dlnicknld zu waschen suchen und Einer auf den Andern die Schuld wälzen, so daß wir am Ende das Bild erhalten: Es waren Alle schuldig!
München, 16. Sept. Gleichzeitig mit dem Hnbertusorden an den Grafen v. BiSmarck wurde das Großkreuz des Verdienstordens der bairischen Krone an Herr» v. Savigny verliehen.
Aus H o h e n z o l I e r n, 15. Sept. Gestern und heule sind nahezu an 500 Beurlaubte zu nnS zurückgekehrt. Tie Leute sehe» durchgehend« recht gut ans. Die Freude, wieder in der Heimath zu sein, ist bei allen groß; namentlich sind die verbei- ratheten Landwehrmänncr glücklich, sich wieder bei ihren Familie» zu befinden. In den nächsten Tagen werden noch mehr Beurlaubte bei uns cintreffcn. (S. M.)
Frankfurt, 12. Sept. Die Vorbereitungen zur definitiven Uebernahme der Negierung dauern Preußischerseils fort und An Lichtchen der Souveränetäl erlischt nach dem ander». Gestern gelangte der Befehl an die Münze, ihre Arbeite» einzustellen. Es waren dort in letzter Zeit für etwa 6 Mill. Gulden Fnnffrankenthaler nmgeprägt worden; die Umprägnng des kleinen Restes von 700,000 fl. muß nun, wenigstens mit dem Frank- furter Stempel, unterbleiben.
Wiesbaden, 12. Sept. Auch die Herzogin von Nassau hak hier „unter bitter» Thräueu" vvn ihren Truppen Abschied genommen, wodurch die Leute so in Aufregung geriethen, baß schrieen: „Fort mit den Preußen! Es lebe der Herzog!"
Berlin, 15. Sept. Die „Nordd. A. Ztg." meldet: Die diplomatische Verbindung mit Oestreich ist wieder hergestellt. Baron v. Weither ist nach Wien abgegange», dagegen sind die Verhandlungen mit Sachse», welche sich bisher nur auf militärischem
Gebiete bewegten, noch erfolglos. ES scheint indessen wenigstens die Erfüllung der von Preuße» gestellten Vorbedingungen nahe. Mit Neuß ä. L. sind die Verhandlungen ins Stocken gerathen; auch sind die Verhandlungen mit Meiningen noch nicht wieder ansgenommeu. — Mit Bezug auf die Londoner Nachricht der N. fr. Pr. von angeblichen Verpflichtungen, sagt das offiziöse Or- gan: Wir sind mehrfach ermächtigt gewesen', diese Nachricht als Erfindung zu bezeichnen und wiederholen henke, daß dieselbe erdichtet iit. Gleichzeitig müssen wir unsere Verwunderung auSspce- chen, daß Angesichts der Friedensverkräge die Redaktioü eines givße» Blattes sich zur Verbreitung einer Erdichtung mißbrauchen läßt, deren Zweck leicht erkennbar ist.
Berlin, 18. Sept. Am Montag fand im Herrenhaus die Debatte über das Reichswahlgesetz statt. Die Erklärung der Regiernng lautete: die Regierung wünsche die Annahme des Gesetzes in der Fassung des Abgeordnetenhauses. Die Aenderungs- vorschläge von Seile» des Herrenhauses seien zwar Verbesserungen, aber das Scheitern des Gesetzes durchkreuze die Politik der Re- giernng. Die Abstimmung ergab Annahme der Fassung des Abgeordnetenhauses en Kloo und Annahme der Kommissionsvor- schläge als Resolution. Nur die Polen stimmten dagegen. (StA.)
Berlin, 18. Sept. Die Annexionskommisffon des Abgeordnetenhauses nahm einstimmig das Gesetz über die Einverleibung Schleswig-Holsteins in folgender Form an: Die Elbheczogthümer werben in Gemäßheit des tz. 2 der preußischen Verfassung mit der preußischen Monarchie vereinigt. Die übrigen Paragraphen werden in der Regiernngsfassnng angenommen und die Resolution angesügt: die Regiernng möge baldigst ein Gesetz über Lanenbnrg vvrlege». (St.A.)
Tie Abgeordneten in Preußen sind der Meinung, Indemnität und Amnestie gehörten zu einander wie rechte und linke Hand. Sie hatten den Ministern Indemnität d. h. Verzeihung und Straflosigkeit dafür zugesichert, daß sie jahrelang die Staatsgelder ohne Genehmigung der Kammern verausgabt halten, und erwarteten, daß die Regierung auch denen im Volke, die sich während des Kriegs zwischen Regiernng und Landtag politisch verfehlt hatten, Amnestie gewähren werde; sie warten »och heute mit Ungeduld auf diese Erkenntlichkeit und hoffen, baß sie mit dem Einzüge der siegreichen Truppen in Berlin erfolgen werde;, denn eine Liebe fei der andern wert!).
Der B ü u d n ißve rl r a g, den Preuße» mit den übrigen norddeutschen Staaten abgeschlossen hat, ist nunmehr 'durch die Hamburger Veröffentlichung seinem Wortlaute »ach bekannt. Es fällt zunächst aus, daß die beiden Mecklenburg an dem Bündniß vorerst gar keinen Ankheil nehmen. Sodann ergibt sich, daß man zur Zeit noch gar nicht zu einem definitiven Abschluß eines Bun- > des, sondern einzig und allein zu einer Uebereinknnft gelangt ist, um wegen eines solchen Bündnisses erst verhandeln zn wollen. Die Dauer des Vertrags ist vorerst auf ein Jahr bestimmt. Fest steht zunächst blos, daß der Trnppenoberbefehl dem Könige von Preußen übertrage» ist. Ueber die Befugnisse eines zn bernfende» Parlaments fehlt jede Bestimmung! — Eine Berliner Corresp. zeigt, daß die Hoffnung ans ein Parlament bereits auf Null gesunken ist. In Berlin selbst glaubt man nicht einmal mehr an eine solche Zusammenkunft überhaupt, »nd wäre es nur zum Scheine!
Im letzten deutschen Kriege hatte Mancher seine stille Angst, daß die Franzosen ihren heißen Durst nach Trinkgeldern im deutschen Rheine löschen würden. Der Rhein aber ist deutsch verblieben und in das Lied vom freien deutschen Rhein können seit dem Frieden nicht nur die Poeten, Studenten und Lorelcisänger, sondern auch die Kaufleute, Fabrikanten, Schiffer und Flößer einstimmen, denen es seither nicht recht über die Zunge rutsche» wollte; denn für sie war der Rhein und der Handel und Wandel auf dem Rheinwasser nichts weniger als frei, sondern mit drückenden Zöllen und Abgabe» aller Art belastet. Preußen hat jetzt im Friedensschluß dafür gesorgt, daß diese Zölle rc. mit einem Schlage verschwunden sind und neues reges Leben auf dieser große» alten Wasserstraße entstanden, ist. Man spürt diese neue Freiheit schon jetzt auf und an dem Rhein. Diese Abgaben haben seither jährlich über eine Million Gulden betragen und vergebens batten die Schreiber in den letzten 50 Jahren ein ganzes Siebengebirg voll Akten darüber verschriebe», die Tinte machte den Rhein nicht frei, bis Preußen mit seinem Schwert dazwischen