preußische militärische Führung in entschieden direkte Weise anerkennen. Durchaus bestätigt wird, daß Oestreich mit dam etwaigen süddeutschen Bunde kein Bündniß eiugcben kau», welches ihm ein Uebergewicht in Süddeutschland geben könnte. Oestreich willigt ei», sowohl dem norddeutschen wie dein süddeutschen Bunde fern zu bleiben.
Berlin, 30. Juli, (lieber Paris.) Auö Hof den 29. wird gemeldet: Der Großberzvg von Mecklenburg nahm mit der preuß. Armee Stellung in Obcrfraukeu. Tie Preußen zerspreng- ' te:> ein bairisches Gardebataillon. Die Baien, verloren mehrere Tobte darunter 4 Offiziere, und 205 Gefangene. (S. M.)
Hannover, 22. Juli. Die „Weserztg." schreibt: ES ist schon früher augebentet worden, daß Schritte gethan sind, um den König Georg zu bewegen, daß er die Zurückschaffnug der nach England gesandten Gelder der Generalkasse, etwa 2 Mill. und einige hunderttausend Thaler, veranlassen möge. Diese Schritte haben keinen Erfolg gehabt, und eS ist daher die angedrohte Beschlagnahme der Einkünfte anS den Domänen in Vollzug gesetzt. Mau wird diese Einkünfte, angeblich auch die Zivilliste dcS Kronprinzen, so lange znrückhalten, bis der Gcneralkasse i dadurch die ihr entzogenen Gelder völlig ersetzt worden find. i
Wien, 29. Juli. Herr v. d. Pfordten hat bloS den ! prcnßisch-baierische» Waffenstillstand, General v. Mantenffel den j Waffenstillstand mit de» übrigen süddeutschen Staaten abgeschlossen. streun Artikel enthalt der FriedenScntwurf; er unterläßt die Mittclstaaten namentlich aufzuzählen. Graf Belcredi hak auf morgen eine Bankierversammluug berufen. (S.B.-Z.)
Wien, 30. Juli. Den zu einer Berathnug in das Slaais- ininisterinni geladenen Bankiers wurde die Mitthcilung, daß cs sich »m alsbaldige Beschaffung von 20 Millionen zur Deckung der Kriegsentschädigung an Preuße» handle, weil letzteres bis zur Zahlung dieser Summe die besetzten Länder als Pfand inne behalten würde. Die Bersammlnng beschloß den ministeriellen Vorschlag, die 20 Millionen i» von der Nationalbauk zu eScomp- tircndcn Silbcrwcchseln zu acceplircn, einem Ausschuß zur Be- raihnng zu überweisen. — Frhr. v. Rothschild betonte in der Bankierversammlung die Bernsnng des ReichsratbS. - Die Abberufung des französischen BnndeSgesandtcii in Folge des Friedensschlusses steht bevor. (L. V.Z.)
.Triest. Als Zeichen der Zeit uudl d.S Geistes unserer Jugend dahier ist zu melden, daß wir, obgleich sehr entfernt vom Kriegsschauplatz, dock dieser Tage eine ernstliche und sehr blutige Schlacht in unserer Mitte halten, und zwar zwischen den Schüler» zweier Schulen in der Nähe des Armenhauses. Nach vorausge- aangener Kriegserklärung neckten sich die Kriegshccre mit Skein- würfcn durch etliche Straßen, bis eines derselben eine kleine Anhöhe erreichte. Diese Stellung wurde befestigt, und der Feind mußte somit zum energischsten Sturm schreiten, wobei die bisherige Waffe der Steinwürfe nicht mehr genügte, sondern zu Sensen, d. h. zu Messer und Gabeln, die au Stöcke befestigt, gegriffen wurde. Tie Erbitterung steigerte sich anfs Höchste, und bis die Polizei sich darein legte, batte man 3 Todte und 15 Sckwerver- wundete, von zahllosen kleineren Berwnndungcn abgesehen, zu beklagen. Die kleinen Sünder sind meistens den besseren Ständen angehörig.
Florenz, 30. Juli. Conkreadmiral Bacea wurde provisorisch mit dem Floltenkommando betragt und hat beute beim Antritt seiner Funktion eine Proklamation veröffentlicht. — In Benclieu wird das östreichisck-päpstliche Coucordat aufgehoben, die religiösen Genossenschaften werden abgeschafft werden. (St.A.)
Paris, 28. Juli. (Offizieller Börsenantcklag.j Tie öst- reichischcn und die preußischen Bevollmächtigten unterzeichnen eine» vierwöchentlichen Waffenstillstand; v. d. Pfordten unterzeichnele für Bayer» und die übrigen süddeutschen Länder.
Paris, 28. Juli. Die „Patrie" sagt, Sachsen wurde dem norddeutsche» Bunde beikreten. Daß Ocstrcick KriegSkosten- cntschädignng zu leisten habe, sei im Prinzip festgesetzt. Tic zwischen Preußen und Bayern vereinbarten Friedensgrnndlage» sollen die Bestimmung enthalten, daß den Staaten südwärts vom Maine, Bayern, Württemberg, Baben, Hefsen-Darmstadt, die volle Autonomie und das Reckt bleibe, ftch nach Belieben unter einander zu verbünden. Tie Grundlagen des bevorstehenden Waffenstillstandes zwischen Oestreich und Italien seien die Anwendung des allgemeinen Stimmrechtes auf Vcuctien und die verhält
nismäßige Tbeiluahme Italiens an der östreichischeu Staatsschuld. Ter italienische Vorschlag ans Erwerbung Trients hatte wenig Aussicht auf Annahme. (Fcb-Z-)
Tiniii-Bay (Neufundland), 27. Juli, Abends. Das Ende des Kabels ist ans Ufer gebracht worden und die Splis- snng wurde Abends um 8 Uhr 43 Min. vollendet. Die Glnck- wnnschdepesche» werden mit großer Schnelligkeit von Irland nach Neufundland und zurück ubcrbracht. Die Jsolirung ist vollständig.
Graf Balduin.
(Fortsetzung.)
Mathilde von Portugal hoffte in Flandern die Herrin spielen und ihren Rachegelüste» gegen Frankreich freien Lauf lasse» zu könne», und sie brachte es wirklich dahin, baß Ferdinand den Kampf wagte. Als der Ausgang dann nicht günstig für ihren Sohn auSficl, als Frankreich, zwar schwer bedrängt, zuletzt doch siegt und Ferdinand in die Gefangenschaft nach Paris geführt wurde, da zog sie sich grollend nach einem feste» Schlosse zurück, wo sie sich der Astrologie und Chiromantie ergab. Ein Maure, den sie seit vielen Jahren bei sich halte und der in Sternkunde und Arzneiwissenschaft bewandert war, nährte ihre Vorliebe für solche Beschäftigungen.
Bedenklich blickten sich die Barone unter einander an, als soeben ein Herold erschien, der mit lauter Stimme rief: „Gebt Raum für ihre Majestät die Königin von Portugal."
Mathilde liebte eS, sich in möglichst pomphafter Weise an- küudigca zu lasse». Sie war mit dem kleinen Gefolge ihrer Diener bis vor das Schloß geritten und trat nun, gefolgt von Bvabdil, ihrem Geschichtsschreiber, in die Halle. Unwillkürlich traten die Edelleute auf beiden Seite» in scheuer Ehrfurcht zurück und sie schritt hoch aufgerichtet und stolzen Blickes hindurch, bis zu der Stelle, wo für sic und Johanna reickgepolsterte Stühle bereit staudcn, Ihr Antlitz zeigte den unverkennbare» Ausdruck über- müthigen Hohnes.
„Ueberall heitere Gesichter, frohe Blicke!" sagte sie zornig vor sich hin. Daun faßte sie mit einem Male den alten Baron Kranhoven i»S Auge und sprach zu ihm: „Nun Herr von Kran» hoven, Ihr seid hoffentlich kein jugendlicher Schwärmer und Brausekopf, sprecht, denkt Ihr den» dies Possenspiel im Ernste durckzusühren?"
Ganz betreten fragte dieser: „Wie versteht Ihr das, Königin ?"
Mathilde sah ihn zorufnukelnd an und entgegnetc: „Seht doch, wie gut auch Ihr Euch zu verstellen wißt; redet nur kein Wort weiter, denn ick weiß Alles vorher, was Ihr sagen werdet."
Da trat einer der ältesten Barone vor und sagte: „Nun, so wißt Ihr eben, daß unser thenrer Herr, Graf Balduin, ans den, gelobten Laude zurückgekehrt ist und. daß ganz Flandern sich glücklich preisen und zu ihm stehen wird, ob Ihr ihn anerkennt oder nicht."
Mit einem Blicke der hochmüthigsten Verachtung blickte Mathilde den Sprecher an und eutgegnete: „Meint Ihr, aller Herr? Ick dächte, eS ziemte Euch, die Ueberstürzung jüngeren Leuten zu überlassen. Habt Ihr vergessen, daß ick die Einzige bin, dis Euer Gaukelspiel enthüllen kann? Frankreich hat inzwischen seine» Herrscher gewechselt; der Hohenstaufe ist ans den deutschen Kai- scrthron gekommen und in England sitzt ein neuer König — aber ich bin dieselbe, die einst den Grafen Balduin in Paris gesehen und gar oft bei Turnier und Ritterspiel mit ihm geredet hat. Oder glaubt Ihr, baß man ans Euch und Euresgleichen hören wird, wenn Mathilde von Portugal spricht? Glaubt Ihr, das Recht eines Herrschers sei durch die Anerkennung der Unkerlhanen gesickert? Thut etwas bescheidener, alter Man», wenn ick nicht an Eurem Verstände verzweifeln soll und gebt Euch keine Mühe, mir das Märchen von dem wiedergckommenen Balduin auszubinden. Der Graf Balduin von Flandern ist todt und kehrt nicht wieder, da habt Ihr meine Meinung."
Während das hochmüthige Weib so sprach, war Aldenarde von der Seite in den Saal getreten. Er kam aus den Gemächern der Gräfin. Als Mathilde ihn erblickte, fragte sie: „Wo bleibt die Gräfin?" (Forts, folgt.)-
Redaktion, Druck und Verlag der G. W..Zaijer'schen Buchbandtung.