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Stuttgart, 25. Juni. I» einigt-» Tage» wird Prinz Friedrich von Württemberg, Vetter und Schweiger des Königs, in da? Hanptguarlier des Feldzengiueisters Benedek abgchen,m in diesem den Krieg mikznmache». Auch die Prinzen Wilhelm und Engen veil Württemberg, beim 3. Reiterregiment eingetheilt, werden an den KricgScreignissen Tbeil nehmen.

Stuttgart, 30. Juni. Generallienkenant v. Hardegg hat sich gelter» mit seinen, Stabe zum 8. Armeekorps begeben. Er »nd seine Offiziere waren bereits mit der schwarz-rokh-gelben Feldbinde geschmückt.

Stuttgart, 30. Juni. zVersügnng der kgl. württ. Post- dicelkio», betreffend den Pofiverkebr nach »nd über Preußen.) Nach erhaltener Mittkeilnng ist der Fahrpvstverkebr mit Preußen, welcher sei! dein Ansbruck des Krieges bis jetzt noch über die Route Bingerbrück-Köln vermittelt werden konnte, nunmehr ganz ^ unterbrochen, und ist der Briefvostverkebr nach und über l Preußen derzeit nur noch ans dem Wege über LndwigSbasen »nd ^ Nenntirchcn möglick. Dieses wird mit dem Bemerken zur öffent­liche» Kcnnlniß gebracht, daß Frachtstücke nach Preußen, Nord- ^ dentschland, Dänemark, Schweden und Norwegen, Belgken, Hol- i land, England ec. ans Verlangen der Aufgeber über Frankreich ' nach Maßgabe der für diesen Speditionsweg bestehende» Bestim­mungen abgefertigt werden. Der gesannnte Korrespondeuzverkchr ; nach und über Preußen wird bis aus Weiteres durch die Eisen- ! badnpoftäniier vin Ludwigshafen absvedirt werden. (St.A.) ^

Stuttgart. In Anbetracht des auSgebrochenen Kriegs , schlug der Oberbürgermeister Sick den bürgerlichen Collegien zur j Erhaltung der Sicherheit und Ordnung in der Stadt die Bil- i düng einer Bürgerwehr vor. Zur Unterstützung des Sauitäts- ^ Vereins solle in den Volksschulen sofort die Anfertigung von Charpie, Verbandzeug u. s. w. angevrdnel werden, wozu die Stadt das Material zu liefern habe. Eine Anzahl achtbarer Männer ladet auf den 2. Juli zu einer Versammlung ein, wo­rin die Bildung freiwilliger Wehr vereine allerorten be­sprochen werden soll.

Man hat in öffentlichen Blättern viel darüber gelesen, daß Preußen nnS die bei Krupp in Esse» bestellten Gußstahlkanonen zurückgehalke» hat. Die Sache hat ihre Richtigkeitz sie wurde», als schon verladen und ehe irgend der Krieg erklärt war, von der prenß. Regierung zurückgehalten, während wir die preußischen Landwehrlcute anS Hobenzollern, die uns zu bekämpfe» bestimmt sind, stets durch unser Land lassen. Wenn aber hinzngesetzt wurde, sie seien schon bezahlt, so ist dies falsch. Allerdings hak Krupp eine Vorausbezahlung erhalten, allein dieselbe Krupp'sche Fabrik hak anä' eine Lieferung für unsere Eisenbahn gemacht, deren Be­trag dreimal so groß ist, als die für die Kanonen geleistete Vo­rausbezahlung; die Regierung wird sich also hieran vollkommen schadlos halten. Gezogene Kanonen haben wir auch, nur nicht alle vom gleichen Kaliber, und um dieses gleich zu machen, wa­ren die Kanonen bei Krupp bestellt. Nun, man wird sich jetzt ohne diese helfen und die vorhandenen werden wohl den Preußen zeigen, daß sie auch nicht von Stroh sind.

In Lorch fiel ein Artillerist znm Eisenbahnwagen hinaus. Die Räder schnitten dem Unglücklichen beide Fuße ab und starb der Verwundete bald darauf an den Folgen dieses entsetzlichen UnglückssallS.

Aus H o h e n z o ll e r n, 26. Juni. Heute Nachmittag 2 Uhr sind 2 Compagnien des K. würktemb. 6. Infanterieregiments, von Ulm kommend, in Sigmaringe» eingerückt; auf heute Abend find 3 weitere Compagnien angesagt. In Graf LeutrumS Ge­folge befanden sich württ. Telegraphen- und Postbeamte und, wie cS heißt, das nöthige Personal für sämmtliche hobenzollern'sche Oberämter. Gleichzeitig sollen Hechingen mit der Burg Hohen- zollern und die Enclave Achberg bei Lindau militärisch besetzt werden. Von der Bevölkerung wurden die Truppen freundlich ausgenommen. Die preußischen Gensdarmen entfernten sich in Eivilkleidern unmittelbar vor dem Einrücken der Würltemberger. Weitere Truppe» unter Oberstlieutenaiu v. Stetten sind am 26. Juni Abends eingerückt. Die Regierung ist aufgelöst. Alle preußischen Beamten aus den Alllanden haben Hohenzollern inner- balb 24 Stunden zu verlassen. Die übrigen Beamten haben dem Bunde Len Eid der Treue zu schwören, ober die Dienstentlassung

ebenfalls zu gewärtigen. Oberamtmann Rath von Riedlin« gen übernahm daS Oberem! Sigmaringen. Die württ. Bnn- destrnppen sind am 28. bis Hechingen vorgerückt; 150 Mann hielten henke daselbst ihre» Einzug und wurde» von dem zahlreich versammelten Publikum ans's Frennvlichstc ausgenommen. Viele preußische Beamte verlassen das Land. Der Bundes-Civilcom- misfär Graf v. Leulrum hat eine Proklamation an die Bewohner des Landes erlassen, in welcher er nach dem Beschluß deS Bun­des und im An,trage des Königs von Württemberg die Verwal­tung im Namen des Bundes übernimmt und verspricht, allen Interessen möglichst Rechnung tragen zu wollen. auch die öffent­liche Verwaltung soll ihren gehörigen Fortgang nehmen; durch ein entgegenkommendes Benehmen werde sich das Verhälluiß zu ihm und den Truppen freundlich gestalten

Frankfurt. DieDeutsche Wehrzeitnng" sucht anssnhr« lich »ackzuweisen, wie in Dentschland in vier Woche» 72,000 Mann VolkSwchr organisirt werden könnten, und begleitet diesen Nachweis mit folgendem Vorwort:Wir Alle wollen keinen Krieg! Gegen den Krieg gibt es nur ein Mittel: das Volk muß sich wehrhaft machen, muß sich militärisch vrganistren. Dann kann eS in dem Vollbewußksein seiner Kraft Halt gebieten. Es ist unser fester Wille.--Kein Fuß breit wirklich deutsche» Gebietes soll unter irgend einer Form von unserem Vaterlande abgetrennt werden. Stehen wir fest. Mann an Mann, gegen den heuchlerischen Bonapartismus, der die Hand nach den Rbeinlanden ansstreckk. Militärisch organisirt, werden wir stark genug sein, dem Ruf: Bis hieher und nicht weiter! die That ans dem Fuße folgen zu lassen. Wir wollen ein einiges, freies »nd mächtiges Deutschland! Opfern wir unsere partiknlaristischen Neigungen dem große» Ziele! Lassen wir alle andern Bestrebun­gen ruhen, bis das eine große Ziel erreicht ist! Vereinige» wir alle Kräfte zur Errichtung einer deutschen VolkSwehr, durch welche einzig und allein das einige und freie Deutschland geschaffen wer­den kann!"

Frankfurt, 28. Juni. Ein einsiußreicher Diplomat schreibt einem hiesigen Freunde aus Wien:Der Kaiser hat sich neulich geäußert: gibt Gott uns Sieg, so bin ich mit meinen verbünde­ten Fürsten Mitte August wieder in Frankfurt, aber diesmal kom­me» wir Fürste» nicht allein (wie 1>63), sondern umgeben von den Vertretern des deutschen Volks, dem sein volles Recht wer­den soll." Besagter Diplomat glaubt, daß binnen 14 Tagen die Wahlen znm Parlament ausgeschrieben werden. Dieser Nach­richt fast entgegen gesetzt, wird der Allg. Ztg. ebenfalls ans Wien geschrieben:Dieser Tage soll in unserm Ministerkonseil der Bnn- dcSreformplan endgültig festgestellt worden und Graf Belcrcdi mit seiner Opposition, die zunächst a» der feste» Haltung des Grafen Mcnsdvrff scheiterte, nicht durchgedrnugen sein. Der Bundestag soll nach diesem Plan noch ferner in seiner bisherigen Gestalt fortbestehen, und ihm ein ans einem Ober- und Unter­haus bestehendes Parlament zur Seite gestellt werden.

Frankfurt, 28. Juni. Es verlautet, daß die heute Mor­gen von hier nach Bingen mittelst der Eisenbahn vorgerückten Oestreicher, Hessen und Württembergcr in Bingerbrücke die dort befindlichen Preuße» (Landwehr) aufgehoben und gefangen ge­nommen haben.

Frankfurt, 29. Juni. Ein Extrablatt der Frkf. Postztg. bringt folgende Privatdepcsche aus Wien, 28. Juni: Gestern bei Josephstadr große Verluste auf beiden Seiten. Preußen in dreifacher Uebermacht von 80,000 Mann. RegimentDeutsch­meister" besonders starke Verluste. Auch heute Kämpfe. Nach andern Mittheilnngeu wären diese Angaben völlig ungenau. Die Verluste der Oestreicher ebenso wie der Preußen sollen groß sein, die ersten jedoch die wichtige Position bei Skalitz allerdings be­hauptet habe».

Frankfurt, 29. Juni. Die Kölnische Post ist diesen Mor­gen ausgeblieben. Die Preußen sollen bei Bingerbrück das Fell­eisen wcggcnonnnen haben. In einer heute stattgehadten Bun­destagssitzung haben Anhalt »nd Schwarzburg ihren Austritt aus dem Bund erklärt, ebenso Hamburg, diesesbis auf Weiteres." Gerüchtweise verlautet, die Preußen seien heute von Bingen ans auf das rechte Rheiniifer übergegange» und bedrohten Wies­baden. Man will sie sogar in Eltville gesehen haben. Als be­stimmt wird versichert, daß die Preußen gestern auch in Ems gewesen seien und dort die Spielbank geschlossen hätten.