der Minister des Inner». Die Vorlage für den preußischen Landtag wird auSgcarbeitet. Die Antworten Weimars und Mecklenburgs stehen noch ans. (T. d. S. M.)
Bei der kirchliche» Sieges- und Dankfcier in Berlin wurde über den Text: „Das Land zittert und ist in großer Furcht, Du aber hältst seine Säulen fest" gepredigt. Bein, Sprechen des Dank- gebekcS lag die ganze Gemeinde auf den Knieen, und während des hierauf folgenden Tedenms wurden 101 Kanonenschüsse gelöst.
Aus Berlin meldet man, daß sich dort z» den Siegeö- seste» ein unangenehmer Gast eingestellt habe: die Ebolera. Vom 2. Juli Mittags bis zum folgenden Tage seien 64 Personen erkrankt, 15 Personen gestorben. Bis z»m 10. zählte man 687 Erkrankungen.
Schwerin, 2. Juli. Die Berliner BolkSzeiliuig schreibt: Die niccklenbnrgischen Truppen werden dis zum Z. Juli marschfertig fein. Der Grvßheczog hat neulich an sie eine Ansprache gehalten, welche dahin ging, daß er gehofft habe, Mecklenburg werbe im Verein mit Oestreich und Preußen gegen einen äußern Feind kämpfen. Es bleibe nun nichts anderes übrig, als baß die mecklenburgischen Truppen nur Soldaten seien und als solche ibrc Pflicht erfüllen. Wohin sie bestimmt seien, könne er selbst nicht sagen. Der Befehl zum Abmarsch und z» ihrer Berwcn- düng wird von anderswo kommen. Letzteres hat der Großherzog mit bewegter Stimme geäußert.
Wien, 9. Juli. Die Kaiserin ist nach Ofen abgerciSl. Das Gerückt, daß Graf Lausch znrücklreten, und daß Fuhr. v. Bcnst den Grafen Mensdorff ersetzen werde, tritt wiederholt auf.
Wien, 10. Juli. In einem Manifest des Kaisers „an meine'Völker" vom heutigen heißt cs: Ick' bin zu einem Frieden unter ebrenvollcn Bedingungen bereit, allein ich werde nie in einen Friedcnsabschlnß willigen, durch welchen die Grundbedingungen der Machtstellung meines Reiches erschüttert würden. In diesem Falle bin ich unter Zustimmung meiner Völker zum Kampfe aufs Aenßerste entschlossen. Vertrant auf Euer» Kaiser: Oest- reich« Völker haben sich nock' nie größer gezeigt als im Unglück, auch ich will dem Beispiele meiner Ahnen folgen und unerschütterlich ans Gott vertrauen. Entschlossenheit und Beharrlichkeit sollen Euch voranleiichten. (Fr. Z.)
Wien, 10. Juli. Las kaiserliche Manifest an die Ungarn lautet: Ich wende mich vertrauensvoll an die getreuen Völker Ungarns, an ihre in schweren Zeilen wiederholt bewahrte Opferwilligkeit. Es muß sich die Kraflanstrengung des gcsammlen Reiches begegnen, damit die Abschließung des ersehnten Friedens unter billigen Bedingungen sichcrgestellt werden könne. Ich bin des starken Glaubens, daß die Söhne Ungarns freiwillig unter meine Fahnen eilen, zur Hilfe ihrer Angehörigen und zum Schutze des durch die Kriegsereignisse auch unmittelbar bedrohten Vaterlands.
Wie», 10. Juli. Die Besitzergreifung der vom Kaiser von Oestreich an den Kaiser der Franzosen abgetretenen Provinz Venetien durch Frankreich soll versügt sein. Im gegenwärtigen Augenblicke wäre diese offizielle Kundgebung gewiß hochbetentsam. — In unterrichteten Kreisen war heute das interessante Gerücht verbreitet, es werde binnen einigen Tagen eine Zusammenkunft des Kaisers Napoleon mit Kaffer Franz Joseph aus östreick'ischem Boden stattsinden. — Ter sächsische StaatSministcr v. Beult hat sich heute mittelst Extrazuges der Wcstbahn eiligst »ach Paris de- ! geben. Ob in vstreichischen oder sächsischen Angelegenheiten, da- I rüber fehlt »nS jede Andeutung. Ob zwar Herr v. Beust noch > nicht in östrcichischc» Diensten steht, wäre es bei den außervrdent- ! »lichcu Zcitverbältnissen nicht unmöglich, daß dieser Staatsmann ! mit einer Mission uusercr Regierung nach der französischen Haupt- s stadt abgereist ist. — Es mehren sich die Anzeichen einer Ueber- siedelung der Regierung nach Pesth-Ofen, als deren Vorbote schon ^ die Abreise der Kaiserin dahin betrachtet werde» konnte. (S.V.)
Wie», 10. Juli. Die Preußen sind im Anmarsch auf Zuaffn »nd Zwetl. Der Kaiser versprach dem Gcmeindcvorstande, Wien werde als offene Stadt erklärt und er dort a»Sharreu, bis «ach etwaigem Abzug der Trupven. — Gestern fand ein Rnck- zuggcfcchk von Kavallerie und Artillerie bei Zwitlau statt. Die Preußen wurde» geworfen. Heute Gefecht bei Peran. (S. V.)
Wien, 11. Juli. Graf Mensdorff ist heule zurnckgekehrt und hat sofort das Ministerium des Auswärtigen wieder übernommen. Der hiesige französische Botschafter ist angewiesen, ebenfalls in das preußische Hauptquartier zu gehen. Ällcn Be
amten ist, da die Kassen forkgeschastk werden, vicrmonatlicher Gehalt vorausbezahlt. (S. V.-Z.)
Wien, 11. Juli. Erzherzog Albrecht ist znm Befehlshaber, FML. Job» znm Generalsstabschef der gesammten operirenden Armee ernannt worden. — Durch Gesetz vom 7. d. wurde der Finanz,iiiuistcr ermächtigt, 200 Millionen durch freiwillige« An- lehcn oder Staalsnotenvermehrung zu beschaffen. Bis zur Möglichkeit der Beschaffung hat die Nationaldank die nöthigen Geldmittel, vorläufig bis 60 Millionen Banknoten, vorznschießen. Die RnckzahlungSfrist des Vorschusses ist längste,!« ein Jahr nach dem FriedcnSabschluß. Pfandgegenstand ist'da« Bergwerk Wie- liczka. Bis zu gänzlicher Rückerstattung des Vorschusses ist die Wiederaufnahme der Baarzahl,ingen eingestellt.
Brünn, 7- Juli. (Ostd. Post.) Zuverlässige Berichte aus Böhmen melden, daß die Preußen in de» von ihnen besetzten Theilen preußische Gerichte einsctze». In Reichender.,, Niemes rc. wird das Recht bereits im Namen des Königs gesprochen. — Die Stimmung hier ist sehr gedrückt. Viele wohlhabende Fami- licn verlassen unsere Stadt.
Florenz, 5. Juli. Die Zeitungen erklären: Wenn die östr. Truppen Venedig räumten, nin gegen die Preußen zu stehen, so wurde bas iralienffche Heer ihnen, mit dem Schwert in der Faust, bis zur Vereinigung des italienischen und preußischen Heeres folgen. Italien dürfe Preußen weder im Sieg, noch in der Niederlage verlassen. Man glaube an eine unmittelbare Wiederaufnahme des Feldzugs, der bis zur Zertrümmerung <!) der öst- rcichffchen Monarchie fortgesetzt werden soll. Das Einverftänd- niß zwischen der italienischen Negierung und der iingarischkroalischcn Naiionalpartei sei ein vollständiges.
Triebst, 7. Juli. Gestern ist der hiesige preußische Generalkonsul seitens Oestreichs aufgcsvrdert worden, seine Funktionen einznstellen.
Paris, 9. Juli. Die France enthält folgende Depesche: München, 8. Juli. Es geht das Gerücht, daß Oestreich, sich auf das Schreiben deS Kaisers Napoleon beziehend, die Grafschaft Glatz als Entschädigung für Venedig verlange» würde.
Paris, 11. Juli. Die France sagt: Die preußischen Bedingungen, welche in dein vorn Prinzen von Neuß überbrachten Brief enthalten, sind folgende: Ausschluß Oestreichs ans dem Bund, preußischer Oberbefehl über die Streitkräfte des Bundes zu Wasser »nd zu Land, diplomatische Vertretung Deutschlands durch Preußen im Ausland, Annexion der Herzogkhümer und eines Theils der vom Heer besetzten Gebiete. Die France glaubt zu wissen, daß der Kaiser die wichtige» Miktheilungcn des Prinzen von Renß sofort nach London und St. Petersburg mikgeiheilt habe, da sie eine Frage von europäischem Interesse answerfc», die nur durch die Mitwirkung der großen Mächte entschieden werden könne. Nene Zwischenfälle haben die Abreise des Prinzen Napoleon nach Italien verzögert. (S. M.)
In Rußland werden alle Miiitärurlauber einbernfen. AuS Warschau gehen täglich Militärzüge nach Sosnowice im Schlesisch- Krakauische» Grenzwinkel. Nach Bessarabien marschirk Militär ans Podolien. (St.A.)
In London und Petersburg findet mau die Besetzung Veneliens durch französische Trupven vor der Vereinbarung des Waffenstillstandes mir der Vermittlerrolle Frankreichs im Widerspruch. Ueberhanpt ist man durch den Schritt des Kaisers Franz Josef,, LoniS Napoleon einseitig zum Schiedsrichter zu machen, nicht sehr erbaut.
Neue st e s.
Würzbnrg, 12. Juli. Nachmittags 6 Uhr. (Telegramm des SlaatsanzeigerS.) Ein bayrisches Korps auf das linke Main- nfer zurückgezogen, sucht Wnrzburg zu decken; ei» preußisches Korps im Anmarsch, seinen rechten Flügel bis Minden ansge- dehuk. Nachmittags 4 Uhr. Eine preußische Streif-Kolonne.
Wien, 12. Juli, Abends. Trotz fortgesetzter Verhandlungen bat der Waffenstillstand keine Aussicht. Die Preußen besetzten Ober-Hollabroun. Edelsheim'S Kavallerie bestand bei Rsssitz ein Arriure-Gardegefecht. Bahnverkehc zwischen Wien und Brünn eingestellt. (T. d. St.-A.)
Redaltion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.