T » g e s - A e u i g K e i t e n. s

Stuttgart, 19. Aug. Sicherem Vernehmen nach ist die > Ratifikation dcS Friedcnsvertrags mit Preuße» bereits nach, Ber- > liu adgeganae», nud wird solche vom Kriegsminister Harderts s dort übergeben »ud dagegen die preußische Ratifikationsurkunde ! ansgcwechselt werde». Gleichzeitig ist mich die Zahlung der be­dungenen Kriegskontribniion abgesnhrt worden, womit Finanz­rath Rueff »ach Berlin abgegangeu. Der Betrag, 8 Millionen Gulden, wurde dem Grundstock entnommen und zwar in lauter würklembergischen Obligationen von je 1000 fl. ans früheren Anlehen, worin die GrundstockSgeldcr angelegt waren. Hiermit wird auch die preußische Besetzung eines TheilS unseres Landes ansbören und so die BerpflegNugSlast von täglichen 6000 fl. aus­hören, womit für das Land ein großer Gewinn erzielt wird. Trotz Krieg lind Blutvergießen, trotz Preußen und KriegSkontri- buliv» ist Württemberg doch im Stande, ein Stück neuer Bahn zu eröffnen »nd zwar das wichtige Stuck Heilbronn - Jaxtseld, das bestimmt ist, eine direktere Verbindung mit dem Rheine vor- zubereiken, als eS über Bruchsal möglich ist. Die Bah» wird am 11. September eröffnet und ist bereits i» de» neuen Fahrten­plan aiifgenomiiieii. <Schw. B.)

Stuttgart, 21. Aug. Die Karte Deutschlands verein­facht sich im Nvrdweste» wesentlich, obgleich in der Milte das bunte Farben'piel der kleinsten Staate» Bestand hält. Abgesehen von der prvjektirten Annexion eines Theiles von Baiern erhebt sich Preußen zufolge der König!. Botschaft vom 17. August von 5100 Quadratmeile» aus 6450, von 19',s Millionen auf 23^s Mill. Einwohner. Die norddeutschen Bundesstaaten, 20 an der Zahl, zähle» 1080 Ouadralineileu mit 4's Mill. Einwohner, zusammen mit Preuße» 7500 Onadratmcilen mit 28 Mill. Ein­wohner. I»i Süden bleiben 5 Staate» (Liechtenstein eingerech­net) mit 2175 Ouadratmeilen und 8'/s Mill. Einwohner übrig. Deutschland wird uniimebr 6, vielleicht wenn Luxemburg in an­dere Verhältnisse tritt, 7 Souveräuetätcii weniger zählen, als im Jahr 1864, nämlich Ocstreich, Hannvver, Kurbesse», Schles­wig-Holstein, 'Rassau, Frankfurt, lieber Hessen-Homburg und Reich ä. L. ist mau noch im Ungewissen. Souveräne Fürsten und Städte wird es nu» zusammen in Deutschland noch 26 geben. Da auch Italien ans 5130 Quadratmeilen mit 24'/s Millionen anwachscu wird durch die Annexion Veneliens, so wird cs in den historischen Atlanten von Kiepert und Spinner einige Blätter weiter geben müssen. Tie Karle Deutschlands bis 1866 wird fortan so gut veraltet sein, wie bisher die Karle Deutschlands bis 1815. Der bisherige Bund hatte 11,500 Quadratmeilen mit 45 Mill. Einwohners der künftige zunächst 7500 mit 28 Mill. Also bloß numerisch betrachtet, ein Verlust, der sich aber, wie man sich im Norden sagt, nach dem Grundsatz non innltn sock innltum als Gewinn herausstellt. (Lt.A.)

Stuttgart, 21. Aug. Der durch den Friedensschluss nvlh- wendig gewordenen Einberufung der Stände darf auf den 3. oder 4. Sept. entgegengeseheu werden. Tie Tucdmesse scheint nach dem Verlaus, den sie genommen hat, den Anfang gehegten Erwartungen nicht zu entsprechen; schon gestern Nachmittag war der Verkehr sehr flau geworden, und auch heute Vormittag zeigt sich nur wenig Kauflust; die Preise sind gebrückt, was für die Fabrikanten um so nachtheiliger ist, als in letzter Zeit wegen der bedeutende» Tiichlieferuugen für bas Militär die Wolle um 8 bis 10 fl. vr. Ctr. stieg. Auf dem mit der Tuebmesse verbun­dene» Wollmarkt wurden bis jetzt etwa 700 Etc. abgewogen; verkauft waren bis heute Vormittag 50 Balle», sämmtlicb wohl­feilere Waare. (S.M.)

St» ltgart, 21. Aug. Gestern wurden von Sr. Mas. dem König im Hofe der hiesigen Jnfanteriekaserue Dekorationen an solche Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten ausgeiheilt, die sich in, Felde einer besonder» Auszeichnung verdient machten.

Plochingen, 19. Aug. Heule fand hier die politische Versammlung statt, zu welcher das Konnte derDeutschen Par­tei" in Stuttgart die Gesinnungsgenossen des Landes mittelst besonderer Einladungen berufen halte. In großer Zahl fan­den sich aus verschiedenen Theilen des Landes die Vertreter der Ueberzengung zusammen, daß unter den gegenwärtigen Umstän­den, nach der Ausscheidung Ocstreicks, ein starkes deutsches Ltaatsweseu nicht anders herzustellen sei, als durch Anschluß an

den unter Preußens Führung bereits geeinigten Norden. Mau bemerkte Lbeilnehmer ans 21 Oberamtsstädten und einige» an- den, Orten (worunter auch unser benachbartes Rohrdors). Die Versammlung wurde durch den Abg. Holder eröffnet. Der Ab­geordnete Römer begründete die von, Kvmite vorbereitete Neso- Unionen, welche von der Versammlung nach kurzer Debatte ein­stimmig angenoinmen wurden. Dieselben lauten:

1j Nachdem der deutsche Bund ansgehört hat zu bestehen, und Oestreich darauf verzichtet, an der Neugestaltung Deutsch- landS Tbeil zu nehmen, ist die Schaffung eines kräftigen deut­schen LtaatswesenS nur möglich durch den Anschluß sämmtlicher deutscher Staaten au Preußen. Dieser Anschlag ist zu verwirk­lichen in einem Bundesstaat, in welchem die diplomatische und militärische Führung Preußen übertragen ist, die FreiheikSrechte deS Volks im Parlament gesichert sind.

2) Die Beschränkung dieses Bundesstaates ans die nördlich vom Main liegenden Staaten, wodurch wir vom Parlament und der gemeinsamen Gesetzgebung ausgeschlossen sind, widerstrebt den nationalen politischennd volkSwuthschafllichen Interessen des deutschen Volks für jetzt und immer. Wir protestire» gegen die Trennung Deutschlands durch die Mainlinie, gegen jeden Versuch, die süddeutschen Staaken zu einem eigenen politischen Organis­mus znsamnienzuschließen, der leicht zu einem Gegensatz 'gegen den Norden sich entwickeln würde, für die Freiheit keine Garan­tie böte und dem Ausland nur ein willkommenes Feld seiner Ein­flüsse nnd Interessen wäre. In der That ist diese Trennung nur eme Forderung des Auslandes, welches darin durch die Bestre­bungen der vartiknlaristischen Elemente unterstützt wird.

3) Läßt sich aber der Eintritt auch Süddeutschlands in den Bundesstaat nicht in dielen, Augenblick verwirklichen. so erwächst si,r uns un, so mehr die Aufgabe, allem demjenigen cntgegenzu- Ircten, was die vorläufige Trennung zu einer definitiven machen könnte, dagegen diejenigen nationale» Bestellungen z» pflegen und zu entwickeln, die uns schon jetzt als gemeinsame bleiben, und dadurch dem völligen Anschluß vorzuarbeiten. Vor Allem wirb die Regierung daraus bedacht sein müsse», daß das Band des deutschen Zollvereins erhalte» werde nnd daß schon jetzt eine Verständigung mit Preußen über eine gemeinsame Organisation des Heerwesens erfolge.

4) Diese Forderung rechtfertigt sich einmal durch die Er­fahrungen des letzten Kriegs, in welchem die Tapferkeit unserer Soldaten scheiterie an den Mängeln in der Oberleitung, sie recht­fertigt sich mehr noch durch die Gefahren, welche von Seiten des elsersüchtigen und begehrlichen Nachbars den deutschen Gren­zen drohen. Ei» Angriff von außen, gerichtet gegen die Inte­grität des deutschen Gebiets muß die Heere Deutschlands in einer Erfolg versprechenden Organisation und unter Einer Fahne finden.

Ulm, 17. Aug. Die abgeräumlen Felder machen jetzt wie­der größere Manöver möglich, die denn auch heute mit einem FestungSmanöoer begonnen haben. Bei der staunenswerihe n Schnelligkeit, mit welcher die Artillerie ihre Geschütze bediente, geschah es, daß bei dem Hinterladnngsgeschntz einer östreichsschen Latte,ie durch irgend ein Versehen die Ladung nach Hinte» ex- plobirte, wodurch ein Kanonier lebensgefährlich, zwei weitere nicht unerheblich verletzt wurden.

Karlsruhe, 16. Aug. Urthcile ans militärischen Kreisen sind Darüber einig, baß in dieser Gestalt kein Krieg der süddeut­schen Staates mehr geführt werden darf. Diskretion verbietet, den Wortlaut jener MeinnngSäußecnngen anzugeben, aber die Einheit der milliärischen Führung in Deutschland dürfte im Ofst- ' zierstande wenig Gegner mehr staden.

^ Ter, zwischen Baden und Preußen abgeschlossene Frie- j deilövertrag enthält, wie man erfährt, sehr wichtige Bestimmun­gen in Betreff der Handels- und Vcrkehrsverhältnisse. Es ist die Fortdauer des Zollvereins festgesetzt und bestimmt worden, daß in Kurzem Verhandlungen wegen definitiver Regelung der Zollvcreiusverhältniffe zu beginnen haben. Dann ist der Zu- lammentritt. einer Conferenz in Aussicht genommen, um für das deutsche Eisenbahnwesen längst schwer vermißte Normen festzn- setzeu. Es soll sich dabei insbesondere um die Mittel für die Förderung des Personen- und Güterverkehrs, ferner um eine Regelung der Conkurrenz-Verhältniffe ohne Benachtheiligung der allgemeine,, Verkehrsinteressen, bann um die Aufstellung gemein­samer Grundsätze für die Concessionirung neuer Eisenbahnlinien