T » g c s - U e II i g li e i t e n.

Stuttgart, 28. Juli. Daß auch im Hauptquartier des 8. Armeekorps in den höheren Kreisen keine reckte Rührigkeit herrscht, davon zeugt eine Corresponbenz der hiesigenBürgx-r- zeitnnng" von einigen Stuttgarter Sanitätsmikglieder». die so- Ivobl bei Pr^iz Alexander, als beim Generalstabsarzt vor 8 Uhr keine Audienz erhalten konnte»!!! Wir sehe» dem Frieden hoff­nungsvoll entgegen, seitdem die Reaierung selbst in diese Bahn einlenkk. Ovfer sind bereits dem Abgottemilitärische Ehre" genug gesalleu, ohne einen Zweck zu erreichen. Die württ. Soldaten tragen das Gepräge großer Strapazen an sich, sind ober sonst munter »nd voller Tliatkrast. Nur eine Phrase geht durch das Heer: nicht wir sind besiegt, sondern unsere ober­sten Führer! Das Lager ffoll ei» großartiges Schauspiel dar­bieten, aber anck ein Streiflicht auf die Bequemlichkeit der ober­sten Führer werfen, da sich einige hundert eleganter Equipagen dabei befinden, worunter 12 allein auf den Prinzen Karl von Baiern kommen. (T. Ehr.)

Stuttgart, 2D. Juli. (Abgeoidneteu-Versammluiig.) Tie Versammlung, welche von 70 Mitgliedern besucht wurde , dauerte von Abends 4 Ubr bis 7 Uhr. Beim Beginne stellte der Abg. Dnvernoy wiederholt den scko» gestern eingebrachten Antrag: Nachdem zufolge der Veröffentlichung in einer Extrabeilage zum Staatsanzeiger vom 27. Juli d. I. zwischen Oestreich und Preu­ßen ein Waffenstillstand nebst Friedenspräliminarien vereinbart und den bisheriaen Genossen von Oestreich überlasse» worden ist, ihrerseits über Waffenstillstand und Friedenspräliminarien ein Ab­kommen mit Preußen zu treffen, und da die in der jenseitigen Uebereinkniist Oestreicks mit Preußen vereinbarten Friedenspräli­minarien unzweifelhaft den Austritt Oestreichs ans dem bisherigen deutschen Verband enthalten, so erklären die Unterzeichneten es im Interesse des Landes für dringend geboten, daß die StaatS- regiernng bei von ihr eingeleiteten Unterhandlungen über den Frie­den in Gemeinschaft mit den übrigen Regierungen des Süd- Westens von Deutschland Alles anfbieke, um die politische Tren­nung desselben von dem deutschen Norden, die nicht nur ein po­litisches, sondern anck ein volkSwirthschaftlickes Unglück wäre, abznwenden." Im Laufe der Verhandlung über diesen Antrag stellte der Abgeordnete Deffner den Gegenantrag:In Erwägung, daß die wnrttembergische Regierung in Unterhandlungen über den Frieden begriffen ist, hält die heutige Versammlung der Abgeord­neten eine öffentliche- Kundgebung in diesem Augenblicke den In­teressen des Landes nickt entiprechend." Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Abgeordneten Deffner mit 50 gegen 20 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten die Abgeordneten Weber, Körner, Schall, v Hofer, v. Gemmingen, Rödinger, Troll, Prälat Siegel, Dnvernoy, Walther von Freudenstadk, Müllerschön, Kansler, Geigle, Fetzer, Sckwaderec, Hölder, Wei- pert, Römer, Wächter, Walter von Saulgan. (S. V.-Z.)

Die am 30. Juli in Stuttgart staltgefnndene Landes- versammlnng der Volkspartci war sehr zahlreich besucht »nd wur­den die gestellten Anträge einstimmig angenommen. Der wichtigste dieser Anträge ist:Wir wollen eine Trennung Süddentschlands vom Norden so wenig als wir eine Trennung Oestreichs von Deutschland gewollt haben; aber wir erklären uns gegen eine Verbindung mit Norddeukschland »m den Preis eines Vasalleu- thnms unter preußischer Oberherrschaft. Wir ziehen einem sol­chen Zustande die Bildung eines süddeutschen Bundes ans volks- thümlicher Grundlage mit gemeinschaftlicher Bundesregierung und Volksvertretung vor. Wen» der Volkswille und die Freiheit in Oestreich und Preußen zur Herrschaft kommt, wird der süddeut­sche Bund kein Hinderniß eines freien und einigen Deutschlands sein."

Stuttgart, 31. Juli. Aus dem Hauptquartier der württ. Felddivisiou geht uns unterm 30. die Nachricht zu, daß dasselbe nach Gnodstadt bei Marklbreit, somit in südöstlicher Richtung, verlegt wurde. Minister Frhr. v. Varnbnler hat nach einer Unterredung, welche er in Nikolsbnrg mit Graf Bismarck hakte, gestern Wien verlassen und begibt sich ins Hauptquartier der pre'. Mainarmee, um dort mit dem preußischen General v. Manteuffel den in dem Uebereinkommen zwischen Preußen, und Baiern zuge- fichcrten Waffenstillstand für Württemberg abzuschließen. Die Friedensvcrhandlnngcn sollen nach 8 Tagen eröffnet werden. (StA.)

^ Als nackahmungSwerlh sei erwähnt, daß wie die Stadt Nagold ihren sämmilichen zum Kriegsdienst einbernfene» Solda- ken eine Karoli» ans der Stadtkasse ansfolge» ließ, auch die Gemeinde Mötzin gen hierin nickt zurückblieb und ihre 19 Mann ebenfalls mit einem Taschengeld von je 11 fl. erfreute.

Nack einem Bericht des Fabrikanten Siegle in Stuttgart liege» »nd geben in Merg e n tbeim 176 vortrefflich Verpflegte württ. Verwundete; in Ta >1 berbi sch 0 fS he i in liegen 400 Ver­wundete, zur Hälfte Württcmbcrgcr, diese im etwas düsteren SchulhauS, meist nur ans Stroh, mit Leinwand darüber. Die 76 in Großrinderfeld liegende» württ. Verwundeten lebte» einige Tage von der Unterstützung der Preußen. In das Feldlager bei Marktbreit direkt gehen henke von Eßlingen OA.-Arzt Kapss und Kaufmann Haas mit 600 fl., 350 Hem­den, 4p0 P. Socken, 100 Unterhosen. Die Stadt Stuttgart schickte gestern dahin 18,000 Cigarren.

Der Staalsanzeiger vom 1. August bringt die Liste vom im Gefechte bei Taiiberbischoysheim Gefallenen, beziehungsweise an ihren Wunden im dortigen Spitale Gestorbenen und der dort anfgeuommenen Verwundeten. Da hiebei blos die Namen der Soldaten und nicht auch deren Hcimathvrte angegeben, so ist daraus nickt zu ersehen, ob unter diesen auch solche vom hiesigen Bezirk sich befinden. Unter den im Militärspital in Großrinder­feld anfgeuommenen Verwundete» ist der Soldat Martin Zieg­ler von Haitcrbach mit einem Schuß in den rechten Backen auf­geführt.

Am 27. Juli wurden in das Johanniter-Krankenhaus zu Plochingen 29 Verwundete ausgenommen.

Heilbron», 26. Juli. Auf das Anerbieten, 100 Ver­wundete hiehcr untcrznbringen, hat unscr.Kriegsministerinm gestern die Drahtantwort ertheilt:Das Kriegsministerium nimmt das patriosche Anerbieten an und übersendet de» beste» Dank der gutgesinnten Stadt und den edlen Privaten."

Mergentheim, 28. Jnli. Beim Ueberblick ans die zu Ende gehende Woche finden wir, daß kein Tag ohne Gefechte, zum Thcil sehr blutiger Art, ablief. Montag bei Hnpdhcim, Dienstag bei Bischoffsheim und Werbach, Mittwoch bei Groß- rinderfeld, Donnerstag bei Gerichsheim und Roßbcnnn, Freitag bei Kist, also immer näber Würzbnrg zu, wo, dem Kanonen­donner nach zu schließen, gestern heftig muß gekämpft worden sein. Für unsere Württembcrger waren Dienstag und Mittwoch die Hanptkage, sowohl was die bewiesene Tapferkeit, als die Verluste betrifft. In Gcoßrinderfeld ist die Kirche ganz mit Ver­wundeten gefüllt, und so viel auch deren bieder geschafft werde», die Schwerstverwnndeten sind nicht so leicht zu kransportiren. Deßwegen ist Prof. v. Bruns, nachdem er hier einige schwere Operationen vorgenommen, auch »ach Großrinderseld gereist, von wo, weun'S die Witterung erlaubt, heute wieder 40 Verwundete gebracht werden. Verwundete Offiziere haben wir bis jetzt nur 2, die meisten liege» in Würzbnrg, einzelne in Privathäusern im Tanberthal. Auch in Bischoffsheim liegen noch von unfern Ver­wundeten.

Karlsruhe, 31. Jnli. Das ganze badische Armeekorps befand sich gestern Abend schon auf dem Hermarsch ans badischem Boden bei Gerlachsheim. - (T. d.S. M.)

Man 11 he i m , 29. Jnli. Zuverlässigem Vernehmen nach ist die Zahlung der Frankfurt anferlegtcn Kontribution sistirt »nd der Bürgermeister Dr. Müller in das preußische Hauptquartier beschiede» worben. (S.V.-Z.)

M n n ch e n, 28. Jnli. Bis heute Abend ist hier keine amt­liche Nachricht eingelaufcn. die das Privattclegranim von den eroberten 16 preußischen Geschütze» bestätigt hätte. Auch eine uns unter dem 29. Juli zugckommcne amtliche Müncher Depe­sche weiß nichts hiervon. (Bad. Landeöz.)

Ein Münch ener Tel. der KarlSr. Ztg. sagt:Nach einer Privatmittheilnng besetzten die Preußen und Mecklenburger am 28. Bayreuth, wahrscheinlich widerstandslos." Tags zuvor war nach Bayr. Bl. Kulmbach von einer kleinen Abtheilung besetzt worden. In den von den Preußen besetzten Orten Oberfrankens wurde nachstehende Proklamation erlassen: Das kgl. prcuß. 2. Reserve-Armeekorps unter meinem Befehl hat Euer Land besetzt. Unser bewaffnetes Einschreiten gilt Eurer Regierung, nicht den Behörden und friedlichen Einwohnern, wenn diese des Krieges Lasten sich dadurch erleichtern, daß sie meinen Befehlen sofort