T Ik ff e s - N e u l g !i e i t e n.

Stuttgart, 2. Aug. Seit gestern erscheint die in Frank­furt unterdrückte Neue Franks. Ztg. (bisher in preußenfeindlicher Tendenz geschrieben) in Stuttgart unter dem Namen: ,,Neue Deutsche Zeitung", vorerst täglich einmal. (D. V.)

Stuttgart, 3. Aug. Die HH. Minister v. Varnbüler und v. Neurath sind gestern, Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich heute um 11 Uhr Lieber zurückgekehrt. Nun werden wir bald erfahren, woran wir sind.

Stuttgart. Die Stimmung ist dahier seit den allerletz­ten Ereignissen, die »ns die Preuße» ins Land geführt, welches sie nun längs der Demarkationslinie, welche 5 Oberämter theilS berührt, theils umfaßt, als Psandvbjekt besetzt haben eine ruhigere geworden. Man weiß jetzt ungefähr, wo man daran ist nämlich die Prenßen im Lande und die eigene Armee au­ßerhalb des Landes, oder, wie der Volkswitz hier sagt, aus dem Fehlzugc. Hoffentlich werden wir von einer weiteren Be­setzung verschont, wenn anck andererseits die Opfer von größe­rem Belang sein dürften, die wir noch zu bringen haben, als wenn unsere Diplomaten schon früher den Oberbefehlshabern in den Arm gefallen wären. Das fühle» besonders auch unsere Offiziere, denn ihre Briefe in die Heimath sprechen sich dahin ans, daß sie wünschten, das unglückliche Spiel wäre vorüber, vor welches sie umsonst gelitten und gekämpft. Während die Truppen Waffenstillstand geschlossen, kämpfen die politischen Par­teien hier und im Lande mit einander fort. Während die Eitlen um Anschluß an Preußen bitten, suchen die Andern noch im An­gesicht des Siegers sich mit Händen und Füßen für eine» süd­deutschen Bund zu wehren und jede Partei behauptet, das Volk hinter sich zu haben. Heute früh entstaub ein kleiner Auflauf am Bahnhof. Der Ruf erschallte: Die Preußen sind da! Aber es war eine Täuschung. Tie Angekommenen waren höhere hes­sendarmstädtische Offiziere aller Waffengattungen im Parabean- zug, welcher sehr viele Aehnlichkeit mit dem preußischen hat. Unsere Kasernen sind so mit Landwehrleuten überfüllt, daß einige Mannschaften noch in Wirtbshäusern untergebracht wurden. Auch Ludwigsbnrg und Umgegend Hai sehr starke Einquartirung, wäh­rend das Lager mit 80 Morgen Raum leer steht. (T. Ehr.)

Ravensburg, 28. Juli. Eine zügellose Rotte hat Hrn. Helfer Stendel die Fenster eingeworfen, weil sie ihn für einen Preußenfrennd hielt. Ucber dieses Bubenstück spricht man sich überall mit Entrüstung aus. (N.Z.)

Reutlingen, 30. Juli. Heute wurden unter großem Zu­lauf des Publikums 3 Weibspersonen eingebracht, weiche aus mehreren Ortschaften im Rentlinger und Tübinger Oberamt für die verwundete» Krieger angeblich im Aufträge des Comites Lein­wand. Socken. Geld u. dergl. cingesammelt hatten, um diese Gegenstände für sich zu behalten.^ Ganze Packe wurden durch Landjäger abgefaßt und nebst Len betreffenden Personen dem Oberamt überliefert, so daß nun die industriellen Personen so­wohl, als auch die gesammelten Gegenstände an den rechten Ort kommen werden. (N.-Z.)

Oehringen, 2. August. Sicheren Nachrichten zufolge ist die Demarkationslinie der Preußen an dem Kocherfluß. Heute ist unerwartete Einquartierung von württembergischer Rei­terei hier angesagt, welche von Rothenburg a. d. T. kommt.

Karlsruhe, 2. Aug. Die bisher noch in Rastatt garni- sonirenden weimarischen und reußischen Truppenabtheilnngcn wer­den demnächst dort abziehen. Dagegen ist die badische Artillene- abtheilnng von Mainz nach Rastatt zurückbeordert.

Heidelberg, 1. Aug. Nach einem von der preuß. Ver­waltung in Frankfurt ausgegebenen Fahrtcnplan gehen von heut an wieder regelmäßige Personenzüge auf der Main-Neckarbahn zwischen Frankfurt und Darmstabt; weiter südwärts ist die Bahn zur Zeit noch nicht fahrbar wieder hergestellt, was indessen bald der Fall sein dürfte. (S. V. Z.)

Der k. Civilkommissär in Frankfurt hat sämmtlichc Kas­sen angewiesen, das preußische Papiergeld, und zwar den Thaler fortan zum vollen Werthe von 1 fl. 45 kr. unweigerlich anzu- nehmcn.

Frankfurt, 28. Juli. Sämmtlichc hiesige Schuhmacher sind eben vollauf mit Arbeiten für das Militär beschäftigt, 54,000 Paar Schuhe und 6000 Paar Stiesel sollen in kürzester Zeit ge­

fertigt sein. Damit den hiesigen Kräften diese Aufgabe nicht so schnell, als gewünscht, zu löse» ist, Io wurden mit einigen aus­wärtigen norddeutsche» Schuhfabrikanlcn Kontrakte auf Lieferung von mehreren Tausend Paar Schuhen und Stiefeln abgeschlossen.

München, 1. August. Die Bestimmungen des zwischen Preußen und Bayern am 28. Juli abgeschlossenen Waffenstill­standes lauten: 1) Zwischen den k. bayrischen und preußischen Streitkräslen wird vom 2. August an ein Waffenstillstand ans die Dauer von drei Woche» staltsinben. 2) Tie näheren militärischen Details des Waffenstillstandes, sowie die Demarkationslinie füh die beiderseitige» Truppen werden von den militärischen Oberbe­fehlshabern beider Armeen festgestellt werden. 3) Der preußische General der Mainarmee ist ermächtigt worden, den ihm gegcn- überftehenden Streitkcästen der Regierungen von Württemberg, Baden und Großherzoglhum Hessen ebenfalls einen Waffenstill­stand vom gleiche» Termin nnd auf die gleiche Dauer zu bewil­ligen, sobald sie darum nachsuchcn. Sofort »ach Abschluß des Waffenstillstandes werden Verhandlungen über einen Frieden zwi­schen den Königen von Bayern und Württemberg, den Großher- zogeu von Bade» nnd Hessen nnd dem König von Preußen in Berlin eröffnet werden. Der Waffenstillstand ist nicht kündbar, ist definitiv und bedarf keiner Ratifikation.

München, 2. Ang. Baiern muß mit Eintritt des Waffen­stillstandes ein reichliches Drittheil seines ganzen Staatsgebietes in Feindeshaud lassen, darunter die produktiv bedeutendste Stadt und die gesegnetsten Striche des Landes. Frhr. v. d. Pford- ten wird nächsten Sonntag zu den Fricdcnsvcrhandlnngen »ach Berlin abreisen; in unterrichteten Kreisen wird versichert, daß diese nur eine sehr kurze Frist in Anspruch nehmen werden, da die Bedingungen für die süddeutschen Staaten kaum erheblicke Schwierigkeiten bieten; ob sie nicht dennoch innerlich die Dauer­haftigkeit unmöglich machen, das ist eine Frage für sich. (S.M.)

Augsburg, 2. Aug. (Ueber Paris.) Die Gesandten von Frankreich, Belgien und Spanien beim Deutschen Bund sind abgeretst, vorher schon der englische Gesandte; der russische al­lein zurückgeblieben.

Würz bürg, 31. Juli. Die Nolh an Lebensmitteln be­ginnt hier sehr groß zu werden, man schlägt sich an den Bäcker­läden förmlich ums Brod, und wer solches erhalten kann, ist glücklich zu nennen; als Beweis dafür möge gelten, daß ange­sehene Bürger dasselbe nicht mehr durch ihre Dienstboten holen ließen, sondern selbst nach Hause trugen. Von Erlangen kam gestern vom hiesigen Magistrat aus Erlangen bezogenes Brod hier an und wurde im Polizeigebände verabreicht. Auch den Preußen fehlt es sehr an Lebensmitteln, in Zell haben sie die verwundeten Pferde geschlachtet und verzehrt.

Als aulhentiscke Nachricht wird uns aus Mainz vom 29. Juli geschrieben: Gestern erschlug ein Bibericher Wirth seine 2 Mann Einquartierung (Preußen) mit der Holzaxt, nachdem er von denselben auf das Aeußcrste gereizt worden war. Er flüch­tete sich wie er ging und stand nach Mainz und ist jetzt im Lager der Nassauischen Truppen vor dem Gauthor. (B.Z.)

Mainz, 4. Aug. Waffenstillstand angenommen. Schiff­fahrt frei. Eisenbahn fährt. In Frankfurt werden die Preußen kasernirt. (T. d. S. M.)

Kassel, 29. Juli. Der Wcser-Zeitung geht folgende wich­tige Mittbeilung zu:Nach hier eingetroffenen zuverlässigen Nach­richten aus Maiin, woselbst das kurhessische Corps konzentrirt ist, ist der Höchstkommandirende dieses Truppenkorps, General- Major v. Lobberg zu der Ansicht gekommen, vorläufig eine jede Betheiligung an dem Kampfe gegen Preußen zu verweigern, und hat einen Offizier zum Kurfürsten nach Stettin abgesandt, um von diesem Verhaltungsbefehle zu verlangen.

Preußen schickt sich an, eine sehr folgenreiche Maßregel zu treffen, nämlich Zollgrenzen zwischen Nord- und Süddeutsch­land zu errichten. Die Landestheile zwischen Baiern und Kur­hessen. ferner vom Anschluß des Frankfurter Gebietes ab zwischen diesem und Nassau wird die Zollgrenze bilden, so daß die süd­lich von dieser Linie gelegenen Staaten als Ausland behandelt werden. Dadurch kommt Baiern z. B. in die Lage, seinen Wein nicht mehr wie bisher frei, sondern nur gegen die betr. Ein­gangsabgabe von 4 Thlr». nach Norddeutschland eiuführen zu können; ähnlich verhält cs sich mit seinem Bier und Branntwein; außerdem würde es nahezu 3 Mill. Thaler verlieren, welche es