der Gefängnisse und Zuchthäuser entbehrlich ist. Eben so dürs- > len die Spitzen der noch i» der kaiserlich französischen Provinz - Venetien stehenden östreichischen Truppen schon i» einigen Tagen über Wien in Olinütz eintrcffen können, so daß iminerhin der bis jetzt schon 53.000 Mau» betragende Verlust der Nordarmee innerhalb der nächsten 8 Tage ausgeglichen sein kann. Die höchste Leistungsfähigkeit der Sennneringbabn ist 8 Militärzüge täglich.

Wien, 10. Jnli. Der Kaiser hat eine außerordentliche Aushebung aller dienstfähige» Leute von 18 bis 40 Jahren in ^ den Distrikten der kroatischen Militärgrenze, die dem ordentlichen ! Militärregime nicht nnterworse» sind, angeorduek. !

Wien, 12. Jnli. Tie preußische Kvminandantnr in Prag ! verfügte, bei kriegsgerichtlicher Ahndung, die Ablieferung säninit- ! licher Waffen. Tic Bürgerwehr liefert ihre Gewehre ad, behalt aber die Seitengewehre.

Wien, 13. Jnli. Das Hauptquartier des Prinzen Fried­rich Karl befindet sich in Jglau. Die Kaiserin ist mit den Kin­dern und Le», ganzen Hofstaat nach Pcsth abgegangen. Die Mi­nisterien sind fortgesetzt in Wie». Erzherzog Älbrecht und General John sind heute angekonrmeu. Daö Ministerium des Auswärtigen erwartet zwischen heute und morgen eine Mittheilnng über das Resultat der Waffenstillstandsverbandlnngen durch Frankreich. Oestreick lehnt die französischen Borschläge ab. Der Kaiser geht zur Armee. Die Fortsetzung des Kampfes steht bevor. !

Wien, 13. Jnli. Die Südannee setzt mit Eifer ihren! Marsch nach Wien zur Bereinigung mit der Nordarnree fort. ! Die Preußen sind gestern Vormittag in Brünn eingerückt; der! Einmarsch ging ohne Störung vor sich, und im Uebrigen wur- ^ den dieselben Normen wie in Prag beobachtet. (N. F. Pr.) !

Mailand, 12. Jnli. Die Mailänder Zeitung glaubt die ! neuerdings cingetreiene diplomatische Dazwischenkunst Englands und Rußlands bestätige» zu können. Der Waffenstillstand soll angenommen werden, während der Diskussion darüber soll ans stillschweigende Uebereinknnst ein langsamer OkknpationSkrieg forl- danern. Schwierigkeiten in der Form der Abtretung Venedigs sollen beseitigt werden durch die Fassung: l'eVulrielrs evcls In Venetie. Eine gemischte Kommission regelt die Grenze», Italien übernimmt den treffenden Schnldentheil. (S.V.Z.)

Florenz, 12. Jnli. Italien nimmt den Waffenstillstand mit Ocstrcich als Ausgangspunkt für den Frieden nicht an. Es verlangt Abtretung Benetiens direkt an Italien mit den natür­lichen Grenzen in Wellchtyrol und Istrien.

Bo» d e r i t a l i e ir i e n i s ch c» Grenze, 12. Jnli. Preu­ßen liefert an Italien 20,000 Znudnadelgewehre mit dem Ge- heimuiß der Munition; 30,000 weitere sind bestellt.

Ans Paris den 12. Jnli wird der N. Fr. Pr. telegraphirt: Ter Friedensscklnß wird als bevorstehend (??) erachtet. Frank­reich hält mehr denn je seine Neutralität aufrecht. Hr. v. Benst bat hier gar nichts dnrchgesetzt. Der Kaiser hat die Grundlagen des preußischen ProgramiucS angenommen und unterhandelt dar­über mit Ocstreich. (T. d. S. M.)

Paris, 14. Jnli. Der Moniteur schreibt: Die öffentliche Meinung ist ungeduldig, den Gang der Verhandlungen kennen z» lernen. Uebcrall verlangt man Neuigkeiten und zwingt damit gleichsam die Zeitungen, deren anznferligen. Wir müssen die Bemerkung machen, daß die Vermittlung erst seit nenn Tagen vorgeschlage» ist. Nun können aber die Verhandlungen nicht ein- s zig durch de» Telegraphen geführt werden, und ein Kurrier ! brauckk von Paris nach dem preußischen Hauptquartier 3 Tage > und 3 Nächte. Alles, was wir sagen können, ist dieß, daß die ! Verhandlungen auf dem besten Weg des Fortschreitcnß sind, und ^ die besten Beziehungen zwischen dem Kaiser Napoleon und dem König von Preußen zu bestehen nicht anfgehört haben. (S. M.) i

Bukarest, 12. Juli. Tie Kammer bat heute die Ver­fassung angenommen. Fürst Karl von Hohenzollern leistete so­fort den Versassnngseid. (T. d. S. M.)

London, 6. Juli. Gestern fand die Trauring der Prin­zessin Helena, dritten (wie man im Publikum will, Lieblings-) Tochter der Königin Victoria, mit S. k. Hoh. dem Prinzen Cbri- stiau von LchleSwig-Hoistkin-Sonderbnrg-Augustcndnrg, auf Wiud- sorschloß statt.

Graf Balduin.

(Fortsetzung.)

Johanna fuhr fort:Damals also war es ihr sehnlichster Wunsch, den Sohn zu meinem Gemahl zu machen, und sic zahlte dem Könige Philipp August 50,000 Livres für das Zustandekommen dieser Heirat. Philipp August ging darauf ein, weil er glaubte, baß Ferdinand der Man» nicht sei, ihm Trotz zu bieten. Mathildens Geist spornte ihn dennoch dazu, aber der AnSgang der Schlacht bei Bovines war für Frankreich günstig und Alles ist schlimmer als vorher."

Damit schloß Johanna ihre Mittheilnng und wendele sich mit dem Blicke innigsten Vertrauens an Aldenarde.Seht," sagte sie,das war meine Jugend. Zehn Jahre war ich alt, als meine Elter» starben. Da verkaufte mich der Onkel von Namur an Frankreich, Frankreich an Ferdinand von Portugal. Niemand, Niemand hat es noch ehrlich mit mir gemeint und ich mußte stets das Mittel sein, um die ehrgeizigen Pläne der Män­ner zu fördern, denen mein Schicksal anvertranl war. Meine Jugend schwand dahin, ohne daß ein Auge liebend in das meine sah, ohne daß ich wahre Treue kennen gelernt, und ich bin doch ein Weid, das der Liede bedarf."

Mit Thränen in den Augen sah Johanna bei den letzten Worten vor sich hin. Aldenarde stand ans und sagte in vorwurfs­vollem Tone:Mir sagt Ihr, daß Ihr nie Treue gefunden habt?"

Da erhob sich auch Johanna, warf sich stürmisch au seine Brust und rief:Ich habe sie gefunden. Ja, Arnulf, Euch vertraue ich, an Euch glaube ich, und ich könnte nicht mehr le- ben, wenn dieser Halt mir entrisse» würde."

Aldenarde preßte sie fest an sich.Wie konntet Ihr an mir zweifeln," sagte er,an mir, der »nc für Euch athmet, nur Euer Glück im Äuge hat?"

Johanna machte sich sanft von ihm lvS und entgegncte: Darum vernehmt, was ich zu ihn» gesonnen bin. Flandern bedarf eines starken Armes, ich eines Schützers und Beralhcrs. Papst Jnnocenz wird mein Gesuch nm Scheidung von Ferdinand, das ich ihm zu senden gesonnen bin, gewähren. Ihr, Arnulf, Ihr sollt dann mein Gatte werden!" Und überwältigt von ihrer Leidenschaft umschlang sie den Geliebten, der ihren Mund mit feurigen Küssen bedeckte und nur Laute der Liebe und Dankbar­keit zu stammeln vermochte.

Der Bote nach Rom war abgesandi, und so heimlich die Angelegenheit auch betriebe» wurde, konnte es doch den aufmerk­samen Blicken der BakerlandSfreunde nicht verborgen bleiben, daß Aldenarde nahe an seinem Ziele war. Um so fester schlossen sich die Edlen zusammen, und immer lauter sprachen sie von der Möglichkeit, daß Balduin, der vielverehrte, nicht im gelobten Lande gefallen sei, sondern verborgen in Flandern lebe. Alde­narde erwartete mit fieberhafter Ungeduld die Rückkehr des Bo­ten. Schon war die Zeit nahe, da ec wiederkchrcn konnte, aber von Tag zu Tag harrte Aldenarde vergeblich.

Johanna bemerkte zuweilen die unruhige Slimmnng des Ge­liebten und suchte ihn ansznheilcrir. Eines Tages saßen sie bei- sam.ir in einem ihrer Gemächer. Die hohe» Spitzbogensenster, mit dem damals noch sehr kostbaren, nach unser» Begriffen dazu noch sehr schlechten Glase, gewährten die Aussicht über die Dä­cher der Häuser auf eine freie, bewaldete Gegend. Aldenarde war stets sehr zierlich und nach dem besten Gcschmacke gekleidet. Die langen Schnabclschnhc verunzierten zwar den Fuß, dafür aber ließen die engen Beinkleider und das knrzschötzige sammkene Wams die edlen Formen seines Körpers nur so vortheilhaftec hervortrele». Er saß bei Johanna und betrachtete ei» mit wun­dervollen Initialen i» Gold und Farben verziertes Meßbuch, welches ein berühmter Nnbricaioc für sic gemalt halte. Sie sagte daher scherzend zu ihm:Gesteht nur, mein Freund, daß das Wagniß unserer Verbindung Euch zu groß erscheint, und daß Ihr das Gelingen bezweifelt. Jbr seid so besorgt, während ich so voll froher Hoffnung in die Zukunft blicke."

(Fortsetzung folgt.)

Eine seltsame Widmung. Im Verzeichnisse der Tproler Stim­men widmete ein Herr I. A. S. dem heilige» Vater 30 fl. als Petcrs- pfcnnig mit dem komischen Motto:Ein tief verschuldeter Sohn dem noch tiefer verschuldeten Vater".

Redaktion, Druck und Verlag der E. W. Zalser'scheu Buchhandlung.