Wahle» finden nach dem allgemeinen Stimmrecht statt. — 23. ^ Juli. Der Moniteur schreibt: Die italienische Flotte ist nach der Niederlage bei Lissa zur Rückkehr nach Ankona gezwungen. ^
Paris, 23. Juli. Der Minister des Innern läßt an der i Börse anschlagen: Oestreich nimmt die von Preußen zngelaffencn ! Friedenspräliminarien an. Bevollmächtigte sind vereinigt im preu- I ßischen Hauvtguartier, um den Waffenstillstand zu nnlerhandel». ! Italiens dcfintivc Antwort wird erwartet, cS hat die Prälimina- ! rien prinziptest angenommen. (T. d.S. M.j
Paris, 24. Juli. Der Morgenmonitenr meldet: Italien hat seine Zustimmung zur Einstellnng der Feindseligkeiten ertheilt.
In Paris tritt die Cholera wieder ziemlich bcfkig auf.
Moskau, 20. Juli. Tie MoSk. Ztg. schreibt: Rußland hak keinerlei Grund, Opfer z» dringen zur Erhaltung der oft- reichlichen Großmachlstestung, muß jedoch die Interessen der Do- naumnndnngen sick sichern. Die Anerkennung des Prinzen zu Hohenzollern als Erbsürste» wurde den Pariser Vertrag zum > Nachtbcil Rußlands, dagegen zu Frankreichs und Preußens Vvr- thcil verletzen. Rußland hat das unbestreitbare Recht auf das von Hohenzostern in Anspruch genommene Territorium, sobald der Sultan.daraus verzichtet.
New-I)ork. 29. Juni. Der wirkliche Losbruch des Kriegs in Europa hat aus die vorher ziemlich wirr durcheinander liegenden Meinungen der Amerikaner darüber klärend gewirkt, und Man finket jetzt in hiesigen Zeitungen Urtheile, von denen man zwar diffcriren kan», denen man aber zugesteben muß, daß sic ans wirklichem Nachdenken und leider Kenntniß der Thaisache» beruhe». Die Sympathie für Italien steht natürlich bei den Amerikaner» felsenfest. — Garibaldi ist ja bald und halb ihr Landsmann, b. h. er hielt sich einige Jahre hier ans, ohne daß sich irgend jemand um ihn kümmerte, mußte fick durstig genug ernähren und erwarb das Bürgerrecht. Seit er sich eine» großen Namen gemacht hat, legt man nickt wenig Werth auf die nachträglich entdeckte Adoptiv-Lerwandtschaft. — In Bezug aus Deutschland stellt sich jetzt die Sache so, daß man in der formalen Rechtsfrage mit Oestreick, aber in Betreff der materiellen Tendenz des Krieges mit Preußen symvakbisirt. Das letztere gilt auch von einer Mehrzahl der deutsch-amerikanischen Zeitungen. In diesen werden zum Thcil sehr bittere klrtheüc über das deutsche Volk gefällt, das fick so „kleinmüthig" und „fricdenSheulerisch" zeige, statt mit rüstiger Kraft die erste große Gelegenheit zu benützen, die sich ihm seit fünfzig Jahren zur Gestaltung seiner nationalen Geschicke biete. Es sei ja kläglich, wie ein Volk von so und so viel Millionen sich als von einem BiSmark gezwungen und vergewaltigt betrachte, statt sich desselben als eines Mittels zum Zwecke zu bediene». — Bei einem Bankett, welches vor 8 Tagen einige vierzig hervorragende Deutsche gaben, ward unter anderen ein Toast ans „Mephistopheles Bismark, die Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft", den „unfreiwilligen Gründer eines in Freiheit geeinigten Deutschlands" mit lautcin Jubel ausgenommen. — lind eine deutsche Zeitung sagt: „Wir bewundern die Charaktergröße Ferdinand Blinks, aber bedauern feine» Jrrtbnm. Denn wenn jemals seine politischen Ideale sich verwirklichen, so wird Bismark der Mann sein, der die Möglichkeit dazu gegeben hat. Freilich nicht inehr als die Möglichkeit. Daß diese zur Wirklichkeit werde, basüc muß daS deutsche Volk sorgen. Wenn eS nicht Operfähigkeil und nicht Mnth genug dazu bat, dann bescheidc cs sich damit daS Polen des 19. Jahrhunderts zu werden. Wenn eS aber, wie wir hoffe n, nachdem einmal der Krieg begonnen hat, jene Eigenschaften entwickelt, dann eröffnet sich ihm die Aussicht auf die Stellung der in Europa tonangebenden nationalen Großmacht, vor . deren Einfluß ans die Geschicke der Welk der Frankreichs zusam- ! menschrnmpfen wird, wie in den letzten dreißig Jahren der Eng- ! lauds znsamincngcschrumpft ist." — DaS sind wohl dcutsch-ame- > rikanische Phantasien, über die man in Deutschland ärgerlich lächeln oder die Achseln zucken wird's Mag sei»; aber sie werden von vielen Tausenden getheilk, und mögen darum wenigstens constatirk werden. Im klebrigen — veremos! (A.Z.)
Graf Balduin.
(Fortsetzung.)
„Sein Zweifel befremdet mich," cntgegnetc Hugo, „aber ich kann ihn nicht als eine» Beweis gelten lassen, daß Aldenarde zum
Derräther werden sollte. Du selbst hast den Eremiten »och nicht gesehen, wer weiß, ob Du nicht doch noch Aldenard Recht geben mußt."
„Nimmermehr!" entgegnete Wilhelm; „denn wenn jemals etwas für uns vom Himmel zu erbitte» war, so ist es die Rückkehr des vom Volke angebeteken Balduin. Wer hier nicht unbedingt der begeisterten Meinung des Volkes beistimml, .der ist nicht der Freund des Volkes, denn das Volk glaubt an ihn und wird in diesem Glauben siegen. Jetzt ist die Zeit zum Handeln gekommen! Unsere Losung ist: Es lebe Balduin, unser Herr, der zurückkehrt, uns zu erlösen vom Joche Frankreichs!"
II. Mapitcl.
Tag für Tag pilgerke das Volk nun hinaus nach dem Walde, wo jener Einsiedler, den man für Balduin erkannt batte, wohnte.
Immer fester wurde der Glaube an ihn. WaS de» gemeinen Mann besonders für ihn einnahm, war die ebrsnrchtgebietcnde Würde seiner Erscheinung, die mit Milde gepaart war. Die edelsten der Barone verkehrte» mit ihm und behandelte» ihn, trotz seiner Weigerung, wie ihren Fürsten und Oberherrn. Bald war die klebe,zengung, daß er der tvdtgeglanbte Gras sei, so fest im Volke, daß Alle, die einst Gras Balduin gesehen hatten, sich heilig für ihn verbürgten.
Arnulf von Aldenarde verlebte indessen Tage und Nächte der peinigendsten Ungewißheit. Von Rom war noch immer keine Nachricht gekommen. Seit mehreren Tagen verweilte Aldenarde häufig außerhalb der Stadt aus der Straße, die nach Paris führte. Er ritt dort oft stundenlang umher, hatte sich mit armen Leuten, die als Kohlenbrenner am Waldesrande wohnten, bekannt gemacht, und indem er sich für ihr Gewerbe zu interessircn schien, beschenkte er sie oft reichlich. Ungeduldig blickte er dann zuweilen von einer Anhöhe hinab; eS >par offenbar, daß er jemand erwartete. Und so war eS denn auch in der That. Voller Sorge darrte er der Ankunft seines ihm ganz ergebenen Reitknechts Kurt entgegen, den er in geheimer Sendung nack Paris geschickt hatte. Endlich eines Morgens Früh sah er denselben heransprengen. Er ritt ihm entgegen und war so begierig auf die Nachrichten des Burschen , daß er denselben sofort aus der Landstraße anhielt. „Bist Du endlich da?" sagte er rasch; „das ist brav von Dir! Was bringst Du?"
Der Bursche hielt sein Pferd an, wischte sich Staub und Schweiß von der Stirne und entgegnete dann: „Ich bringe einen großmächtigcn Brief, Herr Baron. DaS nenne ich geritten! setzte er aufakhmend hinzu; zwei Pferde sind unterwegs geblieben; nun Ihr wollet cs ja so haben." (Forts, f.)
Die drei Gesellen.
Ern altes Gedicht
Es waren drei Gesellen,
Die stritten widcr'n Feind,
Und thäten stets sich stellen In jedem Kampf vereint.
Der Ei»' ein Ocsterreichcr,
Der Andr' ein Preuße hieß, Davon sein Land mit gleicher Gewalt ein jeder pries.
Woher war denn der Dritte? Nicht her von Oestreichs Flur, Auch nicht von Preußens Sitte, Von Deutschland war er nur.
ou Friedrich Rückcrt.
^ Er rief: Deutschland soll leben! ! Da.hörten es die zwei, j Die rechts und links daneben Sie sanken nah dabei;
Da richteten im Sinken,
Sich beide nach ihm hin,
Zur Rechten und zur Linken,
Und lehnten sich an ihn.
Da rief der in der Mitten:
Noch einmal Deutschland hoch! Und beide mit dem Dritten Riefen's, und lauter noch. "
Und als die drei einst wieder Standen im Kampf vereint. Da warf in ihre Glieder Kczrtätschensaat der Feind. Da fielen alle drcic Auf einen Schlag zugleich; Der Eine rief mit Schreie: Hoch lebe Oesterreich!
Der And'rc sich entfärbend. Rief: Preußen lebe hoch! Der Dritte, ruhig sterbend, Was rief der Dritte doch?
Da ging ein Todescngcl Im Kampfgewühl vorbei.
Mit einem Palmcnstcngel,
Und liegen sah die drei.
Er sah auf ihrem Munde Die Spur des Wortes noch. Wie sie im Todesbunde Gerufen: Deutschland hoch. Da schlug er seine Flügel Um alle drei zugleich,
Und trug zum höchsten Hügel Sic auf in Gottes Reich.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdandlung.