in gewissen Frage» da? Haus einig sei. Nach einige» Bemcr- kungcn VirchowS gegen Jakoby und Ablehnung der polnischen Amendements von Labinski (wobei der Ministerpräsident betonte, daß im Hause nur Vertreter des preußische», nicht des polnischen Volkes sitzen) wurde der Entwurf Stavcuhagen-Boni» zuerst ab« satzweise, sodann im Ganzen gegen etwa 25 Stimmen (Jakoby, die Polen, 8 Katholiken, 3 von der Linken) angenommen. Es erfolgte hiernach die Ausloosnng von 30 Miglicdern zur Ueber- reichung der Adresse.
Berlin, 23. Aug. Tie ministerielle Provi»zialkorrespon- denz begleitet ihre Mittheilung über den Inhalt der mit den süddeutschen Staaten abgeschlossene» Friedensverträge mit folgen» den Bemerkungen: „Tie preußische Regierung bat sick bei den gesammten Friedensvcrhandlnngen lediglich von großen politischen Gesichtspunkten, nicht von Beweggründen kleinlicher Vergeltung oder bloßer Ländcrsncht leiten lassen. Ihre Hauptaufgabe war die Ochöpfung eines kräftigen norddeutsche» Bundes und in demselben eines starken und fest zusammenhängenden Kerns. Dcß- halb mußten in Norddcntschland alle anderweitigen Rücksichten zurücktreten. Was Süddeutschland betrifft, so ging die Regierung davon aus, daß dort die Erwerbung eines größeren oder geringeren Landstrichs nicht ins Gewicht fallen kann, gegenüber dem großen nationalen Interesse der sofortigen Anbahnung günstiger Beziehungen zwischen Preußen und dem deutschen Süden. Tiefer Gesichtspunkt und die darauf begründete mildere Behandlung der süddeutschen Staaken haben aus Seiten derselben die j vollste Würdigung gefunden, und es ist zuversichtlich anznnebmen, baß die Friedensverhandlungen dazu gedient haben, hoffunngs- ! volle Anknüpfungen zwischen dem Norden und Süden Deutsch- s lands zu begründen und dadurch ein neues Unterpfand -für eine ! heilsame nationale Entwickelung Gesammtdenlschlands zu gewähren." ^
Stettin, 20. Aug. Nach der Oderztg. ist in der Lebens- ^ weise des Kurfürsten seit dem Erscheinen der k. Botschaft, durch ^ welche die Annexion des Knrfürstenthnins ansgesproche» wird, eine völlige Wandlung eingetrcten. Er hält sich seit Samstag ! selbst von seiner nächsten Umgebung abgeschlossen und verkehrt ! mit Niemand. Die gemeiufchastlichc Tafel, an welcher außer der ! Gräfin Isenburg anch täglich die Herren deS Gefolges und bis- , weilen eingeladene Gäste theilnahmen, ist aufgehoben, Spazierfahrten und Promenade» sind eingestellt. Anch an seinem heutigen Geburtstage ließ sich der Kurfürst, außer von der Tochter, von Niemandem die Aufwartung machen. Uebrigens sind Gra- lnlalionsschreiben in Menge, auch von den kurfürstlichen Truppen in Mainz ein gelaufen und ans den Arbeitstisch deS Adressaten gelegt.
Tie Kieler Zeitung ist unterdrückt worden, weil sie eine Erklärung von Leffcr ausgenommen, in welcher der Erbprinz als Herzog bezeichnet war.
Wien, 21. Ang. Gestern um 8 Uhr Abends ging mittelst eines Separatlastzngs der Nordbahn Las als Kriegsentschädigung für Preußen bestimmte Silber im Betrag von 20 Millionen Tha- lcrn in Begleitung von 10 Bankbeamten, 12 Dienern und 30 Feldjägern von hier über Prag nach Berlin ab. Das Geld ist in Fässern verlade», und das Abzählen, welches von 20 Beamten vorgenommen wurde, erforderte sechs Tage. Das Geld besteht durck'gehends ans Neichsthalern. — Des Frhrn. v. Bcnst Rücktritt soll ausdrücklich von Preußen bedingt worden sein. Derselbe ist übrigens nach Lage der Dinge selbstverständlich. Anch bestätigt sich, daß Dresden eine preußische Garnison erhält.
Wien, 22. Ang. Die Preußen müssen Böhme» vor dem 16. September räumen. Nach einem kroatischen Blatte soll Be- nedek vor dem höchsten Kriegsgerichte, das provisorisch in Agram fnnktioiiiren würde, in Anklageznstand versetzt werden.
Wien, 23. Ang. Als authentisch wird gemeldet, daß der Friedcnsvertrag zwischen Oestreich und Preußen gestern Abend unterzeichnet worden ist und nun nach Wien zur Ratifikation abgeht. Nach Auswechslung der Ratifikation beginnt die Räumung der von preußischen Truppen besetzten Landestbeile. Für die gänzliche Räumung Böhmens ist eine dreiwöchentliche Frist festgesetzt. <T. d. S. M.)
Turin. Garibaldi ist in einem sehr leidenden Zustande zu Brescia. Er hat bereits in eurem Tagesbefehl von den Freiwilligen Abschied genommen und gedenk! nach seiner bescheidenen Insel Caprera znrückznkehren.
Brüssel, 20. Ang. (Köln. Ztg.) Tic Nachrichten ans Paris über den Erfolg der Anstrengungen der Kaiserin Charlotte lauten sehr betriebsam für die Erben Mvnteznma's. Die Kaiserin soll weder in militärischer, noch in finanzieller Hinsicht die erbetenen Zugeständnisse erlangt haben, und wird ihre Rückkehr nach Mexiko täglich problematischer. Man glaubt vielmehr, daß Maximilian auf dem Punkte stehe, der mexikanischen Dornenkrone zu entsage», und daß er selbst demnächst in Europa anlangen werde.
Paris. Ter kleine Moniteur erfährt, daß der Kronprinz von Preußen sich nächstens als Vieekönig (?) nach Hannover begeben und dann anch nach Kurhessen gehen werde, um die Organisation der preußischen Verwaltung in diesem Lande z» leiten. — Drei auf den Kriegsfuß gestellte Tampsfregakken werden ab- gerüstek.
Es hat den Anschein, als ob cs nun bald wieder hinten in der Türkei losgehen werde. Wie aus der Insel Kandia (Kreta), so soll auch auf Cypern das Volk sich erhoben haben, die türkischen Fesseln abzuwerse».
Graf Balduin.
(Fortsetzung.)
Das Eintreten der beiden Barone von Kranhove» unterbrach seinen Gedankenzng. Beide begrüßten ihn mit theilnehmcnder Offenheit. Hugo, de» er nur noch als ganz jungen Mann gekannt hatte, erregte das Interesse des Prinzen und er richtete mehrere Fragen in Bezug ans scine Erlebnisse in Deutschland an ihn, die der junge Baron z» Ferdinands Zufriedenheit erwiderte.
Endlich nachdem die beiden Herren sich gesetzt batten, sagte der Prinz: „Euch fuhrt eine seltsame Berantaffuug hierher. Mich wundert nur, daß Ihr der Einladung des Königs so willfährig nachaekommen seid. Fürchtet Ihr den» keine Hinterlist?"
Wilhelm von Kranhoven cntgegnete: „Die Pflicht forderte, daß wir unseren wiedergekchrten Herrn begleiteten, und vor ihrer Siimme schwieg jede Besorgniß.
Ferdinand schwieg und sah eine Weile nachdenkcnd vor sich hin.
Hugo unterbrach die Panse, indem er die Bemerkung machte, der Prinz scheine in seinem Befinden besser z» sein, als man gesagt habe, woraus dieser versetzte, er fühle sich iu diesem Augenblick wvhler. als seit lauge. Dann sragie er: „Was sagte »reine Mutter, ats sie Balduin wiedersab? Sie kennt ihn aus früherer Zeit."
Wilhelm von Krauhoveu erwiderte: „Selrsam war die Art, wie sie das Wiedersehen ansnahm, und obgleich sie keine bestimmte Erklärung abgab, so schien es doch außer allem Zweifel, daß sie gegen ihren Willen ihn wiedererkannte."
„Mau will wisset!," setzte Hugo hinzu, „daß sie seit jener Stunde ruhelos umherirre Tag und Nacht, oft von wilden Träume» geplagt, ihr Lager verlasse, und mit drohender Geberde den Namen Johanna'S nenne, wobei sie unheimliche 'Reden in fremder Sprache führe."
TaS befremdete Ferdinand »»d brachte ihn selbst ans den Gedanken , daß der Greis wirklich Balduin sei. Er seng daraus die beiden Barone: „Und befürchtet Ihr hier in Paris nichts für Euch?"
„Es galt, de» Widersachern unserer Angelegenheit gerade den Beweis zu geben, daß wir nichts befürchten," versetzte Wilhelm von Krauhoven.
„Zu diesen Widersachern gehört Aldenarde!" ries der PriiW mit ansflammendem Blicke.
„Er vor Allen," entgegncte Wilhelm; „aber woher seid Ihr so gut unterrichtet?"
Hugo starrte den Priuzeu überrascht und zweifelnd au. Dieser sagte mit bitterem Läckeln: „Aus der besten Quelle," und setzte dann biiizn: „Ist Aldenarde schon lange Euer Feind?"
„Er ist mein bester Freundversetzte Hugo, „mein Jngend- gespiele und Waffenbruder, und irotzdem, daß er in dieser Angelegenheit anderer Meinung ist, als wir und unsere Gegner, halte ick ihn dock für aufrichtig."
Ein heiseres Lachet, deS Prinzen war die Antwort. Dann ging derselbe zu einem Tische, nahm das dort liegende Schreiben Äldenarde's, reichte es Hugo und sagte: „Nun so leset diesen Brief." «Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zais-r'schen Buchhandlung.