Prag, 24. Jnni. Tic Briefe, welche ans Sachfsti ange­kommen sind, waren von dcr preußischen Militär-Verwaltung er- öffnet.

Prag, 26. Juni. Einen, dem Statlhalterci-Lelter Grafen LazanSky von, Kommando des ersten Armeekorps zngekvmmcnen Telegramme zufolge bat weder bei Jnngbunzlau noch bei Rcichen- berg ein Gefecht staktgrstunden.

Privatnachrichten ans Prag melden vom 27. Jnni NackstS: Zwei Schlachten bei Nachvn und Mnnchengrätz. Tie Preußen gefchlagen und verfolgt. 23 Kanonen erobert. (T.d.Sk.A.)

AnS Böhmen, 26. Jnni. Tie Preußen zerstörten gestern die Bahnstrecke Werdau-Gößnitz. DaS Volk in Altenbnrg ist ge­gen die Preuße» anfgcstantcn. Ter König von Sachsen ist heute von Prag abgcrcist.

Böhmen. Pardubitz (Knotenpunkt der von Brünn nach Prag und nach Reichenberg führenden Eisenbahn), 27. Juni. Nachmittags. Seil 10 Ubr Vormittags zwischen Nenstad und Nachod (hart an der schlesischen Grenze zwischen den Festungen Königsgräz und Glatz) anhaltendes Geschützfener, Preußen bei Lkelitz zurückgeworfe», wo die Kavallerie in Aktion tritt. Abend 6 Uhr: Preußen g eschl a g e n involl e m R ü ckz n g e. Tobte, Verwundete am Platz gelassen. (T. d. S. M.)

Wien, Donnerstag Morgen. An dem gestrige» Gefechte bei Münchengrätz participirten die Sachse» mit Tapferkeit und Auszeichnung. Tic Preußen verloren in dem Gefechte bei Ska- liz viele Gefangene und 16 Kanonen. Nach der Schlacht ver­langte ein preußischer Major als Parlamentär einen Waffenstill­stand, welchen Benedck abschlng. (T. d. St.A.)

Verona, 27. Juni. Tie Italiener hoben die Cerniruug Peöchieras ans und verließen die Minciolinie. Italienische Ab- theilnngen, welche den Po überschritten halten, sind zurnckgegan- gen. (T. d. -Lt.A.l

Florenz, 24. Tnni. Ricasoli erhielt heule Morgen Tc- vntanonen von Einwohnern a»S Triest und Istrien, die Adressen überreichten und darin um Vereinigung mit Italien baten. Eine große Anzahl Lenke ist in Triest und Istrien verpflichtet worden, binnen 24 Stunden abznreisen.

Florenz, 27. Jnni (über Paris). Der König kelegra- phirle: Tic Schlacht am 24. ist weder verloren, »och gewonnen. ES ist Befehl gegeben, sämmliiche Skreitkiäste zu konzentrircn und den Kampf wieder ansznncbme». Tie Armee verlangt zu kämpfe». Dieselbe concentrirt sich um Eremona und Piacenza.

In Betreff der italienischen Berschte über die letzte Schlackst, sagt der Staaks-Anz. für Würrt., daß die Italiener sich unend­lich würdiger und maßvoller ansdrückcn, als ihre Verbündeten von der Spree, welche die ganze Windbeutelei für sich allein ge­pachtet zu haben glauben.

In Italien ist der Haß gegen die Tenkschen so stark, daß, wer sich etwa erlaubt, öffentlich deutsch zn sprechen, für eine» Spion gehalten wird und sich den gröbsten Insulten auS- ietzt.Tod den Tenlschen und Schweizern, cs leben die Pren- sie»!" ist das tägliche Geschrei der fanalisirten Hansen.

Bern, 19? Jnni. Tie wiirtlcmbcrgifche Regierung hat nnnmebr ihren Beitritt zur Genfer SanitätS-Convenlion offiziell angezeigi. Oestreich ist nicht bcigetretcn.

Paris, 25. Jnni- Militärische Autoritäten erklären das Einrücke» von 36,000 Preußen bei Reicbenbcrg für einen kapita­len Fehler; dieselben würden unfehlbar abgefchnitten.

K v p e n b a g e n, 24. Juni. Am Freitag har die Verlobung des Großfürsten Thronfolgers von Rußland, Alexander, mit der Prinzessin Tagmar, der früheren Verlobten des verstorbene» äl­teren Bruders, staktgcfrindcn.

Krakau, 27. Juli. Tie Preußen, welche Morgens bei Oswiccim neuerdings angriffen, wurde» mit schweren Verlusten znrückgewvncn, östreichische Verluste gleichfalls groß. (crt.-A.)

Der Statthalter von Warschau hat die Bebörden ange­wiesen, östreichische und preußische Kriegsflüchtlinge auch opnc Paß eintreten und ihre Effekten zollfrei paffiren zn lassen.

Dnckarcst, 22. Juni. Freiwillige werden zum Eintritt in das Heer anfgefvrdert gegen freie Verpflegung und 2 Dukaten ÄonatSsold.

London, 26. Juni Russell und Gladstone thcilen mit, die Königin habe die Abdankung des Kabinets angenommen. Vertagung bis Donnerstag.

Graf Dalistrn:.

(Fortsetzung.)

Arnulf von Aldenarde, der an ibrer Seite ging, war ein ideal schöner Mann von etwa achtnndzwanzig Jahren. Seine Gestalt war hoch und doch geschmeidig, das Gesicht halte den Ausdruck männlichen Selbstbewnßtseins, die Augen groß und feurig, den Mund klein und voll, Haare, Bart und Augenbran- nen dicht und von schönster Farbe. Unwiderstehlich war die Ge­walt seines Blickes. Als er mit der Gräfin die Schwelle über­schritten halte, wollte er sich zn den beiden Baronen Kranhoven begeben, und verneigte sich ein wenig gegen Johanna. Sie sah ibn freundlich an, und sagte halblaut zu ihm:Verweilt noch, wenn die Anderen sich entfernen; ich habe später mit euch allein zn reden."

Aldenarde sah sic mit einem leidenschaftlichen Blick znstimmend au, neigte den Kopf, und trat zu Hugo von Kranhoven, dem er herzlich die Hand reichte.

Die Gräfin richtete nun an die beiden Krankoven den freundlichen Gruß:Willkommen, werkhe Herren!" Tann sich besonders zn Hugo wendend, sagte sic:Ach sieh' da, Baron Hugo! Herzlich gegrüßt in der Hejniath! Ihr kommt aus Deutsch­land, von des Kaisers Hofe, da werdet ihr verwöhnt sein. Was gibt es Neues im Reich?"

Leider, hohe Frau, entgegnele Hugo, bringe ich keine er­freuliche Neuigkeiten. Ueberall bcrrsebt Unfrieden."

Johanna seufzte.Tie ganze Welt lebt in Unfrieden", sagte sie, und fuhr dann lächelnd fort:Die Zeiten sind vor­über, wo wir als ei» Paar frohe Kinder zusammenspielten. Ach, ich suhle es nur zu gut!"

Hierauf blickte sie nach den Rathsherren, setzte sich an den Tisch, neben welchem ihr hoher, mit dem flandrischen Wapppen gezierter Stuhl stand, und fragte:Und Ihr getreue Herren, was bringt Ihr mir?"

Die RatbSherren näherten sich in tiefster Ehrfurcht, und der älteste davon sagte vertretend:Wir sind die Ueberbringer der Klagen Eurer vielgetrenen Stadt Brügge, hohe Herrin. - Die Bürger bitten, daß Ihr sie beschützt. Unmöglich ist's, daß wir die Abgaben anfbiingcn, die der König von Frankreich von uns- fvrdert."

Johanna war sichtlich betroffen und blickte verlegen um sich. Aldenarde murmelte etwas wiedumines Krämervolk" zwischen den Lippen, doch hielt er an sich. Tie Gräfin erwiderte end­lich:Ihr müßt Rath schaffen, wie es geschehen kann; ick ver­mag letbec nicht, Euch davon zn entbinden."

Ter RaihSherr begann mit Thränen in den Augen weiter zn reden.O Gräfin," sagte er,wo sollen wir Gerechtigkeit suche», wen» Ihr sie uns verweigert?"

Nun bezwang Aldenarde sich nicht länger. Vertretend sagte er mit hvchfahrendcr Miene und barschem Tone:Genug, daß die Gräfin Eurem Gesuche nickt willfahren kann, wozu also noch viele Worte, die das Herz der edlen Frau verwunde». Die allgemeine Noch trifft jeden Einzelnen von », wähnt Ihr, daß man Euch verschonen soll. Tragt Euren Theil, wie sied gebührt."

Tic Rathsherren traten erschrocken zurück. Johanna machte eine gnädige Handbewcgnng, um sie zn entlasten und sagte: Geht jetzt , kebrt nach Hanfe zurück, und verzweifelt nickst, denn ich hoffe zu Gott, daß cs mir gelingen wird, ei» Mittel zu finden, um Eure und meine Sorgen zn enden."

(Fortsetzung folgt.)

Nagold. Tie Herren Ortsvorsteher sind ersucht, die ih­nen zngegangene Bille des Ausschusses des württembergischen SanitäiSvereinS um Zusendung von Geld, Verbands- und Ver- pflegungsgeaeniiänden für verwundete Krieger in ihre» Gemeinden möglichst zn verbreiten, namentlich auch den Herren Ortsgeistlichen mitzutbeilen, und ans jede Weise zu unterstützen.

Ten 29. Jnni 1866.

König!, gemeinschaftl. Oberamt.

Für den Dekan? Diak. Kemmler. Böltz.

Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.