neu eingcsnhrten gothischen Bauweise. Die Straßen der Stadt erdiellen seit einiger Zeit etwas, was die altere» Bewohner nicht gekannt hatten, nämlich das Straßenpflaster. Früher behalf inan sich mit einer Holzlage von Baumstämmen, dem sogenannten Knüppeldamm.
Tie älteren Thcile des königliche» Schlosses waren noch in dem früheren romanischen Style erbaut, nnd die Wohnränme batten dort nur eine geringe Höhe. Dagegen zeigten die neueren Abtheilungen, wo der König, seine Gemahlin, eine geborene Prinzessin von Kastilien, und andere fürstlichen Herrschaften wohn- ten, Hobe Zimmer, mit Spitzbogenfenstcrn im gothischen Geschmack. Der schönste Raum war der Thconsaal, wohin bereits ein Herold die flandrischen Gäste eingeführl hatte. Hugo von Kranhoven war nicht dabei; er befand sich in der Herberge, um Alles ans die Flucht vorzubcreite», denn cs war verabredet, daß bei'm geringsten Anzeichen von Gefahr Alle sofort entfliehen sollten.
Im Vorsaale, der a»S des Königs Gemächern i» den Thronsaal führte, harrten die ersten Würdenträger und Hoflcute, »in Len König beim Eintritte zu begleiten. Ludwig erschien endlich und ging auf de» Thronsefsel zn, woselbst er sich niedersetzte. Dann traten auf eine» Wink des Herolds die fremden Edclleute ans Flandern, voran der Graf Balduin, einige Schritte vor.
Nun erhob sich der König und sprach: „Ich heiße Euch willkommen, edler Herr, sofern Ihr mein Oheim, Balduin, Kaiser von Konstantinopel, sowie Gras von Flandern »nd Henncgan seid."
Der Greis erwiederte: „Ich hoffe, Sire, von Euch Hilfe znr Vcrlheidignng dieser Nichte zu erlangen, da Johanna von Flandern sich dis jetzt noch geweigert hat, mich anzuerkennen und Besitz ergreifen zu lassen von dem Lande, Las mir gehört, nach Gottes ewigem Rathschluß, das sie seither verwaltet, und dessen Schirinberr Ihr seid."
„Wohl, edler Herr," entgegnete der König, „doch haben wir uns noch nicht entschlossen, Euch zu helfen, und werdet Ihr selbst in Eurer Weisheit »ns beistimmc» , daß es unsere Pflicht ist, zuvor die Wahrheit Eurer Anssprüche zu prüfen."
Bis hieher hatte der König gesprochen, als eine Bewegung im Saale entstand, die hervorgebracht wurde durch das Eintreten des Prinzen Ferdinand von Portugal, welcher, ans zwei Diener gestützt, vom Hintergründe herkam. Das kränkliche Aus- sehen des Prinzen verursachte ein gewisses Aufsehen. Wilhelm von Kranhoven und die andern flandrilchen Edelleute betrachteten ihn mit inniger Theilnahme, der angebliche Graf Balduin sah ihn mit lebhafter Bewegung an. Der König schien wenig erfreut über diese unerwartete Störung und sagte: „Ist das nickt der Prinz von Portugal, der sich naht? Ihr habt Euch krank melden lassen, Prinz, und wie mir scheint, seid Ihr in der That sehr leidend. WaS bewog Euch dennoch vier zu erscheinen?"
Ferdinand erwiderte: „Der Brief, den mir Eure Majestät gesendet, hat mich bestimmt, meine ganze Kraft aufznraffen, um dieser Versammlung beiwohnen zu können;" woraus der König befahl: „Man gebe dem Prinzen einen Sessel."
Tie beiden Diener brachten einen Sessel, und nachdem sich der König auf den Thron niedergelassen hatte, setzte sich auch der Prinz.
Ludwig wendete sich hieraus wieder an den Grasen Balduin nnd sagte:'„Zwar sind wir selbst nicht zweifelhaft darüber, daß der Gras Balduin noch lebt und vor uns steht, doch bedarf eö der Form wegen einiger Vorsicht. Nur einige Fragen, sollt Ihr, edler Herr, uns in Gegenwart dieser auserlesenen Versammlung gestalte», deren Beantwortung allen Zweifel zerstreuen werben."
Diese Worte erregten bei den metsten flandrischen Gästen ! nicht geringe Verwunderung. Wilhelm von Kranhoveu drängte . sich an Balduin heran, um ihm znr Seite zu stehen. Der Greis i selbst erhob den Kopf, blickte Ludwig mit edler Entrüstung an, ^ nnd erwiderte: „Mit Erstaunen vernehme ich, was Eure Majestät uns zum Willkommen beut. Wir sind ohne Mißtrauen hier- j her gekommen als Eure Gäste, freundschaftlich von Euch geladen, nnd nickt in der Erwartung eines Verhöres."
Ludwig behielt seine völlige Ruhe nnd entgegnete mit einem Anflug seiner Ironie: „Ihr nehmt es ernster, als wir es mei- j neu. Ein Verhör? Wir denken nicht daran.",— Tan» faßte ^ er den vor ihm stehenden Greis scharf in's Auge, und fuhr j fort: „Wie leicht könnt Ihr zum Beispiel die Frage beantworten, ! ob Ihr Euch des Tages und des Ortes erinnert, wo Ihr einst ^
unserm in Gott ruhenden Vater den Eid der Vasallcntreue geleistet habt?"
Nachdem der König dieß gesagt, entstand eine Pause, die nach und nach höchst peinlich wurde. Das Gesicht Ludwigs wurde immer höhnischer, der von ihm Gefragte befand sich in einer offenbaren Verwirrung nnd Alle übrigen Anwesenden blickten gespannt nach ibm hi».
Der König ließ die Verlegenheit absichtlich ziemlich höchste!- ge». Endlich sagte er: „Ihr entsinnt Euch dieser Umstände also nicht?"
Der Greis erwiderte: „Größere Erlebnisse haben die Erinnerung an diese Einzelnheitcn früherer Zeit verwischt; ich entsinne mich derselben in diesem Augenblicke nicht.
„Nun wohl," sagte Ludwig, „so wird es Euch doch wohl erinnerlich sein, an welchem Tage nnd in welchem Zimmer Eure Vermählung mit der Prinzessin Marie von Champagne vollzogen ward?"
Tiefe peinliche Stille lagerte sich über die Versammlung. Der König sah sich triumphierend um, und zuckte höhnisch die Achseln.
Da konnte Wilhelm von Kranhoven seinen Unmuth nicht länger bemeistern. Er trat kühn einen Schritt vor nnd sagte: „Ihr fragt nach so geringfügigen Dingen, daß es kaum ver- wunderlich erscheint, wenn unser Herr sie nicht im Gcdächtniß behalte» hat."
Kaum hatte er dieß gesagt, als Ludwig ihn mit der stolzesten Miene anblickle, nnd in kalt verächtlichem Tone zu ihm sagte: „Wir haben Eure Meinung nicht begehrt, Baron, wartet und haltet Eure Ansicht zurück, bis wir darnach fragen." (Fts. f.)
Allerlei.
Heber die Versumpfung des Waldbodens und die Mittel zu seiner Entwässerung.
Alle Gewächse des Bodens, im vorliegenden Falle die Wald- bänme. enthalten in ihren körperlichen Bestandtheilen viel Wasser, und können ohne dieses Element nicht bestehen.
In dem Körper eines Nadclbolzstammcs oder einer Pflanze sind im vegeticeiiben Zustand allein 30—40 Prozent Wasser enthalten.
Im Wasser nnd in der Lust — Dunstkreis — befinden sich die Ernährungstheile der Pflanze, die im Walde Holz, Blütbcn und Früchte erzeugen, aber auch noch zn anderen Zwecken dien- lich und unentbehrlich sind, insbesondere zur Entwässerung versumpfter Waldbödcn. --
Für verlassene Weiher, See» und sonstige holzlose nnd versumpfte Stelle», die ans Mangel an Gefall durch Grabenzichun« gen rc. nicht entwässert werden können, bieten Hügelpflanzungcn mit Eicklen (umgelegte Rasen, die mit dem Boden verwachsen und 3—5 hoch sind) ei» sicheres Mittel, das stehende Wasser durch Einsaugung nnd wieder Verdunstung der nicht zum Holzzuwachs rc. verwendeten nud deßhalb entbehrlichen Theilc zu entfernen und mit Holz zu bestocken.
In Holzbeständen, die von Jugend an im Schluß erzogen und darin erhalten worden sind, sieht man keine versumpfte, sondern am Bode» mit Laub oder Moos in mäßiger Dicke bedeckte Stellen, — dagegen auf Untergrund von bindenden Erd- bestandtheilen, als Lehm, Thon — ohne Wald, Sumpf, und in dessen Folge Sumpsgewächse aller Art, nicht selten ellenhohes Moos vegetiren, die den Boden bedecken, die Eindringung der Sonncnwärme verhindern, ihn in Säuerung übergehe» und in diesem Zustande für die Waldknltur brach legen lassen.
Dergleichen Böden können, nach geschehener Abräumung des Moossilzes rc., nur durch Hügelpflanzungen wieder mit Holz in Bestand gebracht werden.
Um die durch Anwendung ungeeigneter Wirthschaftsformen oder durch »»berechnete und unüberlegte Holznutzungen erzeugten Sumpsstellen wieder zur Waldkultur geeignet zu machen, befleiße man sich, den Boden auf die oben angegebene Weise aus der Hand mit Holz anzubauen und sich zur Regel dienen zu lassen, ihn nie mehr blos zu legen, sondern dafür besorgt zu sein, daß der Obei holzbestand immer nur dem jungen Wald zu weichen und größere Lücken, unangebaut, zn meiden habe. G.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.