Orten erzählt. Die schanderhafleste» Tinge aber werden von dem linken Flügel der Oestreicher in der Schlacht bei Königgrätz erzählt, der umflügelt und vom Centrnm bnrch das Eindringen deb Feindes abgeschnitten war, ohne das; sein Kommandant sich veranlaßt fand, davon dem Centrnm Nachricht zu geben.
Tie Nachricht von der Ankündigung einer bewaffneten Vermittlung Frankreichs war eine Ente nnd dürfte somit ein preußisch-französischer Krieg das Unwahrscheinlichste sein, was die nächsten Wochen bringen.
Tic Waffenstillstands-Verhandlungen werden eifrigst fortgesetzt, nnd zwar von Napoleon sowohl, welcher die preußischen Forderungen im Allgemeinen gebilligt nnd zur Annahme nach Wien geschickt hat, als auch direct zwischen Ocstreich, Preußen nnd Bayern, welche in Wie» geführt werden, wobei die Frie- denSpräliminarien nach der Allg. Ztg. bereits sestgestellk sein sollen. Oestreich mache darin die weitesten Zugeständnisse, Gebieks- abtretungen in Böhmen und Schlesien, nnd räume in Deutschland dem siegreichen Preußen entschiede» den Platz.
Tein Wanderer wird ans Triest vom sZ. d. geschrieben: Von Garibaldi wisse inan mit Sicherheit, das; er mit seinem ziemlich starken Korps in zwei Kolonnen vorrücke. Tie eine, etwa 10,600 Mann stark, schlage den Weg längs des lombardischen Ufers des Gardasees ei», die andere bewege sich gegen Val Sabaia. Zusammen haben sie 30 GebirgSkanonen.
Floren;, 14. Juli. Tie Regierungen Italiens und Preußens sind darin einig, unter den Friedensbcdingnnge» die Wiederherstellung der ungarischen Verfassung zu fördern.
Florenz (über Paris), 14. Juli. Tie Kriegsoperatione» werden mit großer Lebhaftigkeit betrieben. Cialdini hat Padua besetzt. Die Oestreicher ziehen sich zusammen, nm sich in Tyrol nnd Istrien zu vertheidigen. — Die „Gazekta di Venezia" enthält eine offizielle Notifikation der venerianischcn Statthalterschaft, welche in Abrede stellt, daß die Abtretung Venetiens ein kurt »ccomplr sei.
Alle Nachrichten stimmen dahin überein, daß Cialdini im Besitz von Vicenza nnd Padua ist; die Oestreicher schicken sich schon zur Beriheidnng von Tyrol und Istrien a». DaS Festungsviereck ist somit nmgange», und ist, wenn es nickt als Opera- tionSbasiS einer hinreichenden aktiven Armee, sondern nur als Bollwerk einer Besatzung dient, ein werthloser, fast kodier Besitz.
Paris, 13. Juli. Tie Ereignisse haben nickt den Gang genommen, den der Kaiser wünschte; die preußische» Siege, die voraussichtliche Bctheiligung Englands und Rußlands a» der bc- waffncken Einmischung machen ihn nachdenklich, und er bat es schließlich über sich gewonnen, Preußen größere Zugeständnisse zu machen, als man in Berlin erwarte» durfte. Der Kaiser wird niiii schwerlich »ach Ranzig gehe». Herr v. Benst reist heute Abend wieder ab.
Paris, 14. Juli. Der ,,TempS" schreibt: Lamarmora habe sich aller seiner Funktionen entledigt, der König kvnzenlrire den Oberbefehl in seinen Händen.
Ans K o n st a n t i» v p e l, 11. Juli, geht uns tclegrahhisch die Meldung z», daß in einer Konserenz der Großmächte und der Minister des Sultans der Beschluß gefaßt worden ist, den Prinzen Karl z» Hohenzollern als Fürsten (Hospobar) von Rumänien aiizncrkenncn und zwar nicht bloS auf Lebenszeit, sondern mit dem ausdrücklichen Rechte der Thronvererbung in gerader Linie. (S. V.-Z.)
Graf Balduin.
(Fortsetzung.)
„Mißversteht mich nicht," erwiderte Aldcnarde, „und verzeiht, wenn ick besonnener erscheine, als cs zu einer Zeit, die so viel Glück mir verbeißt, ziemlich sein dürste. Bedenkt, daß ich Jahre lang geschmachtet, nnd mich in hoffnungsloser Sehnsucht verzehrt habe. Nach so vielen schlaflosen Nächten, in denen Euer bezauberndes Bild mir vorschwcbte, und gar oft die Oual brennender Eifersucht mein Gehirn verrückte, heißt es zu viel verlangen, wenn ick nun mit einemmal mich in den Himmel Eures Besitzes bincinkränmen soll. Als ich mit Eurem Gemahl nnd vielen anderen Rittern in die Gefangenschaft nach Paris geführt wurde, wähnte ich, ferne von Euch sterbe» zu müssen. Von Tag zu Tag wuchs meine Leidenschaft und meine Verzweiflung. Ich erlangte Freiheit, durfte Euch Wiedersehen, in Eurer
Nähe weilen, nnd glaubte damit den Gipfel meiner Wünsche erreicht zu haben. Nun aber winkt mir ein Ziel, wie eS die kühnste Phantasie nicht schöner schaffen konnte. Wie soll ich da meine Fassung bewahren?"
Johanna war innig gerührt. „Bedenket," sagte sie, „daß ich entschlossen bin, Alles für meine Liebe zui» Opfer zu bringen, »nd daß auch ich endlich einmal glücklich sei» will. Seit ich weiß, bas Ihr mich über Alles liebt, nnd daß kein anderer Wunsch Euch erfüllt, als mich glücklich zu machen, verlrane ich Euch ohne Wanken »nd weiß, Gott wird nnsern Bund segnen."
Eine Pause seliger Umarmung folgte diesen Worten. „Johanna! mei» geliebtes Weib!" flüsterle Aninlf, „Deine Worte schließen mir den Himmel auf."
Er wollte mehr sagen, aber ein Tnninlt, der von der Straße herauf schallte, unterbrach das süße Tändeln der Liebenden. Al« denarde, der ohnehin fortwährend voll Besorgnis; nnd Argwohn war, stand rasch ans und trat an eines der Fenster.
„Was gibt es?" fragte Johanna.
Aldenarde erwiderte: „Ein Hause von Edlen und Volk stürmt heraus, voran die Barone von Kranhoven. Was mag geschehen sein?"
In diesem Augenblick trat der Geheinnchreiber der Gräfin herein und sagte: „Viele Edlen erbitten sich Gehör bei Euch, hohe Fra»; o kommt, der Jubel, der das Volk durchdringt, will sich Luit machen, weil Jeder die Rettung Flanderns hofft."
Johanna war überrascht. Was führte das Volk zu ihr? Weßhald nur jubelteil die Barone? Sie wähnte, die Botschaft aus Rom sei gekommen und daS Land freue sich ihres Entschlusses. Rasch erhob sie sich nnd eilte nach der großen Halle. Besorgt folgte ihr Aldenarde.
Tort angekommen, fand sic bereits eine große Anzahl Edcl- lente versammelt. Voll freudiger Erwartung rief sie ihnen entgegen: „Was führt Euch her? Was ist geschehen?"
Hugo von Kranhoven war der Erste, der in jugendlicher Lebhaftigkeit das Wort ergriff. „So Wunderbares ist geschehen." daß man kaum zweifeln darf. Gräfin, Euer Vater, Graf Balduin, lebt nnd ist uns nahe."
Die Gräfin glaubte nicht recht gehört zu haben. „Was sagt Ihr?" stammelte sie, „hör' ich recht?"
Mehrere der Edlen widcrholte» Hngo's Worte.
„Mein Vater?" fragte die Gräfin noch einmal nnd erbleichte^ ,,wär' cs denn möglich?"'
Die Wiederkehr rodt geglaubter Personen war damals nichts Seltenes und mau wußte davon die wnnberbarstcn Beispiele- Aber in diesem Augenblicke waren »nr zwei Personen in der Halle, des Schlosses zu Gent anwesend, die Ursnche Hane», an der Rückkehr deS Grasen Balduin zu zweifeln. Es war Aldenarde nnd die Tochter Balduins, Johanna, die jedoch noch schwankte, ob sie die Kunde eine glückverheißende oder eine unheilbringende nennen sollte. Aldenarde dagegen mar sofort fest überzeugt, daß das Ganze ein Spiel sei, um Flanderns Selbstständigkeit zu retten und damit seine Pläne zu vernichten. Sein Entschluß stand daher auch sogleich fest.
„Erzählt, wie kommt Ihr zu so unglaublicher Knude?" sagte er.
Hugo von Kranhoven berichtete: „Nicht fern von hier im Walde wohnt seil einiger Zeit ein alter Einsiedler, der ganz ver- borgen dort lebt und seine Zeit mit Bnßübnngen »nd Gebet verbringt. Wer ihn sah, war überrascht von dem edlen, wenngleich von liefen Leiden durchfurchten Antlitz. Die unsichere Nachricht von dem Tode unseres vielgeliebte» Herrn hat niemals Glauben im Volke gefunden nnd oft schon ging die Sage, es sei Kunde von ihm zurückgelangt. Seit wenig Tagen nun ist jener Eremit von einigen älteren Männern als Gras Balduin erkannt worden, nnd obgleich er sich weigert, seinen wahren Stand und Namen z» nennen, so drangen sie doch in ihn nnd begrüßten ihn als Herrn und Grasen von Flandern. „Ihr irrt," sagte der edle Greis, „ich bin weder Fürst noch Herr, sondern ein büßender Greis, der schwer gesündigt hat, und der Gnade bedürftig ist." Sie aber ließen nickt nach. überzeugt, daß er der Graf Balduin sei. Wir eilten hieher, um Euch dies zu verkündige», edle Gräfin."
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag der ll). W. Zarser'schen Buchhandlung.