das!" Der betr. Armee gestand er zu, daß sie de» schwierigste,i Theil des Feldzuges gehabt habe und daukle ihr, uameurlich auch der 7. u»d 8. Division sPommern), daß sie bei Sadvwa im ärgsten Feuer Stand gehalten habe, „als eS de» höchsten Preis galt", nämlich auszuhalten, bis der Kronprinz mit seiner Armee eintraf. Ich wünsche Ihnen, schloß er, daß Sic a» ihrem Lebensabende alle so glücklich sein mögen, als ich. — Dem Führer der Elbarmee, General Herwarlh v. Biücnfcld, crtbeilte er vor der Front der Trnpven den schwarzen Adlerorden. General Steinmetz batte er denselben schon vorher verliehen.
Der Bagagezng des Königs von Preußen kam auf der Fahrt von Prag nach Görlitz durch böswillig gelegte Hindernisse ans den Schienen; dabei vernnglückre» 6 Mensche» und ein Theil des kgl. Marstalls. Man sagt, der Unfall habe den voranöei- lenden Zug des Königs treffen sollen. — Zn den Opfern des Kriegs gehört General v. Mntius, der an seinen Wunden in Austerlitz, und der Prinz von Hoyenzollern, der im Lazarclh nach schwerer Amputation starb.
Kriegsminister v. Roon und GencralstabSchef v. M.oltke haben den schwarze» Adlerorden erhalte».
Ueber den glücklicher Weise beendigten Krieg sprechen sich die preußischen Autoritäten „»verholen dahin ans, daß in der Schlacht bei Königgrätz Preußen seine letzte Karte anSgespielt habe. Es hätte nur davon abgehangen, daß östreichischerseils eine kräftige Diversion in die Flanke des eine» Armeekorps gemacht worden wäre, so wäre mit der Zersplitterung desselben das andere Korps verloren gewesen. Ein Rückzug wäre den Preußen im höchsten Grade verderblich geworden, da die im Rücken liegenden Länder ausgefressen, die Provisionsvorräthe der Armee anfgezebrt waren »nb in Preußen selbst keine Reservearmee mehr vorhanden war. (?) Auch sonst fehlten Vorkehrungen für einen möglichen Rückzug und die westlichen Provinzen waren einem Einfall der Bnndesarmce ganz Preis gegeben. Preußen hat jedenfalls ein hohes und äußerst verwegenes Spiel gespielt. Von der staatsmännischen Weisheit des Berliner Kabincts wirb es nnnmehr abhängen, den angerichteten Schaden wieder gut zu machen, vor Allem aber durch freisinnige Einrichtung die Ge- müther der Nation für sich zu gewinnen. Wenn es das letztere Ziel versäumt, so wirb ihm ans seinem Glück nur Unheil erwachsen. Dan» wird sich an ihm der Spruch erwabren: Wer Wind säel, wird Sturm ernten.
Nach dem blutigen Gefecht bei Skalitz fanden preußische Sanitätssoldaten einen achtjährigen Knaben auf der Wahlstätte, der, über die Leiche seines VaterS, eines Feldwebels vom Regi- mente Kronprinz von Preußen, geworfen, bitterlich weinte und weder durch Versprechungen noch durch Drohungen von der grausige» Stätte wegznbringen war. Da man keine Gewalt anwenden wollte, mußte man den Knaben bei der Leiche lassen, bis er endlich, ermattet von dem vielen Weinen, einschlief; nun erst gelang es ihn fortznschaffen und einem Gefangentransporte an- zureihen, mit dem er nach Glatz geschafft wurde.
Wien, 8. Aug. Beim hiesigen Landgericht sind jetzt 428 Majestätsbeleidigungs-Prozeffe anhängig. — Den Offizieren der in der Umgegend Wiens lagernden Truppenkorps ist verboten worben, ohne besondere Erlaubniß nach Wien zu kommen, weil durch das Raisonniren dieser Herren die ohnehin schlechte Stimmung noch verschlimmert werde. Zwischen der Nordarmee und der Südarince herrscht in Folge der Bevorzugung, deren letztere sich erfreut, eine sehr gespannte Stimmung und es kommt gar nicht selten zu großartigen Reibereien zwischen beiden Tbeileu.
Baron Henikstein, der Generalstabschef der östreickischen Nordarmee, steht vor dem Kriegsgericht; er war kein Verräthcr, aber in seinem Posten nicht gewachsener Mann, wie Clam-Gallas. Der Ort Chlum, der in der Schlacht bei Königgrätz eine so verhängnißvolle Rolle spielte, war deshalb nicht besetzt worden, weil er auf der Generalstabskarte von 3 Teichen umgeben war. Die Teiche waren aber seit Jahren ausgctrocknet und in Chausseen verwandelt; ans ihnen drangen die Preußen in die Flanke der Oestreicher und entschieden die Schlacht. Henikstein gehört einer sehr reichen Familie an, deren Ahnherrn (Hingsberg) der erste Jude war, der in Ocstreich geadelt wurde; der Generalstabschef war ein besonderer Günstling der mächtigen Konkordatspartei.
Paris, 8. Ang. Bei Besprechung der preußischen Thronrede bringen die „Debats" folgende überraschende Enthüllungen:
„Die Unzulänglichkeit der VertheidignngSmittel Oestrcichs war bei Beginn des Krieges so groß, daß, als General Benedek au Ort und Stelle gründliche Einsicht von den ihm zur Verfügung zu stellenden Mitteln genommen hatte, er dem Kaiser ebrerbietigst erklärte, er glaube nicht, daß man sich mit Aussicht auf Erfolg vertheidigen könne. Er gedenke darum, man werde klug thnn, mit Preußen über de» Frieden zu unterhandeln und eine bessere Gelegenheit, um Krieg mit ihm zu führen, abzuwarten. Jndcß reiste General Benedek einige Tage später ab, um den ihm übertragenen Oberbefehl anzntrcten; allein im Augenblicke seiner Abreise selbst versicherte man ihm, es handle sich nur um eine Demonstration; man stehe auf dem Punkte, sich mit Preuße» zu verständigen, und sei über die wesentliche» Punkte einig. Preußen bereitete sich dagegen schon seit mehr als zwei Jahren vor und Hr. v. Bismarck machte gar kein Hehl daraus. Er sagte offen, baß Preußen niemals eine bessere Gelegenheit finden würde, um Ocstreich niederzuwerfen, und er gab auch die Gründe dieser seiner Zuversichtlichkeit an.
Paris, 9. Ang. Die Kongreßidee taucht plötzlich wieder auf, d. h. mit andern Worten, Frankreich hat entweder Aussichten, oder den Willen, Entschädigungen für die Vergrößerung Preußens zu erlangen. Die Beziehungen zwischen Paris und Berlin sind jedenfalls nicht mehr als lau, aber man erklärt das hier ans dem Umstände, daß Frankreich jetzt mit seinen Entschä- digungSsordernngen offen hervorgetreten sei. Man spricht von Annexionen, deren Ankündigung vielleicht schon am 15. August die öffentliche Meinung Frankreichs über den bisherigen Verlauf der Dinge beruhigen werde. Nack den Einen handelt es sich um ein Stück der Pfalz; eine wahrscheinlichere Lesart dürfte aber die sein, daß Frankreich den südlichen Theil von Luxemburg nebst der Festung und außerdem einen Streifen belgischen Gebietes mit Bouillon, Maricnburg und Philippeville erhalten werde. Belgien würde durch den Rest von Luxemburg und den südlichen Theil von Holländisch-Limburg entschädigt. Holland aber einen Ersatz >n Hannover erhalten! — Tie italienisch-östreichischen Streitigkeiten sind beseitigt. Italien zieht sich aus Südtirol zurück und behält sich formell die Erneuerung seiner Ansprüche aus der eigentlichen Friedenskonferenz vor. Dieses Resultat ist den sehr energischen Vorstellungen zu verdanken, welche Frankreich in den letzten Tagen in Florenz hat macken lassen, und die gestern in einer Depesche von Drouyn de Lhuys nochmals zusammengcfaßt worden sind. — Der Kaiser ist zwar noch unwohl und mnthet sich noch nicht das gewöhnliche Arbeitsmaß zu, aber er behält doch die Hanpkfäden der Lage in der Hand.
Paris, 10. Ang. Siecle: In Voraussicht beträchtlicher Vergrößerungen Preußens soll das französische mit dem Berliner Cabinet Verhandlungen wegen der Rheingrenze eingeleitet haben. Preußen hätte bis jetzt die französischen Vorschläge nicht angenommen. (T. d. S. M.)
Paris, 11. Juli. Samstagmoniteur: Lamarmora Unterzeichnete den Waffenstillstand, als dessen Basis die Grenze des lombardo-vcnczianischen Königreichs angenommen wurde. Aebn- liche Instruktion ging an Erzherzog Albrecht ab. (St.A.)
Ernste Nachrichten kommen ans Paris, die, wenn sie gegründet sind, der ganzen politischen Lage eine andere Wendung geben. Noch scheint cs nicht soweit zu sein, daß Europa sich des sicheren Friedens, daß Deutschland sich der Aussicht auf eine befriedigendere Gestaltung seiner Verfassung sorglos erfreuen kann. Wir haben noch zu rechnen mit einem Nachbar, der eben mit sich kämpft, ob er in Deutschland einen ebenbürtigen, selbständigen und starken Staat neben sich heranwachsen lassen will oder ob er neidisch es verhindern oder mindestens zu der Befriedigung seines Ehrgeizes die Gelegenheit benützen will. Dieser Gegner ist — heute darf man kaum sagen, L. Napoleon — es ist vielmehr das französische Volk, dessen herausfordernde und anbra'n- gende Stimme ohne Zweifel die Schuld trüge, wenn Napoleon aus seiner bisherigen Zurückhaltung heranszutreten sich entschloß?. Seit Wochen sind verschiedene Parteien, klerikale und liberale, vor allem aber die orleanistischc, unablässig bemüht, das französische Volk anfznstachcln gegen eine Politik, die Frankreich erniedrige, indem sie Deutschland cmporkommen lasse, den Militär- geist zu kitzeln, den Gedanken an Gebietserwerbungen wachzn- rufen. Ob L. Napoleon diesen Stimmen Gehör schenken will oder muß, bas ist die Frage, die sich in diesen Tagen zu ent-