T » g e s - A e u i g k e i t e n.

Stuttgart. Durch eine königl. Verordnung vom 21. d. M. ist das Ausfuhrverbot von Proviant- und Kriegsmaterialach Preußen und den von preußischen Truppen besetzte» Gebiete» außer Wirksamkeit gesetzt.

Stuttgart. Die geräuschvollen Tage des Einzugs unse­rer rückkehreudeu Truppen sind vorüber, vorüber der übertriebene Kultus, der damit verbunden war brachten doch Familien ihrer Eingnarlirung den Kaffee Morgens ins Bett, gab ein Herr in der Neckarstraße doch seinen 2 Soldaten täglich 3 Flaschen 1865er glich doch der mit Einguartirung belegte Theil der Eiadi einer förmlichen Skoppanstalr waren wir doch selbst Augen- und Obrcnzenge, wie ein Lieutenant seinem sein geklei­dete» Bedienten sagte: gehe in die Hirschgasse und hole dir einige Hemden, die dort ansgekbeilt werden, woraus dieser entgegnete: ich habe noch 6 Stück, die ich beim Einrückcn miibrachke, wor­aus sein Herr ihm wenigstens zusprach, sich ein Paar Stiesel zu holen. Wir gönnen es dem LandeSkinde in der Uniform, wenn

seine Mitbürger ihn herzlich empfangen und einen Theil seiner

Entbehrungen ihm versüßen wollen wir tadeln nur de» Schwin­del, der damit getrieben wird und hätten gewünscht, daß der unglückliche Landbewohner, der oft fast seine ganze Habe verlo­ren, als der Kriegsbesen über seine Hülle und Flur dahin segle,

mag er nun ein Badenser, Hesse oder Baicc sein, auch unter­

stützt werden möchte. Auch hier hat der Krieg schon seine Opfer gefordert. Ein früher sehr rcnommirler Buchhändler, des­sen Absatz »ach Oestreick durch den Krieg stockte, suchte mit Hin­terlassung einer Witlwe und einigen unerzogenen Kindern Len Tod im Neckar. Ein Anderer, ein wohlhabender Bäcker, wurde Von der krankhafte» Idee erfaßt, die nächste Zukunft ruinire ihn gänzlich und stürzte sich, nachdem er Nachts 11 Uhr seine Tages­einnahme und Ringe aus den Tisch gelegt und mit der Kreide dahin seinen Entschluß geschrieben hatte, in den Feuersee. lieber die Kriegführung ist nur eine Stimme unter Offizieren und Soldaten und erstere versichern, Laß es am besten gewesen, gleich nach der Niederlage Oestreichs bei Königgräz wieder heim- znkehren, denn mit unserer kleinstaatlichen Miliiärorganisation können wir Preußen nicht cntgcgenlreten. (T. Ehr.)

Vom Untertan de, 21. Ang. Aus allen von den Preu­ßen okkupirt gewesenen Landesthcilen trifft die Nachricht ein, daß dieselben theiis schon abgezogen seien, theils die Vorbereitungen zum Aufbruch treffen. tLk.A.s

Frankfurt, 19. Ang. Der N. Z. wird geschrieben: Wie man vernimmt, fordert der Fürst von Thurn und Taxis von Preußen für die Ueberlaffung der Post in den zur Annexion be­stimmten Ländern die Summe von 14 Millionen Gulden! Seit­dem Preußen die hiesige Post in Verwaltung genommen, ist durch vermehrte Kurse eine schon längst gewünschte Verbesserung einge- führt worden.

Frankfurt, 21. Ang. Das Frks. I. bringt an der Spitze des Blattes folgende Bekanntmachung: Nachdem mir von Sr. Mas. dem König von Preußen am 11. d. die obere Leitung der Zivilverwaltnng in den von de» preußischen Truppen besetzten Territorien Nassau, Obcrhessen, Frankfurt und Franken unter Der Autorität des Oberkommandv's der Main-Armee übertragen worden ist, habe ich meine Wirksamkeit mit dem heutigen Tag begonnen. Ich bringe Vertrauen und guten Willen mit. Möge mit gutem Willen und Vertrauen mir von allen Seilen entgegen gekommen werden! Den Behörden und Bewohner» der gedachten Territorien gegenüber tritt in der Stellung und in den Verhält­nissen der bereits ernannten HH. Zivilkommissarien keine Verän­derung ein. Frankfurt, den 19. Aug. 1866. Der Zivilgon- vcrnenr: Frhr. v. Patow.

In dem ehemaligen Bnndespalast in der Eschenheimer Gasse zu Frankfurt a. M. ist Niemand zurückgeblieben, als der alle Portier.

München, 19. Aug. Das schon seit mehreren Wochen Verbreitete Gerücht, daß Hr. v. d. Pfordten werde als Minister des Auswärtigen Lurch den Reichsrath Fürsten Hohenlohe ersetzt, hat in den letzten Tagen an Glaubwürdigkeit gewonnen. Fürst Hohenlohe huldigt in seinen volitischcn Gesinnungen einem ge­mäßigten Liberalismus: er besitzt eine Hinneigung zu Preußen, welche dermalen natürlich mehr als sonst in Betracht kommt.

I Der FriedeuSsckluß werde als gesichert betrachtet. Man will ^ wissen, und eine Andeutung in der Bair. Ztg. scheint cs zu be. ^ statigen, daß die Harken Bedingungen Preußens auf ein vom ! Könige Ludwig an den König von Preußen gerichtetes direktes Schreiben gemildert und damit die Uebereinknnst angebabnt wor­den sei. ' (N.D.Z.)

München, 22. Aug. Die ,,Bayerische Zeitung" schreibt: Die Friedensnnkerzeichnnng erfolgt heute. Die Kriegskvstenent- lchädignng ist erhöht worden, um die Gebietsabtretungen auf ein unbeträchtliches Maß znrückznsühren. An die preußischen Ge­nerale ist der Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten ergangen.

München, 22. Ang. Eine königl. Verordnung beruft die Kammern aus Len 26. d. M. ein.

Augsburg, 2l. Ang. Morgen soll der formelle Abschluß - der Thäkigkeil der früheren Bundesversammlung stattfinben und ! sich dieselbe definitiv anflösen.

Schweinsurt, 16. Aug. DaS Schweins. Tagbl. theilt j nachstehenden Steckbrief mit: Am 27. v. M. ist ein Transport Ochsen und eine Kuh, dem 8. Bnndesarineekvrvs gehörig, aus der Strecke von Würzburg nach Estenfeld-Schweinfurk statt nach ! Nvttendors-Kitzingen abgegange» und fehlen davon noch 41 Stück j Ochsen und die Kuh. Die Ochsen sind mit II. I bis XXIV s gezeichnet und die Treiber Civilpcrsouen aus der Gegend von ^ Mainz. (V.Ztg.)

Es g e ht n ich ts ü b e r P a kri o ti s m u s. Das sieht man,

! wenn man den Neuen Bairischen Kurier liest, welcher in der i Haupt- und Residenzstadt des engeren Vaterlandes Baiern er- i scheint. Dort steht gedcuckl zu lesen, daß, um die bairische Selbst- ^ ständigkeit zu erhalten, ein Bündniß mit Frankreich besser sei als ! ein preußisch Bismark'sches Helotenihnm. Das nenne ich dent- ! lich gesprochen, das nenne ich ehrlich srank und frei. Also da- ! hin ist es nnler uns gekommen, baß in dem ersten Augenblick,

! wo Deutschland einmal seine inneren Angelegenheiten unabhängig ^ von »Frankreich zu regeln beginnt, die Kleinmacht Baiern lüstern hinüberschaut zu dem kleinern Neffen des großen Oheims, um die von Letzterem geschenkte Krone von Ersterem sich garantire», ja noch mehr vergewissern zu lassen! Also dahin ist es unter uns gekommen, daß inan Baiern über Deutschland setzt, daß man, um patriotisch gegen Baiern zu bleiben, ein Verrätber an Deutschland wird! Süddeutsches Volk, gehen dir die Angen noch nicht aus? Lange genug bast du dein Heil vom Hanse Habs- bnrg gehofft du konntest nickt anders. Aber du bist von demselben schmählich im Suche gelassen worden; cS bat dich im­mer zu seinen selbstsüchtigen Zwecken ausgebeutet; dein Wohl hat es nie im Auge gehabt. Da ist dann dein Blick naturge­mäß um einige Grade westwärts gerückt, und du bast in Baiern noch eine Rettung in dem allgemeinen Zusammensturz der alten Dinge sehen zu können geglaubt. Und siehe da von dort ^ lönts herüber: schließ' dich an Frankreich an! Es ist genug.

^ Bier trinken und Wurst essen, so roh als möglich sein, und im . übrigen Deutschland an Frankreich vcrralhen bas heißt bei ' vielen Baiern Gesinnungstijchtigkeit. (F. Z.j

Die sächsische Division, die seit dem Waffenstillstand in der Umgebung von Wien konzentrirt stand, hat ihren Rück- ! marsch in die Heimat angetreten.

? Leipzig, 19. Aug. (N. F. P.) Die sächsischen Herzog- ! thümer wird Preußen nicht einvcrleiben. Sogar Sachsen-Meinin­gen, welches unter allen allein mit Oestreich ging, bebält seine Dynastie, doch hat sich der Herzog dazu verstehen müssen, zu ^ Gunsten des Erbprinzen abzudanken.

Berlin, 18. August. (Ans Umwegen. N. F. P.s Außer den Gebieten, welche durch die kgl. Botschaft bereits als zur Einverleibung bestimmt bezeichnet wurden, werden auch noch Ham­burg, Lübeck und Bre-men, Reuß, Lippe, Waldeck, Schwarzburg nebst einem Theile von Hessen-Darmstadt genannt. Da einige dieser Gebietskheile Austauschgegenstände bilden sollen, so sind sie in das erste dem Landtage vorgelegte Einvcrleibungsgesetz , noch nicht ausgenommen worden.

Berlin, 19. August. Das zweite Armeekorps wird nicht nach Pommern zurückkehre», sondern in den iiciierwordenen Lan- deslheilen Schleswig-Holstein und Hannover dauernde Garni­son erhalten.

Berlin, 20. Juli, Wie in parlamentarischen Kreisen ver­lautet, wird die förmliche Besitzergreifung von Hannover, Kur-