Frankfurt, 9. Juli. DaS Hauptquartier des 8- Armee­korps ist in Bornheim bei Frankfurt. Gießen soll von den Preu­ßen besetzt sein.

Frankfurt, 9. Juli. Der mehrfach dementirtc Bersuch des Prinzen Wilhelm von Baden, die ihm untergebenen Truppen der Mitwirkung bei den Operationen des 8. Armeekorps zu ent­ziehen, wird andererseits so entschiede» aufrecht erbalten, daß wir bas Neueste, das in dieser Angelegenheit bekannt gegeben wird, inillheile»: Der Niirub. Korresp. bringt folgenden Artikel aus Frankfurt, 8. Juli. Die Mittheilnug der N. Fr. Z. über die Erklärung des Prinzen Wilhelm von Baden ist richtig. Ich hin in der Lage, einige nähere Umstände aus bester Quelle be­richten z» können. Prinz Wilhelm fand es mit seinen Remis- zenzeu als ehemaliger preuß. General unvereinbar, das badische Kontingent gegen Preußen zu führe». Er sandte seinen jüngeren Bruder nach Karlsruhe zurück, um den Großherzog zur Milde­rung seiner Bundestrenc noch in der letzten Stunde zu veranlasse», gab einstweilen eigenmächtig dem Prinzen von Hesse» die Erklärung ab, sich mit den seinem Kommando anvertranken Trup­pen vom 8. Armeekorps trennen zu müsse», und kehrte mit einem Tbcil seines Stabes nach Frankfurt zurück, den wiederholten Be­fehl hinterlassend, daß das badische Korps sich zurückznzichen habe. Noch in der Nacht jedoch traf telegraphisch die gemessenste Ordre des Großherzogs ei», daß es bei den letzten Entschließungen der badischen Regierung zu verbleibe» und das badische Heer sich sofort dem 8. Armeekorps wieder eiuzurcihen habe. Daraus hin kehrte gestern früh der Stab, aber ohne den Prinzen Wilhelm, wieder nach Fricdberg zurück. (S.V.)

Frankfurt, 10. Juli. Für die Verschanzungsarbeiten um und vor Frankfurt hat die Bundesversammlung 200,000 fl. auf Rothschild angewiesen.

Frankfurt, 11. Juli. Aus einer den russischen Verhält­nissen nahestehenden Quelle geht der Nat.-Ztg. eine aus dem Grunde merkwürdige Mitthcilung zu, weil dieser Quelle schon am 4. d. bekannt war, daß Oestreich eine geheime Unterhand­lung mit Frankreich angeknüpft hatte. Der Berichterstatter theilt sogar die Vorschläge mit, welche Oestreich in Paris gemacht ha­ben soll. Diese tragen zwar bas Gepräge der Uuwahrscheinlich- kcit an sich, in Rücksicht auf die Quelle mögen sie aber immer­hin hier Platz finden. Der Korresp. schreibt nämlich: Oestreich propvuirte in Paris eine Veränderung der Karte Europas der­art, daß Preußen, Sachsen, Hannover und die Elbherzogthümer (Kurbessen wird stillschweigend übergangen) behalten, der König von Hannover an die Spitze eines neu zu bildenden westfälischen Königreichs treten und daS katholische Haus Sachsen aus den polnischen Königsthron gesetzt werden solle, da eS da Loch aus alter Zeit her noch Sympatbieen in Polen habe. Frankreich würde für seine dons oküees durch Belgien entschädigt und Oest­reich würde sich seine Entschädigung in Süddeutschland holen, wogegen es Benekien fahren lassen würde. (Fr. I.)

DasFrankfurter Journal" erhält von einem Freunde, der sich schon öfters in diplomatischen Dingen als wohlunterrichtet gezeigt hat, die Mittheilnng, daß ernstlich von der Verlegung des Bundestages nach Augsburg die Rede sei.

-München, 9. Juli. Der Bayer. Ztg. zufolge verlor die 4. Division am 4. d. M. 659 Mann, darunter 9 tobte und 26 verwundete Offiziere. Der Gesammtverlnst der 3. und 4. Di­vision beträgt gegen 1000 Mann.

München, 10. Juli. Die Bayr. Ztg. meldet: Seit beute Morgens hat ein heftiger Kampf um und bei Kissingen statt. Die Preußen griffen von der rechten Seite die Saale-Brücke an, wurde» aber mehrmals durch Kartätschen zurückgcwiesen. Bom­ben flogen in die Stadt, Kirchthurm und Rathhaus wurden da­von getroffen. Das Hotel zum Bayer. Hof ist zusammengeschos­sen. Die bayrischen Truppen zeigten sich voll Muth. Die In­fanterie schoß vortrefflich. Die Reserven wurden herangezogen. Seit 1 Uhr Mittags hörten die telegraphischen Berichte aus Kis­singen auf, was erklärlich, da das Telegraphenbureau sich nahe bei den von den Bomben getroffenen Gebäuden befindet. Durch K-Verordnung wird die gesammte Landwehr in den Regierungs­bezirken diesseits des Rheins zum aktiven Dicaist und zur militä­rischen Thätigkeit innerhalb der Landesgrenzen aufgerufen.

München, 10. Juli. Die Bayr. Ztg. meldet: Preußische Kavallerie hat in der Gegend von Rehau die Grenze überschrit­

ten; bei Brückenau und Hilders sind die Preußen vorgerückt; gestern fand zwischen Kissingen und Brückenau ein Gefecht statt, in welchem die Preußen znrückgedräugt wurden. Alle Höhen von Kissingen sind von den Bayern besetzt. Das bayerische Haupt­quartier sollte heute nach Münnerstadl gehen. Das 8. Bundes« armeekorps hat entschieden daraus verzichtet, sich mit der bayrischen Armee zu vereinigen (wird offiziell widersprochen), und ist gegen Frankfurt zurückgekehrt. Zwischen Prag, Pilsen und Eger stehen keine Preußen.

M ü » chen, 11. Juli. Nach eben eingetroffenem amtlichem Telegramm aus Schweinfurt von heute 8 Uhr 15 Minuten Vor­mittags sind die Preußen von den Bayern aus Kissingen wieder geworfen worbe». Der Kampf bauert fort. (S.V.-Z.)

M ü nchen. 11. Juli. Nach Forcirung der Saaleübergäuge bei Kissingen sind die Preußen aus der Nüdlinger Straße gegen Münnerstadt vorgedruugen. Die erste baierischc Division hat die Preuße» ans Nndlingen mit Verlust zurückgeworsen und behaup­tet das große Dorf mit Erfolg. Gencrallieutenant Zoller starb den Heldentod. Die Reserven, bei Schweinfurt kouzentrirt, stehen in Schlachtordnung. (Da Schweinfurt 3 Meilen südlich von Kissigen liegt, und die Preußen über Kissingen hinaus nörd­lich verdrängen, so scheint trotz des Hinauswerscns der Preußen aus Kissingen ein Rückmarsch der Baiern erfolgt zu sein, um in guter Stellung die Preußen zu einem größeren Kampfe zu er« warten.)

Vom mitteldeutschen Kriegsschauplatz sind die Nachrichten fortwährend spärlich und verworren. Nach der Frks. Pztg. ist der neueste Stand der Dinge der, daß sich ein starkes preußisches Korps zwischen die Bayern und das 8. Bun- dcs-Armeekorps geschoben und nach tapferer Gegenwehr die bay­rischen Truppen zurückgedrängt hak. Nach den neuesten Nachrichten stehen preußische Vorposten bereits bei Steinau, etwa 5 Meilen von Frankfurt in der Richtung aus Fulda.

DieGothaer Ztg." schreibt unterm 2. dies:Die preu­ßischen Generale v. Fließ und v. Seckendorf sind Lurch Ordre des Kriegsministeriums zur Disposition gestellt." Beide kom« mandirten bei Langensalza nicht glücklich gegen die Hannoveraner. Man steht, in Preußen ist man strenge! In der Nordd. A. Ztg. wird erzählt, die Preuße» seien bei Langensalza die Opfer des Verraths eines Tclegraphenbeamten gewesen. Das Blatt berichtet:General v. Manteuffel wollte seine Ankunft mit zwei Kanonenschüffeu verkündigen, die den Hannoveranern gegenüber­stehenden Truppen als Angriffszcichen dienen sollten. Der Te« legrapheubeamte verriekh den Hannoveranern dieses Zeichen, die es nun selbst gaben und die Preußen zum Angriff lockten, wäh­rend Mautenffel noch 6 Stunden entfernt stand. Das ungleiche Gefecht, 6000 Preußen und Koburg-Gothaer, gegen die trefflich ausgerüsteten 18,000 Hannoveraner, das sowohl den Hannove­ranern, als dem preußischen 31. Landwehrregiment so große Ver­luste brrcitete, war die Folge des Verraths. Der verrätherische Beamte hat den Tod als Lohn erhalten."

Berlin, 7. Juli. (Ueber Paris.) Kriegsminister v. Roo» hat angeordnet, die Landwehr zweiten Aufgebots und alle Reserve­mannschaften, also etwa 200,000 Mann, sofort der Armee nach­rücke» zu lasse». Dagegen werden 120.000 Mann neue Rekru­ten ausgehoben, Leute, deren Dienstpflicht gesetzlich erst 1868 und 1869 beginnen würde. Die Zahl der Verwundeten, die vom Kriegsschauplätze in Breslau, Berlin und Stettin cingetros« fen sind, wird bereits auf 32,000 geschätzt. Es sind sehr viele Oestreicher darunter; ihre Verpflegung ist gut und die Bevölke­rung zeigt ihnen Sympathien. Es ist Mangel an Aerzten. Die Stimmung des Volkes ist hier für den FriedcnSschluß; Preu­ßen solle sich mit Arrondiruiig im Norden begnügen. Der König wird den Landtag in Person eröffnen; an einer Beilegung des Verfassungs-Konflikts wird nicht gczweifelt. Während Graf Bis­mark im Hauptquartier ist, leitet Freiherr v. Weither die Ge­schäfte des auswärtigen Amtes. (S.V.-Z.)

Berlin, 11. Juli. (Ueber Paris.) Die Aufforderung Preu­ßens zu Wahlvorbereitungen für ein deutsches Paal am ent auf Grund des Reichswahlgesetzes von 1849 sind von de» mei­sten verbündeten Regierungen mit den Zusagen zu sofortigen An­ordnungen beantwortet worden. In den Königreichen Hannover und Sachsen und in Kurbessen treffen die preußischen Civilkom- missäre die Wahlvorbereitungen, für die preußische Monarchie