Bei der Adresse des B c r l i n c r . Magistrats und Stadtver­ordneten au de» König verdient als Zeichen der Zeit hcrvorge- bobcn zu werden, daß der in de», ursprünglichen Adreßentwurfe des Magistrats enthaltene freudevolle Glückwunsch zu der Bil­dung eines norddeutschen Bundesstaats auf die Forderung der Stadtverordnetenversammlung, welch letztere bei dem Worte des Dichters verharrt:Das ganze Deutschland soll cs sein," wie­der znrückgenommen werde» und einer entsprechenden andern Fas­sung Platz machen mußte.

Berlin, 5. Juli. sUeber Paris.) Dcr König sagt in seiner Antwort auf die Adresse der städtischen Behörden, daß Preußen für seine Unabhängigkeit das Schwert gezogen habe, aber auch für die Neugestallung Denlschlandö. Das erste Ziel sei erreicht, bas zweite könne mit göttlicher Hilfe erreich! werden. Alles verkündigt eine glückliche Zukunft für Preußen, weil ein ehrenvoller dauerhafter Friede bevorstche. Die Württemberger haben den Befehl erhalten, Mainz bis zum 8. August zu ver­lassen; die Badenser werden Mainz morgen verlassen. <S. M.)

Die Berliner Blätter vom Freitag melden, daß dem Gra­sen v. Bismarck der Herzogiitel zugedacht sei.

Berlin, 4. Aug. Das von dem Großherzog von Meck­lenburg-Schwerin befehligte zweite Neservearmeekorps ist 24,000 Mann stark mit 66 Kanonen. Die süddeutschen Zeitungen hat- ten die Stärke dieses Korps sonach um die Hälfte zu niedrig angegeben. In ganz.Süddeutschland und am Main befinde» sich 93,000 Mann Preußen und mit diese» verbündete Truppen.

DieNordd. A. Z." führt beute die Rubriken:Norddeut­scher Bundesstaat" (darunter Nachrichten aus Berlin, Hamburg, Hannover, Braunschwcig, Dresden, Frankfurt, Wiesbaden) und Süddeutscher Staatenbund" (darunter Nachrichten aus Stutt­gart und Karlsruhe). Darnach wäre die neue Karte fertig.

Rendsburg, 1. Aug. Eine große Zahl der angesehen­sten und einflußreichsten Bewohner der Stadt, Lehrer, Kaufleute, Beamte, Aerzte nud Bürger haben in einer Adresse an den Köllig Wilhelm ihren Glückwunsch zu den Waffenerfolgen Preußens ausgesprochen. Aber nur von. dcr baldigen Herbeiführung defi­nitiver Zustände durch die Vereinigung mit der preußischen Mo­narchie können wir, bemerkt die Adresse, die Bewahrung und den Schutz der Nationalität nach Außen, daß Gedeihen unserer Pro­vinz im Innern, sowie die Förderung aller unserer geistigen und materiellen Güter erwarten. Möge es Ew. Mas. vergönnt sein, auch unser engeres Vaterland einer neuen, segensreichen Zukunft unter dem glorreichen Scepter der Hohenzollern eutgegenzusühren. Auch in Oldesloe hat der Magistrat und die Stadtverordnete» eine Glückwnnschadresse an den König Wilhelm gerichtet. Die Adresse spricht die Vereinigung der Herzogthümer mit Preußen aus, da­mit sie dem großen Staate angehören, desien Lebenslicht und geistige Entwickelung die Bewunderung von ganz Europa erweckt, i»id dem die göttliche Vorsehung einen Herrscherstamm geschenkt, der eben so groß im Kriege wie im Frieden dasteht.

Kiel, 6. Aug.. Eine Adresse der Prälaten und Ritterschaft dcr Herzogthümer an den König von Preußen schließt:Wir find glücklich, Eure Majestät als Landesherrn begrüßen zu bür- fen, stolz, dem großen, ruhmreichen Preußen anzugehören, und halten es für Pflicht, offen auszusprechcn, daß die Vereinigung Preußens und der Herzogthümer die sichere Gewähr einer glück­lichen Zukunft ist. (T. d. S. M.)

Wien, 4. August. Die Meinungsverschiedenheiten in den oberen militärischen Kreisen scheinen wieder ausgeglichen zu sein, Erzherzog Albrecht behält das Oberkommando.

Wien, 4. August. Die Unterzeichnung des Friedens zwi­schen Preußen und Oestreich steht in der Mitte nächster Woche zu erwarten. Oestreich und Frankreich lehnen. den russischen Kongrcßplan ab. 5. Aug. In der Jstriftischcn Stadt Kor- mous haben die Verhandlungen über den östreichisch-italienischen Waffenstillstand begonnen. Wenn dieselben bis zum 10. Aug. ergebnislos bleiben, so ist der Wiederbeginn der Feindseligkeiten nicht unwahrscheinlich. (S.V.Z.)

Florenz, 5. August. Die unverzügliche Berproviantirung. von Verona ist angeordnet, Italien beschleunigt die Einberufung seiner Truppenkategorien für Land- und Seerüstungen.

Turin, 2. Aug. Es hat keinen guten Eindruck gemacht, daß man vor Abschluß des Waffenstillstands sich nicht wenigstens «ine der vier Festungen als Pfand ausbedang. Wie ich vernehme^

batte Rikasoli dieses Verlangen gestellt, aber wieder darauf ver­zichtet, als er erfuhr, daß die Oestreichcr Verona räumen und dasselbe einem französischen Kommissär übergeben wollten, welcher cs seinerseits daun der italienischen Militärbehörde übergeben könne. Rikasoli soll auch in dem großen am 29 v. M. zu Fer­rara gehaltene» Kriegs- und Ministerralhc heftig gegen jede Ein­mischung Frankreichs protestirt haben und deßhalb ziemlich un­sanft mit dem anwesenden Napoleon zusammengestoßen sei». Ri­casoli dehnte seine Forderungen nicht allein auf das Trientinische, sondern auch auf Triest und Istrien aus, und als ihm Prinz Napoleon im Laufe seiner Rede die Bemerkung machte, baß, wer zu viel verlange. Gefahr laufe, mit wenig abgespcist zu werden, soll ihm der hockfahrende Baron die trockene Antwort gegeben haben, daß es sich hier nicht um das Abspciseulassen, sondern um Nehmen und Nichtnchmen handle, worauf der Prinz den Sitzungssaal mit den Worten: Nun so machet den Krieg allein! verließ. (S. M.)

Paris, 4. Aug. Der Courrier d» Dimauchc ist unter­drückt. (Ein orleanistisches Wochenblatt, das in letzter Zeit die französische Regierung besonders heftig nngriff, weil sie die deut­sche Einheit nicht verhindere.) (S. M.)

London, 4. Aug. Alle Vorstellungen, mit denen mau das gebeugte Oestreich und dessen Freunde bisher wohlwollend zu trösten versuchte, mache» nach und nach anderen Ansichten Platz, und in den wenigen Blätter» Englands, die sich eines ge­sunden politischen Instinkts rühmen können, wird Oestreich gc- genwärtia ein ziemlich trauriges Horoskop gestellt. Sie fühlen, daß Preuße» von nun an so ziemlich gleichbedeutend mit Deutsch­land ist, daß Preußen bald über die Gesammtmacht der deutschen Nation zu verfügen haben wird, während Oestreich, wie man. glaubt, einer traurigen Zukunft im eigenen Land entgegengeht.

Allerlei.

In Brünn intereffirte die Preußen vor Allein der berüch­tigte Spielberg, in dessen düster» Kerkermauern so viele politische Gefangene gesessen haben, bis er vor einigen Jahren in eine Kaserne und seine dicken Wälle und Bastionen in Promenade» umgewandelk wurden.Auch Prinz Friedrich Karl dielt den Spiel­berg eines Besuches werth, wodurch es mir möglich wurde, in die unterirdischen schauerlichen Gefängnisse einen Blick zu werfen. Im tiefsten Dunkel saßen hier die Gefangenen an die Wand ge­schmiedet und erhielten Speise und Trank von oben herab durch eine Fallthüre^ nie soll, wer einmal dort unten war, wieder daS Tageslicht erblickt haben; der am längsten dort aushielt, soll 18 Monate darin gelebt haben. In den ober» Räumen befindet sich die Zelle, in welcher der preußische Oberst v. Trenck saß. Einer unserer Offiziere wollte sich gar nicht beruhige», baß man hier jemals Menschen gefangen gehalten habe.Mag es gewe­sen sein wann es will, rief er mehrmals aus, an dieses Gebäude müßten 1000 Centuer preußisches Pulver verwandt werde», um es in die Luft zu sprengen."

In Mainz fragte ein Marin einen bairischen Soldaten, wie stark ein bairisches Regiment sei. Dcr Bester hielt ihn für einen Spion, hieb ihn mit einem Faustschlag zu Boden und sagte: Sichst, so stark bin i alloan, itzt koanst's dir denka, wie stark a gauz's bairisch's Regiment ist!

In einem dänischen Blatte stellt ein Däne allen Ernstes den Antrag, auf dänischen Eisenbahnen die Deutschen, die frech genug wären, unter den Dänen zu verkehren, ohne sich zu schä­men, im Packwagen zu befördern. Hätte man doch auch für die Hunde besondere Coupes, obschon diese unter Fremden sich geuirkeu nud bei weitem nicht solchen Spektakel machten wie die Deutschen.

- Eine Kuriosität ist seit einigen Tagen in London ange« kommen , eine Erscheinung, die das Londoner Publikum vielleicht in Aufregung bringen wird, ein blinder, klavierspielender Neger­knabe, der Alles, was er hört, sofort nachspielt.

Während eines heftigen Platzregens saß eine Gesellschaft in dem Gartenhaufe einer reichen Dame, ohne daß diese ihren Gästen auch nur die geringste Erfrischung anbot, da bemerkte Jemand: Es ist doch ein großes Vergnügen , daß wir bei Frau von N. so trocken fitzen dürfen!

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zäiser'schen Buchhandlung.