deutschen Einbeitsgruvyc unter diplomatischer und militärischer Führung Preußens, Gestattung ciner süddeutschen Einheilsgruppe mit selbständiger internationaler Existenz, ein nationales Band zwischen beiden Einheiten. Einverleibung Schleswig-Hol- steins mit Ausnahme der dänischen Distrikte, Bezahlung eines Theils der KriegSkvsten durch Ocstrcich. endlich Integrität deS vstreickischen Kaiserstaates, anSgcnommcn Bcnetien. — Während nun so verhandelt wird, gehe» die kriegerischen Ereignisse ihren Weg. An der Thaya und March wird, wie nnS gemeldet wird, die Konzentration der preußischen Truppen vollendet; in Italien kam es zu heftigen Kämpsen, um vor dem Eintreten deS Was- fenstillstandes ,,einige strategische Punkte einziinebmen, die nöthig sind für die Sicherheit »nd Regelmäßigkeit der militärischen Position" (mit andere» Worte», um Südtyrol bis an die'Pässe ;n nehmen).
Florenz, 24. Juli. Gestern lieferte General Medici ein neues Gefecht im Bal Sngano beim Dorf Borgo, wo der Feind sich verschanzt hielt, Abends wurden die Schanzen mit Ltnrm genommen. Ans Levico: Oestrcichische Verluste an Todlen, Verwundeten und Gefangenen zahlreich. Medici marschirl ans Centa «Dorf in Tyrol, Rgbz. Trient), von wo er noch 5 Stunden entfernt ist. (St.A.)
Paris, 23. Juli. Mehr als alles Andere beschäftigt heute die der Stadt Frankfurt anserlegte große Kontribution die Presse. Alle Blätter sind voll davon, und cs läßt sich unschwer ecrakhen, in welchem Sinn sie dieselbe benrtbeilen. Baron James v. Rothschild verfügte sich in die Tnilerien, um dem Kaiser seine Besorgnisse mikzuthcilen. Sofort ließ der Kaiser Hrn. v. d. Goltz zu sich berufen, um ihm — wie versichert wird, cS feiner Re- gicrnng zu melden — Vorstellungen über das Verfahren der Preuße» in Frankfurt zu machen. Man hofft, daß General Man- tenffel humanere VerhallnngSbesehle erhalten werde. — Tie Cholera ist hier im Znnehmen. Vorgestern war die Zahl der Chvlerakrankcn in den Spitälern (die der Privaten ist nicht bekannt) 226 und die der der Tobten 170. Tie Zeitungen wnr- den „cingeladcn", nicht davon zu sprechen.
Paris, 24. Juli. Alan spricht heute mit allem Ernste von dem Gerüchte, Frankreich werde Belgien den Antrag stellen, eine ähnliche Militärkonvention abznschließen, wie die norddeutschen Staaten sie mit Preußen vereinbart haben. Unmöglich klingt die Sache durchaus nicht. (Wir knüpfen hieran die Bemerkung, daß cs immer unsere Ansicht gewesen, daß wie Preußen eine bessere Arrondirung feiner Grenzen für nothwendig erachtete, eines schonen Tages auch Frankreich mit der Forderung hervorlreken dürfte, seine Grenzen besser zu regeln, und zwar nicht am Rhein, sondern im Nordosten gegen Belgien und die Niederlande, bei deren Realisirnng Preußen zum schuldige» Danke dann die gleiche Stellung einnehmcn würde, wie Frankreich bei dem gegenwärtigen Kriege. Oder sollte eine derartige Abmachung zwischen Napoleon und Bismarck nicht möglich sein? Red.)
Das eidgenössische Sängerfest zn NapperSwyl ist in schrecklicher Weise unterbrochen worden. Man schreibt darüber der Thurg. Ztg. vom 21., Abends 6 Uhr: Soeben trifft ein Erkra- zng mit der eidgenössischen Fahne und etwa 600 Sängern ans der Westschweiz ein. Wie der festliche Zug am Ralhhansc vorbeizieht, schlagen die Flammen ans ciner Gesängnißzelle des obeni Stockes heraus. Die Sturmglocken ertönten; die Verwirrung der überaus reich dekorieren, mit Gästen angesnllten Festsladt ist furchtbar. Wie man vernimmt, soll d.er Brand durch einen heute Nachmittag eingcbrachten,Gefangenen (man sagt einen Polen) veranlaßt worden sein. Ein Mitglied deS Licderkranzes von Burgdorf ist todt gefallen, ein Gefangener (nicht der Tbäter) verbrannt. Um halb A Uhr war der Brand gelöscht. Feststim- mnng sehr gestört, vielleicht ganz vernichtet.
London, 21. Juli. In der gestrigen Untcrhansntznng sprach Laing für die Nichtintervonlion in Deutschland; dadurch werden Italien und Deutschland groß und unabhängig werden im Interesse Englands, Europas, ja OcstreichS selbst. Laing hofft, die Regierung werde ohne Zueathen und Beiziehnng des Parlaments keine bewaffnete Einmischung unternehmen. Hvrse- man hebt die Divergenz der französischen und englischen Interessen hervor; England wünsche Italien und Deutschland mächtig und unabhängig, Frankreich wünsche bas Gegcntheil. Ocstrcich möge aus Italien und dem Bunde zum eigenen und allgemeine» Heile
scheiden. Bismarck verfolge jetzt wirklich große, gemeinnützige Zwecke. Bowyer spricht für Oestrelch und den Kakholicismns. Gladstone spricht seine Sympathie für die UnabhängigkeitSkämpfc Italiens »nd Deutschlands ans, die Suprematie PrenßcnS werde eine allgemeine Wohlthat sei»; Ocstrcich habe außerhalb Tenlsch- land gcnüaenden Spielraum. Stanley deprezirt gegen eine bewaffnete Einmiscknng. England sei gänzlich nngebnndc»; cs habe bisher hnmaiiitälshalber de» französischen Waffenstillstands- Vorsckiag unterstützt, aber nach dessen Scheitern keinen weitern unverlangte» Rath ertheilt. Frankreich beabsichtigte seine« Wissens keine bewaffnete Intervention. England könne ohne Kcnnr- niß sämrnllicher preußischer Friedensbedingnngen Ocstrcich keinen Rath anrdrängen. Die Herstellung eines kompakten Norddenlsch- landS widerspreche dem englischen Interesse nicht. Tie Regierung werde bestmöglichst das Parlament jederzeit konsuitiren.
Grns Balduin.
(Fortsetzung.)
,,G»I, gut!" sagte Aldenarde ungeduldig; gib nur den Brief her."
Der Bursche hatte das Schreiben endlich gesunden, und übergab eS dem Baron. Dieser fragte: „Hak dich Niemand, der dich kennt, unterwegs bis hieher gesehen?"
AIS der Bursche verneinte, fuhr Aldenarde fort: „Daß Du schweigst gegen Jedermann, hörst Du; es möchte sonst um Deinen Kops nicht gut stehen. Du warst am Rhein, verstehst Du. in Angelegenheit des Grafen von Lille. Geh' jetzt zur Ruhe und sich' zuerst »ach den Pferden. Vielleicht gibt es bald wieder einen Auftrag für Dich."
Kurt ritt weiter, konnte es doch nicht über daS Herz bringen, zuvor »och z» erzählen: „Allen Respekt vorder, französische» Herren. Habe» die mich gepflegt und gehätschelt! Trinken und essen durfte ich, soviel ich wollte, und der König ließ mir svgar ein ganz artiges Geldgeschenk überreichen."
Aldenarde lächelte und winkle ihr», nach Hanse zu reiten. Dann ritt er selbst nach der Köblcrwvhnnng, ließ sein Pferd von einem Knaben halten und stieg ah, um den erhaltenen Brief zn lesen. Er ging seitwärts in den Wald und vertiefte sich in das Schreiben, worin Ludwig VIII. von Frankreieb ihm danken ließ für die Mitthcilnng in Bezug ans den wiederkchrenden Balduin, und ihr» zugleich auzeigte, i» welcher Weise er dabei zn verfahren gedächte. Aldenarde murmelte zuweilen etwas zwischen den Zähnen, was wie Befriedigung über die erhaltenen Nachrichten klang. „Gut auSgedachk!" sagte er unter Anderem, — „der Vogel soll in die Falle gelockt werden. Der König sendet eine Gesandtschaft, um ihn ans eine srenndschaftliche Weise nach Paris einznladen, er kann nicht ablehnen, denn er ist »nd bleibt Frankreieb lehnspflichiig.. Die Rückreise wird er dann wohl ersparen können!"
Nach einiger Zeit kehrte er z» den KöhlerSlenten zurück, bestieg sein Pferd, warf dem Knaben einige Silberrnünzen zn und ritt sogleich wieder zur Gräfin, wo er heute heiterer als seit langer Zeit erschien.
Tiefer und tiefer führte die dämonische Macht des Bösen den ritterlichen Baron von Aldenarde von Verbrechen zn Verbrechen. Als er in der Gesangenscbasi zn Paris gewesen war, batte die Gewalt der unselige» Leidenschaft für Johanna ihn verleilet, sich dem Könige von Frankreich zun, Gebilfen seiner Pläne gegen Flandern anznbieten, und der Preis für diesen Verralh war seine Freilassung. I» Flandern augekommen, bewirkte der ungehinderte Verkehr mit de, Gräfin ein helleres Anflodern der Begierde nach ihrem Besitze, und Johanna selbst verstrickte sich weit in das Netz der gefährliche!: Liebe. Nun öffnete fick dem Unseligen eine neue Aussicht. Johanna konnte sich von dem ihr ansgedningcncnWat- ken trennen, ko'niue sein Weib werden, und er damit die Herrschaft über Flandern erhalten. Schon hoffte er, baß sei» Weg wieder aufwärts t»r Ehre führen könne. Als Johanna's Galle hoffte er, werbe es lpu: gelingen, die Liebe des Volkes zu gewinnen, er entwarf den Plan, mit Frankreich alsdann zn brechen,, und durch ei» BluU uiß mir England auch den Zorn der Barone, zn beiäiiftigen — da mit einem Schlage veränderte das Erscheinen des Eremiten die Lage der Dinge völlig. Ec konnte nicht mehr zurück. (Forts, folgt.).
Redaktion, Druck un .''.-«lag der tS. W. Zaiser'schen Buchhandlung.