Speisereste konstgtirtc, daß nicht nur die Außenseite der Knödel mit Arsenik bestreut, sondern auch im Teiig selbst ganze Stücke dieses Giftes enthalten waren.
B öh misch-T r ü b a n, 16. Ang. (GL. v. Steinmetz über die östreichischc Armee.) Am 10. Juli saß ich, erzählt der Korre- spondent eines Provinzblaktes unter Anderem, mit einem Genes, sen in der Bierhalle, als ein preußischer ältlicher Offizier, in einen Mantel eingebüllt, aus dem Badbause trat und sich zu »Ns gesellte. Wir sprachen von dem Kriege Verschiedenes, und, da er sich sehr artig benomine», auch ganz freünüihig über die Schlackt bei Königgrätz. Dabei sagte er unS: „Meine Herren! Wenn Ihr Militär zurückkommcu wird, macken Sie ihm keine Vorwürfe; wir haben einen chrenwerthen Feind vor uns gehabt, der uns bis 3 Uhr geschlagen hat; wir waren halb verloren, als ein großer Fehler auf Ihrem linken Finge! uns eine Lücke wies, welche wir benützten, worauf wir in die Flanke und den Rücken Ihrer Armee fielen und den Sieg davontrugcn." Ter bescheidene Offizier war — General v. Steinmetz.
Paris, 21. Ang. Das Kriegsministcrinm beansprucht 80 Mill. Franken zur schleunigen Anschaffung der HinterladungSgc- wehre Chassepot.
Die Bank in Frankreich hat selten in ihren Kellern so viele Reichlhümer enthalten, wie gegenwärtig; sie bewahrt einen Werth von 700 Mill. in Gold und Silber, Edelsteinen, Geschmeide rc. Diese riesigen Schätze wurden vor Beginn des Krie- ges i» Deutschland nach Paris gebracht. Man schätzt die von deutschen Kanflente» und Privaten in die Bank von Frankreich hinterlegten Depots auf 200 Mill. Der König von Sachsen allein hinterlegte 10 Mill. Gulden. Die Bank mußte schließlich die Aufbewahrung weiterer Depots ablehuen, da ihre Keller überfüllt waren.
Pari s. Alle Gerüchte, die über die Bedingungen umgehen, unter denen die Abtretung Venetiens erfolge» soll, werden von der Patrie für falsch erklärt: Der Kaiser Franz Joseph hat dem Kaiser Napoleon III. Venetie» direkt abgetreten und direkt wird cs der Kaiser Napoleon denn auch dem König Viktor Emannel abtretcn. Die Maßregeln zur Ausführung, die späterhin getroffen werden können, würden von der Regierung in Florenz ansgebeu.
London, 20. Ang. Am letzten Sonntag Morgens halb 3 Uhr stießen auf der Höhe von Aldborough der von Hnll südwärts fahrende Dampfer „Brniser" und das von London »ach Sunderland fahrenden Schraubenschiff „Oswald" zusammen. Ter „Brniser" sank in weniger als einer Viertelstunde, und von den an Bord befindlichen 120 bis 130 Mensche» konnten nur 99 vom „Oswald" gerettet werden, die meisten in bloßem Nachtgewand.
London, 24 Ang. Die TimeS spricht die Erwartung aus, daß der König von Hannover seinen bleibenden Ansenlhall in England nehmen, und sich dort unter dem Titel eines Herzogs von Cnmberland nicderlassen wird. Man glaubt, daß auch die übrigen enthronken deutschen Fürsten in London, das in seinen Banken so manchen aus Deutschland gezogenen Schatz birgt, ihre Zufluchtsstätte suchen werden.
Athen, 26. Ang. Tie Unruhen in Kandia steigern sich. Tie Türken haben Feindseligkeiten begonnen; verschiedene fremde Konsul», namentlich die von Holland, Schweden und den Vereinigten Staaten, haben bedeutenden Schaden erlitte»; die Kon- fuln haben protestirt. Die französischen Marinestationen in der Levante haben Befehl erhalten, jede ein Schiff nach Kandia zu schicke». Das französische Admiralschiff hat Spra verlassen, um sich gleichfalls dahin zu begeben. Ter König von Griechenland wurde am 18. Ang. in seiner Hauptstadt znrückerwarkei. Er wird ein Memorandum an die Mächte erlassen. Der Konsul der Vereinigten Staaten -hat die Fordeeungcn der Kandioten bei dem Pascha befürwortet, jedoch ohne seine Beziehungen mit ihm abzubrechen. (S. Vztg.)
Tie Journale von Neu-Seeland klagen über den Mangel an Frauen in dieser Kolonie; die Volkszählung ergibt, daß unter den europäischen Bewohner zweimal so viel Männer als Weiber sind. Man wünscht dringend eine große Zufuhr von „robusten. kräftigen und fleißigen Weibern."
Graf Baldur».
iFvrksetznng.)
Erstaunt blickte Hugo bald ans den Prinzen, bald auf den Brief. Endlich nahm er ihn und las. Wilhelm sagte unterdessen ganz besorgt zu Ferdinand: „Ihr seid erhitzt, Prinz, Euer Unwohlsein versetzt Euch in fieberhafte Aufregung." Aber Ferdinand wehrte diese Warnung ab und verfolgte mit gespannter Anfmerk- samkeit die Wirkung, welche bas Lesen des Briefes auf Hugo her- vorgebrachl. Dieser gerieth, je weiter er las, in immer heftigere Bewegung, fein Gesicht wurde bald bleich, bald roth; er sprang heftig vom Stuhle auf, und zuletzt, als er zu Ende gelesen, zerknitterte er das Papier vor Wntb in den Händen und rief: „O Hölle! O Schurke! Ist cs denn möglich? Habe ick recht gelesen? Von ihm, von Aldenarde!"
„Mit feinem vollen Namen unterzeichnet," sagte Ferdinand mit Nachdruck.
„Wilhelm von Kranhovc» stand nun ebenfalls ans, nahm de» Brief, glättete ihn wieder, und las ihn anfmertsam durch. Hugo ging inzwischen in heftigem Zorne auf und ab, und murmelte zwischen den Zähnen: „O dieser Name sei verflucht bis in die tiefste Hölle!"
Wilhelm von Kranhoven faltete den Brief wieder zusammen, nachdem er ihn gelesen batte, und gab ihn dem Prinzen zurück. Sein Gesicht zeigte feste Entschlossenheit und er sagte: „Ick ahnte es, daß er ein elender, ein gemeiner Verräther sei. Aber nun gilt es vor allen Dingen auf Rettung denken für Balduin und uns. Flucht ist hier der einzige Ausweg. Vorsichtig müssen wir dieselbe vorbereiten, und Balduin warnen. Aber wie kann eS geschehen? Wen» er in bas Schloß kommt, ist es verloren. O mein Golk waS ist zu thnn?"
Hugo sagte, er wolle Pferde besorge», und beim ersten Anzeichen , daß der König Arges sinne, sollte Balduin unter dem Vorwände, daß er der Ruhe bedürfe, sich auf kurze Zeit beurlauben, um dann sofort zn entfliehen.
Als der Plan so besprochen war, setzte Hugo Hinz»: „Dann aber, Vater, wen» die Flucht gelungen ist und wir die Heimat erreicht haben, nehme ich Rache an ihm, dem Buben, dem niederträchtigen Schurken, der unS und Flandern verrieth! Und"
— hier blickte er auf Ferdinand »nd fuhr ohne Ueberlegnng fort
— „Euch! denn daß Jbr's wißt, jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Angen, und was ich früher nicht glauben konnte, seh' ich klar, er liebt Johanna, Euer Weib, er sucht sie z» umarmen, und hofft auf diese schändliche Weise durch Frankreichs Gunst sie für sich zn erringen."
In seinem sprudelnden Unmutbe hatte Hugo nicht sonderlich auf die Wirkung seiner Worte geachtet. Wilhelm sah. wie Ferdinand erbleichte, er unterbrach daher den Sohn mit dem Ausrufe: „Was Ihnst du mein Sohn? Schone ihn, er ist krank."
Ferdinand sagte: „Laßt ihn nur Alles sagen, was kann cs mir schaden? Ick zähle ja ohnehin nicht mehr zu den Lebenden." Dann, indem er seine Kräfte zusammennahm, stand er auf nnd sprach feierlich: „Schwört mir, mich nnd Euch zn rächen!"
ES war ein ernster Augenblick, als diese drei Männer, die von demselben Feinde in ihren edelsten Gütern verletzt waren, sich zum Racheschwur vereinigten. Wilhelm sagte: „Flandern fordert sein Leben zur Sühne, denn er hat cs verwirkt durch de» Verrath am Vaterlande. Meine Hand soll ihn treffen."
Hugo dagegen wetteiferte mit seinem Vater, indem er sagte: „Nicht doch, mein Vnter, gönne mir die Genngkhunng, ihn zn tödten. denn mich bat er dreifach auf's schmählichste betrogen nnd beleidigt. Johanna's Ehre allein würde meine Hand bewassnen, wäre auch ich nicht selbst und das Vaterland durch ihn hinkcrgan« gen. Ihre edle Seele ahnt seine Schändlichkeit nicht, und arglos vertraut sie ihm das Wohl ihres Landes und ihr eigenes an. Von meiner Hand fällt er." lForts. folgt.
— (Einer von der leickten Kavallerie.) Ein Berl. Blatt erzählt: In dem Kampfe vei Kiffingen wurde ei» Kavallerist der leichten Reiterei der Baiern von den Preußen gefangen genommen und Spass.s halber seiner Korpulenz wegen gewogen. Das Gewicht desselben stellte sich auf 212 Pfund heraus. Wie viel mag »un erst ein schwerer bairischer Reiter wiegen?
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.