Wahlmänner sich über die Motive der Niederlegnng seines Mo»- ! dals als Abgeordneter ausgesprochen, i» welchen, er in Betreff j Süddentschlands sagt: Für de» Süden Deutschlands habe ich zur l Zeit nur den Wunsch, baß er sich vollkommen klar mache, daß l von einem Recht einer Theilnabme an diesem norddeutschen StaatS- wesen erst daun die Rede sein kau», wenn in den süddeutschen Stämmen der letzte Rest der Leidenschaftlichkeit und Anlipaihie erloschen, welche dieselben in so bobcm Maß gegen ihre norddeutschen Brüder gezeigt haben. lJ» solchen BvrauSsetzuuge» glaube» wir kaum mehr an ein Zustandekommen einer deutschen Einigung, wen» nickt andere zwingendere Momente dazwischen trete»; denn der Haß gegen Preußen dürfte nicht so bald bei uns entschwinden.)
Berlin. Für den am 20. und am 21. d. M. statlfinden- den Einzug der Truvpen ist nun das Programm, bis aus Einzel- heilen, in seinen Haupttheilen festgestellk. Das Brandenburger Tbor ist als Einzngsthor beibehalte». An diesem Tbore wird der König von 25 Jungfrauen empfangen, von welchen eine denselben mit einem von Scherenberg verfaßten kurzen Gedichte anredet und eine zweite ihm einen Lorbeerkranz überreicht. Weiterbiu nabt sich der Ober-Bürgermeister im Geleite des Bürgermeisters und des Vorstehers der Stadtverordneten dem Könige, um gleichfalls eine Ansprache zu halten. Die Linden-Promenade wird künstlerisch geschmückt. Tie Parade nimmt der König im Geleite der Prinzen und der Generalität vor der Blücherstakue, der Universität gegenüber, ab. Am zweiten Tage wird die Einzugsfeier durch einen Gottesdienst im Freien und Aufführung des Tebeums von Händel geschloffen. Der Feldpropst, Ober-Konsistorialratb Thielen, hält die Predigt, die Musiker, 1000 an der Zahl, und die Sänger, 500, stehe» unter Leitung des Musikdirektors Wiepreckt. Der Altar wird von der gestimmten evangelischen, katholischen und jüdische» Geistlichkeit umgeben sei».
Sämmtliche preußische Feldwebel, welche ans dem Schlachtfeld das Offizierspatent sich erworben haben, erhalten ein königliches Geschenk und zwar jeder von 200 Thlrn., um sich damit die Offiziersuniform anzuschaffen.
Noch in diesem Monat wird der König von Preußen die wichtigste» Städte von Schleswig-Holstein besuche». Er geht zuerst nach Lancuburg und von da weiter. Auf feiner Rückreise wird er auch einen Tag in Hamburg verweilen.
In der Mitte, längstens zu Ende Oktober werden sämnit- liche Minister des norddeutschen Bundesstaates in Berlin zu, sammentrelen, um die Grundzüge zur Bnndesreform für das Parlament fcstzustellen.
In Berlin beträgt bis jetzt die Zahl der an der Cholera Erkrankten 6791. Genesen sind 1455, gestorben 4101, noch in Behandlung geblieben 1235 Erkrankte.
Breslau, 8. Sepk. Auf der Posener Bahn zwischen Gollendorf und Obernigk fuhren zwei Militär-Transportzüge, von welchem der Hintere den vorder» eingeholt halte, aufeinander, wobei die Lokomotive und 8 Gnterwägen zertrümmert wurden; der Lokomotivführer und 1 Soldat wurde gctödtet, 11 Soldaten und 1 Zugführer verwundet; außerdem sind 9 Pferde todt und 8 verwundet.
Wien, 10. Sept. Wie ich höre, ist der östreiL'ische Ge« sandtschaftspostcn in Berlin wieder besetzt, und der frühere Gesandte am großh. badischen Hof, Graf Trautmannsdorf, zum außerordentlichen Gesandten »nd Minister ernannt.
Wien, 12. Sept. Wie das Verordnungsblatt meldet, ist FML. v. Gabclenz in Disponibilität versetzt. — Wie es heißt, sind östreichische Kriegsschiffe zum Schutz der diesseitigen Unter- thanen nach Candia birigirk. Tie Aufstellung eines ObservatiouS- korps an der Ostgrenze ist angeordnel. Ter Jnternnnlins ist aus Konstantinopel herberufen.
Wien, 12. Sept. I» Aussee in Steiermark fand vorgestern eine Zusammenkunft deutsch-östreichischer Landtagsabgeordnetcr statt, welche beschlossen: Die Bildung einer geschlossenen deutschen Partei ist nothwendig; der Dualismus muß begrenzt wer- den durch Anerkennung und gemeinsame parlamentarische Behandlung wirklich gemeinsamer Angelegenheiten. Als einzige Form der Erreichung freiheitlichen Lebens ist Klärung der Kompetenz des Landtags »nd Verfassungsrevision in den Ländern diesseits der Leutha geboten.
Wien. Die Regimenter, welche die Namen des Königs
und deS Prinzen von Preußen, der Großherzoge von Baden und Mecklenburg tragen, haben Befehl erhalten, diese Namen abzu- legeu.
Im Zürcher See hat sich der 17jäbrige Gymnasiast Olt- Jmhof ertränkt. Sei» Vater halte ihm und seiner Mutter ein Vermöge» von 7 Millionen hinterlassen. In eitlem Brief an seine Kameraden, die ihn wegen seinen Gelftesgabe» sehr schätzten, sagte er: Das Leben sei ihm eine unerträgliche Last, die er nicht mehr länger ertragen könne.
Paris, 7. Sept. Mau schreibt der Allg. Zig., daß Hr. de Mvustier noch in Kvnstautinopel verweile, um die Anerkennung des Prinzen Karl von Hohenzollern zu sichern und eine Verständigung mit de» Candivkeu zu Staube zu bringen. Die Anerkennung der Douanfnrstcnihümer durch die Pforte sei so gut wie eine vollzogene Thatsache, und der Kaiser habe das frohe Ereigniß schon vor einigen Tagen nach Bukarest melden lassen.
Paris, 9. Sevt. Nachdem in Deutschland so große Erfolge erzielt worden find, welche sich nicht zum geringste» Theile auf die Wehrverfayung Preußens zurückführen lassen, zerbrechen sich die ander» Staaten bald die Köpfe darüber, wie das preuß. System auf ihre Verhältnisse angewandt werden könnte. Nicht nur, baß aus deutsche» Gatten davon berichtet wird, daß man damit umgehe, eine Umgestaltung des Heerwesens zu verwirklichen — auch in Frankreich, dessen Armee bislang für eine „unüberwindliche" galt, besinnt man sich darauf, wie man — Preußen Stand halten könne. Jedenfalls bürgt letzte Thaksacke dafür, daß man in Frankreich aufäugt, Achtung vor Deutschland zu gewinnen — und wen» es auch nur die Achtung wäre, welche dem Schwindler einem wacker», derben Man» gegenüber abgenökhigt wird.
Paris, 10. Sept. Die Wiener Ztg. veröffentlicht eine von 5000 Einwohnern Leipzigs Unterzeichnete Erklärung, dahin gehend, der Beschluß der Volksversammlung vom 26. August, in welchem die Vereinigung mit Preußen verlangt wird, sei lediglich als Ausdruck persönlicher Ansichten zu betrachte», indem die sächsische Bevölkerung ihre Selbständigkeit erhalte» wissen wolle und ihrer Dynastie treu verbleibe.
Paris, 1l. Sept. Die Reise des preußische» Botschafters v. d. Goltz nach' Berlin erfolgte wegen Sachsen; Frankreich begehrt dringend die Erhaltung der diplomatischen und militärischen Selbstständigkeit Sachsens. (Die Deutsche» müsse» also das Gc- gcntheil verlange».)
London, 8. Sept. König Georg von Hanuoaer soll die Absicht haben, mit seiner Familie nach England überzusiedel» und als Herzog von Cumberland seinen Sitz im Oberhaus einzunehmen, wo er wenigstens in einem „Senat von Königen" sitzen wird, wie der Engländer gern seine Paine nennt. Se. Maj. ist am 27. Mai 1819 geboren, also gerade um drei Tage jünger als Königin Viktoria. Den bannoverscheu Thron bestieg er am 18. November 1851. Vermählt ist er seit 1843 mit der Prinzessin Marie vo» SachseinAltenburg, welche ihm einen Sohn und zwei Töchter gebar. Der Kronprinz Ernst August ist am 24. September 1845 geboren. Englische Briefe aus Hannover äußern sich mit Wärme über die edle Haltung der Königin und ihrer Kinder, sowie über die Tdeilnahme der Hannoveraner für ihr Fürstenhaus.
Allerlei.
— (Ein gescheidter Schwabenstreich.) Ein zersprengter Württemberger, der aber doch seinen Kops noch nicht verloren hatte, verkleidete sich in dem SonnenwirthSdanic zu Hard- heim geschwind als Hauskneckt und stellte sich einem mit dem Rufe: „Wo sind die Hunde?" heranfprcngenben Husaren mit der Antwort entgegen: „Da oben auf dem Speicher ist einer; ich halt das Pferd schon!" Der Husar, Säbel im Mund, Karabiner in der Hand, schwingt sich vom Pferd, hinauf auf den Speicher, mein Württemberger aber auf bas Pferd und Böblingen zu.
— I» Lausanne wird eine mechanische Holzsägerei und Spalierei eingerichtet. Zum Sägen und Spalten eines KlafterS Holz braucht es nicht mehr als zwei Stunden.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.